Maybachs Ausfahrten 2023

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 13 Mai, 2023 17:43

10. Mai 2023
Ich soll um 1400 in Warmbad Villach sein, also breche ich um 0700 in Ibk auf. Es regnet, ein solider Landregen.
Über den Brenner, dann weiter ins Pustertal. Dort schüttet es, bei 4 bis 6 °C. Bei Niedervintl, gefangen in den Gischtschleppen von LKW-Kolonnen hat die TTE Aussetzer. Bei einer der nächsten Tankmöglichkeiten fülle ich nach - und die TTE will nicht mehr anspringen.
Ich vermute, dass die Elektrik einfach zuviel Wasser abgekriegt hat und lasse die Karre unter dem Schleppdach ein wenig abtrocknen. Et voilà, ça marche! Da es aber in den nass gewordenen Handschuhen unerfreulich kalt geworden ist, lege ich diese auf den Auspuff. Naja, nach 10 Jahren darf man auch mal neue Handschuhe brauchen, weil die Schmelzlöcher ...
Der Regen bleibt mein Begleiter und ich fahre nun auf schnellsten Wege weiter. Nachdem ich im Stau von Lienz mich einfach vorbeigedrängelt habe ist ab dann nur noch wenig Verkehr. Bei Sachsenburg nochmals nach einem titanischen Guss Aussetzer, wieder trocknen lassen und weiter geht's.
Bei Spittal lässt der Regen nach. Ich beginne davon zu träumen, dass ich mit getrockneten Klamotten im Hotel einlaufe.
Es bleibt beim Traum, als ich um 1355 Uhr im Josefinenhof einchecke, hinterlasse ich ein ansehnliche Pfütze.
Motorrad wird irgendwie an einer Wand abgestellt und die Hülle drübergezogen. Und für heute reichen mir die gut 300 km Regenfahrt. Da diskutiere ich lieber mit einer Dame, die mir gar nicht glauben will, dass ich mit sowenig Gepäck 3 Wochen Kur bestreiten will.

Und es gibt von dieser Fahrt auch keine Fotos.
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon lallemang » Sa 13 Mai, 2023 20:31

Kneipkur für Kradisten :D
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Mo 15 Mai, 2023 20:06

Am 12. Mai ist es nicht ganz so nass und irgendwie haben meine Machinationen bei der Einteilung zu Anwendungen in der Kur dazu geführt, dass ich immer ab 1500 Uhr frei habe. 8)
Also fahre ich als erstes zu Louis in Villach, um Ersatz für die zusammengeschmurgelten Handschuhe zu erwerben. Das klappt, auch wenn ich noch immer nicht verstehe, warum Handschuhe heute als Hightech verkauft werden müssen und zudem das Paar, was ich haben will, sich im untersten Fach befindet und nur durch schlangenartige Verrenkungen erreichbar ist. Neben mir stand übrigens dauerhaft ein scheinbar männliches Wesen in der Uniform des Hauses, der aber Hilferufe "voll konkret" übersah und zu sachlich gebotenen Hilfestellungen oder gar Auskünften keinerlei Veranlassung sah. Egal, sein Lebensglück ist nicht meine Sache, ich hatte ja nun wieder Handschuhe und wollte weiter.
Irgendwie hat mich das Handy irre geführt, denn ich war kurz darauf beim Tanken von Fahrzeugen umgeben, die extrem laut, mit viel blingbling versehen waren und deren Beherrscher in der Sprachentwicklung dem kommunen Schimpansen deutlich unterlegen waren. Die deutschen Kennzeichen lauteten auf FS. Ich war also wieder in die GTI-Treffen-Phase gelangt . Nichts wie weg vom Faakersee.
Zurück ins Gailtal über Arnoldstein und Feistritz an der Gail erreichte ich bald Vorderberg. Dort ist nicht nur die sehenswerte spätgotische Kirche "Maria im Graben", sondern auch der Ausgangspunkt zu zwei Schotterouten auf Almen resp. Hütten.

20230513_125320.jpg
Maria im Graben. Dort war natürlich Bergbau und dort waren auch Verarbeitungsbetriebe, die sich an dem hier die Klamm verlassenden Bach mit der erforderlichen Energie versorgten.


20230513_125813.jpg
Immer wieder fasziniert mich, wie die Baumeister der Vergangenheit mit einer Selbstverständlichkeit Proportionen richtig getroffenn haben.. Es muss nicht immer der rechte Winkel sein ...


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Eine der in Kärnten (und auch der Steiermark) so typischen Baulichkeiten, die zum Trocknen von Heu und Mais genutzt werden. Bezeichnenderweise heißt der warme Föhnwind zumindest in Tirol auch noch "Türkenröster", was keine Folter indizieren soll, sondern auf das schnelle Trocknen von Maiskolben im warmen Südwind abzielt. War aber irritierend, das in einer Volksschulklasse so vorgetragen zu bekommen, die auch türkischstämmige Schüler hatte ...


