Am Morgen des 14., wir hatten beschlossen, uns langsam auf den Rückweg zu machen, aber noch den Track nördlich eines Militärstützpunktes mitzunehmen, machten wir an einem kleinen Bachlauf eine kurze Pause bei bestem Sonnenschein.
Als es losgehen sollte, machte der Motor eine Fehlzündung, der Kicker schnappte schwungvoll zurück, aber nicht so schlimm, ich hab ja Endurostiefel an. So eine Fehlzündung hatte ich bei der Brombeerheckenaktion schonmal, ich war also nicht mehr so überrascht.
Ich will den Motor wieder ankicken, der Kicker steht merkwürdig. Oh, da ist was faul. Vorsichtig den Kicker nach unten gedreht, gekickt, Motor springt an, aber ein "Rrrrrraaaaaatsch" vom Kickerfreilauf überzeugt mich davon, den Motor wieder ganz schnell auszumachen.
Im Kupplungsdeckel ist ein Loch.
Ratet mal, wer kein Kaltmetall dabei hat!
Aber warum ist da ein Loch? Der Kicker kommt zu weit hoch und hat das Loch geschlagen. Wie kann das sein?
Ok, Tour beendet, aber irgendwie müssen wir da noch wegkommen. Der ADAC fährt sicher nicht in den Wald für mich.
Wir müssen also das Loch irgendwie zubekommen und den Freilauf ausrücken, dann könnten wir die TT sicher anschieben, um ins nächste Dorf zu kommen.
Ich fange an, alles zu zerlegen, Michi fährt ins Dorf, um Kaltmetall zu organisieren.
Ich verlagere die OP auf die andere Seite des Bachs, um im Schatten zu schrauben.
Zwischenzeitlich kommt Michi wieder, Kaltmetall und Bremsenreiniger im Gepäck. Der erste, den er getroffen hat, hatte welches und gab es auch bereitwillig heraus. Wow!
Deckel ab und geschaut, aha, die Kickerfeder ist nicht mehr richtig gespannt. Gebrochen? Nein.
Weiter geschaut, wir finden ein kleines Blech mit zwei abgerissenen Schraubenköpfen vor. Dieses Blech sorgt dafür, dass der Kicker einen Endanschlag in Ruheposition hat, und gleichzeitig rückt es den Ratschenmeschanismus aus.
Wir operieren die Kickstartwelle raus, das geht gerade so eben, ohne die Kupplung zu demontieren.
Dann sehen wir das ganze Dilemma:
Irgendein Ochse hat dort Baumarktschrauben verbaut! Und nein, ich war es nicht, das Blech war mir bei der Überholung nicht im Weg, also warum demontieren? Die Schrauben habe ich dabei zwar gesehen, aber nicht registriert, dass sie ein Problem darstellen könnten.
Michi hat es geschafft, die beiden Stümpfe aus den Gewinden zu operieren, dann fanden sich noch zwei Inbusschrauben als Ersatz.
Alles wieder zusammen? Nein, leider nicht, die Köpfe sind zu hoch.
Also gesucht und zwei Sechskantschrauben in der richtigen Länge am Motorrad gefunden.
Alles wieder zusammen, die Dichtung sieht nach mehrfachen Demontieren schon nicht mehr gut aus, die wird sicher nicht mehr dicht.
So war es dann auch, aber ich konnte wieder fahren. Wir brachten die Sachen zurück und bedankten uns bei dem Dorfbewohner und suchten was zu essen. Wir hatten ja vorher nix eingekauft, weil "wir sind ja nur kurz im Gelände unterwegs".
Die Ölerei war schlimm, das Hinterrad war schon leicht gesprenkelt und das nach wenigen Kilometern.
Also suchten wir, es war Sonntag, das einzig offene Geschäft auf, wo man Dichtungsmaterial und mehr bekommen kann: Einen Supermarkt.
Tetrapacks waren zu klein, aber eine lackierte, dünne Pappe in der richtigen Größe find sich in Form einer Verpackung für Einweghandschuhe.
Noch ein wenig Essen eingekauft und dann los, eine Schrauberecke suchen.
Wir fanden sie in Form einer Wiese am Rand eines Wäldchens, nicht von der Straße einsehbar, weit draußen.
Dort also alles wieder auseinander, den Karton zurechtgeschnitten und eingebaut. Nach nur wenigen Stunden waren wir rechtzeitig fertig, um die ersten Regentropfen zu bewundern.
Ein Blick auf den Wetterbericht sagt uns: Heute und morgen überall Regen.
Also, gibt es nur eine Option: auf schnellen Straßen Richtung Heimat, dabei am Sonntag so weit wie irgend möglich kommen, da Montag der Regen deutlich stärker sein soll.
Also eine Pension in der Nähe von Jicin rausgesucht, das sind rund 170km, Regenmembran in die Jacke und los.
Am Abend, es wird bald dunkel, wir sind komplett durchgefroren, kommen wir an der Pension an. Die ist abgebrannt.
Also weitersuchen. Die nächsten beiden sind zu.
Ab in die Stadt. Alle zu.
Letztendlich nehmen wir ein Zimmer in einem teuren Hotel, zu spät, um noch was zu essen zu kriegen, und Michi bekommt noch nichtmal ein Bier, weil der Ausschank auch schon zu ist.
Immerhin: Der TT-Motor ist dicht!
Montag ziehe ich alles an, was ich mithabe und wir kämpfen uns durch den Regen, der an der Grenze nach Deutschland aufhört. Ich fahre dann noch eine Runde durchs Erzgebirge zum Trocknen und Michi auf die Autobahn zurück nach Braunschweig.
Hat die TT den Test bestanden?
Nunja, ich bin damit wieder nach Hause gekommen, aber die Defekte haben uns mindestens einen halben Tag Offroad gekostet und nur durch vereinte Kräfte haben wir nicht den Schandwagen rufen müssen.
Immerhin: Wir hatten jede Menge Spaß und fahren tut der alte Hobel wunderbar!
Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn mal auf einer Tour nichts kaputtgeht...