Maybachs Ausfahrten 2023

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Do 08 Jun, 2023 17:55

Ich "musste" ja familienbedingt an den Gardasee. Ich will das nun nicht auswalzen im Öffentlichen, nur soviel: Meinem 4jährigen Großneffen geht es gar nicht gut, was natürlich auch auf sein Umfeld Auswirkungen hat.
Und um das "System" ein wenig zu entlasten, hat meine Schwester die ganze Familie an den Gardasee (Torri del Benaco) eingeladen. Und weil ich weiß, dass der Bengel Motorräder liebt und gerne drauf sitzt, bin ich nach Abstimmung dorthin gefahren.

Ich bin also relativ früh in Innsbruck losgefahren, denn es war ja anzunehmen, dass doch recht viel los sein würde. Erste Pause in der Alten Post, einen guten Doppio eingeworfen.

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Einmal mehr: XS vor der Alten Post in Atzwang


Dann weiter nach Süden, zwischen Bozen Nord und Auer auf der Brennerautobahn, weil es einfach nicht schön zum Fahren ist dort. Dann weiter über Trient Richtung Rovereto. In Calliano habe ich einen kleinen Stopp eingelegt und sogar ein brauchbares Foto von der beeindruckenden Festung Castel Beseno machen können. Wer noch nicht da war: Anschauen, lohnt sich sehr! Und zwei Stunden einplanen.

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Castel Beseno. Es liegt wie ein gestrandeter weißer Wal östlich des Etschtals und sollte Tirol gegen den Zugriff Venedigs schützen.


Rovereto passiert und in Mori die Abzweigung nach Brentonico genommen. Von Süden braute sich dunkles Gewölk zusammen, aber wie so oft waren die kleinen Straßen leer und ich konnte die XS fröhlich laufen lassen. Der viele Regen der vergangenen Tage und Wochen hat auch dazu geführt, dass die Flanken des Monte Baldo sich wie eine Grüne Hölle präsentieren. Kommt man aber über die Baumgrenze, dass wird es nicht nur kühler, sondern der Wind wurde auch immer stärker.

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Grüne Hölle oberhalb von Brentonico am Monte Baldo.


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Jenseits der Baumgrenze auf der Ostflanke am Monte Baldo.


An der Boca di Navene noch kurz einen Schnappschuss des kaum noch zu erahnenden Tiefblicks,

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Blick von der umwölkten Bocca di Navene auf den Gardasee - knapp 1400 m tiefer.


ein kleines Schwätzchen mit einem Bonner R100GS-Fahrer und dann machte ich mich auf den Weg, voller Hoffnung, dem Regen ausweichen zu können. Die Hoffnung trog.
Regenfälle stygischen Ausmaßes platschten schlagartig herab und durchweichten innert weniger Sekunden. Nun ja, war ja nicht so schlimm, denn erstens sind wir ja nicht aus Zucker und zweitens war das Ziel ja schon in Reichweite. Und in der Tat: Je weiter ich nach Süden und tiefer kam, desto sonniger und wärmer wurde es. In Caprino Veronese war ich schon wieder trocken und schwang Richtung Prada wieder nordwärts.
Und in Prada kam dann der nächste Guss. Die letzten Meter bis zur Scheitelhöhe fuhr ich in Wasser, das ungefähr 5 cm tief und die ganze Fahrbahn einnehmend herunterschoß. Die alte Kriegsstraße, die nach Westen in 22 Kehren steil abwärts geht, war nun auch nicht mehr so prickelnd zu befahren. Laub, ja ganze Äste schwemmte es da nach unten. Fotos verboten sich, wollte ich nicht mein Handy auch noch fluten ...
Aber wie es im sommerlichen Gebirge so gehen kann: Nach wenigen Minuten (die mich allerdings bis auf die Knochen eingeweicht haben!) war es wieder warm und sonnig!

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Kleine Pause nach dem Regenguss. Man bekommt eine Ahnung, wie steil das dort ist


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Blick aus den Olivenhängen oberhalb Brenzones auf selbiges und die Isola Trimelone


Wenige Minuten nur später war ich faast wieder trocken angekommen. Es war ein schöner Familienabend und ich glaube es war gut, dort gewesen zu sein. Nur das Bett in der Pension war so schlecht, dass ich nur wenig Schlaf fand.
Am nächsten Morgen machte ich mich früh auf, um zum einen der angekündigten Hitze ein wenig zu entgehen, zum anderen weil für den Nachmittag nördlich des Alpenhauptkamms wieder Regen angesagt war.

