In Etappen stelle ich den Reisebericht hier ein, viel Spaß dabei !
Nord !Mehr als 2 Jahre laufen die Überlegungen schon, dieses Jahr soll es sein. Seit Spätsommer stehen die drei Mitstreiter Frank, Guido und Olaf fest, die Jialing hat einen neuen Motor, die weltbeste Christa von allen gibt mir frei – wenn nur der blöde Bandscheibenvorfall nicht wäre ! Im Juli 2018 hatte es mich auf die Matte gehauen, das ganz große Kino mit OP , wochenlangem Liegen bei undankbaren 30°C plus im langen Sommer, gefolgt von 3 Wochen Reha bei „The Walking Dead“.
Im Winter geht es schon besser, die Messe im Januar ist erträglich, erste Probefahrten laufen zufriedenstellend (ohne Schlatwippe geht nix, ich kann sonst nicht hochschalten) und so wird am Plan festgehalten – Start 2. Februar 2019 in Kiel.
Donnerstag 31.01. ist alles gepackt, spät komme ich erst bei einbrechender Dunkelheit los, will so 200km fahren und dann irgendwo übernachten. Schon nach wenigen hundert Metern stelle ich ein beängstigendes Knacken aus dem Vorbau beim Bremsen fest, erste Sichtproben ergeben keinen Befund. Kazunga, hilft nicht, umdrehen und im heftigen Berufsverkehr über Stadtstrassen zurück in die Werkstatt. Dort laden Christa und Uwe mit Britta gerade ihre Gespanne auf, die wollen in der Nacht zum Tauerntreffen.
Mal gut das Uwe da ist, hilfsbereit wie immer zerlegen wir die Verkleidungen und stellen schnell fest das das Lenkkopflager Spiel hat. Bei über 7.000km vor der Brust geht das nicht, also in Rekordzeit alles zerlegt, das Lager noch für tauglich befunden, neu eingestellt – und es ist so spät das ich ins Bett gehe und morgen dann nach Kiel aufbrechen werde.
Freitag 01.02. Duisburg-KielMorgens früh auf und los ! Pustekuchen, ich teste noch mal alles und stelle fest die Heizgriffe gehen nicht (loses Kabel), und das Gespann läßt sich unnatürlich schwer schieben. Ganz Klasse, ein Bremssattel am Beiwagen hängt, schwimmt nicht mehr. Also alles auseinander, einfetten, wieder zusammenbauen.
Endlich gegen 15:00 auf die Bahn, 450km nach Kiel liegen an. Die ersten Kilometer sehr zögerlich und mit vielen Pausen geht es nach Norden, und erst gegen 23:00 stehe ich bei Kuchenbeckers in Trappenkamp. Wie immer sehr nett begrüßt sind auch Guido und Olaf schon dort, wir nächtigen im kuscheligen Dreierzimmer und sägen die Betondecke durch.
Samstag 02.02. geht es nun los, erste Etappe Swinemünde. Es läuft trotz Ekelwetter mit Schneeregen gut, Rückenschonend mache ich so jede Stunde einen Stopp, das passt. Das gebuchte Hotel ist erstklassig, das Essen im Restaurant ebenso, der Preis niedrig und so sitzen wir bald in der Lounge und stoßen stilgerecht mit Vodka auf die Reise an. An diesem Abend wird von Frank das Motto der Reise pustuliert: „7:00 Früchstück, 8:00 losfahren“.
Sonntag 03.02. Swinemünde-DanzigTatsächlich sind wir schon um 7:00 beim opulenten Frühstück, rollen aber erst gegen 9:00 auf den eher schlechten Strassen gen Danzig. Es wird viel gebaut, das werden wir in den nächsten Wochen im gesamten Osten feststellen. Wir pendeln uns als Gruppe bei 90km/h ein, machen jede Stunde ein Päuschen wegen mir altem Mann, tanken jede zweite Stunde und ab heute gibt es ab dann auch immer eine Wurst.
An einem Riesen-Neuen-Autobahnkreuz, ich bin vorn, ist plötzlich keiner mehr hinter mir. Kacke, wo bleiben die bloß ? Als nach einer Zigarettenpause keiner kommt drehe ich an der Ausfahrt und sehe die Bande am Straßenrand an der Auffahrt stehen. Olaf hat es das Radlager hinten zerrissen, auch die Nabe selbst ist beschädigt.
Es ist wenig Verkehr, wir riggen Warntafel und ziehen Westen an, Olaf wechselt das Rad gegen das Reserverad und nach einer bummeligen Stunde sind wir wieder unterwegs. Das zweite Motto der Reise wird geboren: „Aufgeben ist keine Option“, und so werden wir auch die kommenden Probleme alle lösen können.
Nachmittags Startprobleme bei Olafs BMW, kann ja mal sein. Im Dunstkreis von Danzig geht es nur noch langsam voran, es wird dunkel, riecht intensiv nach Kohlefeuerung in den Häusern und wir hangeln uns von Ampel zu Ampel, das zieht sich wie Kaugummi. Nach einem Navi-Diskussionsstopp (welche Uschi sagt den richtigen Kurs an und welche spinnt ?) springt Olafs 2V nicht mehr an, der Anlasser macht nur öcke-öcke. Beherzt angeschoben brennt die Ladekontrollleuchte, oha, wie lange nur schon ? Egal, weiter auf Batterie und ohne Licht im Dunkeln durch Danzig bei brausendem Verkehr – ein Riesenspaß ! Olaf in der Mitte erreichen wir das wieder hervorragende Hotel, ab in die Tiefgarage, ab in die Zimmer und zum Abschluß noch in eine eher ranzige Pizzeria in der Nähe. Klar, morgen heißt es erst einmal Schauschrauben – warum lädt das Mistding nicht ?
Montag 04.02. DanzigNach dem Frühstück versammeln wir uns in der Tiefgarage und Guido beginnt seine segensreiche Tätigkeit als persönlicher Betreuer von Olafs Mopped. Bald steht fest: Der Rotor hat Schluss, stinkt auch elektrisch, aber leider kein Ersatz dabei.
OK, wir telefonieren Händler im Umkreis durch, die örtliche BMW – Niederlassung hat zwar die neuesten Moppeds aber keinen Rotor für eine 40 Jahre alte 2V. Die von mir aufgesuchte Ankerwickelei entpuppt sich als Hinterhofwerkstatt. Aynchel aus der Eisarsch-Gruppe sendet einen Rotor und weitere Teile an unsere übernächste Zieladresse Kleipeda per Express, sollte morgen oder übermorgen dort sein – das Paket kommt aber nie dort an. Wir haben beschlossen das Olaf auf Batterie bis dahin weiterfährt, und gehen in die Altstadt zum bummeln und Kultur besichtigen.
Wir essen speisen gerade fürstlich in einem Restaurant auf der Einkaufsmeile als uns Bernd mit einer höchst willkommenen Nachricht erreicht: Ein Moppedkumpel von ihm wohnt in der Nähe von Danzig, hat selber 2V-BMWs und tatsächlich einen Rotor für uns ! Unfassbar, die 3 fahren nachmittags dort hin während ich meine Knochen pflege. Am frühen Abend kommt die Bande freudestrahlend mit funktionierender Lima zurück – Glück muss man haben. So bummeln wir noch was durch die Stadt und planen den nächsten Tag der uns nach Russland (Kaliningrad) bringen soll.