Maybachs Ausfahrten 2023

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Fr 30 Jun, 2023 17:46

Never ever will ich das!
Ich dachte nur, dass man so das ermüdende Flachland schneller hinter sich brächte ... 8)

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Fr 07 Jul, 2023 21:33

Der Maulwurf ist schuld. Aber sowas von ...

Heute bin ich mit der XS nochmals in Richtung Mendel und dann auf den Penegal gefahren. Sauschön, hatte ich seit meinem letzten Besuch dort in dern 1980er Jahren irgendwie vergessen. Und auch die touristischen Einrichtungen sind wohl ein wenig abgesandelt, in der Zwischenzeit.

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Tourismus hatte auch schon bessere Zeiten hier ...


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Blick nach Westen in das Ortler-Massiv


Aber die Aussicht ist echt eine besondere!

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Blick vom Penegal in Richtung Bozen


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Blick vom Penegal auf den Kalterer See und das Überetsch


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... und der Kaiser war auch schon da gewesen ...


Aber die Tour sollte mir ja auch die Route aus dem Nonsberg zum Ultental wieder vor Augen rufen. Ich war da schon mal, aber das ist sicher 10 Jahre her. Und so bin ich dann nach Fondo und von dort nach Castelfondo gebrummt. Leider ist das Castello in Privatbesitz und verweigert nachhaltig Besichtigungsversuche. Aber die Strecke ist wunderbar (und auch scheints wenig bekannt in deutschen Motororadfahrerkreisen :oops: ), so dass man da frohgemut und und hurtig um die zahlreichen Ecken biegen konnte.
Ich erreichte das Ultental und hatte in Erinnerung, dass da am Talschluss eine vorzügliche Verpflegungssstation in Form einer Alm gewesen sei. Pustekuchen!
Es geht wieder talwärts. Nach der Burg Eschenlohe dann der Hinweis auf das Gasthaus Forsthaus. Toller Apfelstrudel, aber leider für meine Freunde von dem CB-Forum wenig hilfreich, weil da Ruhetag. Hmppff...

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Das klingt verheißungsvoll ...


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Hoffnung ...


Also weiter! Runter in das glutheiße Burggrafenamt und schnell wieder hinauf nach Mölten und von dort weiter nach Jenesien. Nicht ohne einem Fotostopp in Flaas zu machen ...

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Puez- und Geislerspitzen, Sandtner- und Eringerspitze, Schlern, Rosgarten und schließlich über dem Karerpass die Lagorai-Berge


Schießlich ging es dann nach Hause. Und wegen der Temperaturen fiel der Entschluss auf das Penser Joch. Schnell ging es nach oben, auch weil die Autos die Straße schnell frei gemacht haben. Auf der Passhöhe war ein großes Tohuwabohu an Maschinen - ich bin schnell weiter gefahren und habe noch rund 200 m unter der Passhöhe im letzten Sonnenlicht eine Pause eingelegt.

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"A Traum": Auch das Windrad auf der Passhöhe ...


In Summe waren was heute 435 km.

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon maulwurf » Sa 08 Jul, 2023 16:34

I bin unschuldig Hörr Oberstwaldmeister.... :floet:
...gell is schön zum rauffahren und die Aussicht....

hier noch ein Bild mit Blick auf die Mendelpassstraße vom Penegal.
Dateianhänge
P6190202.JPG
Blick vom Penegal auf die Mendelpaßstraße
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 08 Jul, 2023 20:37

@Maulwurf
Danke für das Bild. Ich dachte, ich hätte es auch gemacht. Habe ich auch - aber halt die Innenseite meiner Hand! :evil:

Ja, und schön zu fahren!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Di 11 Jul, 2023 17:35

So, heute bin ich der Hitze entflohen. Mit der XS gings über das Hahntennjoch (ohne Kontrolle dieses Mal!) und es war vergleichsweise ruhig und oben am Pass dann bei gut 20° C auch sehr erträglich. Irgendwann in den 1970ern hatten wir in der Gegend auch ein wildes Fest auf der Anhalter Hütte ... Ich erinnere mich, am folgenden Morgen ein leeres Bierfass (nur Eiche war statthaft!) wieder auf den Sattel getragen zu haben und dann den Versuch gemacht zu haben, darauf im Schnee abzufahren. Irgendwie gelang das nur unvollkommen und führte zu beeindruckenden Spreißeln im Allerwertesten...

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XS am Hahntennjoch. Im Hintergrund der Maldongrat.


