Albanien und Balkan Sommer 22

Für Termine, Routen, Reiseberichte, Urlaubspläne ...

Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Mo 29 Aug, 2022 14:48

Tina und ich waren im August in Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und Albanien unterwegs. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände mußten jedoch die Motorräder zu Hause bleiben. Interessiert Euch dennoch ein Reisebericht?
..........................
Ich bin kein Optimist. Es ist halt nur so, dass mein Pessimismus resigniert hat …
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Bulldog2011 » Mo 29 Aug, 2022 14:50

Moin,

immer. Tät mich freuen, etwas über Eure Reise zu lesen, danke vorab.

lG, Andreas
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon lut63 » Mo 29 Aug, 2022 14:53

Reisebericht und Bilder - immer! :smt023
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Dreckbratze » Mo 29 Aug, 2022 15:32

Aber klar.
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon GrafSpee » Mo 29 Aug, 2022 16:16

Na klar!
Es ist egal mit was Du fährst.
Hauptsache ist dass Du fährst!

MfG Jens (gilt natürlich sinngemäß auch für Wanderer)
Wasn geiles Leben!

Die Franken wurden erschaffen,
weil auch die Bayern Helden brauchen!
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Zwillingspeter » Mo 29 Aug, 2022 16:18

Hallo Justus,
bitte sehr gerne!
...Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und Albanien...
Ich traue mich da ja nicht hin, weil ich nur Deutsch und etwas Englisch spreche.
Irgendwie habe ich da einen Knoten im Kopf.
Vom Sölk aus bin ich in diesem Jahr mal eine Runde durch Slowenien gefahren. Aber da bin ich ja auch nicht abgestiegen.
Außer einmal kurz zum Tanken :omg:
Also, ich würde mich freuen von Eurer Reise zu lesen.
Vielleicht macht mir das ja Mut;-)
Liebe Grüße
Peter
Ohne ist auch nix!
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Helle » Mo 29 Aug, 2022 16:57

Würd mich auch interessieren :)

@Peter
In Slowenien und Kroatien kommt man oft noch ganz gut mit Deutsch durch. Und in den anderen Ländern kann man sich schon irgendwie mit Händen und Füßen durchschlagen (nicht wortwörtlich nehmen)... die Menschen sind oft netter und hilfsbereiter als man glaubt, einfach trauen und hinfahren :wink:
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon kahlgryndiger » Mo 29 Aug, 2022 17:20

fleisspelz hat geschrieben:Tina und ich waren im August in Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und Albanien unterwegs. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände mußten jedoch die Motorräder zu Hause bleiben. Interessiert Euch dennoch ein Reisebericht?

Mich würde das schon interessieren.

Wobei ich selbst vermutlich dieses Jahr keinen schreiben werde. Ich glaube meine Reise mit dem Igor war unspektakulär und nicht sonderlich interessant. Auch unsere Ziele haben wir schon mehrfach besucht. War irgendwie nicht meine Reise :-D
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Lederclaus » Mo 29 Aug, 2022 17:40

Zwillingspeter hat geschrieben:...Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und Albanien...
Ich traue mich da ja nicht hin, weil ich nur Deutsch und etwas Englisch spreche.
Irgendwie habe ich da einen Knoten im Kopf.

Wie Helle schon schrieb: Mit deutsch und englisch kommt man da schon ziemlich weit. In Albanien war ich noch nie, aber die restlichen Länder hab ich mehrfach bereist und nie Probleme gehabt. Gut, ich sprech auch noch fließend schwäbisch, aber das hilft dort nicht stark weiter :-D . Es geht wie immer darum, wie man in den Wald hinein ruft. Aber das sollte bei so einer charmanten Persönlichkeit wie deiner überhaupt keine Schwierigkeiten machen.

