Samstag 16.02.2019 Murmansk – Kirkenes
Entspannt juckeln wir mit mehr und mehr Schee und Eis Richtung Grenze nach Norwegen, und natürlich muss mir kurz vor der Grenze mal wieder ein Radlager hinten platzen. Wie zuvor ist der Käfig auseinander, die Kugekln teils geplatzt und so taumelt das Rad. Klar, im dichten Schneetreiben natürlich – besser immerhin als im Regen denke ich mir. Also das Rad gegen einen Spikereifen getauscht, alles wird gut.
Heute erwischt es vor allem Guido bei der Ausreise aus Russland hart: Jede, wirklich jede Tasche muss er öffnen, und das sind eine Menge. Wir fragen uns was das wohl soll, denn wir verlassen Russland ja – aber wir haben keinen Stress und nehmen uns die Zeit. Nun ja, was bleibt uns auch anderes übrig ? Die Norweger hingegen sind tiefenentspannt und fragen nur wie viele Zigaretten und Vodka wir mithaben – das war es.
In stetig zunehmendem Schneefall, bei ebenso zunehmendem Wind, erreichen wir unser Ziel in Kirkenes: Das ‚Valhouse‘ - ein wahres Kleinod !
Hier hat sich der samische Besitzer einen Traum verwirklicht, skuril, mystisch, ein russischer Holzbildhauer hat da ein Jahr an der Deko gearbeitet. Alles pikobello mit Kamin, den unser Feuerteufel Guido flugs anheizt. Der Eigner kam abends noch vorbei und wir haben nett geschwätzt, auch er fragt uns was wir denn im Winter auf Motorrädern im hohen Norden machen würden ? Tja, vermutlich weil wir es können ist unsere Antwort. Er warnt uns noch vor bösem Schneesturm, und der kommt auch in der Nacht. Das recht massive Holzhaus knarrt und ächzt, herrlich anzuhören im warmem Bett !
Sonntag 17.02.2019 Kirkenes – Karasjok
Es pfeift immer noch aber erträglich, und als dann am späteren Morgen die Sperrung der E6 aufgehoben wird buddeln wir unsere Gespanne aus.
Endlich einmal hat auch Frank eine wenn auch kleine Panne: Beim Druck auf den Starter macht die Kuh nur Muh: Es quietscht erbärmlich beim Startversuch, nix zu wollen, auch nur einen Versuch läßt die Batterie zu. Nanu, was soll das denn sein ? Frank kennt seine Schweinchen und tippt korrekt auf eingefrorene Lichtmaschine: Also alle verfügbaren Verlängerungsleitungen zusammengesteckt und die Heißluftpistole kommt erfolgreich zum Einsatz.
Auf den herrlich verschneiten Straßen hat es nun auch schon mal tieferen Schnee, Schneepflüge sind unterwegs und Olaf meint er müsste sich mit einem anlegen und kommt nur knapp vor ihm zu stehen. Nachmittags macht er dann auch noch den ‚Rudi‘ mit Abpraller von der Bande und fliegt in den Schnee. Hach, diese jungen Wilden !
Angekommen in Karasjok finden wir mehr Schneemobile unterwegs als Autos. Der Campground ist gut besucht aber eine Hütte ist noch frei für uns, sehr schön ! Olaf und Guido beschließen nun auch endlich auf Spikes umzurüsten, und verschieben das auf morgen.
Montag 18.02.2019 Karasjok - Gjesvaer
Morgens hat es knapp unter -20°C und Frank darf wieder mal den Polyriemen anheizen, stellt zudem fest das er Eisbildung zwischen Rahmen und BatteriePlus hat. Die Hüttenchefin kommt neugierig vorbei und macht Fotos, sowas wie uns hat sie im Winter auch noch nicht gesehen.
Die überraschend kleine E6 die wir nehmen (müssen) ist seit gestern stark vereist, und so legen Guido, Frank und Olaf auch Spikes an. In flotter Fahrt passieren wir erst 70° Nord, dann 71° N und fahren in den Tunnel unter dem Meer zur Insel Mageroya ein, auf der das Nordkapp liegt. Der ist immerhin fast 7 km lang und führt uns 212m unter den Meeresspiegel, gruselige Vorstellung ! Man sieht kaum das es steil runter und auch wieder hoch geht, meine mickrigen 40PS merken das aber sehr wohl und ich darf sogar `runterschalten.
Es dunkelt mal wieder, das können wir, und cruisen durch die zunehmende Dämmerung. Über den Bergen drohen dunkle Wolken, im schwindenden Restlicht erreichen wir Gjesvaer und finden die gebuchte Hütte direkt am Meer. Es ist ein Pfahlbau mit steiler Treppe direkt am Wasser, die Vermieterin betreibt nebenan eine kleine Kneipe und hat sichtlich Spaß an uns.
Abends braten wir das untertags gekäufte Lachsfilet, dazu vegane Pommes mit Gemüse, und so sinken wir recht spät, aber satt, in die Falle.
Hier noch was interessantes: Plastikflaschen wachsen unter Einfluss von Kälte !
Dienstag 19.02.3019 Gjasvaer und Nordkap
Heute soll es zum Nordkap gehen, da sind wir aber gespannt ! Ich bringe noch zwei Räder zur Lagerreparatur zu einem Moppedschrauber – anscheinend hat es Bedarf nach einem solchen wegen der vielen Touris hier, denn der Ort ist echt winzig. Es hat angenehme -8°C und wir tuckern entspannt und ohne Gepäck leichtfüßig zum Platz wo das Koloneskjöring startet: Über den Pass zum Nordkap geht es im Winter nur mit Schneepflug voran, dahinter die anderen Fahrzeuge. Es wird dringend darauf hingewiesen nur mit Ketten oder gespikten Winterreifen zu fahren, kontrollieren tut das aber niemand. Wir sind eine Dreiviertelstunde zu früh, reihen uns schon mal hinter dem Schneepflug ein, und quatschen mit den Dosenfahrern.
Die halten uns für Helden, wir uns auch, da kommt doch tatsächlich ein Spanier aus Spanien (!) mit seiner GS angehumpelt ! Er hatte richtig Stress mit seinen Spikereifen, dauernd Plattfuss, und schleicht mehr als das er fährt. Peinlich, schon sind wir auf Platz 2 des Heldentums…
Die Fahrt über den Pass ist wunderschön, der Schneepflug wird nicht wirklich gebraucht, und bald sind wir am Portal zum Nordkap. Absolut frech sind die 28.50 EUR pro Nase die verlangt werden, und wir hören später von Ortsansässigen das es auch hier heftige Diskussionen darüber gibt. Das gelände gehört einem Bauern der es an eine große Touriagentur vermietet hat und es ist einhelllige Meinung das das Kap selbst der Allgemeinheit gehört, eine Abgabe daher nicht rechtens. Nun ja, finden wir auch aber nun sind wir hier und zahlen zähneknirschend.
Wir dürfen dank des netten Parkwächters und weil wenig los ist bis vor die Kugel fahren, brettern durch den tiefen Schnee davor und machen wichtige Beweisfotos. Wir jausnen noch was in der Restauration, lassen etliche NOKs im Gift-Shop und tuckern dann mit der nächsten Kolonne wieder heimwärts. Auf der Heimfahrt zieht es sich gut zu, Schnee fällt und wir freuen uns heute abend auf Guidos Kottelets.