Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

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Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon motorang » Do 28 Dez, 2017 08:01

Ein Bericht in Portionen:

Vorgeschichte

Nach Motorrad-Trails durch Nordamerika und Kanada gibt es seit Juli 2017 auch einen Trans Euro Trail (TET), eine Strecke durch Europa auf möglichst viel Schotterstraße. 34.000 km soll die Sache lang sein - das wäre doch etwas für unsere kleine Herbst-Endurotour, zumindest ein Teilstück davon?

Hier http://www.transeurotrail.org/ kann man sich länderweise Tracks (also GPS-Strecken) herunterladen, zum individuellen nachfahren. Einzelne Strecken kennt jeder von uns, aber sie so hintereinander zu reihen, dass man eine sinnvolle Gesamtroute zusammenkriegt, das ist schon eine tolle Sache!

Leider springen nacheinander zwei von unserer Vierertruppe aus beruflichen Gründen ab, aber erfreulicherweise ist unser "Neuzugang" Mario (der uns auf die Strecke aufmerksam gemacht hatte) gleich bereit einzuspringen - und hat mit einer frisch hergerichteten XT500 auch ein passendes Mopped am Start!

Uwe wird wieder mit seiner 350er Enfield antreten, und ich mit der kleinen Österreich-Version der Tenere (500 ccm), die mich fast schon mein ganzes Motorradleben begleitet, seit 1987.

Das Wetter ist allerdings echt bescheiden angesagt, wir fahren mehr oder weniger in einem Schlechtwettergebiet los, das sich über gesamt Mitteleuropa erstreckt. Da hilft auch eine Verschiebung um einen Tag nur wenig, Uwe kann erst ab Sonntag. Die Packliste hat einen Schwerpunkt in Richtung regensicher und/oder schnelltrocknend ...

Sonntag

Graz - Tobelbad - St. Martin am Wöllmißberg - Edelschrott - Packsattel - St. Gertraud - gegenüber rein und rechts - Prebl - Klippitztörl - Lölling - Althofen - Meiselding - Wimitztal - Goggau - Velden - Ledenitzen, 200 km gesamt.

Uwe kommt und schraubt, beim gestrigen Kettentausch ist anscheinend etwas Kettenschmiere in die Trommelbremse gekommen. Nach einer Spülung mit Bremsenreiniger geht es um 10:30 los, leider in der Regenkombi, weil die Straße noch nass ist. Mario wartet schon mit laufendem Motor, es beginnt zu regnen. Leider hat plötzlich die Enfield keinen Strom mehr, und wieder wird geschraubt - es hat aber nur der Stecker zum Gleichrichter aufgegeben, uff ... während Uwe den Stecker erneuert, holt Mario noch einen Liter Öl, weil seine XT doch einigermaßen selbiges verbrennt.

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Gegen halb 12 verlassen wir dann endlich das Grazer Becken.

Auf dem Weg zur Pack ödet mich die Fahrerei auf der Bundesstraße dermaßen an, dass ich mich einer alten Lieblingsstrecke erinnere. Auf kleinsten Straßen geht es über St. Martin am Wöllmißberg nach Edelschrott, inzwischen hat es RICHTIG zu regnen begonnen. Sehr schnell geht das Visier von meinem Helm zu, ich Trottel bin wieder ohne Heizvisier unterwegs. Note to self: in Monaten mit "r" NUR mit Heizvisier fahren!

Besonders öd ist es in den ersten 10 Minuten, wenn das Visier innen noch trocken ist und super beschlagen kann - ist es innen erstmal nass beschlägt es auch viel weniger. Aber so ... übersehe ich eine Kurve und bremse geradeaus in den Graben. Es passiert nichts weiter, ich habe nur etwas Erde am Motorrad. Spiegel und Navi geraderücken und es kann weitergehen, die Gabel ist gerade, der Lenker auch. Bald ist Edelschrott erreicht, und auf der Packer Bundesstraße schwingen wir ohne Verkehr nach Kärnten rüber.

Der nächste Stopp in St. Gertraud im Lavanttal wird neben Kaffeeaufstockung auch zum Mittagessen genützt: http://www.knusperstube.at/unser-cafe/

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Es hört zu regnen auf, und so fahren wir gleich gegenüber vom Cafe rein, das Navi ist programmiert auf "Prebl" und kürzeste Strecke, so kriegen wir am Weg zum Klippitztörl sogar etwas Schotter unter die Räder.