Weiter runter ins Lechtal, bei gähnend leeren Straßen und aufgrund der Trockenheit grandioser Fernsicht. So auch in das Parzinn, wo man von der Hanauer Hütte großartige Touren machen konnte oder in Tal weiter östlich, wo der Muttekopf (und viele andere) großartige Skitouren boten.

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Blick ins Parzinn


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Im Vordergrund eine vollkommen untypisch leere Hahntennjochstraße, im Hintergrund links die Gegend des Muttekopfes.


Egal, je tiefer ich kam, desto heißer wurde es. Konkret: Je 100 Höhenmeter 0,6° C.
Und nur bei offener Kombi und in Fahrt war das zu ertragen. Im Lechtal angekommen daher ohne Halt sofort in Stanzach wieder nach oben abgezweigt ins Namloser Tal. Auch hier fast niXS los und man konnte es zügig angehen. Bis kurz vor Berwang, wo eine Baustelle mich stoppte.
Unten war zwar sognalisiert, dass zwischen 12 und 13 Uhr offen sei (und es war 1230), aber ein LKW-Fahrer in seinem Vierachser machte mir klar, dass das hier gesperrt sei. Als ich ihn auf die abweichende Signalisierung hinwies, meinte er, er hätte aber jetzt ein anderes Schild auf gestellt. Und nahm im gleichen Moment die Farbe der roten Umrahmung an.
Als ich dann anhub, ihn nach einer schriftlichen Berechtigung dazu und seinem Namen fragte (typisches Piefke-Verhalten, ich weiß :oops: ), gab sein Verhalten schließlich Anlass zu größter Sorge. Ich bin dann umgekehrt und habe an einem schattigen Bachufer eine Pause eingelegt.

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Ein schattiges Platzerl zum Abkühlen, auch für die XS.


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Matthäus 17,4: "Hier ist gut sein, hier lasst uns Hütten bauen!" Ein traumhafter Bergbach im Namloser Tal


Und mir Gedanken gemacht über die merkwürdigen Geräusche, die mein Motor mittlerweile so stark abgab, dass ich sie trotz Gehörschutz wahrnahm. Im Teillastbereich helles Klickern im Kopf und beim Gasgeben ein dumpfes Klopfen aus den Tiefen des Motors. Geräusche, die man eigentlich nicht hören will. Schnelle Prognose: Ventilfeder(n) gebrochen oder/und Kipphebel schlabbrig und wahrscheinlich mal wieder die Pleuellager.
Also hurtig, aber nicht hastig über Reutte den Fernpass gewonnen, ein paar NL-Wohnmobile hergebrannt und über den Mieminger Sattel, Telfs und Zirl wieder nach Hause.
Dort nach 240 km angekommen und mittlerweile sanft im eigenen Saft gedünstet habe ich mir das nochmals angehört und beschlossen, dass die XS vor einer Motorrevision nicht mehr bewegt wird. Wenn sie wieder abgekühlt ist, dann schau ich nach dem Steuerkettenspanner. Ventile sind vor kurzem bereits geprüft, sollten also stimmen.
Und ansonsten ist es ja so, dass eine XS nach 100.000 km nach einer Revision die nächste braucht. Sie ist also bereits überfällig. Und: Es wird die letzte werden, zumindest bei mir. Denn das hält dann wieder 10 Jahre. Und dann könnte es sein, dass ich was leichter bedienbares haben will. On verra!

Dennoch: Eine wundervolle Motorrad-Ausfahrt!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 15 Jul, 2023 20:12

Heute waren für Innsbruck 36° muntere Grade avisiert. Denen galt es zu entfliehen.
Also bin ich in der Vorbereitung der Tour für die Freunde aus dem CB-Forum die letzte nicht zeitnah abgefahrene Strecke noch mal Probe gefahren. Getreu dem alten militärischen Wissen, dass das, was nicht erkundet und hinreichend geprobt wird, nicht klappen wird.
Zack über den Brenner mit der CB, den Tank noch mal voll bgemacht und huschhusch durch das Eisacktal bis Blumau. Dort dann in das Breiental, wo maneigentlich verlässlich allein ist. Heute nicht. Eine Gruppe Ingolstädter Sportwagen lärmte zweimal durch das enge Tal. Manchmal muss man sich schon fragen ...

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Im engen Breiental rauscht der gleichnamige Bach talwärts ...


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Eng, schön, einspurig. Und ein Marterl (eh kloa!), das von der Südtiroler Sparkasse gesponsort ist.


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Schon schön. Und romantisch dazu ...