Wenn man in Landessprache "guten Tag" (dobar dan) , "danke schön" und "ich verstehe nicht" sagen kann, ist man schon dabei. Und die drei kleinen Sätze kann man sich leicht anlesen.
Die Sprachen ähneln sich einigermaßen, dobar dan versteht jeder. (ja, es gibt Unterschiede: dobri dienj, dobry dén, dzien dobry, damit hätten wir fast den halben slawischen Sprachraum abgehandelt. Du siehst, was ich damit sagen will)
Look!
Is it a Stock Broker?
Is it a Quantity Surveyor?
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon Herbert H » Mo 29 Aug, 2022 18:12

Ich habe ein Langenscheidt Piktogramm Wörterbuch, das funktioniert Weltweit!!
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Fr 02 Sep, 2022 12:18

Nach meiner Beobachtung funktioniert bei sehr vielen Albanern die Kommunikation auf Deutsch ausgezeichnet. Bei der jüngeren Generation bis etwa Mitte 30 funktioniert darüber hinaus Englisch sehr gut und bei den Senioren genügt ein Lächeln, eine freundliche Begrüßung und gegebenenfalls ein Zettel und ein Stift um einen Preis aufzuschreiben, oder einen gesuchten Gegenstand zu skizzieren.

Aber von vorne:

Vorbereitungen

Alles beginnt damit, dass ich im Juni einen kleinen, stressbedingten Schlaganfall hatte. Ich weiß seit Ende 2019, dass ich ein paar kleine Kavernome im Schädel habe, die bei Bluthochdruckereignissen platzen und zu lokalen Blutungen führen können. Das bedeutet, dass ich fürderhin Stress meiden muss, wenn ich weitere neurologische Ausfälle verhindern möchte. Während des russischen Krieges auf dem Boden der Ukraine habe ich mehrere Touren mit medizinischem Hilfsmaterial Richtung Ukraine und flüchtenden Menschen zurück Richtung Deutschland organisiert und gefahren. Dabei habe ich mich wohl nicht immer an das Gebot gehalten, Stress zu vermeiden. Ein Urlaub mit starkem Erholungscharakter ist für Tina dringend überfällig, aber auch für mich selbst angezeigt. Tina darf nur im August Urlaub nehmen. Wir planen, zwischen dem 5. und dem 28. August auf Tour zu gehen. Die erste Idee ist Sardinien. Ich habe eh einen 9-Sitzer für die Ukrainereisen angeschafft. An den wollen wir unser Wohnwägelchen hängen, statt der beiden hinteren Sitzreihen zwei Motorräder einladen und damit nach Sardinien. Den Wohnwagen als Basisstation, die Motorräder um die Insel zu erkunden und den Lieferwagen, um schneller anreisen und länger verweilen zu können. Mit dem Motorrad fahre ich unter den gegebenen medizinischen Umständen nicht mehr länger, als maximal acht Stunden täglich. Da dauert eine Reise über Landstraßen bis Sardinien gerne Mal drei oder gar vier Tage hin und genauso lange zurück, da ich mich auf zwei Rädern Autobahnen strikt verweigere. Mit dem Lieferwagen geht es mit dem ungefähr halben Spritpreis (8,5 Liter Diesel statt 2 X 7 bis 8 Liter Super je 100 km) binnen 11 Stunden je Weg, das ist zu zweit gut an einem Reisetag machbar.

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Ich bereite also den, für die Ukrainehilfe angeschafften Opel Movano für die Urlaubsreise vor. Vom Campingmaterial, der Außenmarkise, dem Spannungswandler auf 230 Volt über die Gasflaschenhalterung bis hin zur Rückfahrkamera wird alles mögliche eingebaut, was ich für sinnvoll halte. Die Lackierung wird dem Wohnwagen angepasst. Ich hab es gerne schön. Anfang Juli bremst mich eine Covid-19 Erkrankung aus. Ich bin zweimal geimpft und zweimal geboostert, als es mich im Freien mit Abstand größer als 2 Meter erwischt. Der Verlauf ist heftig und ich bin bis heute nicht vollständig genesen. Trostpflaster ist: vierfach geimpft und bis zur Abfahrt frisch genesen brauche ich mir um eine SARS-CoV-2-Infektion auf der Reise wenig Kopfzerbrechen machen. Noch mehr Schutz geht nicht. Ich muss nur wieder rechtzeitig fit werden ...
Tina erwischt es ebenfalls heftig, aber sie erholt sich schneller. Das ist schön.