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Morgenstimmung am Gardasee



Zur Abfahrt war mein Großneffe mit Schwester angetreten, weil er wenigstens nochmal auf dem Motorrad sitzen wollte. Da er mit 4 Jahren einfach noch zu klein ist, um mitgenommen zu werden, habe ich ihm versprechen müssen, dass wir das nachholen, wenn er auf die Fußrasten kommt. Prinzip Hoffnung ...

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Er wäre soooo gerne mitgefahren ...


Ich fuhr dann auf direktem Wege nach Torbole und weiter durch das Sarca-Tal nach Trient. Erste Pause war in Salurn, unterhalb der immer wieder beeindruckenden Haderburg. Sie gehörte übrigens auch mal Philippine Welser ...

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Die Haderburg über Salurn


Zum Mittag war ich bequem in der Alten Post und dann war es ja fast nur noch ein Katzensprung nach Hause, wo ich mit den ersten Tropfen des angekündigten Regens vor der Garage ausrollte. Knapp 600 km schöne Fahrt, danach noch "TD nach der Fahrt" mit Kettenschmieren, Ölkontrolle und Kettenspannen.

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon hiha » Fr 09 Jun, 2023 07:25

Sehr schöner Bericht, erinnert mich gleich an diverse Urläube. :-)
Und wie man an der Isola del Trimelone unschwer erkennen kann, ist das Gelabere um den ach so wasserlosen Gardasee wohl tatsächlich nur Gelabere, denn da haben über die Jahre die der Insel vor- und nachgelagerten Untiefen schon deutlich weiter rausgeschaut...
Gruß
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Fr 09 Jun, 2023 12:00

Ja, der maximale "Mangel" waren etwas mehr als 50 cm. Wenn man das aber auf die Fläche umlegt, dann sind das schon ein paar Maß ...
Aber der Regen der letzten Zeit hat da viel ausgeglichen.

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Boscho » Fr 09 Jun, 2023 21:26

Das Gelabere war halt, als der See den tiefsten Stand seit Beginn der Messungen (1951 oder so) hatte. Und gleichzeitig war in Italien, Frankreich und Spanien eine gewisse Trockenheit; da war das eher im Fokus. Seit da ist ein wenig Regen gefallen, und es ist doch schön wenn sich die Lage wieder etwas normalisiert.

Wobei: wenn ich das richtig verstanden habe, dann sollte der See aktuell eigentlich ziemlich voll sein. Ist er das denn? :gruebel:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon hiha » Sa 10 Jun, 2023 06:41

Er scheint ebenso voll zu sein wie immer um die Zeit. Zwischendurch war er wohl kurz etwas leerer als üblich, die Panikmeldungen hielten aber wochenlang an, und ausschließlich in Deutschland. Am Lago zuckte man mit den Achseln, da wusste man nichts davon...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Boscho » Sa 10 Jun, 2023 07:05

Dann wohl German Angst weil es grad so gut ims Gesamtbild passte. Auch nicht hilfreich. :roll:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 10 Jun, 2023 15:13

Heute früh bei meinen morgendlichen Sportaktivitäten schien mir das Wetter angenehm schön, trotz der Tatsache, dass sich Fantastilliarden deutscher Motorradfahrer in Tirol herumtreiben.

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Innsbruck mit seiner Nordkette. Wenn man bei so einem Wetter nicht Motorrad fährt, wann eigentlich dann?


Also die immer noch ungereinigte XS fertig gemacht und losgerollt. Richtung Oberland und bei Imst habe ich schnell entschieden, dass es auf den Gachen Blick geht. Der Parkplatz dort war fast voll mit GS-Motorrädern. Mit zwei Fahrern derartiger Monster habe ich mich nett unterhalten, sie kamen aus dem Sauerland. Schön fand ich den Aufkleber "Leis' ist kein Scheiß!", weil die ganzen "Biker" aus dem Ruhrpott mit ihren Klappenauspüffen ihnen dort die Streckensperrungen bescheren würden. Wie gesagt: An sich ein großartiger Ansatz, den ich unteschreiebn könnte, würde das Motorrad, an dem das pickt, nicht gleichfalls einen Klappenauspuff haben (und im Außerfern sofort gestraft werden).