Über Lölling geht es nach Althofen, beim Tanken rufen wir Klaus und Melanie an, wo wir nachmittags zum Kaffee eingeladen sind, es ist 15 Uhr. Kleine Reparatur: Marios längenverstellbarer Seitenständer (Endurofahrer wissen schon ...) löst sich gerade auf und wird provisorisch gesichert.

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Immer wieder regnet es, da können wir genauso gut auch die schönen Strecken fahren, über Meiselding und die innere Wimitz in Richtung Faaker See:

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Wir kommen gegen 17 Uhr feucht aber glücklich an. Klaus und Melanie haben hier letztjährig ein Haus erworben, wir dürfen das Kaffeetrinken auf morgen verschieben und gleich zum Bier übergehen und unsere Wunden lecken:

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An der Tenere bedürfen die schnell noch hingebauten Tanktaschen einer Nähung (ich hatte die nur mit Klammern befestigt, das reicht NICHT), die XT hat eine tote Batterie, und an der Enfield wollen Schalthebel und Fußraste passend eingestellt werden, damit Uwe mit den Tesch-Regenschuhen unter den Schalthebel kommt.

Riege schaut einen Sprung vorbei, sein Wigwam wohnt ja unweit im Tal der Gesetzlosen. Melanie holt Pizza von Giovanni, damit die Sache (und unser Bauch) noch rund wird. Herrlich! Und es ist so trocken hier!

Gryße!
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon dirk » Do 28 Dez, 2017 10:50

Das fängt ja gut an.
Heute in drei Jahren ist es endlich wieder soweit.
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon Maybach » Do 28 Dez, 2017 16:44

Oh, abgesehen vom Wetter scheint das eine schöne Geschichte zu werden.
Fortsetzung dringend erwünscht ...

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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon Dreckbratze » Do 28 Dez, 2017 16:55

aber hallo! marios XT ist aber ausgesprochen hübsch!
erwarte gespannt fortsetzung! :smt023
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon motorang » Do 28 Dez, 2017 16:59

Montag

Faaker See - Wurzenpass - Bled - Idrija - Aidovscina - Vipava

Auf um 0715, Kaffee kochen. Dallmayer Prodomo schmeckt sehr angenehm und rund aus der Bialetti!

Draußen regnet es. Hm. Die Wetter-Apps sagen trockeneres Wetter für später voraus, aber nach dem Frühstück regnet es immer noch. Kein Grund zur Hektik also, erstmal duschen und so. Mario fährt gegen 10 nach Villach voraus, die XT500 braucht Öl und eine neue Batterie. Die aktuelle ist nach kurzer Zeit defekt und hält die Ladung nicht.
Mario hat zwar die Rechnung nicht mit, hatte sie aber bei Louis mit seiner Kundenkarte gekauft. Es stellt sich heraus, dass man bei Louis den Einkauf aus Datenschutzgründen nicht nachsehen darf, kann, mag, man brauche schon eine Papierrechnung. Also kauft Mario die gleiche Batterie nochmal, baut sie ein, und kommt wieder in den Laden, mit der defekten Batterie und diesmal MIT Papierrechnung. Immerhin wird die Reklamation dann angenommen und die Batterie zur Prüfung eingeschickt ... (und später tatsächlich rückerstattet).

Ich spanne meine Kette und weiter geht es im Regendress, endlich aus Villach raus, und über den Wurzenpass nach Slowenien. Im Drautal nach links, vorbei an den frisch eingeschneiten Gipfeln des Triglav, diesmal lassen wir den Vrsic-Pass aus, wollen möglichst knapp um den Nationalpark herum nach Süden.

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Kurz vor Jesenice entkommen wir dem immer zäher fließenden Verkehr, das Straßerl bringt uns kurvig nach Bled. Es hat zu regnen aufgehört, wir finden ein nettes Touristengasthaus, wo wir vom Parkplatzwächter VIP-Plätze bekommen, weil er auch eine Enfield hat :-)

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Ein Mittagessen später geht es weiter, möglichst nahe der Luftlinie nach Idrija. Genau rechtzeitig, um den wieder einsetzenden Regen zu genießen ...