Ich habe mich zuerst für die Fahrt auf die Werbutzalm entschieden. Es war nach dem vielen Regen eine Fahrt durch eine grüne Hölle - und ganz allein. Aufwärts habe ich es schon laufen lassen, aber herunterwärts bei Gefälle von >20% bin ich dann vorsichtiger.

20230513_135009.jpg
"Für LKW gesperrt" - ein spaßiges Schild für einen Alm-Schotterweg. Und der Querarm verhindert das auch noch wirksam ...


20230513_131926.jpg
"Grüne Hölle" bei der Auffahrt zur Werbutzalm


20230513_132837.jpg
An der Werbutzalm, die keine Alm mehr ist, sondern eine Siedlung von Ferienhäusern. Aber die Aussicht ist grandios ...


Das bot dann auch die Möglichkeit auf ein zunächst leicht angriffiges Gespräch eines Jägers aus seinem Allradler heraus, das sich dann schnell entschärfte, als ich ihm mitteilte, dass bei der unterem Hütte auf dem Bödele ein kapitaler 1er Bock gestanden wäre ... Ja, den hätte er auch schon gesehen, und danke, dass ich ihn bestätigt hätte.
Zurück in Vorderberg gings dann auf einer grausigen Asphaltstraße Richtung Dolinza-Hütte. Das war allerdings ab der Abzweigung gesperrt und die großen Muren, die mit den Regenfällen vielfach abgegangen waren, machten deutlich, dass das auch nicht zum Spaß gesperrt war.

20230513_140355.jpg
Am Weg zur Dolinza-Alm. Oder vielmehr eben nicht, weil Murenabgänge ...


Also umkehren im stärker werdenden Regen wieder heruntergefahren. Große Hochachtung nötigste mit ein Bergläufer ab, der die ganze Strecke (ca. 7km und sicher 500Höhenmeter) da unerschrocken hinauflief. Meins wäre es nicht ...
Da ich schon immer mal in das Besucherbergwerk in Bad Bleiberg wollt, bin ich also dann von Nötsch nach Bleiberg hinaufgefahren. Eine tolle Strecke, aber den Besuch habe ich mir für später vorgemerkt. 3 Reisebusse waren mehr, als ich zu ertragen bereit war.
Und: Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf, so dass ich die wunderbare Strecke von Bad Bleiberg nach Warmbad Villach ganz im Trockenen dahinschwingen konnte.Nass wurde es dann nochmals im Maibachl, einem natürlichen Thermalquellvorkommen, ein paar Meter hinter dem Hotel im Wald.

20230513_154751.jpg
Der Maybach im Maibachl - das hat ja auch sprachlich was.


Schön wars, 126 km lang wars und dem Kurerfolg hat es nachhaltig Vorschub geleistet.

To be continued...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Di 16 Mai, 2023 17:47

Der 15. Mai passte ja so gar nicht, also wettertechnisch. Denn es war geradezu schön.
Also um 1500 Uhr den Tankrucksack auf die TTE geschnallt und das Gailtal nach Westen bis Kirchbach gefahren. Dort dann runter von den großen Straßen und über Stranig auf die gleichnamige Alm. Wobei: Eigentlich ist die Forststraße erst ab 1. Juni offen und es stand auch gleich der Hinweis, dass an der Staatsgrenze der Weg mit Schranke versperrt sei.
Das wollte ich sehen. Also los. Schön die Kilometer nach oben, ganz allein. Bis etwa bei Kilometer 8 der Weg zwar frisch abgezogen wirkte, aber dadurch auch schweres Geläuf war. Macht ja der TTE nix ...
Aber irgendwo musste das schwere Gerät doch sein und schon tauchte ein Monsterbagger von Hitachi auf. Ich war schon auf unheilige Worte des Baggerfahrers gefasst, da hob der flugs seinen Baggerarm und winkte mich in einer Pirouette an seinem Gerät vorbei.
Die rd. 3 km bis zur Alm habe ich es dann für meine Verhältnisse gehen lassen, bis just an der Alm ein großer Traktor mit Tieflader engegenkam. Aufgeladen war ein PKW. Ich hielt ihn an und fragte, ob man über den Pass käme. Die Antwort war eindeutig: Nein, weil Schranke zu und alles noch voll Schnee. Franz Fischler sagte in ähnlichen Situationen immer: "Des schaug i ma o!" Und das habe ich dann auch gemacht. Schranke war offen und Schnee lag, aber nur im Wald. Und der war sulzig und kein Hemmnis.

20230515_160505.jpg
Blick von der Auffahrt zur Straniger Alm auf das Gailtal mit Reisach und dem mächtigen Reißkofel. Die später besuchte Jochalm liegt oberhalb der Baumgrenze auf dem in der rechten Bildhälfte erkennbaren Berg.