Während dessen bekomme ich von den schöneren Campingplätzen Sardiniens Angebote zugesendet. Zum Beispiel für 10 Tage mit Stellplatz am Meer für unseren Wohni, Parkplatz für den Zugwagen und die Motorräder außerhalb des eigentlichen Campingareals, zwei Personen und Stromanschluss 1090 Euro. Dazu kommen die Fährgebühren von 650 Euro und die Spritkosten. Essen und Trinken ist in Italien auch nicht eben preisgünstig. Wir beschliessen eine radikale Änderung unseres Reisezieles: Tina kennt die kroatische Küste nur bis Rijeka und danach erst wieder ein paar griechische Inseln. Ich möchte schon seit langem die kroatische Küstenstraße und zahlreiche postjugoslawische Orte wieder sehen, die ich zuletzt während der Bruderkriege des Zefalls Jugoslawiens gesehen hatte. Albanien ist für uns beide Neuland. Für die oben genannten 1700 Euro alleine können wir uns reichlich Diesel kaufen. Let's go for it!

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Etwa eine Woche vor der geplanten Abfahrt stirbt der Turbolader des Movano auf der Autobahn und reisst eine Einspritzdüse mit in den Tod. Das hat zur Folge, dass der Movano raucht wie ein flüchtender Tintenfisch, aber keine Leistung mehr hat, da er nur noch auf drei Zylindern und ohne Ladedruck arbeitet. Die Ersatzteile können drei Tage nach geplanter Abreise da sein, ohne hundertprozentige Sicherheit, dass es die richtigen sein werden, weil es drei mögliche Varianten gibt. Tina und ich halten Rat. Der Urlaub ist uns beiden wichtig und lässt sich aus der Sicht von Tinas Arbeitgeberin nicht verschieben. Wenn es halt nicht sein soll, beschliessen wir, dass die Motorräder zu Hause bleiben müssen und wir irgendein ein Zugfahrzeug für den Wohnwagen beschaffen. Es gäbe zwar den 2CV und den MG, beide mit Anhängerkupplung, aber wir haben uns für gebirgige Anfahrt in unbekanntes Terrain, jedoch mit 690 kg Wohnwagen am Haken entschieden. Da fehlt dem 2CV bergauf Leistung und bergab Eigengewicht, während es dem MG an Bodenfreiheit mangelt.

Aus der garnicht Mal so reichhaltigen Liste des mobile.de-Angebotes für Fahrzeuge mit TÜV und Anhängerkupplung im sofort einsetzbaren Zustand entscheiden wir uns für eine Rentnermercedes mit sehr wenig Rost und verhältnismäßig wenigen Kilometern: ein 2001er W210 200 CDI Automatik mit frisch TÜV und 125 000 km Laufleistung in Smaragdschwarzmetallic ist es geworden. Ich mache einen Ölwechsel, prüfe die Belagstärke der Bremsklötze, den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit, fülle Scheibenwaschwasser auf und beschließe, dass die Reifen für diese Reise noch taugen, danach vermutlich eh ersetzt werden müssen.

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So kann eine Reise über kleine Motorradsträßchen statt mit zwei BMW Zweiventilern mit einem Rentnermercedes und Wohnwagen starten. Drei Tage vor der Abreise findet ein MRT meines Kopfes statt, wegen des Schlaganfalls. Zwei Tage vor der Abreise erhalte ich eine Krankenhauseinweisung: zur Beobachtung. Ich bespreche das mit Tina und ziehe meinen engsten Freund ins Vertrauen. Beobachten kann ich mich am Strand und im Urlaub ebensogut. Würde es sich um zuwachsene Arterien handeln, dann wäre ein Krankenhausaufenthalt gerechtfertigt. Das Risiko für kleine Blutungen aus platzenden Kavernomen ist im Krankenhaus so hoch, wie am Strand, während der Erholungswert im Urlaub höher sein dürfte und die Ärzte im Balkan ihr Handwerk im Notfall ebenso verstehen.

