Fortsetzung und Schluss
In Prodo hat mich auch der wirklich noch bestens erhaltene Bergfried fasziniert, weshalb hier ein Bild nachgereicht sei:
- Bergfried von Burg Prodo
In Monteleone ging es dann wieder seitlich ab in hügeliges und weitgehend unbewohntes Gelände. Ruhige Abendstimmung, weiter Blick, unheimlich viel Vogelgezwitscher - einfach Balsam für die geschundene Seele. Und weil ich noch ein wenig Zeit hatte, habe ich mir noch Montegabbione angesehen, den Hauptort.
- Montegabbione. Leider war ich zu langsam beim fotografieren, denn über diese Treppe kam mir eine beladene (!) Ape entgegen gefahren ...
Schöne, unspektakuläre Dörfer mit teilweise wahren Zimelien. Das ist es was ich so liebe dort: Es ist noch nicht alles ausgeschildert und mit großen Busparkplätzen versehen, sondern die eine oder andere Entdeckung kann man dort einfach zufällig machen. Mir ist das wertvoller für meine eigene Erinnerung als diese Hochglanz-Super-duper-highend- Touristenziele, wo dann die ganzen Influencer herumhüpfen und sinnentleerte Fotos schießen ...
Da ist mir so ein Zufallsfund einer Enduro schon lieber, der so deutlich zeigt, dass dort Jugendliche wahrscheinlich arg viel Spaß damit haben, aber noch nicht so richtig Ahnung haben, wie man einen Auspuff fürs Gelände richtig verlegt ...
- ... und wahrscheinlich bewegt der Eigner dieses Geräts selbiges "wia d'Sau" ...
Ja, und dann reißen die Bilder erst mal ab, denn am Abend merkte ich schon, dass mir nicht gut war, so dass ich mich nach dem Essen gleich ablegte. Am nächsten Morgen dann hatte ich 39,8° C Fieber und transpirierte das in Mengen genossene Wasser ungebremst wieder raus. Ich wurde liebevoll mit Salbei-Tees und was weiß ich noch gepflegt, lag aber drei Tage und Nächte eher apathisch darnieder. Danach war zumindest das Schlimmste überstanden , aber allein aus dem Gästezimer ein Stockwerk nach oben zu gehen, das war schon eine Herausforderung. Schnell war klar, dass eine Weiterfahrt in dem Zustand keinen Sinn machen würde und so bin ich nach einer weiteren Nacht bei meinen Freunden Günther und Hildegard (für deren Hilfe und Unterstützung ich nicht genug danken kann!) wieder nach Norden.
Etwas zittrig und auch verhalten in der Geschwindigkeit bin ich weiter westlich über Montepulciano und östlich an Siena vorbei Richtung Pontassieve, um über Dicomano den Passo della Futa zu erreichen. Dort eine besinnliche Pause auf diesem riesigen deutschen Kriegsgräberfeld. Dort liegen >30.000 deutsche Soldaten aller Dienstgrade, meist aus den Jahren 1944 und 1945. Und wenn die letzten Zahlen aus dem unseligen Ukrainekrieg richtig sind, dann ist das am Futapass etwa ein Sechstel der in der UKR gefallenen Soldaten beider beteiligter Parteien. Unbegreiflich, aber leider vorstellbar.
Ich bin dann dort abwärts in Renotal und diesem gefolgt bis kurz vor Bologna. Und gegen 1800 Uhr hatte ich schließlich mein Hotel in Mirandola nordöstlich von Modena erreicht. Es ist dies die Residenzstadt einer der vielen oberitalienischen Renaissancefürsten-Familien gewesen, hier der Pico della Mirandola.Die Kultur spielte neben vielem anderen hier eine große Rolle, was man der Stadt in Umrissen auch noch ansieht. In Umrissen deshalb, weil sie Opfer des Erdbebens von 2012 geworden ist und immer noch großflächig hinter Gerüsten verborgen ist. Leider ...
- Teilweise sind ganze Straßenzüge noch eingerüstet ...
- Ein Poster zum Thema Krebs. Am Tag darauf ist mein Großneffe an einem Hirntumor verstorben.
- Und auch isotonische Getränke gab es in der einzig offenen Pizzeria.
Ich bin dann bald schon und ziemlich erschöpft in mein Hotelbett gesunken. Am kommenden Morgen habe ich mich immer noch recht wacklig auf die letzte Etappe heimwärts gemacht. Die entsprach eigentlich dem Verlauf der SS12 und das brachte mich - natürlich mit Zwischenstopp in der Alten Post - wieder nach Hause.
- Immer wieder schön dort. Und das Essen ist auch immer wieder gut ...
Es war eine schöne Reise, wenngleich sie kürzer,deutlich kürzer ausgefallen ist als geplant. Sehen wir das Positive: Es waren wunderschöne Erlebnisse, gute Gespräche mit alten Freunden - und ich muss erneut einen Versuch machen, Süditalien für mich zu entdecken. Und das wird geschehen.
Finis