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Albanien 2015 - fast (beinahe) live

BeitragVerfasst: Mi 23 Sep, 2015 20:37
von motorang
EDIT: Alle Reiseberichtsteile im ersten Beitrag zusammengefasst


Freitag, 18. September

Phil kommt um 16 Uhr zu mir, und ist nach einem Willkommenskaffee gleich mit Kupferwurmjagd beschäftigt. Der Stecker am Gleichrichter seiner Honda XR600R hatte sich gelockert und alle Gleichstromverbraucher gleichzeitig lahmgelegt. Das lässt sich mit einem Kabelbinder dauerprovisorisch versorgen, ein Schuss Kontaktspray dazu, und gut.
Letzte Dinge von meiner Packliste werden gesucht, der Reiseproviant beim nahen Interspar gekauft. Dann laden wir Tenere und XR auf meinen Anhänger, lassen dazwischen Platz für Uwes Enfield. Der kommt um 20 Uhr, und gemeinsam packen wir das ganze Gepäck in den Doblo und den Anhänger. Und weil ein Meisterwerk seine Zeit braucht, kommen wir erst gegen 22 Uhr los, auf der Autobahn geht es nach Slowenien.

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Etwas hilflose Übersetzung unterwegs bei einer Tankstelle: Bei Duschwunsch Aufforderung zum Tankstellenüberfall:

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Samstag
Ohne Störungen weiter durch Kroatien nach Serbien (01:30) und Makedonien (11:00).
Die aktuelle Flüchtlingskrise, wo täglich tausende Syrer über Serbien nach Ungarn und Kroatien kommen, findet offensichtlich an anderen Orten und Zeiten statt als auf unserer Reiseroute. Wir merken das lediglich an Passkontrollen innerhalb der EU, an der Grenze zu Slowenien. In Serbien und Makedonien werden beim Grenzübertritt tatsächlich die grünen Versicherungskarten geprüft - mal vom Wagen und Anhänger, mal von den aufgeladenen Motorrädern.

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Wir haben uns am Steuer abgelöst und sind halbwegs fit, können die Fahrt genießen.

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Nach angenehm kühler Nacht mit 20 Grad werden es tagsüber auf der Autobahn schnell 35 Grad, bei wolkenlosem Spätsommerhimmel. Wir tanken Doblo und Tenere preiswert auf, Makedonien ist ein Spritparadies mit unter 90 cent für den Liter Diesel. Um 12:30 haben wir die 1000 km voll gemacht, noch knapp 200 zu fahren. Mit 110 geht es zügig dahin, nachdem die ersten Kilometer mazedonischer Autobahn Schlimmes für die arme Federung des Doblo erwarten ließen. Trotzdem haben sich die Moppeds kaum am Anhänger bewegt, das sorgfältige Aufladen hat sich bewährt, und die neuen quitschorangen Spanngurte halfen sicher auch. Federblockierer für die Endurogabeln brachten zusätzlich Ruhe ins Fahrwerk.

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15 Uhr Ankunft beim Camping:

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Kaffee, abladen, Zelte aufstellen, dann einkaufen in der Stadt.

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Mit 3 Hallall-T-Bonesteaks und Flipflops für Phil kehren wir zurück. Abends lassen wir uns bekochen, sitzen am Seeufer und freuen uns. Die 17 Stunden Fahrt sind vorbei.

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Sonntag
Erst mittags kommen wir weg. Das Packen erfordert viele Entscheidungen, und im See schwimmen und duschen muss auch noch sein. Die kleine Katze, die uns gestern schon unterhalten hatte, verzögert das Packen zusätzlich, weil da soo viele interessante Schnüre, Gurte und Verstecke sind ...

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Dann zur Grenze wo es gemütlich zugeht. Beide Male 10 Minuten Dauer und wir sind in Albanien, entlang dem See in die Stadt, Geld beheben.

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Erste Bunker am Seeufer:

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Leider haben Sonntag mittags die Läden der Internetprovider geschlossen, sonst hätten wir noch eine Datenkarte gekauft um unterwegs den aktuellen Wetterbericht abzufragen.
Dann folgen wir der Weber-Route 22 in die Berge, wollen über eine Schotter-Verbindungsstrecke in ein weiter südlich gelegenes Haupttal gelangen:

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Zunächst auf guter Schotterpiste, zur beeindruckenden Felskuisse des Guri i Kamjes.

