Um 1130 Uhr hatte ich meine Anwendungen absolviert und einen Blick in die Wetter-App getan. Damit war klar, dass es nicht nach Süden gehen würde, sondern in den wunderschönen Kärntner Norden.
Unspektakulär gings um Villach nordwärts herum und dann mal wieder den Ossiacher See entlang nach Feldkirchen. Dort dann auf die Gurktaler Bundesstraße, von der ich letztens schon so schwärmte. Nur bin ich diesmal weitergefahren nach Weitensfeld, wo ich an der kräftig wasserführenden Gurk eine kleine Pause machte.
- Kleine Pause an der ordentlich Wasser führenden Gurk.
Weitere 10 km später langte ich in Gurk ein, parkte die TTE vorschriftsmäßig - und ließ, wie ich später feststellte, den Zündschlüssel stecken. Ich aber genoss den Rundgang durch das Dommuseum, dem vor ca. acht Jahren das Museumsgütesiegel zuerkannt werden konnte. Ein paar AIAler waren damals beim Besuch ja auch dabei. Es lohnt sich auch ein erneuter Besuch ...
- Prachtvolle Altarflügel aus der Renaissance. Und sie stammen aus der Kirche Maria im Graben, wohin mich mein erster Ausflug geführt hatte. Und nun sind sie im Bestand des Diözesanmuseums Gurk.
Danach bin ich noch in den Dom, der nicht nur eine der großen romanischen Kirchen darstellt, sondern der mir in seiner Pracht auch immer wieder die Frage stellt, wie in dieser bitterarmen, nur von Waldwirtschaft und ein wenig Bergbau soviel Geld erwirtschaftet werden konnte, um derlei zu bauen. Ich vermute, dass ich die Antwort weiß, die mir aber im Lichte der wirklich außerordentlichen Kunstwerke nicht wirklich gefallen will.
- Die weithin bekannte Eingangsfassade des Gurker Doms, eine der ältesten christlichen Einrichtungen am damaligen Ostrand des Reiches. Diese Architektur sagt schon was und hat deutlich was mit Macht zu tun...
Mit diesem ungelösten Konflikt im Kopf bin ich dann weiter nach Straßburg, um mich dort auf kleinsten und leider mittlerweile asphaltierten Straßen über die Berge ins Metnitztal zu bewegen. Kleine Weiler wie Winklern oder Prekowa begleiteten mich auf dem Weg nach Grades mit seinem gleichnamigen Schloss.
- Dichte Wälder, kein Verkehr und kleine, kurvige Straßen. A Traum zwischen Strassburg und Metnitztal.
Ich habe es im ersten Anlauf verfehlt, weil halt die Straße um den Felssporn herumführt - was aus Sicht der Erbauer der Burg (richtig, es waren die Gurker Bischöfe) genau so gedacht war. Also Abzweigung bei der nächsten Gelegenheit kurz vor Metnitz und auf dem anderen Ufer retour. Dabei komme ich bei Maria Höfl vorbei, einer schmucken Wallfahrtskirche, die da ein von der Wahrnehmung weitgehend verschontes Leben führt. Schön, dass es immer noch solch versteckte Zimelien gibt.
- Wallfahrtskirche Maria Höfl
Ich erreiche dann Grades, erkenne das Schloss und vermute zurecht, dass mich die Schloßstraße dorthin führen wird. Ist auch so. In den Vorhof komme ich sogar mit der TTE, aber weiter nicht. Neue Eigentümer scheinen Geld zu investieren, aber ob sie auch Zugang gewähren werden?
- Der Vorhof der Burg Grades.
Ich fahre weiter nach Metnitz, auch wenn ich den dortigen Totentanz gewiss schon fünf Mal angesehen habe. Es ist eine der spannenden Entwicklungen des 15. Jh., die sich da manifestiert. Zum ersten Mal gibt es Tendenzen zu sagen, dass alle Menschen gleich seien. Allerdings erst nach dem Tod. Auf Erden haben die Hierarchien noch Bestand. Spannend auch, wie unterschiedlich die nur wenige Jahrzehnte später auftretenden neuen Konfessionen damit umgehen ...
Und erinnern wir uns: Das ist die Zeit, in der neue Kontinente entdeckt werden, in der das heliozentrische Weltbild Raum greift, also die Zeit, in der Wissenschaft im heutigen Sinne wieder erfunden wird. Und zugleich ist es eine Zeit größter Verwirrung und Grausamkeiten, denke ich nur an Hexenverfolgungen und ähnliches.
- Der Karrner mit dem weltberühmten Totentanz von Metnitz. Prädikat sehenswert. Und wenn man dort schon mal war dann ab nach Pinzolo im Trentino: Da ist noch einer ...
Vor der Tür eines neben der Kirche befindlichen Gebäudes sitzt eine ältere Dame. Bisher war es mir nie vergönnt gewesen, auch die wenigen Originale anzusehen. Und es entspann sich ein tolles Gespräch mit der Dame in wirklich fortgeschrittenen Alter. Ich danke unbekannterweise herzlich dafür!
Ich fahre weiter das Metnitztal aufwärts. Eine traumhafte Straße zum Kurvenräubern, bis sie in die Flattnitz-Straße mündet. Dort biege ich talwärts ab und folge in Grödnitz einem sehr kleinen Wegweiser nach Deutsch-Griffen. Eine wundervolle Schotterpassage führt mich in diesen Wohnort des umstrittenen Nobelpreis-Gewinners Handtke.
- Schotterverbindungsstraße zwischen Glödnitz und Deutsch-Griffen. Ein Traum durch Feld, Wald und Flur ...
Und mich führt ein weiterer Wegweiser auf den Hochrindl. A Traum! Und von dort wieder nach Sirnitz, wo ich verzugslos ein weiteres Mal den steilen Schotterweg nach St. Leonhard im Bade unter die Reifen nehme.
Und auch weiter folge ich früheren Pfaden und entdecke auf dem Weg nach Arriach erstmalig irgendwas, was aussieht wie ein Kloster. Abbiegen und hinfahren ist eins. Ein paar Herren stehen dort und begrüßen mich und heben bereitwillig Auskunft zu dem Komplex. Es ist das von Maria Theresia 1756 als Hort der Bekehrung gegründete Klösterle in Innerteuchen.
- Klösterle Innerteuchen, von Maria Theresia zur Bekehrung von Protestanten im 18. Jh. geschaffen. Schon rund 30 Jahre später hob Kaiser Joseph II. (der Sohn Maria Theresias) das Kloster wieder auf.
Einer der Anwesenden ist ein Immobilienmensch, ein weiterer ist der Pfarrer. Das Kloster abzüglich der Kirche hat Nummer 1 kürzlich an einen Manager verkauft und große Teile der Sanierung habe die Denkmalpflege berappt. (Glaube ich nach meinen diesbezüglichen Erfahrungen eher nicht). Und Nummer 2 lädt mich zum Gottesdienst ein. Ich schaue mir das auch an, gewinne aber nicht den Eindruck, dass der Gottesdienst dort noch in einer wie auch immer gearteten Schar von Gläubigen fundamentiert ist und ziehe meiner Wege.
Um 1730 Uhr bin ich nach 204 km wieder in der Anstalt. Knapp 1200 km habe ich nun kurbedingt schon zurückgelegt. Der Kur-Erfolg ist ja kaum noch abzuwenden...