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Die XS mal wieder am Gachen (= steilen) Blick, der auch die Pillerhöhe genannt wird.


Die Herren fuhren weiter Richtung Kaunertal (sie wollten noch auf Stilfser Joch, was mir den Hinweis entlockte, dass sie da heute sicherlich komplett allein sein würden. Also mit ein paar Mailändern vielleicht ...) und nach wenigen Kurven hatte ich sie wieder und weil die XS ja kein Lichtraumprofil wie ein Sattelschlepper hat, konnte ich dort auch gut überholen.
Unten dann Richtung Landeck und hinter Zams dann auf den kleinen "Ort" (eigentlich ist es nur ein Kloster) Kronburg unterhalb der gleichnamigen - Kronburg. Ein guter Salat, ein Soda Zitron und ein Besuch in der kleinen Klosterkirche (unauffällig) bildeten eine würdige Pause.

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Hoch über der Wirtschaft die Kronburg, die jeder kennt, der mal von Landeck auf der Autobahn nach Osten gefahren ist. Sehenswert, wenn man noch nicht dort war!


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Der Hauptaltar trägt eine der vielen Kopien der Mariendarstellung von Lucas Cranach aus dem Innsbrucker Dom.


Dann die enge Straße wieder ins Tal und auf gewohntem Wege nach Hause. Knapp 200 km heute und es hat einmal mehr Spaß gemacht mit dem alten Eisen! Heute lief sie auch ohne Geruckel. Sie hat halt ihre Eigenheiten ... Wollte ich was anderes, müsste ich was mit Einspritzanlage fahren. Und insgesamt sind es für dieses Jahr mit allen Boöcken zusammen schon knapp 8000 km. Werd' scho!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » So 11 Jun, 2023 19:58

Der Vormittag war schön angesagt, zumindest, wenn man sich vom Alpenhauptkamm fern hält. Also auf der XS nach Norden gefahren. Über Telfs in die Leutasch und weiter nach Mittenwald. Dort im Bahnhofs-Café die wirklich hervorragenden Butterbrezn erworben fürs späte Frühstück und weiter Richtung Krün. An der B2 dann die große Signalisierung, dass Wallgau heute für den Verkehr komplett gesperrt sei. Hmpf, aber da gibt es Schleichwege und siehe da: die waren offen.
Dann auf die Mautstraße nach Vorderriß und an einem der zahlreichen Parkplätze dann gevespert.

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Parkplatz im Naturschutzgebiet der oberen Isar


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"Es ist angerichtet!"


Und es ist dann schon recht viel los gewesen auf der schmalen Straße: GS-Horden, Radler mit und ohne Strom und als Krönung eine Reihe von gefühlt 10 Traktoren aus dem Tiroler Inntal, die mit Campinganhägern und Biervorräten den Vatertag begingen. Und die Straße komplett dicht gemacht haben.
Weiter ging es über den Sylvenstein zum Achensee und dann auf kleinen Nebenstraßen am linken Innufer heimwärts.
Schön wars und wieder mal bin ich mit den ersten Tropfen an der Garage angekommen. Knapp 180 km waren es heute.

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Willy » Mo 12 Jun, 2023 15:04

Das Vesper sieht echt gut aus......hmmmmm......
Boah - jetzt hab ich Hunger-na danke. :-D
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Do 15 Jun, 2023 19:30

Ein paar Leute aus dem CB500-Forum haben mich gebeten, sie im September mal ein wenig in Südtirol herumzuführen. Es gab ein paar Bedingungen meinerseits.
1. Wir fahren keine Sella-Runde. Da brauchts mich nicht, um die zu finden.
2. Maximal 5 Motorräder.
3. Kultur ist Pflicht.
Erstaunlicherweise wurde das akzeptiert.
So, und nun fahre ich in Etappen die geplanten Strecken nochmals ab, so auch heute.

Los um kurz vor 0900 Uhr. Über Brenner ins Eisacktal und hinter Sterzing dann über legale, aber etwas verwunschene Straßen weiter Richtung Franzensfeste. Übrigens: Deutsche Fahrrad"gäste" haben bisweilen ein Selbstverständnis, dass reziprok zu ihrer Höflichkeit ist. Dafür führen sie aber alles Equipment aus dem Zubehör-Katalog mit sich ... :keule:

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Auch das gibt es noch im Eisacktal: Leere Vizinalsträsschen ...



