Spanien Portugal Rundfahrt

[Richy]

Sonntag 25.9.:

Heute soll es wieder in die Pyrenäen gehen!
Das schlechte Wetter ist durchgezogen, nun ist die Bahn frei für mich!

Aber erstmal dahin kommen. Dazu fahre ich schnurstracks Richtung Lleida über eine große Ebene, teilweise auf der Autobahn. Es ist recht frisch geworden, aber daran muss ich mich nun wieder gewöhnen. Hinter Lleida gehts Richtung Balaguer, kurz davor noch eine Frühstückspause -oh, ich muss einkaufen.- Direkt in der Nähe ist ein Carrefour-Supermarkt, den steuer ich direkt an. Er hat zu, oh, es ist Sonntag!

Mit ein paar Resten in den Taschen fahre ich weiter, es findet sich sicher abends ein Restaurant.

Hinter Balaguer steht eine Enduro am Straßenrand, der Fahrer beugt sich verdächtig Richtung Motor herunter.
Ich drehe um und halte an, es ist wiedermal ein Brite. Sein Gaszug hat sich am Vergaser seiner DRZ400 ausgehangen, der Tank und alles muss runter.

Ich bleibe dabei, vielleicht kann ich ja helfen. Seine Eltern, mit dem Auto unterwegs, sind in der Nähe und sind ein paar Minuten später auch da.

Mit viel britischem Humor wird die Reparatur von seinen Eltern kommentiert. Ihm fehlt, ausgerechnet, ein 10er Schlüssel. Ein Griff in meinen Tankrucksack (fragt mich nicht, warum der dort immer ist) und ich kann ihm doch noch helfen.
Nach einer Weile ist die Suzi repariert, sein Gepäck wirft er gleich ins Auto seiner Eltern, und wir verabschieden uns. Er fährt auch den TET, aber in die Gegenrichtung. Seine Eltern waren eigentlich auf einer eigenen Reise in Spanien unterwegs, aber er musste wegen eines Defekts eine Woche auf ein Ersatzteil in Barcelona warten, und so haben sie beschlossen, die Reise gemeinsam fortzusetzen. Nur für den Fall, dass wieder was kaputt geht...

Als ich in den Pyrenäen bin, steige ich sofort in den TET ein, die Wolken hängen tief, ich friere sowieso, also warum nicht etwas bewegen?

Und so fahre ich mit wenig Sicht und null Aussicht durch die Berge. Nach einer Weile reißen die Wolken aber auf und ich kann die Pyrenäen auch optisch genießen.

Ich stelle fest, dass ziemlich frische Spuren auf dem Track sind und ein paar Minuten später laufe ich auf eine Gruppe Franzosen auf, die sich ebenfalls über den TET hermachen.
Eine zeitlang fahre ich hinter der Gruppe her, sie fahren nur wenig langsamer als ich sonst, später halten wir an und mit meinem schlechten französisch quatschen wir ein wenig. Sie bewundern natürlich den Boxer, fahren sie doch so langweilige moderne Enduros....
Ich ziehe von dannen, treffe sie aber später immer mal wieder auf dem Track.

(Obiges Bild in Groß zum Ranzoomen: https://www.dropbox.com/scl/fi/ox2aujsus9qjzrxme4tcx/2022-09-25-14_19_47_DSC.jpg )

tbc...

[Richy]

(Wieder in Groß: https://www.dropbox.com/scl/fi/ao4bmgek0ztr5gi00141p/2022-09-25-15_05_08_DSC-2.JPG )

Irgendwann, viel später, in der Nähe von Toixent, wird es mir zu langweilig, die Strecke führt nurnoch im Wald entlang, ausserdem merke ich, dass ich müde bin. Ich verlasse den Track genau an einem Restaurant, vor dem ca. 20 moderne Enduros geparkt sind. Deren Fahrer verlassen gerade das Gebäude, ich grüße, und werde komplett ignoriert. Interessant, aber mir ist schon öfter aufgefallen, dass sich 'richtige' Endurofahrer manchmal für was besseres halten. Mir wurscht, ich hab Hunger und gehe ins Restaurant. Die haben leider noch nix zu essen, machen erst sehr viel später auf, aber was zu trinken könne ich haben. Nein Danke, ich fahre weiter.

Viele viele (Straßen-)Kurven später komme ich nach la Seu d'Urgell, ein paar Kilometer südlich von Andorra. Tanken und ab nach Osten, dort gibt es ein paar Campingplätze. Ich finde einen mit angeschlossenem Restaurant, prima. Leider machen sie gerade zu, aber zelten kann ich.

Nach dem Zeltaufbau futter ich die paar Essensreste und nun sitze ich hier und schreibe, es ist saukalt, aber mein Schlafsack später warm.

Es bleibt festzuhalten, dass ich es den ganzen Tag nicht geschafft habe, mir etwas zu essen zu kaufen, weil immer alles zu war. Und meine Liebste fragt mich immer, warum ich schlanker aus dem Urlaub heimkomme. Tja...