Wir reisen am Nachmittag des 5. August in Glattbach ab. Ziel ist die Durchquerung Österreichs und Sloveniens auf der Autobahn und das Erreichen des istrischen Meeres in einer Nachtfahrt. 950 km über Autobahnen. Glattbach - Würzburg - Nürnberg - München - Salzburg - Tauerntunnel - Katschbergtunnel - Villach - Karawankentunnel - Ljubliana - Mittelmeer.
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Fr 02 Sep, 2022 12:50

Erste Etappe: Ankommen im Urlaub

Wir fahren in die Nacht hinein. Beiden ist die Anspannung der vergangenen Wochen noch deutlich anzumerken. Wir sind so sehr mit uns selbst, unseren Wunden und Wehwehchen beschäftigt, dass wir von den Staus und dem stockenden Verkehr rund um uns wenig mitbekommen. Hätten wir keinen Wohnwagen hinten dran, der uns zu gleichmäßigem Tempo nötigt, dann wären wir vermutlich genervt. So ziehen Städte und landschaften, blicksicher hinter Schallschutwänden verborgen an den Fenstern unseres kleinen klimatisierten Luxusabteils vorbei und ich beginne, die Geschehnisse außerhalb der Kabine als wohltuend weit von mir entfernt wahrzunehmen. Zweifelsfrei eine- zuweilen fragwürdige - Qualität dieses Autowagens: Er entkoppelt Dich von der Welt. Gefahre und Segnung des Hedonismus zugleich. Ich weiss noch nicht recht, ob ich das will, aber ich lasse es zu. Interaktives Fernsehen irgendwie. Im Augenblick genau richtig, um Abstand zu gewinnen von der Welt, dem Alltag und allem Profanen.

Morgens gegen halb drei erreichen wir die Autobahnabfahrt bei Rovinji. Ich weiss, dass Nachts der große Parkplatz am Limski-Kanal nicht bevölkert ist, dass es dort ein öffentliches WC gibt und fahre ihn an. Der Wohnwagen bleibt angekuppelt und Tina und ich gönnen uns ein paar Stunden Schlaf, bis die Welt dort morgens gegen acht erwacht.

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Wir versuchen, irgendwo ein kleines Frühstück, oder wenigstens einen Kaffee aufzutreiben, kaufen in einem Supermarkt in Rovinji etwas ein und landen schliesslich viel zu früh am Campingplatz Mon Paradis vor den Toren von Rovinji, einem sehr empfehlenswerten Mini-Campingplatz mit etwa 40 Stellflächen in einem alten Olivenhain voller knorriger, Schattenspendender alter Bäume und ohne Bespassungs-Remidemmi, bei dem ich lange vorab einen Stellplatz für die ersten beiden Nächte gebucht hatte, um im Urlaub anzukommen.

Das gelingt auch sehr schnell. Bereits am zweiten Tag ist der Alltag weit weg.
Wir bleiben bis Montag und geniessen das Campingleben mit Selbstgekochtem, Salaten und kühlem Weisswein zum Bilderbuchsonnenuntergang.

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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Fr 02 Sep, 2022 13:32

Bosnien die Erste

Der ursprüngliche Plan war, ab Montag, dem 8. August, dem 96. Geburtstag meines 2007 verstorbenen Vaters, auf der Küstenstraße über Rijeka HR, Senj HR, Jasenice HR, Sibenik HR, um Split HR außenrum, Makarska HR, Neum BIH, Dubrovnik HR, Kotor MNE nach Shkodra in Albanien zu trödeln. Wo es uns gefällt stehen zu bleiben und um den 12. oder 13. August in Shkodra anzukommen. Das entspricht einer Strecke von etwa 900 km Landstraße.

Beim gemeinsamen Kartenstudium und angesichts der vielen Touristen um uns herum beschliessen wir, die Pläne zu ändern. Wir werden den Weg nach Albanien überwiegend durch das Landesinnere gestalten, in der Hoffnung, dort weniger Touristen anzutreffen und dann den Rückweg von Albanien um den 20. August herum auf der Küstenstraße fahren, in der Hoffnung, dann weniger Verkehr zu haben.