Weiter dann über Tiers auf den Nigerpass. Das Panorama war zwar wie gewohnt wundervoll, aber leider ein wenig diesig, so das ich dem Zwillingspeter heute kein Foto aus der Abteilung "Seelische Grausamkeit" hinterlassen kann. Denn das müsste eines mit den Vajolett-Türmen sein und mit der dortigen Delago-Kante ...
Keinesfalls eines mit den felsigen Zacken der Latemargruppe über dem Karersee, die aber auch schon ganz fein sind.

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Die Latemar-Gruppe vom Nigerpass aus gesehen.


Von dort ging es dann über den Karersee und runter ins Trentino nach Moena. Dann ins Fleimstal, vorbei am "Horror der Alpe Cermis" der jährlichen Tour de Ski und schließlich bei Molina auf die enge Nordrampe des Manghenpasses. Und sie ist wirklich eng, diese Routenführung. Und leider wissen das vor allem viele Sportwagenfahrer aus dem schwäbischen Raum nicht, die sich dort in wahren Horden eingefunden haben. Und die mit ihrer eingebauten Vorfahrt auch nicht wissen, das es sinnvoll ist, bei Gegenverkehr an Ausweichen stehen zu bleiben. Und dass es eher weniger hilfreich ist Front an Front mit dem Gegenverkehr zu stehen und diesen dann anzuhupen. Heute war wieder so ein "Fremd-Schäm-Tag" ...
An der Baita Manghen habe ich mit dem Hüttenwirt kurz gesprochen. Er empiehlt eine kurze telefonische Vorankündigung, wenn wir dort essen wollen. Machen wir doch gerne ...

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Die Baita Manghen kurz unter der Passhöhe, weithin bekannt für ihre guten Mahlzeiten.


Dann ging es die Südrampe des Manghen-Passes hinunter in die Val Sugana. Für mich ist das eine der lanfschaftlich reizvollsten Passabfahrten überhaupt, die in der schon mediterranen Atmosphäre endet.

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Im oberen Bereich der Südrampe des Manghen-Passes


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Herkulesstauden haben es auch bis hier hinauf geschafft...


Auf den gegenüberliegenden Bergen - der Hochfläche von Lavarone - war im ersten Weltkrieg einer der Brennpunkte des Kriegsgeschehens, aber das soll heute nicht unser Thema sein. Weiter bin ich die Val Sugana nach Nordwesten gefahren, um in Pergine dann den Weg wieder aufwärts in das "Bersntol" zu nehmen. Das ist eine der in den norditalienischen Alpen gar nicht so seltenen deutschen Sprachinseln, die natürlich unter Mussolini massiv bekämpft wurden. Am Ende des Tals (das wohl vorrangig von deutschsprachigen Bergleuten besiedelt worden war, die hier für den Fürstbischof von Trient Metall aus dem Berg kratzten) geht es dnn noch zu einem kleinen Pass empor. Wundervoll gelegen, leidlich kühl fand ich dort an der Passhöhe des Passo di Redebus ein Café, in dem mehrer Damen sich der Herstellung köstlicher Backwaren widmeten. A Traum,sowohl der kühle Joghurt mit Früchten als auch der Apfelstrudel.

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Kühler Joghurt mit Früchten - eine Wohltat!


Solcherart gestärkt ging es dann in die Val Cembra und nach Cavalese. Dort dann wieder über den Passo Lavazé in Südtirolerische zurück und dann auf bekanntem Weg nach Innsbruck.

Das waren heute 470 km, sieben Pässe und zahlreiche wunderschöne Strecken. Wie so häufig: Die Massen treiben sich auf den Wegen herum, die in den großen Motorradgazetten angepriesen werden. Die kleineren Strecken kennen sie nicht, sie haben sie auch nicht als gpx-Dateien - und Kartenlessen kann von denen eh fast keiner mehr.

Und ich hab einen sakrischen Muskelkater und bin müde. Aber sauschön wars!

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Zwillingspeter » Sa 15 Jul, 2023 21:56

Sehr sehr fein!
Vielen Dank!
Ein toller Tag.
Da warst Du aber bestimmt deutlich über 12 Stunden unterwegs, oder?
Gruß Peter
Ohne ist auch nix!
Jetzt geht's wieder!
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » So 16 Jul, 2023 08:06

Nein, losgefahren um kurz nach 0700 und heimgekommen um 1830.
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Willy » So 16 Jul, 2023 16:08

Schöne CB 500.
Die läuft bestimmt klasse auf solchen Wegen und hat`n bequemen Sitz.
Du hast`s gut! :smt023
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » So 23 Jul, 2023 21:08

Die letzten Tage war ich mit der kleinen Honda in Deutschland unterwegs und habe ein paar Freunde besucht. Wie üblich ist es mir nicht gelungen alle zu besuchen, die da an der Strecke gelegen hätten, aber ein paar doch schon. Und wichtig war mir schon auch, dass ich diese Tour in einer schönen Route entwickelt habe - und das ist mir für die Hinfahrt auch gelungen.