[Richy]

Montag 26.9.
Eiskalt ist es am Morgen!

Los geht es aber direkt vom Campingplatz in den TET, eine steile Schotterstrecke den Berg hoch, da wird mir und dem Motor gleich warm.
Und dann kommt auch schon die Sonne raus.

Am Ende des Weges angekommen. Der V8 schweigt nun und der Rest dient als Fotomotiv...

Weiter geht es den Weg entlang und belohnt immer wieder mit herrlichen Ausblicken, bis ich dann irgendwann an der Grenze zu Andorra rauskomme.

Ich wollte den TET in Andorra eigentlich nicht fahren, zuhause sah es mir schon mach nix aus. Aber unterwegs hatte ich jemanden getroffen, der mir sagte, der sei ganz toll. Was soll ich sagen?
Auf geschätzt 30km Stadtverkehr in der größten Einkaufsmeile Europas kommen exakt 2,3km Feldweg. Jau, das hat sich gelohnt! (Ernsthaft: großräumig umfahren!)

(Wieder groß hier: https://www.dropbox.com/scl/fi/tnj10chmcelty8dmivbmb/2022-09-26-12_21_08_IMG-2022-09-26-12_21_17_IMG.jpg )

tbc...

[Richy]

(Wieder in groß: https://www.dropbox.com/scl/fi/l0zmess4b03zpuxavq68v/2022-09-26-12_46_58_DSC-2022-09-26-12_47_06_DSC.jpg )

Immerhin, der Pass nach Spanien rüber ist ganz nett.

Danach hab ich aber endgültig genug vom spanischen TET, fülle die Reifen mit 2,5bar und weiter gehts Richtung Osten entlang der Pyrenäen. Das gab nochmals Kurven satt (mein Liebling : die Straße von Ripoll nach Olot), und ich fand einen schönen Campingplatz bei Montagut.

Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass ich beobachtet werde...

[Richy]

Dienstag 27.9.

Los gings gleich um 9, ich wollte Mittags in Saint Paul de Fenoulliet sein, da ich dort den Peter treffen wollte.

Das Navi schlägt mir den Weg über die Küste und Perpignan vor, nein, danke.
Aber der spanische TET und sein französisches Gegenstück liegen quasi genau an der Verbindungslinie.

Also los, aber nicht gleich den Track, sondern erst einmal Landstraße, ich möchte aus Zeitgründen nur die letzten beiden Pässe schottern.

Ich bin in Sant Llorenc de la Muga eingestiegen und dann bis zur Grenze.

Wer es ebenfalls probieren möchte:
1. Folgt dem Track nicht in den Ort rein, fahrt außenrum! Der Ort ist ein Wirrwarr aus winzigen Straßen, viele verboten und Einbahnstraßen. Ich hab mich in dem Dorf bestimmt 15min. lang verfahren.
2. Entgegen der ursprünglichen Richtung des TET fahren: der Beginn ist eigentlich an der spanischen Grenze, dann fährt man aber den schwierigsten (und anspruchsvollsten) Teil bergab und das dürfte ein unglaubliches Geacker werden. So bin ich das alles bergauf gefahren, das ist IMHO immer leichter.

Der Pass, der etwa in der Mitte zwischen Sant Llorenc de la Muga und dem nächsten Ort liegt, ist zwar nicht so steil, hat aber eine Menge sehr grobes Geröll zu bieten. Ist man einmal oben, ist der Rest eher leicht.

tbc...

[Richy]

links Frankreich, rechts Spanien. So sollen Landesgrenzen aussehen!

Der zweite Pass runter nach Frankreich hat viel festen Felsen zu bieten, auf dem man wunderbar fahren kann. So fühlt man sich gleich willkommen in unserem schönen Nachbarland.

Angekommen auf Asphalt empfängt mich Frankreich gleich mit heftigsten Wind, so wird die Fahrt nach Saint Paul zur anstrengenden Übung. Starker Seitenwind, plötzlich ein Gebäude und der Wind dreht seine Richtung um. Immer wieder und wieder.

In Saint Paul treffe ich mich mit Peter, der mich gleich zum Mittagessen einlädt (vielen Dank nochmals!), es folgt ein dreistündiges Gespräch über das Leben, das Universum und den ganzen Rest. War sehr interessant, aber irgendwann musste ich leider doch noch weiter.

Es folgt eine Fahrt durch die hügelige Landschaft, immer an Rand zwischen gutem und schlechten Wetter entlang. Diese Grenze verlief ungefähr parallel zur Küste, ca 30km landeinwärts.
Gegen 19 Uhr fand ich einen hübschen Campingplatz in Saint Chinian.

Schnell Zelt aufgebaut, vom Campingnachbar noch einen Tee spendiert bekommen und fertig für heut.

[Dreckbratze]

Welch ungewöhnlich Schuhwerk?

