Heute war schönes Wetter angesagt und so bin ich nach den morgendlichen Sportübungen eilfertig zur Garage und habe die TTE herausgezerrt. Erstens fahre ich mit dem Hobel echt gerne und zweitens hat er noch ein bisschen Profil was eh weg muss, wenn ich den Birdgestone AX41 aufziehen lasse.
Also über den Brenner, allein, in morgendlicher Frische. Aber in gemessenem Tempo, denn schon waren fünf Spots besetzt mit Radarpistolisten, wohlgemerkt nur bis Matrei. Dann weiter nach Süden, den Weg kennt ihr alle aus mehrfahcen Schilderungen. Bis kurz vor Klausen, dort scharf rechts hinauf nach Velthurns (richtig, da war doch das Renaiisanceschloss!), aber dieses schmählich beiseite lassend und nach Latzfons weiter. Auch da waren wir schon, als wir nach Schloß Gerstein und weiter durch das Tinnebachtal nach Klausen wollten . Heute ging es am Ortsende von Latzfons rechts aufwärts erstmal Richtung Latzfonser Kreuz. Das erreicht man zwar nicht per Motorrad, aber immerhin kommt man bis zum Ende der für Weltmeisterschaften zugelassenen Naturrodelbahn dort und die Ausblicke in die Dolomiten, die sich immer wieder bieten, sind wahrlich spektakulär.
- Blick von der Rodelbahn in die Dolomiten. Über dem Tankrucksack: Langkofelgruppe
- Langkofel vergrößert
Was man auch sah am Gegenhang, war eine Straße. Und die ging weit nach oben, echt weit. Also hin und ausprobiert. Und das ging richtig weit. Man muss am Ortsende Latzfons der Wegweisung (die vorsichtig gesagt spärlich ist) Richtung "Lochalm" folgen. Und irgendwann ist dann halt auch Schluss und man endet an einer Käserei - die aber, weil noch kein Milchvieh aufgetrieben ist, auch noch keinen Käse herstellt. Muss also später nochmals besucht werden. Aber unterwegs die Ausblicke - a Traum!
- Ausblick in die Dolomiten. Vlnr: Peitlerkofel (oberhalb Würzjoch), Furchetta und Sass Rigais (über dem Villnöss), knapp rechts der Bildmitte die Sellagruppe und dann die Langkofelgruppe. Am Rand steigt noch der Rosengarten hinauf...
Ich war ja jüngst an der Baustelle im Tinnetal gescheitert. Machtvolle Baumaschinen verlegten den eigentlich organischen Weg Richtung Klausen. Arglos wie ich nunmal bin, habe ich mir gedacht, ich wolle mal nachsehen, wie der Fortschritt der Arbeiten ist. Und bin über Schloß Gerstein weitergefahren. Zuerst versuchte ich über Pardell einen Weg zu finden, aber das klappte nicht. Also musste ich auf der Talstraße bleiben, die im Kontext der Bauarbeiten jeder Schotterstrecke in Kärnten und in der Steiermark Ehre gemacht hätte. Und es war auch gleichermaßen traumhaft wie bei den von Tomcat so meisterlich geführten Schotterausfahrten. Ein paar Eindrucke:
- Die Tinnetalstraße, gezeichnet von Steinschlag und Baumaschinen
- Einsame TT im Tinnetal
Ich bin also durchgekommen und es war auch gefahrlos. Aber: Im Baubetrieb sollte man da nicht fahren. Und als ich in Klausen ankam, da standen an der Sperre bereits ca. zehn deutsche GS- und Kürbis1290-Fahrer. Einer fiel eh grade um und ich hoffe, die anderen sind die Strecke nicht gefahren.
Ich bin dann die letzten Meter in die Alte Post gefahren, der Vatertag wollte gebührend gefeiert werden. Dabei teilte mir der Wirt freudig mit, dass der jüngst dort aufgelieferte Tachoantrieb für Jürgen "Organ" Ebenkofler bereits von diesem abgeholt worden sei. AIA-Logistig funktioniert also auch über Vorbande ...
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, um Mittag wieder den Weg nach Hause zu nehmen, weil doch die Ferien zuende gehen. Aber Bundesstraße und Autobahn waren gesteckt voll. Also habe ich mich nach Süden ("antizyklisches Verhalten") verrollt und bin in Blumau seit ich weiß nicht wie langer Zeit mal wieder die 15 geilen Kehren nach Steinegg hinaufgefahren. Und sagen wir mal so: eher zügig. Später sollte mich ein WhatsApp von Jürgen erreichen,ob ich da gerade durch Steinegg gefahren sei ...
Bin ich, aber nur kurz, denn ich bin Richtung Welschnofen weiter, immer unter dem Eindruck des beeindruckenden Rosengarten-Massivs. Und bevor ich nun kulturgeschichtliche Vorlesungen ausführe, sage ich einfach: Sackschön und sehr beeindruckend!
Ich bin dann über Gummer und das Eggental wieder ins Eisacktal, einfach um zu sehen, wie sich der Verkehr entwickelt. Schlecht. Also gleich wieder weg und über die winzige Straße von Blumau nach Braien. Einmal mehr ein Traum! Und gleich weiter über die Straße nach Tiers, direkt unter dem Rosengarten und den Vajolet-Türmen. Das Eisfeld, was mal Laurins Rosentgarten gewesen sein soll, ist zwar ein immer schneller abschmelzender Schneefleck, aber die majetätisch aufragenden Vajolet-Türme sind einfach für jeden, der mal Klettern war, eine Offenbarung. Die Delago-Kante, 1911 als Dolomiten IVer schon eine Ansage, gilt heute als eine der am meisten begangenen Kletterrouten. Kenner und Könner brauchen rund 20 Minuten ...
- Rosengarten mit Schneefleck. Links davon die Vajolet-Türme. Die rechte der drei Nadeln ist der Delagoturm mit der prägnanten Kante.
Weiter ging es von Tiers über den Nigerpass. Ein frohes Schwingen immer im Schatten der Rotwand-Südwand und gegenüber im Süden den Latemar - es ist einfach ein Traum. Auch wenn mir Hoarleys ein wenig laut vorkommen, vor allem gemessen an ihrer Geschwindigkeit. Bald schon mündete der Nigerpass in die Karerpass-Straße ein und die unübersehbaren Folgen des Megatourismus sind schwer wegzudrücken. Vor allem vor dem Hintergrund der wirklich beeindruckenden Landschaft.
- Latemar über dem Karerpass
- Rosengarten udn Rotwand (zweite von rechts) - zwei Berge im Grenzgebiet zu Ladinien - und im Vordergund die alte TTE
Ein zweites Mal schwinge ich heute das Eggental hinunter, und genüsslich dann das Eisacktal wieder hinauf, über den Brenner nach Hause. Die alte Brennerstraße (die so alt gar nicht ist, sondern erst um 1840 in Betrieb ging) ist natürlich immer noch im Fokus der Exekutive. Meine warnenden Hinweise an drei Motorradfahrer aus Düsseldorf und Neuss bleiben von diesen unerhört. Dafür machen Sie Bekanntschaft mit den Beamten an der Stefansbrücke. Ich nehme an, dass Überholen im Überholverbot bei mindestens doppelter Geschwindigkeit (100 statt 50 km/h) Denkprozesse in Gang gesetzt haben. Oder besser: Ich hoffe es.
Müde, aber glücklich bin ich nach 360 km wieder heimgekehrt. A Traum in jeder Hinsicht.
Maybach