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Dann fragen wir 2x nach dem Weg, und beide Male werden die Verhältnisse schlechter.

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Nach einigen Felsturnereien, Schlammgepflüge nach einer Dorfdurchfahrt und Almfahrereien enden wir in einem kleinen steilen Graben, nicht wissend ob wir noch richtig sind.

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Aktuelle Karten gibt es nicht in aussagekräftigem Maßstab, unsere genauen topographischen Karten sind vom russischen Militär aus den 1980er Jahren. In Gegenden, wo inzwischen kaum etwas zur Wartung von Straßen und Wegen getan wird, ist das eine seeehr lange Zeit - damals war Enver Hodscha noch an der Macht, und viele Wege wurden aus strategischen Gründen aufrecht erhalten.
Nachdem Uwe schon stürzenderweise einen Kupplungshebelhalter eingebüsst hat, haben wir wenig Lust auf Experimente. Die Kupplungsarmatur wird mit Lochband und Draht geflickt, dem Piloten ist nichts passiert.

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Während Phil das Lager vorbereitet, gehen Uwe und ich die weitere Strecke ab, den deutlichen Fahrspuren folgend die sich einen Kilometer weiter auf einer Alm im Gras verlieren. Wahrscheinlich geht es morgen am anderen Ende der Alm weiter, laut Karte und unserer Position sind es gerade mal 2 km Luftlinie ins Tal wo ein Wasserlauf und ein Weg neben einigen Häusern eingezeichnet sind - außerdem ist eine Stromleitung zu sehen. Die Alternative wären etwa 10 Kilometer Retourweg.

72,2 km waren das heute, Der Teneretacho zeigt 104294. Abends gemütlich Steak essen am Lagerfeuer.

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Zunächst fernes Wetterleuchten, Sternenhimmel, dann Wolkenblitze. Der Mond verschwindet, wir räumen unser Zeug weg und verschwinden mit den ersten Tropfen gegen 22:30 in den Zelten. Nachts regnet es ordentlich, der Graben unterhalb wird kurzzeitig zum Bach. Mehr als 100 mm Niederschlag, verrät uns morgens ein zum Überlaufen gefüllter Topf. Hatten wir abends noch Wasser aus den Restlacken des trockenen Bachbetts abgekocht, um unsere Flaschen wieder zu füllen, so warten morgen ganz andere Herausforderungen auf uns: Schlamm!

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Montag

Ein kühler feuchter Morgen.

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Dieser gefundene Topf war gestern Abend noch leer:

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Hier geht es runter:

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Verbesserte Reparatur:

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Der Anstieg aus dem Graben ist schlammig, so dass wir die Motorräder nur teilweise bepacken. Der Luftdruck wird auf etwa ein bar abgesenkt, damit die Reifen besseren Grip aufbauen können und durch die Walkerei sich nicht so mit Schlamm zusetzen.
Zuerst bringen wir zu dritt Phil durch die entsprechend schwierigen Stellen auf halbwegs festen und ebenen Wiesengrund. Dann, als wir sehen dass es grundsätzlich funktionieren sollte, packen wir den Rest zusammen.

Los geht es:

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Phil trägt sein Gepäck hoch, dann ist die Tenere dran. Mit mehr Gewicht und 10 PS weniger ist das schon etwas zäher, aber machbar.

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Die Enfield mit ihren 16 Pferdestärken braucht am meisten Hilfe, lässt sich aber am leichtesten schieben. Leider ist das Mopped nicht für solche Hardcore-Aktionen gebaut - das Vierganggetriebe ist im ersten Gang immer noch zu lang übersetzt, und kürzere Übersetzung würde spanende Bearbeitungen erfordern - und natürlich die Höchstgeschwindigkeit im letzten Gang reduzieren. Trotzdem, so ein wechselbares Ritzel wäre jetzt was Feines und würde die Kupplungsschleiferei minimieren. Immerhin dreht der Motor schon recht kräftig aus niedrigen Drehzahlen hoch.

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Wir kämpfen mit einem unlenkbaren Vorderrad, weil das Kotblech mit Schlamm zugesetzt ist, und nach einem guten Drittel des Anstieges lässt die Kupplung nach.

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Ende der Aktion?
Na, erstmal die beiden Japanerinnen weiter den Berg hoch, während die Kupplung abkühlen darf. Uwe versucht sie nachzustellen, aber das geht wegen dem geflickten Handhebel nicht.