[Richy]

Mittwoch 28.9.:

Weiter gehts Richtung Heimat, der Regen soll größtenteils in den Bergen bleiben, also versuche ich wieder an deren Rand weiter gen Ost und später gen Nord zu fahren. Eher langweiliges Strecke machen, aber längst nicht so langweilig wie Autobahn.
Über Ales geht es nach Aubenas, aber dann lichten sich die Wolken und ich kann nicht mehr anders als in die Ardeche abzubiegen. Wie immer Kurven satt.

Hier ist sie, die 10.000km-Grenze.

Ein Denkmal für die Opfer eines Flugzeugabsturzes.

Natürlich muss ich mich zurückhalten, die Reifen! Irgendwann werden die Straßen aber wieder nass, ein kurzer Schauer noch und ich suche mir einen Zeltplatz in der Nähe am Fluss, etwas südlich von Lyon.

[Richy]

Welch ungewöhnlich Schuhwerk?

Alpinestarts Toucan, eine Empfehlung vom Motorang-Andreas. Kenn ich ebenfalls empfehlen!

[Richy]

Donnerstag 29.9.:

Am Vorabend konnte ich bewundern, die die Holländer ihren Wohnwagen mit einem "Mover" rein-rangierten. Wäre es noch hell gewesen, hätte ich mich im Campingstuhl und einem Kaltgetränk am Liebsten davorgesetzt...

Los gehts direkt im Regenzeug, wegen der Kälte und der langen Tagesetappen möchte ich keine nassen Klamotten mehr riskieren auf der Rückreise.

Auf der Autobahn um Lyon herum und später auf Schnellstraßen immer nur Richtung Nord/Nordost.
Meine Regenkleidung ist nicht mehr besonders dicht, die großen Gummihandschuhe, die ich über den Motorradhandschuhen trage, beginnen sich gar aufzulösen und reißen ein. Das Zeug ist halt alles schon was älter.
Etwas älter ist auch mein Kupplungszug, in einer Großstadt merke ich, wie der Kupplungsweg immer größer wurde und ich habe sicherheitshalber auf einem Parkplatz angehalten, um es mir genauer anzuschauen. Der Zug hat die letzten Tage schon immer mehr und mehr Probleme gemacht (er ist immer aus dem Kupplungshebel gesprungen), aber ein derartiges Aufdröseln war nicht zu sehen.
Den Zug zu tauschen, war nicht sehr aufwändig und in weniger als einer halben Stunde erledigt.

Bei Dole kaufe ich mir in einem Fahrradsportgeschäft eine neue Regenjacke, danach bleibt zumindest der Oberkörper trocken. So richtig im Dauerregen testen konnte ich sie jedoch zum Glück noch nicht, der Regen wurde immer weniger. Ich fuhr noch weiter bis in die Vogesen rein und suchte mir doch einen Zeltplatz. Aufgrund des Saisonendes waren viele bereits geschlossen, aber schlußendlich habe ich dann einen Schönen gefunden.

[Richy]

Freitag, 30.9.:

Gleich im Regenzeug geht es schonwieder los.
Obwohl kein wirklich schlechtes Wetter angesagt war, wollte ich erstens die Regensachen trocknen und zweitens war es hundskalt und vor allem neblig.

Der Nebel verzog sich recht fix und ich konnte eine schöne Tour durch die Vorgesen drehen.

Südlich von Straßburg erreichte ich dann Deutschland. Auf der Autobahn sollte es erst nach Norden gehen, Richtung Frankfurt. Allerdings, endlich wieder Deutschland : zwei Staus auf der kurzen Strecke. Beide habe ich umfahren, und bei Sinsheim habe ich dann die Autobahn verlassen und bin weiter Richtung Stadtprozelten, meinem heutigen Tagesziel entgegen: der Henneburg.

50km vor Miltenberg entledige ich mich meiner Regensachen, in Miltenberg wiederum werde ich nass, die einzige Regenwolke weit und breit hat mich gefunden. Ich ziehe die Regensachen wieder an, ab da bleibt es trocken.
Gegen 17 Uhr erreiche ich dann die Burg.

Max, du und deine SR stehen stellvertretend für die vielen tollen Leute auf der Burg!

Samstag, 01.10.:

Ruhetag auf der Henneburg.

Sonntag, 02.10.:

Ich möchte einen sehr guten Freund samt Familie in Donauwörth besuchen, daher fahre ich so früh wie möglich los und auf schnellen Straßen. Das Wetter: herbstlich...

Montag, 03.10.:

Heimfahrt nach Radebeul, Autobahn schnelle Straßen. Immerhin ist es halbwegs trocken.
Gegen 19 Uhr nach rund 11600km Ankunft zuhause, meine Liebste freut sich und ich mich auch!

Und hier die gefahrene Route (Ein paar Fehler sind in den GPS-Daten, nicht wundern):

Ende!

[Dreckbratze]

[lallemang]

Danke Richy

Mächtig feine Ecken hast Du da abgelichtet

[hiha]

[Dreckbratze]

und 11600 km in 4 Wochen, zu guten Teilen unbefestigt. Respekt!