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Kurz vor Idrija kaufen wir in Spodnja Idrija beim üblichen Merkator ein. Zweieinhalb kg Erdäpfel (die kleinste Packung), Joghurt, Grillfleisch, Zwiebeln, Paprika, Milch, Bier, Brot, Rohschinken.
Beim Weiterfahren bemerke ich wenig später, dass aus der einheimischen Tankstelle inzwischen eine OMV geworden ist, und schräg gegenüber ein Hofer-Markt gebaut wurde. Cool - fürs nächste Mal, sind wir doch eben erst wieder frisch regengeschützt verpackt und vor wenigen Minuten erst aufgesessen. Tanken können wir hinter Idrija ja auch noch. Denken wir.
Leider hat die letzte Tankstelle vor dem Ort Col, unserem Einstieg in den TET, geschlossen. Also fahren wir noch 15 km nach Aidovscina, tanken da. Auf 284 km hat die Tenere 14,8 Liter genuckelt, davon waren viele Grazer Kurzstreckenkilometer, brav. Wir stellen fest dass es nicht weit nach Vipava ist, wo es einen kleinen Campingplatz gibt.

Volltreffer, wir dürfen wegen des Schlechtwetters am Dachboden schlafen und es gibt darunter viel Platz zum Sitzen, Kochen etc. Sogar die Moppeds dürfen in den Traktorport.

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Es gibt Bratkartoffeln, Grillfleisch aus der Pfanne, Brot und Bier. Fein!

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Geschichtenstunde ... Mario kennt sie ja noch nicht :D

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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon motorang » Do 28 Dez, 2017 23:04

Dienstag

Vipava - Col - Smihel - Predjama - Vipava

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Es hat die ganze Nacht geschüttet und regnet weiterhin. Wir haben es also nicht allzu eilig, nützen die supersaubere Sanitäranlage für eine Genussdusche, und frühstücken erstmal ausgiebig. Unser Spezial-Campingarrangement mit Trockenschlafraum kostet uns übrigens nur den normalen Campingtarif, 8 Euro plus 67 cent Ortstaxe pro Kopf. Freudig runden wir großzügig auf!

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Für heute ist noch Regen angesagt, also packen wir die Moppeds wasserdicht:

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Nach ausgiebigem Frühstück geht es auf den Trans Euro Trail, dazu hab ich mir ein altes Smartphone mit entsprechender GPS- und Kartensoftware ans Motorrad gebaut - für mein altes System (Pathaway und Windows Mobile RPDA) hatte ich keine aktuellen und genauen Karten der Gegend, und alles neu aus aktuellen Quellen zu generieren war mir zu aufwändig - time for a change, mal schauen wie sich das hochgelobte Oruxmaps am Motorrad bewährt.

Als wir den Track kurz hinter Col erreichen, sind erstmal einige Kilometer auf kleinen Asphaltstraßen zu fahren, dann - endlich - Schotterstraße. Ich fahre voraus, weil ich als einziger ein halbwegs wassserdichtes Navigationszeugl habe - dann Mario, zum Schluss Uwe.
Der erste Wegpunkt soll eine Jausenstation sein, hat aber leider zu. Ist wohl schon Nachsaison. Immerhin bietet ein Vordach Schutz vor dem Dauerregen, und Mario kann halbwegs trocken die Bremse richten, wo sich die Einstellschraube mangels Konterung rausdreht, eine Minutensache.

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Weiter geht es auf flott fahrbaren Schotterstraßen, die oft wie in Slowenien üblich mit Kilometerschildern und Straßenpfosten ausgestattet sind, zumindest wenn sie zwei Dörfer miteinander verbinden. Ja, hier ist noch nicht jede Feldzufahrt asphaltiert! In einer der ersten Kurven kommt mir recht flott ein einheimischer Golf eintgegen, der eingeleitete Drift des betagten Wolfsburgers scheint nicht Absicht zu sein, wahrscheinlich ist der Lenker dort keinen Gegenverkehr gewöhnt. Bis auf einen allseitigen Schrecken passiert aber nichts weiter. Bei vielen Abzweigern sind wir froh, per GPS die richtige ganz einfach wählen zu können:

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Eine erste Schlüsselstelle, eine Verbindungsstrecke zwischen größeren Schotterstraßen, kostet Nerven und Kondition, vor allem weil es so nass und rutschig ist. Hier geht es einen guten Kilometer einspurig durch den Wald, auf einem alten Karrenweg auf dem schon die Bäume wachsen (beginnend bei 45,80529005°N and 14,06012535°E). Mario erkundet die Strecke als erster:

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Links eine Felswand, rechts geht es in den Wald runter, man fährt praktisch auf einer Stützmauer dahin. Nasses Laub auf recht glitschigen Steinen macht Gas geben oder Bremsen zu einer Nervenprobe, weil dann das jeweils überforderte Rad seitlich ausbricht.

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Aber wir schaffen es - und ich lasse gleich danach Luft aus den Reifen, ich Depp bin noch mit Straßenluftdruck unterwegs - in Verbindung mit einem uncrossigen Langstrecken-Enduroreifen eher suboptimal bei Schlamm und weichem, rutschigem Boden. Mit knapp 1,5 bar geht es etwas sicherer weiter.

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Die weitere Piste ist schön zu fahren, immer im Wald dahin, mit reichlich Kurven aber ohne Gegenverkehr. Als wir in Sankt Michael (Smihel) ankommen, ist es schon gegen zwei Uhr. Eine schnelle Suche nach einem nahegelegenen Gasthaus wirft als nächste Möglichkeit das Touristenörtchen Predjama aus, mit seinem bekannten Höhlenschloss. Also nichts wie hin - der Track führt eh mehr oder weniger direkt nach Predjama.

Der Einstieg bei 45,79816454°N und 14,11957741°E ist etwas steil und als Radweg gekennzeichnet, aber das wird schon passen. Aufgrund des immer noch strömenden Regens hat sich der kleine Hohlweg in einen schlammigen Bach verwandelt, am besten geht es noch in den Spurrinnen bergauf, weil da der Schlamm und das Laub schon weitgehend weggewaschen sind. Öfter sind Äste und eingeschwemmte Steine zu UMfahren - oder zu ÜBERfahren. Einmal VERfahren wir uns, können aber aufgrund des metergenauen Tracks schnell wieder auf die Strecke zurückfinden. Der Radweg ist inzwischen eher ein Mountainbiketrack, und statt bergauf geht es Downhill.

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Hoffentlich kommen wir da heil auf der anderen Seite raus, weil die schlammige Rinne zurückfahren wäre wenig spaßig und würde wahrscheinlich bedeuten, dass wir die Moppeds abpacken und einzeln hochfahren müssten, dann das Gepäck zu Fuß hochbringen. Erinnerungen an unser Albanienfiasko werden wach - aber noch ist es nicht so weit! Noch geht es bergab, die Schwerkraft ist auf unserer Seite, und unter der rutschigen Schicht aus Schlamm, Gras und Laub findet sich griffiges Geröll, man muss das Rad nur ein bisserl graben lassen.

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Beim abwärts bremsen geht das mit dem graben aber nicht, über etwa 50 m rutsche ich samt Mopped, mal gerade mal leicht quer, den Hohlweg runter. Null Grip, selbst mit Motorbremse kommt das Hinterrad nach vorne, und als es wieder etwas flacher wird lege ich das Mopped zur Seite - das bremst dann ordentlich. Ich signalisiere den Herren hinter mir sie mögen warten, stelle die Tenere wieder auf und parke sie etwas weiter unten außerhalb der Rutschbahn auf dem Seitenständer. Dann kann der nächste kommen, ohne dass am Ende der Partie ein Chaos entsteht. Uff.
Praktisch in Sichtweite des Abschnittendes, als wir schon die Querstraße fast sehen können, kommt dann die Schlüsselstelle: eine etwa halbmetertiefe Stufe mit Felsen und einer Wurzel quer zur Fahrtrichtung. Hier kämen wir nur mit Hebehilfe oder Rampenbastelei wieder zurück - schon das Runterfahren wird zur Zentimeterarbeit, damit es die Moppeds nicht über Hauptständer oder Koffer aushebelt und umlegt - und dann würde eine kleine Rutschpartie bergab beginnen, inmitten einer Schlammlawine.