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Halb schiebend, halb fahrend und definitiv fluchend kriegen wir die waidwunde Enfield in zwei Stunden Kampf auf einen kleinen ebenen Sattel, etwa 500 Meter vom Ausgangspunkt entfernt.

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So, hier kann in Ruhe abgekühlt und geschraubt werden.

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Bei der Aktion haben unsere Wasservorräte stark gelitten. Gerade mal ein Liter ist noch da. Ich packe ein paar Sachen zusammen und gehe die Strecke weiter, um sicherzugehen dass sie uns zurück auf eine brauchbare Straße bringen wird. Laut Karte ist es nicht weit ins nächste Tal.
Mehrere Kilometer gehe ich, zuerst bergauf zur Wasserscheide, dann hinunter über weite Weideflächen ins Tal. Außer einigen Greifvögeln begegnet mir keine Menschenseele. Und die Fahrspur hört auch irgendwann auf, verliert sich in der Wiese. Am unteren Ende dann ist nur ein kleiner Bach, an dem Steige und kleine Wege von Weidetieren entlangführen. SACKGASSE. Auch die Stromleitung, die wir gestern von oben entdeckt hatten, ist nur genau das - eine Stromleitung, die luftlinienmäßig vom Tal zu irgendeinem Bergdorf führt, leider ohne Begleitstraße. Fuck.

Wenigstens führt der Bach Wasser. Es ist zwar etwas schlammig aber die Auswahl ist nicht groß. Ich fülle den Wassersack mit etwa 8 Litern Wasser, schultere ihn, und schleppe ihn und mich zurück zum Lager. Nach geschätzten eineinhalb Stunden bin ich wieder dort, mit offenen Blasen an einer Ferse. Motocrosstiefel taugen leider nur eingeschränkt zum Wandern. Inzwischen ist die Kupplung befundet, das Öl gewechselt und die Verstellung wieder vorhanden und halbwegs passend eingestellt. Es scheint so dass bei gezogener Kupplung die Scheiben noch etwas anliegen und so das Öl übermäßig erhitzt wird. Die Beläge waren jedenfalls als sie noch heiß waren ungewöhnlich weich.
Wir filtern das trübe Bachwasser durch ein Papiertuch und behandeln einen Teil mit Wasserentkeimungsmittel, einen andern Teil kochen wir ab und werfen dann Teebeutel rein. Die halbe Stunde Wartezeit auf etwas trinkbares gehört zu den längeren meines Lebens ...
Die Burschen sind nicht sehr erfreut über meine Entdeckungen (außer die mit dem Wasser) und wir beschließen die restlichen Stunden Tageslicht mit Erholung zu verbringen und hier zu campieren.

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Inzwischen soll doch der Schlamm trocknen, und morgen geht es retour, erstmal ein paar Höhenmeter bergab und dann, nach Passieren des Grabens, über hoffentlich trockene Almwiese bergauf. Und hoffentlich greift Uwes Kupplung wieder, sonst brauchen wir Hilfe aus dem nächsten Dorf für eine Bergeaktion. Gegen einsetzenden leichten Nieselregen bauen wir meine Plane auf, wir essen etwas Jause, haben noch Brot und Salami, und sogar harte Eier mit. Dann werde die Zelte aufgebaut und im letzten Licht marschiere ich (Depp, jetzt ist die Blase offen ...) noch mit Uwe runter zum vorigen Lagerplatz um einen weiteren Sack Wasser zu holen, das ist näher und das Wasser sauberer.

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Einsetzender Regen lässt die Stimmung etwas sinken, aber glücklicherweise hört es nach einer Stunde auf. Phil geht gegen 19 Uhr in sein Zelt, Uwe und ich halten noch bis 20:30 aus und kochen Wasser ab, machen Tee, starren ins Feuer.
Der Spaziergang vorhin hat uns gezeigt, dass es aus der Nähe betrachtet möglich sein sollte, wieder zurück den Berg hoch zu kommen. Wahrscheinlich aber das erste Stück ohne Gepäck. Ich werde meine Füße pflastern müssen, und freue mich auf einen Resturlaub OHNE Schiebereien. Km 72,7 am Tageszäler ... wir haben heute nur 500 m geschafft. Und EINIGE Höhenmeter ...