Wir fahren also am Montag los, lassen die Plitvicer Seen am Straßenrand liegen und reisen kurz vor Bihac nach Bosnien ein. Ich plane, bis Jaice weiter zu fahren und dort einen der wenigen Campingplätze anzufahren. Kurz vor Jaice halten wir bei Darko Radic, einem Bosnier, der als Jugendlicher in den 90er jahren in Hamburg gelebt hat, weil sein Vater ihn vor dem Krieg in Sicherheit wissen wollte. Darko betreibt die "Lunch & Bar", ein Restaurant mit großem Garten, den er zum Camping freigegeben hat. Toiletten und Dusche gibt es im Restaurant. Die Adresse ist: Lunch & Bar, M5, Majdan 70260, Bosnien und Herzegowina. Wir verabreden, mit Motorrädern wieder zu kommen. Darko kennt alle Onroad und Offroadstrecken rund um Jaice und würde sie mit uns gemeinsam mit Motorrädern abklappern. Landschaftlich ist das eine traumhafte Region.

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Wir essen in Darkos Restaurant hervorragend und mehr als preiswert zu Abend und freuen uns auf einen Besuch der Wasserfälle von Jaice morgen.
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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Fr 02 Sep, 2022 14:43

Wasserfälle, Touristenschwemme und Riesenfalter

Beim Frühstück sehen wir einen der seltenen, riesigen "Japanischen Eichenseidenspinner" an einem Autokotflügel. Die Seidenpinner wurden in den 1870er Jahren von Japan aus nach Ljubliana importiert, wo sie zur Seidenproduktion für die Uniformherstellung gezüchtet wurden. Es entwichen aber einige Exemplare, die heute in einigen Gebiten des Balkans heimisch geworden sind, wenngleich sie selten blieben. Es werden noch zwei weitere Exemplare an diesem Tag zu sehen sein.

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Wir lassen den Wohnwagen bei Darko, fahren mit dem Zugfahrzeug ins 10 km entfernte Jaice, besuchen die Pliva-Wasserfälle. Spektakuläre Landschaften warten dort auf erfreulich wenige Touristen.

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Nicht weit vor den Toren der Stadt liegt das heutige Naherholungsgebiet "Mlincici", ein vom Wasser der Pliva überspülter Berg, auf dem Subsistenzbauern zahllose kleine Mühlenhäuschen errichtet haben, in denen Getreide oder Öl gemahlen wurde. Das Wasser ist etwa 5 bis 7 Grad warm. Heute nutzten es die Menschen als öffentlichen Naherholungsort mit natürlichem Bierkühlschrank. In unmittelbarer Nähe liegt auch der empfehlenswerte Autocamp Jajce, den wir nur wegen unserer Freundschaft mit Darko nicht angesteuert haben.

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Wir fahren weiter. Ich möchte unbedingt wissen, wie sich Mostar entwickelt hat, wo ich zuletzt 1994 war. Die Fahrt dorthin führt durch eine schöne Gebirgslandschaft und über eine weiche Hochebene. Die Straßen sind leer. Touristen gibt es wenige.
Zum pekuniären Segen der Stadt ist Mostar dagegen mit Touristen verstopft. Wir finden einen Parkplatz, an dem ich Wohnwagen samt Zugfahrzeug einparke, was den Platzvermieter erstaunt, weil er grade aus dem kassenhäuschen wollte, um mir einen Vorzugsparkplatz in der mitte anzubieten, da stand das Gespann aber schon zwischen anderen Fahrzeugen auf dem Grundstück einer geschliffenen Kriegsruine in der Stadtmitte. Mostar hat eine wirklich sehenswerte Altstadt, in der kirchen neben Moscheen stehen. Die alte Brücke über die Neretva war 1993 während des Bosnienkrieges durch mehrstündigen gezielten Beschuss von kroatischen Einheiten zerstört worden, obwohl sie zum Weltkulturerbe gehörte.