20230515_162659.jpg
Am Passo Polentin. Schon schön dort ...


An der Passhöhe dann eine kleine Pause und plötzlich brummte ein Fiat Punto mit 3 Erwachsenen und einem Hund heran. Wir haben ein wenig geradebrecht (sie kamen aus Paularo) und dann bin ich wieder weiter Richtung Passo Cason di Lanza. Das war ja früher eher der herausfordernde Teil der Strecke. Nun aber sind weite Teile betoniert. Da kommt man auch mit dem Punto runter. Nun ja, vielleicht ist der dann am Unterboden dann ein wenig umgestaltet...

20230515_162236.jpg
So sehen die betonierten Stücke der Abfahrt zum Cason di Lanza aus. Und scheinbar werden das jedes Jahr mehr ...
Das dauert nicht mehr lang und die südliche Rampe ist kein Schotterpass mehr.


Der Cason di Lanza ist für mich immer noch einer DER Pässe. Gewaltige Straßenanlage (wenn auch nur einspurig), tolle Ausblicke, aber auch die Gefahr von Steinschlag und Rutschungen, weil die Gegend tektonisch instabil ist. Wenn sich die Geländer ansieht, also dort, wo noch welche sind, dann werden einem schon die Kräfte deutlich gemacht...

20230515_164024.jpg
Am Cason di Lanza sind in Schattenlöchern durchaus noch Schneereste.


20230515_164439.jpg
Blick nach Osten bei der Abfahrt vom Cason di Lanza. Die Regenwolken habe ich überwiegend "umfahren" können...


20230515_165002.jpg
Wunderbare Farben im Wald oberhalb von Studena Bassa am Passo Cason di Lanza


Runter nach Pontebba und das Canaltal aufwärts. In Malborghetto am Palazzo Veneziano eine kleine Pause und auch die Kirche besichtigt. Sehr gefallen hat mir der Gedenkstein an Friederike von Canal, " geborene von Pagliarucci - Kieselstein". Wenn die Herrn Müller-Lüdenscheid geheiratet hätte...

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Die Straßenfasade des Palazzo Veneziano, ich meine mal aus dem 17. Jh. Heute ist ein Museum drin - das natürlich schon zu war.


20230515_172341.jpg
Das mit den Doppelnamen ist keineswegs eine Erfindung des 20. Jahrhunderts ...


20230515_172925.jpg
Schandsäule in Malborghetto


Über Tarvis (der dortigen Euro SPAR stellt in Sachen Weinauswahl und -qualität viele deutsche Önotheken locker in den Schatten!) und Arnoldstein gings dann wieder nach Warmbad. Schöne 144 km waren das. Vor allem bei der Perspektive von anstehenden Dauerregen-Tagen...

To be continued ...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Do 18 Mai, 2023 18:43

Am 17. Mai habe ich leichtsinnigerweise gegen Abend dem Wetterbericht geglaubt und bin zum Einkaufen nach Tarvis gefahren.
Schon 10 km weiter gab es liquid sunshine vom allerfeinsten. Dafür waren die Straßen wie leergefegt. Also ging es ruckzuck dahin und auch der EUROSPAR war fast leer. Zwei Flaschen guter Langhe aus dem Piemont wanderten in den Tankrucksack, zudem noch ein Päckchen gar nicht Kur-verträglicher Tarallini. Ach ja, und irgendwie habe ich vergessen Socken mitzunehmen. Dieser Mangel wurde auch noch abgestellt .
"Schwer mit den Schätzen des Orients beladen" bin ich dann heimwärts. Weils aber doch arg feuchtelte bin ich auf dem kürzesten Wege nach Hause. 56 km waren es dann doch.
Und der Wein entsprach den Erwartungen ... 8)

20230515_200406.jpg
Langhe - selten ein Fehlgriff!



To be continued ...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Myke » Do 18 Mai, 2023 19:13

warst schon am maibacherl, fische schaun?
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Lederclaus » Fr 19 Mai, 2023 00:09

Maybach hat geschrieben:Der Cason di Lanza ist für mich immer noch einer DER Pässe. Gewaltige Straßenanlage (wenn auch nur einspurig), tolle Ausblicke, aber auch die Gefahr von Steinschlag und Rutschungen, weil die Gegend tektonisch instabil ist. Wenn sich die Geländer ansieht, also dort, wo noch welche sind, dann werden einem schon die Kräfte deutlich gemacht...
Runter nach Pontebba und das Canaltal aufwärts. In Malborghetto am Palazzo Veneziano eine kleine Pause und auch die Kirche besichtigt.