Und so bin ich am Dienstag am frühen Nachmittag losgefahren, über den Zirler Berg in das Isartal bei Vorderiß. Warum der bayerische Forst jetzt schon 5 Euro für die Maut aufruft, erschließt sich mir nicht, denn die Straßenerhalteung geschieht ja nicht durch den Forst, sondern durch die Verkehrsbehörde. Also auch den Ärar, wie das in Österreicht so schön heißt.
Von dort aus dann weiter in den Isarwinkel, wo ich beim "Maulwurf" Peter und seiner Frau einen vorzüglichen Espresso erhielt, der mir die Kraft für die weitere Fahrt spendete. Weiter gings durch Bad Tölz Richtung Dietramszell, wo ich mir schon lange mal wieder das Kloster ansehen wollte. Das habe ich dann auch ausgiebig getan.

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Die Eingangssituation von Kloster Dietramszell. Das Kloster ist nach einem Brand im 18. Jahrhundert neu erbaut worden und schließt stilistisch an die Münchener Michaelskirche an.


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Blick in das barock ausgestattet Kirchenschiff.


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Eine spätere Gedenktafel für die Opfer der sog. Sendlinger Mordweihnacht. Dort wurden von österreichischer Infanterie die Bauernaufgebote auf dem Friedhof der Sendlinger Kirche brutal niedergemacht. Eine der vielen Forllgen des Spanischen Erbfolgekriegs ...


Weiter gings dann Richtung Neubiberg zum Hiha und zur Pezi. Ein wundervoller Abend - habt Dank dafür! Und am Morgen war ich dann schon fast allein, als ich aus dem Bett krabbelte und noch den Hinweis erhiel, bitte nicht über den Autobahnring Ost zu fahren, so von wegen Baustellen und so ...
Also bin ich direkt rein nach "Minga" und dem mittleren Ring ostwärts gefolgt. Ich bin in der Stadt aufgewachsen, aber mir war klar, dass es eine richtige Entscheidung war, diese Stadt zu verlassen. Die Freundlichkeit, die Überschaubarkeit und auch der bisweilen eigensinnige bayerische Ansatz - das gibt es nicht mehr. Es gibt noch glitzernde Industriefassaden, wahnsinnigen Verkehr und keinen Platz mehr.
Gemerkt habe ich das bei dem Versuch, nach einem Verhauer "meine" alte Kaserne am Frankfurter Ring zu besuchen. Klar, dass es die in dieser Funktion nicht mehr gibt. Wir haben ja nach 1989 alle geglaubt, dass jetzt der ewige Frieden ausbricht. Und klar auch, dass es Wohn- und Arbeitsraum in München braucht. Aber einen Teil der Funkkaserne hat man unter Denkmalschutz gestellt (das Regimentsstabs-Gebäude, den nordseitigen Zugang und zwei Blocks aus den 1960er Jahren und den Sportplatz :roll: ).
Das früher aufgrund der damaligen Luftkriegsdoktrin des italienischen Offiziers Giulio Douhet weitläufig gebaute und mit viel Grün versehene Konzept, das gibt es nun nicht mehr. Es gibt auch keine Information über die frühere Rolle dieser Flächen von Wehrmachtsnutzung über DP-Unterkunft über Bundeswehr-Kaserne bis hin zu Europas größter Künstlerkolonie. Zumindest habe ich keine gefunden.
Die Kripo sitzt nun im Regimentsgebäude und in den Blocks der ehemaligen 5. Kompanie des Schweren Pionierbataillons 210 mit der Tauchergruppe, da sind nun Flüchtlinge eingezogen. Und ein Schwung türkischer Wachleute prügelte gerade eine neue Anlieferung in die vollkommen heruntergewirtschafteten Liegenschaften.
Und ich stand in den neuen Baulichkeiten und versuchte mich einigermaßen zu orientieren. Das gelang mir auch ganz gut. Und es sprach mich eine Frau Mitte vierzig an, was ich denn da machen würde. Und der sagte ich, dass ich hier einige Jahre meines Lebens verbracht hätte und dass ich mich gerade ein wenig wundern würde. "San's froh, dass Sie jetzt nimma do sein miaßn!" war eine Antwort, die in ihrer Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig ließ. Ja, es hat sich viel verändert in den letzten 40 Jahren. Und mein "Spieß" , der alte Hauptfeldwebel Reiser, hätte keine Freude mit dem Dreck gehabt, der da allenthalben herumlag. Da wären einige Wochenende-Ausgänge gestrichen worden ... Aber sowas geht heute sicherlich gaaar nicht mehr.