Dienstag

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Mit einem mulmigen Gefühl gehen wir die Sache an. Die Strecke hinunter in den Graben geht aber ganz gut, es rutscht zwar, doch ist der Schlamm nicht so klebrig wie gestern, da hatte ich einige Zeit damit verbracht ihn aus dem Profil zu kratzen.

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Wieder kommt das Seil zum Einsatz, einer ist beim Fahrer und schiebt und hebt hinten, und einer zieht mit dem Seil von vorne.

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Mehr recht als schlecht kommen wir durch diese schwierige Stelle, und die Enfieldkupplung greift definitiv wieder! Stückweise kriegen wir die Ennie den Berg hoch, immer das Gepäck voraustragend. Irgendwann am Vormittag erreichen wir festen Grund, Almwiese. Es kann endlich mit Gepäck weitergehen! Immerhin ist das Wetter leicht bewölkt, perfekte Temperatur und leichter Wind, auch für die luftgekühlten Motoren ein Segen.

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Der Piste folgend gelangen wir nach einigen schwierigeren Steilstücken zu einer Angststelle: vor einem Dorf gibt es etwa 150 Meter Weg, der aus zwei verschlammten knietiefen Traktorspuren besteht. Leider nicht umfahrbar, da müssen wir durch. Ab Hinweg waren wir da eine gute Stunde beschäftigt - VOR dem Regen. Aber dahinter beginnt der angenehmere (trockene) Teil des Rückweges!
Es geht erstaunlich gut - Phil schafft es auf dem teilweise nur 20 cm breiten Mittelstück zu fahren, und auch ich schaffe das, Crossreifen sei Dank. Uwe kann mit den Enduroreifen die Spur nicht so gut halten und plumpst nach wenigen Metern in eine der Spurrillen - schlammgekühlt und brüllend schiebt sich die Enfield trotz streifender Alukoffer weiter, immerhin geht es leicht bergab, das ist hilfreich. Und so kommt auch Uwe nach wenigen Minuten leicht flattrig wieder auf festen Boden. Eine der letzten Zigaretten wird geraucht, die Wasserflaschen geleert.

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Jetzt sind es noch 200 m ins einzige Dorf auf unserer Strecke, namens Derdushe. Es ist erstmal geschafft, hier gibt es sicher frisches Wasser, notfalls Quartier und Transportmöglichkeiten. Noch trauen wir der Enfielkupplung nicht 100%ig, sie wird geschont wo es nur geht.
Wir parken mitten auf der Schotterstraße, weil es nur dort ein ebenes Fleckerl gibt, abgesehen von den Gärten der Bewohner. Neugierige Blicke sind auf uns gerichtet, und als ich mit der leeren Wasserflasche winke, werden wir ein Stück bergab geschickt, einem kleinen Bachlauf folgend.

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Dort frage ich nochmal, und ein älterer Herr begleitet Uwe und mich hinunter zu einer Quellfassung. Sauberes Wasser! Wir füllen mal unsere Flaschen, und werden anschließend vom Herrn Petriti auf einen Kaffee eingeladen. Wir kriegen die besten Verandaplätze zugewiesen, mit Blick auf den Garten wo Wein, Kriecherl und Quitten wachsen, und jede Menge Federvieh herumläuft.

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Ich gehe nochmal rauf zu den Moppeds, Phil und den Wassersack holen. Inzwischen ist ein Nachbar hinzugekommen, die Frau vom Herrn Petriti hat Kaffee gebracht, und ein Teller Honig steht auf dem Tisch. Fast eine Stunde lang erzählen wir uns Zwei-Wort-Geschichten, mit Hilfe von Wörterbuch und Albanisch-App und Landkarte und - großes Kino - der internationalen Gesten- und Gebärdensprache. Dann müssen wir weiter, wollen wir heute noch die Hauptstraße erreichen und mit ihr ein wohlverdientes Zielbier.

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Und so kraxeln die Moppeds weiter felsige Steige empor, wir passieren die beeindruckende Felskulisse des Guri i Kamjes, und haben einige sonnige Fotomomente.

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Hier begegnen uns nur Pickups, meistens mit ein paar Leuten und Hunden auf der Ladefläche. Die Piste hat tiefe Rinnen und Löcher, man muss stets aufmerksam sein sonst kriegt man dermaßen einen Schlag ins Kreuz ...