Im Mai 2013 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna unter anderem wegen der Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu mehrjährigen Haftstrafen. Im November 2017 wurden alle Urteile nach Berufung bestätigt, einer der Verurteilten vollzog noch im Gerichtssaal Suizid. Nach Kriegsende wurde die Brücke wieder aufgebaut und 2004 offiziell eröffnet.

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So schön es ist, zu sehen dass alle großen und kleinen Brücken Mostars heute wieder errichtet worden sind und Orthodoxe, Katholiken, Muslime und Atheisten wieder friedlich in Mostar zusammenleben, waren es uns schlicht zu viele Touristen auf einem fleck und wir zogen weiter Richtung Küste. Wir dachten, es sei vielleicht möglich, rund um Neum, den Mittelmeerzugang Bosniens einen Campingplatz zu finden, da Tina am folgenden Tag Dubrovnik ansehen wollte. Es war ein einziger Platz in einem abgelegenen und Schattenfreien Industriegebiet vor den Toren von Neum und weit vom Meer zu finden. Das reizte uns nicht. Daher beschlossen wir, die Grenze nach Kroatien erneut zu überfahren und uns vor den Toren von Dubrovnik was zu suchen. Die Wahl fiel auf den "Autocamp Prapatno in der Nähe von Ston und unmittelbar neben dem Fährableger zur Insel Miljet. Dort gab es einen erfrischenden Sprung ins Mittelmeer vor dem Abendessen und einen weiteren zum Aufwachen am Morgen.

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Re: Albanien und Balkan Sommer 22

Beitragvon fleisspelz » Fr 02 Sep, 2022 15:14

Flucht vor den Massen und begeisternde Ausblicke

Am Morgen fahren wir die knapp 60 km nach Dubrovnik und dort mit dem Gespann mitten in die Innenstadt. Nach zwei Runden durch den Touristenandrang finde ich tatsächlich einen Parklplatz für den Wohnwagen und das Zugfahrzeug in angekuppeltem Zustand. Parkplätze in Dubrovnik werden vom Magistrat verwaltet und sind teuer. Dessen waren wir uns bewusst. Mir wurden bei Bezahlung mit Kreditkarte 21,09 Euro für zwei Stunden Parkzeit abgebucht. Der Campingplatz in Bosnien war billiger, aber wer will schon jammern, wenn er in der Hauptsaison in eines der beliebtesten Touristenziele Europas reist. Tina war froh, Dubrovnik einmal mit eigenen Augen gesehen zu haben und wir beide waren froh, den Massen wieder entkommen zu können, so schön die Stadt auch ist.

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Der Tourismus zerstört Dubrovnik langfristig mehr, als es der Stadt nützt. Während wir dort waren, hatten gleichzeitig drei Kreuzfahrtschiffe vor der Stadt festgemacht und weit mehr als zehntausend Tagesgäste ausgespuckt, die dort Souvenire kaufen, eine Limo trinken, ihre Notdurft verrichten und in China produzierte Abstaubgüter bei international organisierten Franchisekettenhändlern erwerben. Es waren etwa fünf oder sechs Touristen je Einheimischem vor Ort, die Geschäftssprache war Englisch und die Währung der Euro. Touristenführer hielten fotokopierte Bilder der Stadtkulisse hoch, vor der sie jeweils standen und erklärten in allen Sprachen der Erde geschichtliche Zusammenhänge von denen ich nie gehört hatte. Dubrovnik, oder früher Ragusa, hatte eine bewegte Geschichte, in der Römer, Osmanen, Venedig, Byzanz und das Königreich Neapel eine Rolle spielten. Von den hier gezeigten Bildern und Episoden hatte ich schlicht deshalb keine Kenntniss, weil es sich um die Handlung der Serie "Game of Thrones" handelte, die ich nie verfolgt habe, die aber wohl zum großen Teil hier gedreht worden war. Wir waren nach schwach zwei Stunden wieder weg. Froh, es gesehen zu haben und dankbar, wieder losgekommen zu sein.

Den Abend wollten wir an Sich in Montenegro verbringen. Die malerische Bucht von Kotor war unser nächstes Reiseziel.
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