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Neubauten auf altem Kasernen-Gelände: Dort, wo im Hintergrund die Glaswand steht, dpa war der Technische Bereich der Funkkaserne mit den Fahrzeughallen.


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Verhinderter Blick auf die Blocks der 5./sPiBtl210. Heute Flüchtlingsunterkunft, umgeben von Zaunanlagen und im Hintergrund einer der Dienststellen der Kripo.


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to be continued...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Meister Z » So 23 Jul, 2023 21:53

Maybach hat geschrieben:Und es sprach mich eine Frau Mitte vierzig an, was ich denn da machen würde. Und der sagte ich, dass ich hier einige Jahre meines Lebens verbracht hätte und dass ich mich gerade ein wenig wundern würde. "San's froh, dass Sie jetzt nimma do sein miaßn!" war eine Antwort, die in ihrer Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig ließ.


Ich habe auch viele Jahre meines Lebens in München verbracht, Ausbildung 1984 bei den Optischen Werken Rodenstock an der Isartalstraße usw...
mich zieht es auch nicht mehr in die Stadt, bin schon zu alt für den Scheiß :floet:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Fr 28 Jul, 2023 19:38

Weiter ging es über Freising nach Norden. Berching und Neumarkt/Opf waren Punkte, die durchfahren wurden. Das Wetter war schön (also mehrheitlich) und ich habe auch ganz gut Strecke gemacht, denn ich wollte ja in den Raum Thurnau.
Unterbrochen werden musste das, wenn ich wie bei Neumarkt auf mir unbekannte Gebäude traf. In dem Fall war es das ehemalige Birgittenkloster Gnadenberg, das da weitgehend unbeachtet neben der Straße steht und wirklich ein beeindruckendes Zeugnis spätmittelalterliche Frömmigkeit und des Klosterlebens darstellt. Wer mag kann hier weiterews nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Gnadenberg

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Ruine der Klosterkirche von Kloster Gnadenberg


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Eine schön gegliederte Wand im ehemaligen Schwesterntrakt. Bei der Gründung hatte man nämlich auf der entgegengesetzten Ecke des Klosters auch noch den Brüdertrakt eingerichtet. Irgendwie wurde das aber wieder aufgegeben. Keine Ahnung, warum ...


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Heute für die Zuwegung zu einem landwirtschaftlichen Bereich durch eines der Kirchenschiffe ...


Die Reformation und dann die Schweden haben dem Kloster aber so zugesetzt, dass es im Grunde 1635 aufhörte in seiner alten Funktion zu existieren.

Über die B2 habe ich dann die Fränkische Schweiz erreicht, wo ich mich in Gräfenberg mit einem Kaffee stärken wollte. Weil es aber so heiß war, habe ich die Herrscherin des Cafés dort gefragt, ob sie mir einen Affogato machen würde. Ja gerne, wenn man ihr den sagen würde was denn das bitte sei. Und so hat sie dann mit einer Kugel Vanilleeis und einem sehr guten Espresso den ersten Affogato am Hauptplatz in Gräfenberg gezaubert.

20230719_134749_resized.jpg
Stillleben mit Affogato und bepackter Honda am Hauptplatz in Gräfenberg


Derart gesärkt habe ich dann über kleinste Vizinalsträßchen mein Ziel erreicht und binnach ein oder zwei der dort üblichen guten Biere auch recht müde in die Federn gesunken.


... to be continued ...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 29 Jul, 2023 13:34

Nach einem guten Frühstück machte ich mich auch schon wieder auf. Das Wetter zeigte sich von seiner freundlichen Seite und heute wollte ich Dirk und Elke im Großraum Kassel "überfallen". Dazu bin ich eigentlich immer wieder mäandernd zwischen Thüringen, Franken und Hessen motorradgewandert - grad schön war es.
Von Thurnau ging es durch wundervolle und einsame Motorradstrecken Richtung Lichtenfels und an Schloß und Park Tambach vorbei nach Nordwesten. In Heldburg - in Sichtweite der gleichnamigen Veste - gab es dann eine erste Pause.