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Dann irgendwann doch: Asphalt. Zunächst nur einige Restflecken, die Löcher überwiegen bei weitem, doch er wird umso mehr, je weiter wir hinunterkommen.

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Dörfer, winkende Menschen inmitten halbzerfallener Häuser, Nutztiere überall, manchmal ein notdürftig zusammengeschweißter Benz, schließlich die Hauptstraße.

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30 km weiter etwa, an der SH3 bei Pirg, eine BP Tankstelle mit Autorast-Schild. Wir bestellen Zielbier und etwas zu essen für drei. Es gäbe Huhn oder Makkaron? Ja, gerne beides!

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Eine Stunde später brechen wir pappsatt auf, mit wieder erhöhtem Luftdruck den wir für die Trialeinlagen abgelassen hatten. Flott geht es dahin, südlich von Korce über weite Strecken entlang einer Autobahnbaustelle, unser Ziel ist jedoch ein wunderbar beschriebener Campingplatz nahe der griechischen Grenze. Die Alternativen sind nicht so toll: nochmal wild zelten, davon hatten wir gerade reichlich, oder ein Hotelzimmer, und das geht (noch) garnicht. Der Camping sollte aber alles bieten was wir jetzt gerne hätten: Heiße Dusche, Verpflegung und einen ruhigen Platz zum Schlafen. Nachteil: es sind gut 100 km dort hin, und der Tag geht zur Neige. Eher flott knattern wir südwärts.

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Wir haben Glück bei den Geschwindigkeitskontrollen, sind wo möglich mit 80 - 85 km/h unterwegs. Wir halten nur einmal zum Tanken, und danach nicht mal mehr als Uwe das Gasseil reißt. Zuerst hält er das Seilende mit der Hand, auf den letzten Kilometern mit Hilfe seines Leatherman. Bei Dunkelheit sind solche Straßen prinzipiell nicht sehr toll befahrbar, überall lauern Löcher und Kanten, Schotter, unbeleuchtete Weidetiere und Wildwechsel. Wir passieren beispielsweise einen überfahrenen Fuchs ... Doch alles geht gut, obwohl es schon eine gute halbe Stunden lang finster ist, als wir gegen 19 Uhr beim Camping Farma Sotira ankommen. Immerhin wussten wir durch einen Kontrollanruf, dass dort noch geöffnet sein würde. Hurra!

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Hier die Beschreibung des Platzes. Es gibt gut gekühltes Korca-Bier - ein herber Genuss, von dem wir zwei Liter wegtrinken. Pro Nase. Dazu etwas Käse, Brot und Wurst. Eine heiße Dusche und dann, halbwegs sauber satt und müde, in den Schlafsack. Was für ein Tag war das ...

Mittwoch
Alle haben gut geschlafen. Ich nicht ganz so lange, weil meine Luftmatte am Ventil undicht ist. Gemütlich wird vormittags herumrepariert: Uwe arbeitet am Gasseil, ich verklebe das Mattenventil neu, Phil schmiert seine Kette. Die Enfieldkupplung verhält sich unauffällig, uff. Phils Elektrik macht keinen Ärger, und mein Hauptbremszylinder an der Tenere feuchtelt zwar aber funktioniert einwandfrei.

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Kaffee gibt es nur selbstgemacht und mit unserer Notfall-Kondensmilch, weil der Strom ausgefallen ist. Damit ist auch der Internetzugang weg. Immerhin haben wir gestern abend noch einen halbwegs erfreulichen Wetterbericht abrufen können.

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Albanisches Geld, italienischer Softdrink:

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Uwe geht es nicht so toll, fühlt sich grippig. Wir beschließen einen Asphaltausflug nach Griechenland zu machen.

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Zuerst nach Leskovak, dort Pause zur Freude der Schulkinder:

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Uwe will keinen Kaffee, bestell sich Tee. Oha!
Nach grandioser Fahrt auf der EH3 aus den Bergen hinunter zum Fluss Vjosë gelangen wir zur Grenze.

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Hier dürfen wir nach kurzer Prozedur bei Perat aus Albanien ausreisen. Warum der Polizist wohl nochmals unsere grünen Karten sehen wollte? Egal, es ist nicht viel los hier, man stellt ohnehin sein Fahrzeug ab und geht zu Fuß und ohne Helm zum Kontrollhäuschen. Ob man da einen Zettel mehr oder weniger rüberreicht ist wurscht - Hauptsache man hat ihn!