Schon um 1100 Uhr war ich in Atzwang. Das war zu früh, also über Breien die Alte Tierser Straße nach ebendort. Und nachdem ich ein Bild extra für den Zwillingspeter gemacht habe,

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Blick von der Nigerpass-Straße auf Vajolett-Türme im Rosengarten-Massiv.
!!!Foto eigens für den Zwillingspeter!!!


gings nach St. Zyprian auf die Nigerpass-Straße. Immer wieder ein Genuss! Nicht nur die Sicht auf Rosengarten, Vajolett-Türme und Rotwand ist immer wieder begeisternd, sondern auch der weite Ausblick nach Westen, den man allerdings der traurigen Tatsache des durch Trockenheit und Käferbefall stark geschwächten Bergwalds verdankt. Also nicht wirklich eine gute Nachricht ...

An der Einmündung in die Karersee-Straße dann nach links und ins Trentino abgebogen.
Runter ins Fassatal und über Moena nach Predazzo und weiter dem Avisio folgend bis nach Molina.
Dort dann nach Süden Richtung Manghenpass abgebogen und die anfangs noch zweispurige, später dann nur mehr einspurige Straße bis knapp unter die Passhöhe bei gut 2000 m hochgeschwungen. Der Parkplatz war brechend voll mit Motorrädern, so dass ich mich ein wenig nach unterhalb des kleinen Sees verrollt habe.

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Schöner Zirbenbestand nahe der Passhöhe. Blick nach Westen die Lagorai-Kette entlang. war übrigens im 1. Weltkrieg Frontgebiet ...


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Ich bewundere die Radler, die da über 1200 Höhenmeter nach oben strampeln. Wenn sie allerdings runter fahren, dann habe ich Angst: Um mich, aber auch um die Radler selber. Die fahren bergab schneller als ich mit dem Motorrad!


Es ist ein wunderschöner Pass (der einzige m. W., der die Valsugana mit dem Fleimstal verbindet). Und er ist auch beliebt bei Radlern, die auch heute in großer Zahl nach Norden "herunterschossen", dass es einem fast schwindelig werden konnte.Falls da eine Fahrrad-Veranstaltung gewesen sein sollte: Der Pass war auf der Nordrampe zumindest nicht gesperrt!
Weil es nun schon gegen 1500 Uhr ging, habe ich es dort oben gut sein lassen und bin die Nordrampe wieder runter.
Über Cavalese bin ich dann auf das Lavazè-Joch gefahren, ganz allein und mit schönen Fernsichten. Auch hier hat der Käfer heftig gewütet und nach ihm der Wind.

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Blick vom Lavazè-Joch nach Westen. Vom früher hier flächendeckend vorhandenen Wald sind nur noch schwache Reste übrig.


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Blick vom Lavazè-Joch nach Norden auf die Rotwandgruppe.


Nun ging es Richtung Bozen. Ich habe aber die Dolomitenstraße (SS241) schon kurz vor Burg Karneid verlassen, und bin die engen Kehren nach Gummer emporgeschwungen und schließlich weiter nach Steinegg gerollt. Auch hier wieder schöne Panoramen ...

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Blick von Steinegg auf Schlern (li.), Rosengarten-Gruppe und Rotwand (re.)


Untern im Eisacktal war schnell die Alte Post erreicht und der fast schon obligate Apfelstrudel mit einem Espresso waren der Lohn.

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"Alles, was mehr als zweimal gemacht wurde, ist bereits Tradition."
Also Tradition - und zwar gerne!


Danach gings auf bekannten Wegen wieder nach Innsbruck, wo ich nach 424 km trocken, leicht müde aber sehr angetan wieder einlief. Morgen muss ich mal die Kupplungsbetätigung zerlegen und neu schmieren, denn die geht ein wenig ruppig. Aber sonst alles gut...

