17. September 2025
Heute steht die Strecke vom Trentino über das Veneto bis ins Friaul an. Das sind ca. 330 km. Also war der Start auf 0800 Uhr angesetzt und auch akzeptiert.
Hurtig huschen wir einmal mehr über den Pian delle Fugazze und tauchen nach Südosten Richtung venezianische Tiefebene ab. Da die Brücke bei Ghisbenti gesperrt ist, müssen wir einen kleinen Umweg machen, der aber landschaftlich sehr schön über kleine Straßen führt, bis wir wieder auf die Staatsstraße geleitet werden, der wir bis Schio folgen. Dort führt uns das Navi dann bewusst im "schnellen" Modus durch die unvermeidlichen Industriegebiete dieser hochindustrialisierten Region über Thiene nach Marostica. Hier ist eine Pause angesagt und wir schlendern durch diese schöne Stadt, schauen uns um und trinken einen Caffè.

- Marostica: Blick auf Rathaus und Piazza degli sciacchi

- Marostica: Blick auf das Castello inferiore
Das Schachspiel, das dort im Mittelalter im Rahmen einer Hochzeit begründet worden sein soll, ist allerdings das Produkt einer studentischen Idee aus dem 20. Jahrhundert (
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marostica).
Wir passieren Bassano del Grappa mit dem Ponte degli Alpini, der im 16. Jahrhundert von Andrea Palladio entworfen und gebaut, aber zwischenzeitlich mehrfach erneuert wurde (
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bassano_del_Grappa).
Weiter geht es, immer direkt am Fuß der Alpen entlang nach Pederobba, wo wir dann dem Piave kurz nach Norden folgen, um in das Valdobbiadene, der Heimat des Prosecco, abzubiegen. Dort in Santo Stefano kehren wir in eine wundervolle Trattoria "Fos de Marai" ein und genießen ein wunderbares Mittagessen. Der Ausblick " is' a Traum": in der Ferne die Tiefebene, davor die wogenden Weinberge. Das Leben kann so schön sein!

- Mittag in bester Lage

- Weinberge mit Blick auf die Tiefebene
Gestärkt fahren wir weiter bis Tovena, wo es den Passo di San Boldo hinaufgeht (
https://it.wikipedia.org/wiki/Passo_San_Boldo). Ein kurzer, aber beeindruckender Straßenverlauf mit mehreren Kehrtunneln führt schnell in ampelgesteuerter Einbahnführung nach oben. Von dort aus fahren wir den Piave entlang nach Longarone.
Dort besichtigen wir diese durch das Staudammunglück von Vajont 1963 nahezu vollständig zerstörte Städtchen, das komplett in Beton neu aufgebaut wurde. Nicht zu Unrecht wird es von den Einwohnern als "il bunker" bezeichnet...
Und so arg viele ursprüngliche Einwohner gab es auch gar nicht mehr: fast alle der gut 2000 Einwohner kamen damals ums Leben.
Heute ist Longarone eine der "Hauptstädte" der Speiseeis-Herstellung und auch wir gönnen uns in der Gelatteria Perin ein vorzügliches Eis.

- Pistazieneis aus sizilianischer Pistaziencreme: sehr zu empfehlen.
Danach geht es in schnell zu fahrenden Serpentinen hinauf zum ehemaligen Stausee. Die 260 m hohe Staumauer hat den Bergsturz vom Monte Toc zwar nahezu unversehrt überstanden, das Wasser des Stausees donnerte aber mit der Kraft von etwa vier Hiroshima-Bomben erst 400 m auf den Gegenhang und dann ins Tal.

- Stopp am ehemaligen Stausee. Er ist heute mit dem Material des Bergsturzes gefüllt, das mit gutem 100 km/h vom Monte Toc herunterstürzte. Bis heute sieht man die riesigen Flächen an der Bergflanke
Über den Passo San Osvaldo geht es nach Osten nach Cimoleis, am Lago di Barcis und weiter nach Andreis. Dort fahren wir Richtung der Forcella di Pala Barzana. Sie ist von unten für den Lkw-Verkehr gesperrt: eine Mure hat Teile der Straße weggenommen, aber lösungsorientierte italienische Bauleute habe einen - sagen wir: rustikalen - Bypass durch den Wald geschoben. Der ist fahrbar, wenngleich eben rustikal. Und so fahren wir da drüber und weiter auf die Passhöhe.

- Zerstörte Passstraße

- Von oben nach unten ist die Straße gesperrt!
Nach einer kurzen Pause rollen wir die unzähligen Serpentinen hinunter nach Frisanco und ins Medunatal, passieren den Stausee und biegen rechts ab, um über die enge Straße durch den Wald zum Monte Velinis hinaufzufahren. Es ist dies ein wunderbarer Ort: die letzte Erhebung vor der Tiefebene und mit rund 1000 m Überhöhung nimmt man in der Ferne das blaue Küstenband der Adria wahr. Und da stören die zahlreichen Gleitschirmflieger auch keineswegs...

- Blick vom Monte Velinis nach Süden: das Schotterband links ist der Tagliamento, recht der Meduna. Und in der Ferne die Adria

- Die "Trentino-Gang" am Monte Velinis
Wir haben noch ein paar Kilometer vor uns und so machen wir uns schon bald wieder auf nach unten ins Medunatal, um von dort über den Passo Rest nach Ampezzo zu gelangen. Blöd nur, dass da Schilder zeigen, dass die Tagliamento-Brücke kurz vor Ampezzo gesperrt sei. Ein Ehepaar im Auto hält an und meint, dass es mit den Motorrädern wohl gehen müsste und wir entscheiden uns, es zu versuchen. Und wir haben Glück: vor uns müssen schon Motorradfahrer gefahren sein, denn die Sperren sind offen und wir huschen sorgfältig darauf achtend, dass wir nichts beschädigen, über die Brücke. Die 120 km Unfahrung haben wir uns also sparen können. Gott sei Dank, denn zwischenzeitlich ist es dunkel geworden und wir fahren über Enemonzo und Ovaro nach Comeglians, wo wir unsere Zimmer im Albergo alle Alpi beziehen und sogar trotz Verspätung noch ein gutes Abendessen erhalten. Das brauchen wir auch, denn wir sind am Schluss nochmal zügig gefahren, so zügig, dass ich mich fragte, was da im Rückspiegel so funkte: es war Magda, die ihre CB500S so beherzt in die Kurven legte, dass sie immer mal wieder mit den Fußrasten aufsetzte! Sie muss sich keine Sorgen mehr um ihre Fahrkünste machen. Wenn nur alle Motorradfahrer so fahren könnten und auch würden...