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Nach queren des Grenzflusses Sarandporo stehen wir gegen 13:30 beim griechischen Zoll und warten. Warten. Warten. Der Zöllner ist supergründlich und gibt sämtliche Daten aus unseren Zulassungsscheinen in den Computer ein. Mit einem Finger. Das Wetter ist immerhin fein. 30 Grad dürfte es haben, bei leichtem Wind. Zeit um den Reisebericht weiter zu schreiben.

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Irgendwann sind wir dann in Konitsa. Griechisches Leben umfängt uns freundlichst, Uwe wirft ein Ibumentin ein, die Internetverbindung steht, wir warten auf irgendwas mit Lamm. Mal schauen wie es weitergeht.

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Das Essen ist grandios gut, aber Uwe nimmt nur ein Stück Brot und Tomate. Es geht ihm ziemlich dreckig, er schläft im Sitzen ein, an eine Weiterfahrt ist nicht wirklich zu denken. Was tun? Dank WIFI finden wir raus dass es nahebei keinen Campingplatz gibt, so suchen wir ein Zimmer damit sich Uwe über Nacht möglichst gut erholen kann.

Wir finden etwas passendes in der Nähe der alten Steinbrücke, ein Dreibettapartment mit schattigem Garten, wo wir zunächst mal knapp zwei Stunden auf den Besitzer warten der irgendwo in den Bergen unterwegs und unerreichbar ist. Laut den Nachbarn kommt er 'in einer Stunde', und zwar jedesmal wenn man fragt. Als wir gerade infolge einbrechender Dämmerung zusammenpacken wollen, ruft er einen der Nachbarn immerhin zurück und verrät ihm wo der Schlüssel für das letzte freie Apartment liegt. Uwe konnte inzwischen gut im Schatten rasten, schleppt sich ein Stockwerk hoch, packt seinen Schlafsack aus und legt sich auf dem Bett schlafen, nachdem er den Wunsch nach Bananen geäußert hat. Das Apartment hat zwar nur zwei Betten aber dafür einen Balkon hofseitig, perfekt.

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Also fahr ich mit Phil nochmal 2 km hoch ins Zentrum, wo die Geschäfte sind. Obst, Gemüse, ein paar Souvlakispieße, Alfa-Bier, Zitronenlimo werden gebunkert.
Als wir wieder bei Uwe ankommen ist es dunkel - und der Besitzer läuft endlich ein. Ein bärtiger Sportsmensch, der gerade von einem Berglauf zurückkehrt. Er ist ein netter Kerl, gibt uns das Apartment für 35 Euro. Angekommen, somit auch offiziell.
Während Uwe schläft, kämpfen wir mit Spiros dem Katerchen. Spiros scheint hier zu wohnen, und zwar überall. Unter dem Bett kennt er sich jedenfalls aus, und wenn man ihn bei der Zimmertür hinausbefördert, ist er schneller über den Balkon wieder da, als man selber bei der Balkontür ist. Also arrangieren wir uns mit ihm, und er verbringt die Nacht wachend neben dem fiebrigen und schwitzenden Uwe. Phil und ich kochen uns ein Pfanndl, beschließen den Abend auf dem Balkon wo ich auch übernachte.

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Schließlich will die Reparatur der Luftmatte getestet werden, sonst würde ich noch hier in Konitsa irgendeine Isomatte kaufen wollen ... aber eigentlich bin ich zuversichtlich, dass das Seam Grip Zeugl auch diesmal seine Wunder wirken kann - schon einmal hatte es diese Metzeler Luftmatte gerettet (beste von Welt) als ich sie auf einem rumänischen Endurocamp als undicht bekommen habe und vor der Entsorgung retten konnte.

Donnerstag
Ein guter Tag beginnt mit einer dichten Luftmatte. Dies IST ein guter Tag! Uwe war nachts mal auf so gegen eins und hat sich einen Riesentopf Pfefferminztee gekocht. Spiros war brav. Phil sowieso.
Ich bin wie immer als erster wach und mache bei Sonnenaufgang einen Spaziergang zur nur 500 m entfernten alten Steinbrücke aus dem 19. Jahrhundert, dann tippe ich auf dem Balkon weiter den Reisebericht.

