Dienstag Vipava - Col - Smihel - Predjama - VipavaEs hat die ganze Nacht geschüttet und regnet weiterhin. Wir haben es also nicht allzu eilig, nützen die supersaubere Sanitäranlage für eine Genussdusche, und frühstücken erstmal ausgiebig. Unser Spezial-Campingarrangement mit Trockenschlafraum kostet uns übrigens nur den normalen Campingtarif, 8 Euro plus 67 cent Ortstaxe pro Kopf. Freudig runden wir großzügig auf!
Für heute ist noch Regen angesagt, also packen wir die Moppeds wasserdicht:
Nach ausgiebigem Frühstück geht es auf den Trans Euro Trail, dazu hab ich mir ein altes Smartphone mit entsprechender GPS- und Kartensoftware ans Motorrad gebaut - für mein altes System (Pathaway und Windows Mobile RPDA) hatte ich keine aktuellen und genauen Karten der Gegend, und alles neu aus aktuellen Quellen zu generieren war mir zu aufwändig - time for a change, mal schauen wie sich das hochgelobte
Oruxmaps am Motorrad bewährt.
Als wir den Track kurz hinter Col erreichen, sind erstmal einige Kilometer auf kleinen Asphaltstraßen zu fahren, dann - endlich - Schotterstraße. Ich fahre voraus, weil ich als einziger ein halbwegs wassserdichtes Navigationszeugl habe - dann Mario, zum Schluss Uwe.
Der erste Wegpunkt soll eine Jausenstation sein, hat aber leider zu. Ist wohl schon Nachsaison. Immerhin bietet ein Vordach Schutz vor dem Dauerregen, und Mario kann halbwegs trocken die Bremse richten, wo sich die Einstellschraube mangels Konterung rausdreht, eine Minutensache.
Weiter geht es auf flott fahrbaren Schotterstraßen, die oft wie in Slowenien üblich mit Kilometerschildern und Straßenpfosten ausgestattet sind, zumindest wenn sie zwei Dörfer miteinander verbinden. Ja, hier ist noch nicht jede Feldzufahrt asphaltiert! In einer der ersten Kurven kommt mir recht flott ein einheimischer Golf eintgegen, der eingeleitete Drift des betagten Wolfsburgers scheint nicht Absicht zu sein, wahrscheinlich ist der Lenker dort keinen Gegenverkehr gewöhnt. Bis auf einen allseitigen Schrecken passiert aber nichts weiter. Bei vielen Abzweigern sind wir froh, per GPS die richtige ganz einfach wählen zu können:
Eine erste Schlüsselstelle, eine Verbindungsstrecke zwischen größeren Schotterstraßen, kostet Nerven und Kondition, vor allem weil es so nass und rutschig ist. Hier geht es einen guten Kilometer einspurig durch den Wald, auf einem alten Karrenweg auf dem schon die Bäume wachsen (beginnend bei 45,80529005°N and 14,06012535°E). Mario erkundet die Strecke als erster:
Links eine Felswand, rechts geht es in den Wald runter, man fährt praktisch auf einer Stützmauer dahin. Nasses Laub auf recht glitschigen Steinen macht Gas geben oder Bremsen zu einer Nervenprobe, weil dann das jeweils überforderte Rad seitlich ausbricht.
Aber wir schaffen es - und ich lasse gleich danach Luft aus den Reifen, ich Depp bin noch mit Straßenluftdruck unterwegs - in Verbindung mit einem uncrossigen Langstrecken-Enduroreifen eher suboptimal bei Schlamm und weichem, rutschigem Boden. Mit knapp 1,5 bar geht es etwas sicherer weiter.
Die weitere Piste ist schön zu fahren, immer im Wald dahin, mit reichlich Kurven aber ohne Gegenverkehr. Als wir in Sankt Michael (Smihel) ankommen, ist es schon gegen zwei Uhr. Eine schnelle Suche nach einem nahegelegenen Gasthaus wirft als nächste Möglichkeit das Touristenörtchen Predjama aus, mit seinem bekannten Höhlenschloss. Also nichts wie hin - der Track führt eh mehr oder weniger direkt nach Predjama.
Der Einstieg bei 45,79816454°N und 14,11957741°E ist etwas steil und als Radweg gekennzeichnet, aber das wird schon passen. Aufgrund des immer noch strömenden Regens hat sich der kleine Hohlweg in einen schlammigen Bach verwandelt, am besten geht es noch in den Spurrinnen bergauf, weil da der Schlamm und das Laub schon weitgehend weggewaschen sind. Öfter sind Äste und eingeschwemmte Steine zu UMfahren - oder zu ÜBERfahren. Einmal VERfahren wir uns, können aber aufgrund des metergenauen Tracks schnell wieder auf die Strecke zurückfinden. Der Radweg ist inzwischen eher ein Mountainbiketrack, und statt bergauf geht es Downhill.
