Lange spukte es schon in meinem Kopf herum. Das Friaul hatte da noch ein paar weiße Flecken auf meiner sonst so bunten "Reiselandkarte". Aber jetzt hatte ich endlich mal die Gelegenheit, alle Strecken zu fahren, welche sonst verschüttet, noch oder schon wieder tief eingeschneit, abgerutscht, Baumfällarbeiten, oder sonst irgendwie nicht machbar waren.
Über den Felbertauern geballert. LKW´s und Wohnmobile überholen mit dem SOWJET, das war richtig neu für mich. Aber jetzt geht es.
In Kötschach noch mal vollgetankt und ab gings über den Plöcken nach I. Viele Biker und Autobiker verwenden zum Kehrenfahren immer die Gegenfahrbahn. Der Teu....l soll sie alle holen.
Egal. Ich biege am Nachmittag wie gewohnt in Paluzza ab Richtung Paularo. Im Hinterkopf hätte ich da oben biwakieren wollen. Es kam anders. Smartphonebeschallung aus vielen Kopfhörern machte mir die kurze Rast am Lago Dimon, nach genialer Schotterpiste (ausgewaschen und grobes Geröll ) zur Hölle. Das war zu viel für mich. Hier war es bis vor wenigen Jahren doch noch so ruhig. Hier penne ich nicht denke ich mir und fahre ein paar Gipfel weiter auf einer genialen, superschmalen Asphaltpiste zum Gipfel des Zoufplan. Nach der Baumgrenze wurde dann endlich Schotter aus dem Bitumen.
Und endlich diese Abgeschiedenheit.
Und die Aussicht
Weiter ging es den Berg hinauf
Überall standen aber recht unschöne Funkanlagen herum. Ich versuchte diese zu ignorieren. Einen Grund für diese tolle Piste muss es ja geben.
Ich bin dann mal oben angekommen. Die Aussicht von der Wendeplatte, etwa 50m unterhalb des 2008 M hohen Zoufplan ist gigantisch. Ohne Dunst wohl locker bis zur Adria. Und die Ruhe. Ich beschließe hier mutterseelenalleine zu biwakieren. Es ist Abend geworden. Und ich habe langsam richtig Hunger.
Langsam wird es nach einem Riesen-Nudeltopf dunkel. Ich werde müde und beschließe das mitgenommene Zelt als Kopfkissen zu benutzen und rolle den Schlafsack neben dem SOWJET im Staub aus.
27 Sternschnuppen konnte ich dann noch zählen, bis mir die Augen zufielen.
Der nächste Morgen beginnt mit Sonnenaufgang. Ich beschließe endlich mal den Lanzen zu fahren.
Und schon bin ich dort.
Viele kleine Abstecher ins Gryne mache ich....
Null Verkehr am frühen Morgen
So langsam wurde ich dann warm........
Dem SOWJET auch........
Weiter ging die wilde Fahrt dann nach Pontebba. Ich erinnere mich an früher. Da musste man in Italien immer den braunen Hinweistafeln mit weißer Schrift folgen. Und das tat ich auch. Im Aupatal. Ein Traum.
Plötzlich fand ich mich in der realitätsfremden Welt des Tagliamento wieder. Ich fuhr auf der Landstraße (wieder mutterseelenalleine!) immer wieder unter den bröselnden T-Trägern der Autobahn durch. Das Ganze eingerahmt vom eigentlich malerischen Bachbett des Tagliamento. Komische Ortschaften. Leblos. Keine Geschäfte, wenn dann schon verfallen. Irgendwie trostlos. Das Thermometer schaffte schon 34 Grad. Es ist Sommer und ich bin alleine in Italien.
Ich finde eine tolle Strecke über den Verzegnis ins Preonetal. Vollkommen alleine, versteht sich.
Die Straße im Tal ist kaum 2,5 m breit. Eng an der Felswand schlängeln sich millionenweise Kurven. Immer wieder tolle Blicke auf das malerische Bachbett.
In einer einspurigen Kurve steht urplötzlich ein riesiger Traktor vor mir. Der Fahrer ist genau wie ich erst mal reichlich erschrocken. Allerdings wäre ich mit dem SOWJET wohl kaum ein Hindernis für ihn gewesen. Nach einer Sekunde grinsen wir uns beide an, und sortieren unsere Fahrzeuge in die richtige Lage. Einmal mehr schätze ich den Beiwagenantrieb, den Rückwärtsgang und den bärenstarken Motor.
Weiter gehts. Der Sauris (sehenswerte Schlucht) mit seinen darüber gelegenen Fahrwegen lockt mich. Über Lateis (kleiner Fahrfehler und ich lasse ein wenig russische Kotflügelfarbe an der Lei(-d)tplanke ) möchte ich über die Losaalm nach Mione absteigen. Die 28 Prozent-Strecke lockt mich schon sehr lange. Leider hat man den Fahrweg im letzten Herbst betoniert.
Das war ich nicht!
Und das erst recht nicht.
Während der endlosen Abfahrt auf der 2,5 m breiten Betonpiste, beobachte ich ständig die sich laufend ändernde Farbe der Vorderradbremsscheibe des SOWJET. Wenn die Bremse jetzt ausfällt........ Aber die Flüssigkeit ist ja wie die Beläge erst neu reingekommen. Das beruhigt mich ein wenig. Im Tal halte ich kurz um den richtigen Weg über den Monte Zoncolan zu finden, als ich lautes Blubbern aus dem abgestellten Motor höre. Das Öl kocht. Na ja, ich wollte sowieso ein wenig rasten.
Das arme Öl wusste aber noch nicht, am Zoncolan abermals etwas wärmer zu werden.
Eisenbahntunnel? Oder was? Egal, durch.
Durch war ich dann...
Mei, zufällig finde ich mich dann nach der Abfahrt vom Zoncolan wieder in Cercivento. Und ich steige abermals zum Übernachtungsplatz der Übernachtungsplätze auf.
Und gehe noch meine Trekking-Stiefel fordern.
Gratwanderung (den SOWJET hatte ich übrigens immer in Sichtweite von dort oben )
Wer will hier nicht oben pennen?
Mein Nachtlager am nächsten Morgen. Ich Weichei hatte am Abend Wolken gesehen und das Zelt aufgebaut.
Dieser Gipfelfußball thronte etwa 50m über mir am Gipfel. Ich hatte alle Striche am Handy! Und wohl einen Strahlenschaden heute morgen.
Nach einem letzten LAVAZZA und einer Packung Manner mache ich mich mit dem letzten Tropfen Benzin auf, über den Plöcken nach Kötschach. Dort tanken, Tagesproviant bunkern, und ab nach Hause.
Es war herrlich. Herrlich einsam, herrlich verlassen, herrlich überraschend und vor allem alles so herrlich neu. Ich komme wieder......
Gryße, Michael