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Habe nämlich zum Wischtelefon eine kleine Blauzahntastatur dabei, das beschleunigt die Sache doch erheblich.

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Die Wanderung habe ich in meinen treuen Crocs-Kopien absolviert, ich glaube mit den MC-Stiefeln wäre es noch nicht gegangen. Gestern hatte ich mal die offene Ferse mit Raki gesäubert, dann ein Hydrokolloidpflaster aus den Tiefen meiner Reiseapotheke draufgepickt, dann mit Mullbinde das Pflaster vor Verschleiß geschützt. Bis jetzt hält das ... aber gestern einkaufen bin ich mit Schlapfen gefahren, und der schlechteste Moment des Tages ist der, wenn der linke Fuß in den Stiefel muss.

Ich geh mal abwaschen und dann Kaffee kochen. Wir nehmen das Zimmer noch einen Tag, machen von hier aus einen kleinen Ausritt in die Umgebung, schließlich ist der Pindos Nationalpark mit der Vikos-Schlucht gleich ums Eck. Als Rückweg bleibt uns nämlich nur vernünftigerweise die Anreiseroute - alle Alternativen auf Schotter bergen laut Routenbeschreibungen potentielle GROSSE Schwierigkeiten falls es regnen sollte, und das kennen wir schon. Geht in der momentanen Situation einfach nicht - und für morgen ist wieder Regen angesagt.
Lieber hier noch eine Nacht, und dann hoch nach Mazedonien am Freitag/Samstag.

So wird es dann auch gemeinsam beschlossen, Uwe möchte noch einen Tag rasten und ich mache mit Phil einen Ausflug ins Pindos-Gebirge. Zuerst nach Monodendrion, dann zur Vikos-Schlucht und dem Aussichtsbalkon in Oxia.

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Mittagessen, Souvenirs kaufen, und zurück mit einem Abstecher ins malerische Papingo.

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Mit einsetzendem Regen kommen wir nach Konitsa zurück, erledigen unsere Einkäufe und verbringen einen zweiten und letzten Abend im Apartment.

Uwe ist erfreulich munter als wir gegen 18:30 ankommen, er ist bereits zu 75% einsatzbereit, allerdings zugedröhnt mit 3 Litern Pfefferminztee. Ist auch schon spazieren gegangen und hat die Feigenbäume der Gegend leergejausnet.

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Mal schauen wie morgen das Wetter wird, angesagt ist feucht und wechselhaft. Bettenwechsel, heute darf ich auf die Matratze und Phil schläft am Boden. Und Spiros muss heute woanders unterkommen. er hat uns ins Bett geludelt!
Der Liter 95er Super kostet hier übrigens 1,50 Euro, da verschieben wir das Tanken gerne auf die albanische Seite.

Freitag
Nachts hat es kräftig geregnet, was unsere Chancen für eine alternative Strecke auf Null setzt, denn die wären alle nicht asphaltiert und daher schlammgefährdet. Egal, jetzt geht es ums gut Heimkommen. Wir fahren gegen neun los, es regnet, triste Sache und auch nicht warm.

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Langwierige Abfertigung an der griechischen Grenze, schaut wie Dienst nach Vorschrift aus. Etwas legerer die Albaner. Es pisst! Die geflickten Straßen sind durch kleine Vermurungen aufgelockert und stellenweise glatt, es gibt ein paar Schrecksekunden mit wegrutschenden Reifen, bis wir die Fahrbahn richtig einschätzen können. Es ist sehr erfreulich und beruhigend, wie zuverlässig uns die über Jahre vertraut gewordenen Motorräder durch die Landschaft tragen, als Einheit.

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Tanken in Leskovak in einer Regenpause. Wir legen die letzten 5000 Lek in Sprit an und zahlen noch 10 Euro dazum was nirgends in Albanien ein Problem war.

Tankstelle mit Indoor-Zapfsäulen, absperrbar:

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Beim Camping Farma Sotira kehren wir ein, als es gerade besonders heftig schüttet - leider ist der Kamin nicht eingeheizt. Es gibt eine Rahmsuppe und Kaffee um 7 Euro, für alle zusammen.

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Aufs Klo und weiter. Die Straße schlängelt sich kurvig durch hügelige Landschaft, nur wenige Fahrzeuge begegnen uns.