Maybach
Zuletzt geändert von Maybach am Mo 19 Jun, 2023 18:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » So 18 Jun, 2023 20:48

Heute habe ich den Abschnitt "Cembra-Tal" noch mal verifiziert. Das ist schon ein wildes Tal! Im Grunde ging es um die Frage, welche Uferseite wir uns gönnen wollen.
Aber der Reihe nach. Innsbruck erst ab 0815 Uhr, weil bei der technischen Durchsicht vor der Fahrt irgendwie ein Blinker nicht wollte. War dann auch schnell klar, dass eine "Birne" nicht leuchten kann, wenn sie nur im Blinkergehäuse herumliegt, anstatt sich in der Fassung zu befinden. Ein klassischer Fall von "Rüttler" ...
Über sattsam geschilderte Wege nach Süden, fast allein. Zumindest in meiner Richtung. Denn nach Norden wollten viele, auch Motorradgruppen von 30 und mehr Motorrädern. Mir macht sowas eher Angst als Lust, daran teilzunehmen. Aber: Muss ich ja auch nicht. Und weil so wenig los war, war ich auch schon um 1015 Uhr in der Alten Post, um dort genüßlich einen guten Espresso und einen halben Liter Wasser zu genießen. Denn es wurde warm ...

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Eine schon recht vertraute Kulisse ... die Alte Post in Atzwang.


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Um diese Zeit: Nur Wasser und einen Caffè ...


Nach dem Stopover ging es weiter per Autobahn von Bozen Nord bis Auer, weil es weder schön noch schön zu fahren ist, diese Strecke auf normaler Straße zu fahren. Und es sind auch nur knapp 25 km.
Dann wieder auf die SS12 und über Laag und Salurn ins Trentino. Dort wurde es jetzt richtig warm und ich war froh, als ich in Lavis dann die Abzweigung auf die SP 76 Richtung Segonzano nehmen konnte. Nun ging es in wilder Kurvenfahrt und tatsächlich fast allein rund 40 km das Cembratal hinauf. Begeisternde Ausblicke (die ich nicht fotografiert habe, weil ich so im Fahrmodus war :oops: ). In Segonzano versuchte ich das Schloß zu finden. Das gelang aber nicht. Interessiert hatte es mich, weil Dürer zwei lavierte Federzeichnungen davon auf seiner Italienreise gemacht hatte. Das Schloß selbst wurde in den napoleonischen Kriegen 1796 von den Franzosen zusammengeschossen und verfiel in der Folge.

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Albrecht Dürers Zeichnung von Burg Segonzano. Betitelt hat er die Zeichnung mit "Ain Welsch Schlos"


Das Avisio-Tal selbst ist extrem tief eingeschnitten und fast die komplette Besiedlung findet auf einer "Mittel-Terrasse" statt. Wahrscheinlich waren auch die Hochwässer des Avisio in früheren Zeiten gewaltig. Heute sind sie durch einen Stausee (der komischerweise recht leer war) eingefangen.

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Der Blick das Cembratal auswärts. Der dominante Berg im Dunst ist der Monte Bondone. Der liegt westlich direkt über Trient ...


Das Foto ist aber bereits nach dem "Seitenwechsel" im Tal entstanden. Talabwärts habe ich die SS 612 genommen. Vorab: Sie ist bestens ausgebaut, bietet schöne Ausblicke und auch Verpflegungsmöglichkeiten. Die erste: eine Pizzeria, die gut zu sein scheint, weil Fantastilliarden Motorräder davor standen. Ich mag diese Massenauftriebe nicht so. Also weiter.
Und schon einige Kilometer weiter war da ein Kiosk, der nicht nur schön lag, sondern auch noch gute lokale Produkte anbot. NiXS wie hin und ein Pannino mit bestem Almkäse, ein weiteres Wasser und eine Salami aus den Bergen geordert. Ach, ja, Wein gab es auch, aber die bildschöne Herrscherin des Anwesens meinte mit Blick auf meine Motorradklamotten "basta con vino e alcool" ... Wohl wahr!

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Ruhiger Ort zum Vespern guter Sachen.


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Gutes Essen ... zu einer Prosciutto-Platte konnte ich mich nicht verstehen. Das hätte ich alleine nicht "geschafft".


