VI. Dienstag 17.02.2015 172km 7:42h on the Road
Weitere Radlagereien und White OutWie bereits im letzten Bild gestern gesehen liebe ich meine Pullerente, so müssen alte Männer nicht nachts auf Hüsche die eben fast immer im entfernten Waschraum ist. So stehe ich auch frohgemut auf und wie immer ist die erste Amtshandlung für Kaffee und Schmök zu sorgen, damit der Blutdruck auch stimmt.
Unfroh stimmt das beim gestrigen Ausritt wieder knirschende Geräusche vom Hinterrad zu hören waren, also heißt es nach Frühstück mal wieder Schauschrauben. Fachkundiges Publikum ermuntert mit lockeren Sprüchen das Abziehen des Hinterrades, welches alsbald gar fürchterbares Ungemach offenbart: Beide Radlager sind fratze. Fröhliches Rätselraten hub an, erstaunlicherweise einstimmig wird das am Vortag taumelnde Kettenrad als ursächlich für den schleichenden Lagertod verantwortlich gemacht. Nun ist gutes Schrauben teuer: Michi verlangt Abstinenz von der Bettente, was ich beharrlich verweigere, ich aber nicht ohne Michi kann und so versuchen wir die Lager aus dem Sitz zu lösen, leider erfolglos da Klaus zwar neue Radlager im Beiwagen spazieren fährt, aber seltsamerweise keinen Innenabzieher.
Hmm, Michi und Toni stemmen sich mit Gewalt auf brechstangengroße Abzieheisen und flugs ist die Pelle 'runter von der Felge, das Abziehen der mitgeführten Reservepelle gestaltet sich aber deutlich schwieriger weil kalt war es in der Nacht, der Heidenau gibt nur ungern nach. So dauert es gut zwei Stunden und einen gemeuchelten Schlauch bis der würdige Immler auf dem Ersatzrad aufgezogen ist. Das radlagertote und skalpierte Ersatzrad liegt bis heute in der Werkstatt – habe immer noch keinen Innenabzieher...
Nun denn, nach stärkendem Pfefferminztee mit Ricola-Süßung (die sich anbahnende Grippe läßt grüßen) starten wir endlich gegen Mittag gen Westen, glauben wir noch …
Die 40 zur 7 ist gut fahrbar, bis uns Richy an einem heimeligen Baumstammlagerplatz mit überbewertetem Ölverlust stoppt: Die ganze Ratte sifft aus allen Ecken, aber er jammert ob des aus dem Ventildeckel strömenden Schwarzöls. Eine Inspektion ergibt das von 3 Gewindesacklöchern 2 tot sind, siehe Bild, so dass kein Halten für herumspritzendes Öl mehr gegeben ist.
Hmm, da waren doch Bäume ? Flugs hat Toni mit dem schwertgroßen Survival-Messer einen passenden Keil aus einem Stamm geschnitzt, der unter den Rahmen geklemmt den Ölstrom bändigen soll (und bis zum Ende der Reise auch hält).
Hübsch anzusehen norwegische Rolatoren, hier Stoßschlitten genannt, nebst putzigem Anhang, die uns beim Schauschrauben zusehen:
Ein wenig irritieren bei der Weiterreise sich ballendes Gewölk und leichter Schneefall, aber das stört bespikte Eisärsche nur marginal da vornehmlich die Sonne scheint. Auf Traffiken.No haben wir gesehen das die 7 nur im Kolonneskjöring zu befahren ist, nehmen wir gerne, aber Pustekuchen mit Puste: Der nette Troll an der Schrankensperre ist absolut unnachgiebig, will nur LKW ab 7.5 Tonnen mitnehmen, es würde alles auch PKW einfach zur Seite blasen. Da der Kerl sogar für Toni zu groß ist und die Windstöße selbst dicke alte Männer umschubsen wollen fügen wir uns, und zählt mit, das ist das zweite Mal das wir unsere Route ändern müssen, more to follow...
Nun schneit es schon arg, immer mehr, wir rollen etwas zurück bis zu einem Klohäuschen nebst malerischen Müllcontainern wo wir uns beraten wollen „Watt nu ?“. Zur 50 und schauen ob die frei ist ist der Beschluß. Nur leider startet Richys Ratte nicht, mal wieder, ist nicht das erste Mal, und der eine oder andere denkt sich „Man gut das wir nicht im Kolonneskjöring sitzen, das wäre ein Spaß !“ Richy kann gar nicht lachen, mitlerweile schneit es schon arg, auch der Wind nimmt Sturmstärke an. Also Schneesturm-Schauschrauben, können wir auch sprich Richy – andere verschanzen sich in den beiden (arg stinkenden) Toiletten um vor Schneemalöhr geschützt zu sein.
Endlich ist der Fehler eingekreist, eine derart marode Elektrik habe ich selbst bei Russen noch nicht gesehen, meine aufmunternden Kommentare veranlassen Richy zur Zornesröte und „Grrrr“-Lauten, und wir können weiter. Der nun veritable Schneesturm führt zu „White Out“ - alles weiß (Himmel, Straße, Luft, alles...) und wir schleichen uns immer an den Schneeräumstangen entlanghangelnd zurück in Richtung Geilo. Klasse die Visiervereisung innen und aussen, denn auch die Temperatur ist arg gefallen, auf halber Strecke veranlasst das Richy näheren Kontakt mit der Schneemauer des Banketts aufzunehmen. „Ich habe nix mehr gesehen, selbst das Visier nicht mehr, und da hat es auch schon gerummst...“ - aber nix weiter passiert, und stehen bleiben können wir auch nicht, also weiter. Tiefer bei Geilo dann Schneesturmende, anhalten, Visiere enteisen (bis auf die die schlauerweise eine Visierheizung haben wie Klaus und Michi) und sammeln. OK, der Straßenwächter hatte Recht, wir sind Manns genug das zuzugeben – zögerlich.
Von Geilo aus wollen wir über Hol und Hovet auf der 50 nach Westen, na klar, erwartungsgemäß ist die vollgesperrt. Kackjes. Also die dritte Routenänderung, more to follow...
Wir beschließen die 52 zu versuchen: Die ist weiter im Osten, der Sturm im Westen und so sollte es möglich sein. Eisärsche geben nicht auf, Go West ! Wir rollen munter über Gol und dann auf die 50, leider wird es mal wieder duster – wir haben nicht getrödelt aber das Wetter ist halt heuer nicht unseres, und so landen wir halb erfroren und verzweifelt weil es keinen Hyttaplatz für uns gibt nach telefonischem Rundruf in Hulback bei Nicole und Marcel aus den Niederlanden, die hier einen Campground mit Hyttas betreiben. Klaus setzte alle rethorischen Mittel bis hin zr Gewaltanwendung ein um Marcel zu überzeugen das wir eine Bleibe für die Nacht brauchen, der dann auch gelobterweise Mitleid zeigte. Nicole war das irgendwie nicht so recht, na, wir sind nicht mit ihr verheiratet und so beziehen wir die Hytta mit einem 6-er Raum und einer sparaten Koje im Eingangsbereich, die ich mit allen Mitteln für mich okkupiere.
Hätte ich geahnt das ich am nächten Morgen meine geliebte Pullerente dort vergessen sollte – hätte ich nicht so gut geschlafen.