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Zu dritt, jeweils ein Motorrad sichernd, schummeln wir die Moppeds über die Stufe nach unten - glücklicherweise geht es danach erstmal geradeaus und flacher weiter, sodass wir ohne zu bremsen den Schwung auslaufen lassen können.

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Unten kommen wir unweit des Parkplatzes vom Höhlenschloss heraus, und kehren wenig später im dortigen Gasthaus ein.

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Überall Asiaten, Kameras, Regenschirme - nur im Hinterzimmer ist anscheinend für eine Gesellschaft reserviert und wir finden an einem der drei restlichen Tische einen feinen Rastplatz.

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Eine gute Stunde hat unsere Rutschpartie gedauert, wenn nicht mehr - für 5 Kilometer! Immerhin, wir können unsere dehydrierten Körper mit etwas lokalem Gertensaft kurieren. Für heute reicht es uns mit Regen und Schlamm, auch (oder gerade wenn) die Regenkleidung dicht ist, sind wir doch unterhalb komplett nass. Ich bin heute sicher 2 Kilometer in der Regenkombi marschiert, mit Helm auf, um Streckenabschnitte abzugehen, den anderen zu helfen, zu fotografieren etc - das bleibt nicht ohne Folgen, klimatechnisch.
Nach dem späten Mittagessen in Predjama, es ist gegen 16:00, beschließen wir für heute den Abbruch und die Rückkehr zu unserem Camping - auf der weiteren Strecke gibt es außer Wald nur Wald und noch etwas Wald, nicht mal eine Ortschaft, und wer weiß wie die Strecken da beschaffen sind. Wildzelten ist bei dem Wetter nicht unsere erste Wahl.

Das erneute Anlegen der Regenkombi und Überschuhe gehört zu den weniger schönen Erinnerungen an diesen Tag. Aber morgen soll es ja ein Ende haben mit dem Regen, jaja!

Auf Asphalt sind es nur 30 km zurück nach Wir werden herzlich willkommen geheißen am Campingplatz und dürfen nochmal auf dem Dachboden schlafen - fein!

Mario sucht nochmal Strom bei seiner XT und findet - unabhängig von der getauschten Batterie - noch einen Fehler im Lichtschalter. Die Batterie wird über Nacht geladen, dazu dürfen wir ein Ladegerät leihen.

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Wir kaufen etwas Rotwein im Ort (immerhin ist das eine Weingegend) und braten zum zweiten Mal Kartoffeln, heute mit Zwiebeln und Speck. Wäsche waschen kann ich dort auch, allerdings ohne große Hoffnung dass über Nacht etwas trocknet. Immerhin ist die Hauptwäsche Kunstfaser, die kann man notfalls auch etwas feucht noch anziehen.

Abends zeigt mein Kilometerzähler 108757 , das ergibt 91 km Tagesfahrleistung, und davon entfallen etwa 30 km auf den flott gefahrenen Bundesstraßen-Rückweg. Nicht berauschend.
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon lallemang » Fr 29 Dez, 2017 07:11

... doch der Bericht sehr ansprechend :wink:
:popcorn:
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon motorang » Fr 29 Dez, 2017 07:54

Mittwoch

Vipava - Predjama - Planinsko Polje - Unec - Blosko Jezero - Nova Vas - Waldcamp

Endlich kein Regen mehr! Wir versuchen, etwas früher loszukommen. Diesmal ohne Regenzeug!

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Nach dem Frühstück verlegen wir - das feuchte Motorradgewand im Fahrtwind trocknend - wieder nach Predjama und fahren weiter am TET.

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Der Einstieg ist steil mit ein paar groben Steinen, gottseidank nur ca 150m. Die Enfield kommt mit schleifender Kupplung und schieben irgendwie hoch. Leider hat die originale Schaltbox keine besonders große Entfaltung - würde man deutlich kürzer übersetzen, dann wäre die Endgeschwindigkeit nicht mehr akzeptabel.
Dann geht es aber schön weiter, auf kurviger Schotterstraße, durch einige Dörfer und Felder, immer legal auf öffentlichen Schotterstraßen unterwegs. Macht Laune! Wir kommen bei Planinsko Polje aus dem Wald, einer der malerischsten Karstverebnungen in Slowenien.