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Stadttor von Heldsburg


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Schöne Fachwerkhäuser! Die sind sicher alle nach der Wende restauriert worden und blieben auch nur erhalten, weil in der Regel in der DDR kein Geld für sowas war. Aber jetzt müsste man mal wieder ran ...


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Die Absenz des rechten Winkels hat bisweilen auch etwas Tröstliches ...


Weiter ging es über Nebenstraßen nach Milz, Römhild und Exdorf nach Belrieth und schließlich über Meiningen und die B19 nach Bad Salzungen.

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Heimelige Brückenszene in Belrieth


Dort aber wars doch arg wolkig und ich bin in Vacha, dem Grenzort unseligen Angedenkens, für die Dauer eines titanischen Schauers an einer Tankstelle untergezogen, wo ich Sprit und - nun ja - irgendsowas ähnliches wie Kaffee erhielt. Als dann der Regen sich verzogen hatte, bin ich über Oberzella und Abteroda nach Norden. Bei Berka an der Werra dann wieder nach Hessen und über Krauthausen schließlich nach Germerode. Dort "stolperte" ich über eine Klosteranlage, deren ausgiebige Besichtigung sich mehr als gelohnt hat.

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Germerode: Klassische dreischiffige Hallenbasilika mit Obergaden aus dem 12. Jh.


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Die nahezu komplett erhaltene romanische Krypta


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Das von einem rührigen Verein wieder aufgebaute Refektorium, das heue als Veranstaltungsort genutzt wird.


20230720_141254_resized.jpg
Blick in den erhaltenen Teil des romanischen Mittelschiffs. Das ist wahrlich ein Rarissimum!


Und wenn ich mich an die Adresse von Christoph erinnert hätte, dann wäre er auch heimgesucht worden. So müssen wir das erneut verschieben ...
Und ich habe mich für die letzten Kilometer wieder auf den Weg gemacht und bin durch das Frau-Holle-Land und den Kaufunger Wald meinem Ziel zugefahren. Und wurde sowas von gastlich und freundschaftlich aufgenommen! Dirk und Elke, nochmals meinen ganz herzlichen Dank dafür!

... to be continued ...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon lallemang » Sa 29 Jul, 2023 14:04

Romanische Bauten :smt049 :smt023
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 29 Jul, 2023 14:13

Einen morgendlichen Schauer habe ich noch bei einem vorzüglichen Frühstück "abgesessen", dann ging es mit der CB auf den letzten Abschnitt nach Salzuflen. Ein kleines CB-Treffen war dort angesagt, so dass ich auch dort Vertreter des AIA-Imperiums unberücksichtigt lassen musste.
Über Warburg, das mir eine nette Pause und ein paar rüpelhafte Bemerkungen eines mutmaßlichen Ehepaars im präsepulchralem Lebensabschnitt auf Stromradl gewährte, ging es nach Brakel. Ab Steinheim dann nach Horn-Bad Meinberg und teilweise über kleine Straßen nach Salzuflen. Zumindest die Innenstadt ist hübsch.

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Die Salze - nomen est omen!


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Heute beheimatet das Gebäude ein Café. Die Sinnsprüche können bei aller biblischen Anlehnung aber auch als Drohung an die Nachbarn oder das eigene Personal gelesen werden ...


Das Treffen war SEHR nett, aber am kommenden Morgen musste ich mich schon wieder (und zwar in einem Tag!) nach Hause bewegen. Da blieb nichts anderes als ab Paderborn Autobahn bis an die Landesgrenze von Tirol, dann noch zwei Pässe und schon war ich nach rund 800 km wieder daheim.

20230722_103739_resized.jpg
Pause kurz vor Paderborn. Ab da dann die große Autobahnhatz ...


Und weil der Reifensatz eh schon grenzwertig war, war das auch wurscht. Da war halt in der Mitte dann gar kein Profil mehr zu sehen ... Ölverbrauch war hingegen nicht meßbar.
Aber mittlerweile hat sich das geändert. Der Reifen-Toni hat das sehr sorgfältig gemacht in der Zeit, als ich mit der TTE im Friaul sein "musste". Und damit da niXS verwechselt wird, hat er es auch noch brav beschriftet.

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Sorgsam beschrifteter Neu-Reifen...


So, das war's mit dieser Reise. 1830 km waren es in toto. Und sehr schön war es auch! Danke allen, die dazu beigetragen haben.

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