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Ab Korce wird es flach und stärker besiedelt, und auch der Verkehr nimmt zu.
BP bei Pirg, Mittagessen: Risotto. Weiter mit 60-80 km/h, dann durch Podgorica und am Ohridsee entlang.

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Grenze nach FYROM, geht so. Ist recht viel los und kostet uns eine knappe Stunde. Nach knapp 200 km endlich gegen 16 Uhr beim Auto.

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Aufladen, umziehen und los, auf noch eine Übernachtung hat keiner Lust, alles ist nass, aber immerhin die Motorräder sind sauber. Es ist kühl, deutlich unter 20 Grad haben die Fahrt zur Strapaze werden lassen. Letzter Blick auf den Ohridsee:

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1200 km to go:
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Uwe fährt die erste Schicht, bis Belgrad gute 600 km in 8 Stunden.

Samstag
Dann übernimmt Phil, dann wieder Uwe, und ich mache den Copiloten für Navigation, Pässe und Maut.

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Es herbstelt deutlich, hat auf der Strecke so um die 13 Grad. Die Heizung im Wagen ist an, wo am Weg hinunter noch die Klimaanlage arbeiten musste.
Wir sind rechtzeitig für ein Samstagsfrühstück in Graz :D

Trotz aller Malaisen war das eine schöne Woche, mit ziemlich spannenden und vielen anstrengenden Momenten. Ein paar Sachen gingen gerade noch mal gut, die Lernkurve war steil. Nächstes Mal muss anders werden. Immerhin: kein Reifendefekt!
Ideal für Chancengleichheit und Erstzteilhaltung wären natürlich drei baugleiche Moppeds, aber das wird nicht passieren.
Aber enfieldtaugliche Schotterstraßen würden helfen, bei trockenem Wetter. Das ist auch in Albanien machbar, mit einem anderen Ausgangspunkt und anderer Reisezeit. Mal schauen.
Wie Aynchel meinte: Endurofahren beginnt dort, wo der Spaß aufhört. Wir wollen aber doch eigentlich nur ein bisserl rumschottern ... DAS wissen wir jetzt genau.

Übrigens haben wir das Alter unserer Moppeds mal zusammengerechnet und kommen auf über 80 Jahre - da darf man es auch mal etwas gemütlicher angehen.

Gryße!
Andreas, der motorang

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Mi 23 Sep, 2015 20:42
von lallemang
Jou :smt023
:popcorn:

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Mi 23 Sep, 2015 21:40
von motorang
Montag
-- steht inzwischen im ersten Beitrag --

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Mi 23 Sep, 2015 21:53
von Uwe Steinbrecher
:popcorn:

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Mi 23 Sep, 2015 23:53
von Aynchel
wer Abenteuer sucht wird sie finden :smt023

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Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 00:01
von altf4
alles normal soweit. weiterhin alles gute!

g max ~:)

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 00:35
von urban
Liest sich spannend , so zu Hause auf der heimischen Couch.
:smt023 :smt023 :popcorn:

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 04:52
von kahlgryndiger
Ich sach ja, die Enfield macht euch fertig. Wenn ich es auch anders gemeint habe ... :-D

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 05:23
von motorang
Dienstag

-- steht inzwischen im ersten Beitrag --

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 05:38
von roger
Selbstgewählte Tortour ;-)
Bin gespannt, wie es weiter geht und was die Ennie sich noch einfallen läßt.
Daumen gedrückt!

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 07:15
von Julia
Spannende Abenteuer... :smt023
Und: Ich bin echt beeindruckt, das Du bei so einer Tour noch Zeit und Muße findest, hier zu berichten! Vielen Dank dafür! :danke:

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 07:20
von motorang
Danke fyr den Zuspruch :D

Weiter geht es, auf den aktuellen Stand kwasi.

Mittwoch

-- siehe erster Beitrag --

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 07:21
von Michiklatti
Thihi , sehr Geil Jungs.

Und ein weiser Spruch meinerseits: Enduro fängt da an, wo der Spaß aufhört :p

Uwe gute Besserung

Weiter so :popcorn:

lg michi

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 07:28
von kahlgryndiger
Wunderbar wie ihr den Uwe umsorgt :smt023 Grüß ihn mal schön von uns.

Re: Albanien 2015 - fast live

BeitragVerfasst: Do 24 Sep, 2015 07:32
von motorang
Donnerstag

-- siehe erster Beitrag --