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Das Karstfeld wird vom Fluss Unica mäandrierend durchzogen und öfter auch überschwemmt - so auch heute. Die Hauptstraße führt deshalb auf einem Damm hindurch.

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Uwes Vorderbremse klemmt, macht nicht ganz auf:

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Kurzfristig kann das durch Verstärkung der Rückholfeder gelöst werden:

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Unser Mittagessen kriegen wir bei der Gostilna Portus in Unec, dann kommen nochmal 30 km Schotter:

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Das Schild bedeutet in etwa: Fahrverbot - Zufahrt bis zum Gehöft Kozljek erlaubt. Wir biegen anscheinend vorher ab, denn es folgt kein weiteres Schild mehr.

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Dann eine kleine Furt durch einen Bach. Ich erwische eine nicht gerade günstige Linie, das Vorderrad plumpst in ein Loch, und ich muss mit dem rechten Haxen ins Wasser um die Fuhre vor dem Umkippen zu bewahren. Ui, wird das gleich nass im Stiefel.

Anstatt sich eine bessere Linie zu suchen, fahren meine Mitstreiter durch das gleiche Loch, nur mit mehr Schwung. Ergebnis sind drei nasse Reiter - was für ein Spaß!

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Am Ausflugsee Blosko Jezero machen wir kurz Rast, leider hat alles geschlossen, hier leere ich meinen Stiefel aus und drücke das überschüssige Wasser aus dem Socken:

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Überall Bären!

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Ein paar Kilometer weiter erledigen wir den Einkauf und tanken in Nova Vas, dort gibt es an der Kreuzung beim Postamt auch einen Laden.

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Die Schlafplatzrecherche ergibt in machbarer Entferung direkt neben dem Trail eine "Schutzhütte". Nach knapp 17 km stellt sich das als Fehlinformation heraus, aber ein Stück weiter ist eine Jagdhütte, samt Pavillon, Stockbahn, Feuerplatz. Die Hütte ist versperrt und unten an der Straße parkt ein kleiner silberner Geländewagen, wird wohl ein Wanderer sein. Wir schieben die Motorräder in den geräumigen Pavillon und werden uns dort jeweils daneben die Schlafmatten ausrollen, so der Plan, von der Straße aus kaum zu sehen.

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Dann mache ich ein Feuerchen in der Feuerstelle an, Mario geht Holz holen und Uwe Parasol jagen. Alle drei sind wir erfolgreich, ich allerdings unter erheblicher Rauchentwicklung, das ganze Holz ist echt patschnass. Lediglich gespaltenes Holz, zuvor mit der mitgeführten Klappsäge abgelängt, will halbwegs anbrennen.

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Dann kommt ein Mensch aus dem Wald, blutverschmiert, mit Gewehr. Es ist der Jäger, dem auch der kleine Geländewagen gehört. Schluck.

Mario begrüßt ihn freudig, fragt ihn gleich ob er was erlegt hat. Ja, tatsächlich hätte er einen Hirsch erlegt, da hinten im Wald, recht entlegen. Er müsse jetzt seinen Sohn mit dem Traktor holen, um die Beute zu bergen. Ja, Hilfe wäre ihm sicher willkommen, weil der Weg verlegt sei und erst mit der Motorsäge freigemacht werden müsse.

Wir erzählen ihm, dass wir hier gerne übernachten würden, um morgen weiter zu fahren. Scheint ihn nicht zu stören, aber er schaut plötzlich auf die Uhr und drängt uns mitzukommen, es könne sein dass wir Bären sehen könnten.

Mit Schlapfen, Stirnlampe und Kamera bewaffnet pirschen wir uns möglichst leise etwa 200 m in den Wald, einen Fahrweg entlang.

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Glavko, unser Jäger, zeigt hinunter zu einer kleinen Waldlichtung und bedeutet uns abzuwarten. Heute abend sehen wir aber keine Bären mehr. Nach ein paar Minuten drehen wir um, und Glavko erzählt hier würden die Bären jeden Abend um 19 Uhr von einem Futterautomaten mit Mais gefüttert, das ermögliche den Jägern den Bestand zu überwachen.