Hoffentlich kommen wir da heil auf der anderen Seite raus, weil die schlammige Rinne zurückfahren wäre wenig spaßig und würde wahrscheinlich bedeuten, dass wir die Moppeds abpacken und einzeln hochfahren müssten, dann das Gepäck zu Fuß hochbringen. Erinnerungen an unser Albanienfiasko werden wach - aber noch ist es nicht so weit! Noch geht es bergab, die Schwerkraft ist auf unserer Seite, und unter der rutschigen Schicht aus Schlamm, Gras und Laub findet sich griffiges Geröll, man muss das Rad nur ein bisserl graben lassen.
Beim abwärts bremsen geht das mit dem graben aber nicht, über etwa 50 m rutsche ich samt Mopped, mal gerade mal leicht quer, den Hohlweg runter. Null Grip, selbst mit Motorbremse kommt das Hinterrad nach vorne, und als es wieder etwas flacher wird lege ich das Mopped zur Seite - das bremst dann ordentlich. Ich signalisiere den Herren hinter mir sie mögen warten, stelle die Tenere wieder auf und parke sie etwas weiter unten außerhalb der Rutschbahn auf dem Seitenständer. Dann kann der nächste kommen, ohne dass am Ende der Partie ein Chaos entsteht. Uff.
Praktisch in Sichtweite des Abschnittendes, als wir schon die Querstraße fast sehen können, kommt dann die Schlüsselstelle: eine etwa halbmetertiefe Stufe mit Felsen und einer Wurzel quer zur Fahrtrichtung. Hier kämen wir nur mit Hebehilfe oder Rampenbastelei wieder zurück - schon das Runterfahren wird zur Zentimeterarbeit, damit es die Moppeds nicht über Hauptständer oder Koffer aushebelt und umlegt - und dann würde eine kleine Rutschpartie bergab beginnen, inmitten einer Schlammlawine.
Zu dritt, jeweils ein Motorrad sichernd, schummeln wir die Moppeds über die Stufe nach unten - glücklicherweise geht es danach erstmal geradeaus und flacher weiter, sodass wir ohne zu bremsen den Schwung auslaufen lassen können.
Unten kommen wir unweit des Parkplatzes vom Höhlenschloss heraus, und kehren wenig später im dortigen Gasthaus ein.
Überall Asiaten, Kameras, Regenschirme - nur im Hinterzimmer ist anscheinend für eine Gesellschaft reserviert und wir finden an einem der drei restlichen Tische einen feinen Rastplatz.
Eine gute Stunde hat unsere Rutschpartie gedauert, wenn nicht mehr - für 5 Kilometer! Immerhin, wir können unsere dehydrierten Körper mit etwas lokalem Gertensaft kurieren. Für heute reicht es uns mit Regen und Schlamm, auch (oder gerade wenn) die Regenkleidung dicht ist, sind wir doch unterhalb komplett nass. Ich bin heute sicher 2 Kilometer in der Regenkombi marschiert, mit Helm auf, um Streckenabschnitte abzugehen, den anderen zu helfen, zu fotografieren etc - das bleibt nicht ohne Folgen, klimatechnisch.
Nach dem späten Mittagessen in Predjama, es ist gegen 16:00, beschließen wir für heute den Abbruch und die Rückkehr zu unserem Camping - auf der weiteren Strecke gibt es außer Wald nur Wald und noch etwas Wald, nicht mal eine Ortschaft, und wer weiß wie die Strecken da beschaffen sind. Wildzelten ist bei dem Wetter nicht unsere erste Wahl.
Das erneute Anlegen der Regenkombi und Überschuhe gehört zu den weniger schönen Erinnerungen an diesen Tag. Aber morgen soll es ja ein Ende haben mit dem Regen, jaja!
Auf Asphalt sind es nur 30 km zurück nach Wir werden herzlich willkommen geheißen am Campingplatz und dürfen nochmal auf dem Dachboden schlafen - fein!
Mario sucht nochmal Strom bei seiner XT und findet - unabhängig von der getauschten Batterie - noch einen Fehler im Lichtschalter. Die Batterie wird über Nacht geladen, dazu dürfen wir ein Ladegerät leihen.
Wir kaufen etwas Rotwein im Ort (immerhin ist das eine Weingegend) und braten zum zweiten Mal Kartoffeln, heute mit Zwiebeln und Speck. Wäsche waschen kann ich dort auch, allerdings ohne große Hoffnung dass über Nacht etwas trocknet. Immerhin ist die Hauptwäsche Kunstfaser, die kann man notfalls auch etwas feucht noch anziehen.
Abends zeigt mein Kilometerzähler 108757 , das ergibt 91 km Tagesfahrleistung, und davon entfallen etwa 30 km auf den flott gefahrenen Bundesstraßen-Rückweg. Nicht berauschend.