Irgendwann hat auch eine Pause ein Ende und ich fuhr weiter. Mittlerweile war meine XS umstellt von modernen Bikes. Mehrere davon hatten die Kennung OD. Ich habe gelernt, dass das "Oldesloe" heißt, nicht "Ortsdurchfahrt", wie ich zunächst vermutet habe. Lustig fand ich, dass die Sozias sich alle um die XS scharten und munter fotografierten, während die Männer (und Inhaber der Zündschlüssel-Gewalt) diese mit Nichtachtung straften.
Als ich aufbrechen wollte, sprang die XS auch (logo!!!) auf den ersten Kick an, die Damen applaudierten und die Männers nicht.
Wieder runter in das heiße Etschtal (eine Anzeige wies 34° C. aus) und mit Erstaunen musste ich feststellen, dass die italienischen Motorradfahrer dort nichts unversucht ließen, um mich von meiner Straßenseite zu vertreiben. Zweimal war es mal wieder "arschknapp" ... mir gefällt das immer weniger.
Dennoch ging es auf gleichem Wege nach Norden, bzw. zunächst mal in die Alte Post, wo man mir schon am Vormittag avisiert hatte, dass die Produktion des Apfelstrudels wieder aufgenommen worden sei. Also dorthin, an der Ausfahrt Bozen Nord von der Autobahn runter (warum ist es eigentlich so schwierig, einen in deutscher Sprache genannten Betrag, der auch noch auf dem Bildschirm steht, in ein Kassensystem einzuwerfen? frage ich den Porschefahrer aus ES) um schon kurz darauf im Schatten der großen Kastanie die XS zu parken.

20230618_154815_resized.jpg
Parken im Schatten der großen Kastanie ...


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... und in Erwartung himmlischer Genüsse ...


Gut war's! Und ich machte mich nach angemessener Pause auf, die letzten rund 115 km auch noch zu überwinden. Das war im Grundsatz auch so, nur hat mich auf Tiroler Seite schließlich die eindeutige Anweisung eines "Herrn Revierinschpecktors", mal rechts ranzufahren, ereilt.
"Allgemeine Verkehrskontrolle, Führerschein und Zulassung bitte!" Papiere habe ich ausgehändigt und dann kam noch der Zusatz "Schwerpunktkontrolle". Man wollte mein Erste-Hilfe-Set sehen und meine Warnweste. Ersteres wußte ich im Harro, von letzterem war mir noch nicht mal klar, dass man das mitführen muss. Was ich auch zum Ausdruck brachte.
Aber der Herr Inspektor - korrigiere: Revierinschpektor! - besah sich die Packung und wies mich freundlich lächelnd darauf hin, dass da auch die Warnweste inkludiert wäre, in einem eigens abgetrennten Fach. "Wissens, Herr Doktor, i moan fast, des hats zu Ihrer Zeit noch goar ned gebn!" Er hatte recht. Ich habe das dann nicht weiter vertieft (also die Frage, was etwa "zu meiner Zeit" hätte heißen und was es da alles noch nicht hätte geben sollen) und bin die letzten Meilen gefahren. Derzeit ist das auf der alten Brennerstraße allerdings etwas mühsam, weil da immer wieder Ampelsperrungen sind. An einer dieser näherst sich rasselnd eine Ducati mit französischem Kennzeichen, deren Fahrer mich fragt, ob ich wüsste wo in Innsbruck die "Auberge de Jeunesse" sei. Ich bedeutete ihm mit meine rudimentären Französisch-Kenntnissen, dass er mir folgen solle. So habe ich ihn dann dort aufgeliefert und um 1830 Uhr meine Garage nach 447 km erreicht. Insgesamt mit allem Reibn (O-Ton: Mex) sind das für dieses Jahr immerhin schon fast 9000 km. Aber dafür gibts die Reibn ja ...

Schön wars, müde bin ich und ich freue mich auf die Fahrt mit den CB-Freunden!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon hiha » Mo 19 Jun, 2023 06:06

:smt023 :smt049 :smt023
"Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Profifußball verboten werden muss."
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Zwillingspeter » Mo 19 Jun, 2023 06:40

Danke!
Vor allem für das Foto von den Vajolett-Türmen.
A Traum.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, ziehen wir in die Berge…
um!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Organ » Mo 19 Jun, 2023 11:21

Da haben wir uns wirklich nur knapp verfehlt :gruebel:
Ich habe um der Pizzeria auch ein langen Bogen gemacht.
Da ich es aber nicht mehr weit hatte bin ich nach Hause gefahren und hab mir dort was genehmigt
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon bastardo » Mo 19 Jun, 2023 13:42

Hach, das schreit die ganze Zeit nach "mitfahrenwollen"!!! :smt049
Christian

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