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Frische Bärenscheiße:

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Momentan sollten sich 6 Bären in der Umgebung befinden, auch eine Bärin mit zwei Jungen, vor der man sich in acht nehmen sollte. Er sperrt uns die Jagdhütte auf und empfiehlt uns, die Nacht lieber da drin zu verbringen. Äh, danke, ja gerne! Dann fährt Glavko weg.
Uwe versucht im letzten Licht noch die Tankdichtung der Enfield zu reparieren - der alte Gummi hat sich heute zu Bröseln zersetzt, und bei forscher Fahrt schwappt immer Benzin unter dem Tankdeckel raus. Am Ende, nach Durchsicht aller Materialien, muss die mitgeführte Bialetti-Ersatzdichtung dran glauben und wird unter Opferung des letzten Restes Superkleber auf einen passenden Durchmesser gebracht.

Eine Dreiviertelstunde später rückt Glavko mit Sohn und Motorsäge an, und mit Uwe und Mario macht sich der Bergetrupp auf den Weg.

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Ich halte das Feuer am Leben, kehre die Hütte aus, mache den Ofen dort an, hänge allerlei Zeug zum Trocknen auf und vertreibe mir die Wartezeit mit Brennholzvorbereitung. Eigentlich war heute ein echt toller Tag, trocken und mit Sternenhimmel und Aussicht auf sonniges Wetter morgen!
Gegen 21 Uhr nähert sich Motorenlärm und Geleuchte, die Bergepartie ist samt Hirsch zurück. Ui, was für ein Tier, dürfte so um die 120 kg wiegen schätzt Glavko, und stellt eine Flasche Kriecherlschnaps auf den Tisch. Wir müssen alle anstoßen, dann lässt er uns die Flasche als Geschenk da und verabschiedet sich, den Schlüssel der Hütte sollen wir morgen einfach an einen Haken hängen, er hole ihn sich später.

Bilder von der Bergepartie: der "Weg" ist schon ziemlich verwachsen, Uwe geht voraus

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Und so gibt es spätabends noch Schweinefleisch mit Parasol am Feuer, flambiert mit Kriecherlschnaps.

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Um eins gehen wir liegen, mindestens zu viert, meint Uwe am nächsten Tag - das Getrappel von Mäusebeinchen kenne er von daheim.
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon Werner » Fr 29 Dez, 2017 08:00

Moin,
Zuletzt geändert von Werner am Mi 13 Nov, 2019 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon lallemang » Fr 29 Dez, 2017 08:54

Das Bild vom Uwe mit Überschallwolke ist überirdisch :super:
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon fleisspelz » Fr 29 Dez, 2017 09:10

Hat eigentlich schon Mal jemand erwähnt, das Dir da Mal wieder ein äußerst freudvoll inspirierender Bericht aus der Feder fliesst? Danke oh großer Anarch!
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon Maybach » Fr 29 Dez, 2017 09:28

Schöner 2er Hirsch! Bei uns hätte man den stehen lassen müssen.
Und so wie das hier geschildert wird, stellt man sich auch die Zusammenarbeit zwischen den Nutzern des Waldes vor ...

Und Kompliment zu der Berichterstattung! Eine Labsal in der düsteren Zeit der winterlichen Motorrad-Askese!

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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon motorang » Fr 29 Dez, 2017 09:31

fleisspelz hat geschrieben:Hat eigentlich schon Mal jemand erwähnt, das Dir da Mal wieder ein äußerst freudvoll inspirierender Bericht aus der Feder fliesst? Danke oh großer Anarch!


Hallo Justus,
danke! Ich hab ja selber eine Freude wenn ich das zusammenschreibe.
Hatte unterwegs stichwortartig mitnotiert und über die letzten Wochen immer wieder mal verfeinert ...

Gryße!
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon bastardo » Fr 29 Dez, 2017 12:21

Meeeeeehr! :smt049
Christian

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Wenn Du glücklich bist, informiere dein Gesicht!
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Re: Unser kleines TET-Abenteuer: SLO-HR 2017

Beitragvon Lindi » Fr 29 Dez, 2017 12:50

:popcorn: Sehr schön und macht wirklich Lust auf meeehr :D
Habe mich btw gefragt, wie Ihr Euch mit dem Waidmann verständigt habt :gruebel:
Viele Grüße

Dirk
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