Ach was für eine schöne Tour!
Zwischen Cason di Lanza und Studena Bassa ist mir vor ein paar Jahren der linke Auslaßventilsitz bei der BMW rausgefallen. Ich hab mich mit klapperndem Motor gerade so nach Pontebba gerettet und bin mit Harrys Motorrad, der mit dabei war und am Jausenplatz warten wollte, nach Hermagor gefahren, um mein Auto und den Anhänger zu holen und mein Motorrad zu evakuieren. Das war natürlich ein Tiefschlag und das Ende der Motorradausflüge, aber wir haben die restlichen Tage dort trotzdem sehr genossen.
Es ist immer sehr schön, deine Tourenberichte zu lesen.
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Is it a Quantity Surveyor?
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Fr 19 Mai, 2023 18:01

@Lederclaus: Danke für die Blumen!

@Myke: War ich. Fische sind allerdings keine zu sehen, weil die Gumpen durch humanoides Fettgewebe völlig ausgefüllt sind.

Aber am Feiertag musste ich los nach Süden und so habe ich um 0915 Uhr die TTE gesattelt und bin erstmal das Gailtal nach Hermagor gefahren. Nicht auf der Bundesstraße, sondern auf den kleinen, leeren und lauschigen Nebenstraßen, wo man auch noch E-Werke aus 1921 mit feinstem Jugendstilschmuck findet.

20230518_095327.jpg
Das E-Werk von Feistritz a. d. Gail.


In Hermagor nochmal getankt und dann über Tröpolach auf das Nassfeld gebrummt, zügig, aber nicht hastig. Am Pass dann eine kleine Fotopause mit einem Salzburger Pärchen, die "auf an Fescht'l" nach Lignano wollten.

20230518_104848.jpg
Am Nassfeld. Jetzt versteht man auch, warum das so heißt ...


Wahrscheinlich ist das ein "Fescht'l" um das ich mühelos große Bögen machen würde und ich befürchte, dass die vermehrt auflaufenden Zahnwälte auch damit in Verbindung stehen. Wie gesagt: Reine Hypothese...
Ich jedenfalls bin dann den Pramollo hinunter Richtung Pontebba, obwohl da große Schilder von Pass-Sperre wussten.

20230518_105930.jpg
An der Abfahrt vom Passo Pramollo. Überall in der Gegend sind riesige Stapel mit Käferholz. Erst ein paar trockene Somme, der die Wälder stresst, dann die Attacken der Käfer, gegen die sich die geschwächten Bäume nicht mehr wehren können und dann Kahlschlag. So läuft das ab und im Gebirge heißt das auf lange Sicht, dass man dort nicht mehr wird wohnen können.


Nun, die Schilder waren schlecht informiert und ich bog noch am Ortsanfang von Pontebba ab in die Val Aupa. Das zählt für mich zu den Gusto-Stückerln des gepflegten Motorradfahrens. Straße top, Landschaft hinreißend und das ganze noch bei Sonne und Wärme!

20230518_113003.jpg
"Grüne Hölle" in der Val Aupa. Die Pfanzen hinter der TTE sind lauter Schachtelhalme...


In Moggio dann auf die SS13 und die paar Meilen bis Venzone durchgebrummt. An der Piazza habe ich versucht, mein dezent zurückhaltend lackiertes Alteisen irgendwo zu parken. Das war gar nicht so einfach, denn es muss dort ein Treffen der vereinigten Lehrer des deutschen höheren Dienstes und der österreichischen Gymnasial-Professoren gegeben haben, die offenbar vereinbart hatten, sich alle auf der Piazza von Venzone mit ihren Stromradln zutreffen: le Wahnsinn!
Irgendwie gelang es dann doch und ich zog durch das wieder aufgebaute Städtchen.

20230518_120841.jpg
Blick durch die Gassen auf den Dom von Venzone. Alles neu aufgebaut nach 1976 ...
Italien wollte eigentlich die Ruinen beseitigen und woanders die Stadt wieder aufbauen, aber die Bewohner bestanden auf einer Restaurierung vor Ort. Und setzten sich durch.


20230518_121244.jpg
So sah der Dom von Venzone nach dem Erdbeben von 1976 aus.


Hier haben übrigens 1976 Pioniere der Bundeswehr ihren ersten Auslandseinsatz gehabt. Und anfänglich wurden sie in diesem Partisanenland gar nicht gerne gesehen. Aber das hat sich sehr schnell geändert, Gott sei Dank!
Und ich wurde hungrig und beschloss, mir einen Oktopussalat zu gönnen. Das war mal ein Genuss nach einer Woche geschmackloser Kur-Kost!

20230518_122637.jpg
Eine kleine Insalata di Polippo ist Kur-konform und vermittelt Urlaubsgefühle.


Und dann ging es retour. Auf der SS13 bis Chiusaforte und dort dann Richtung Sella Nevea.
Wie immer bin hurtig, aber nicht hastig unterwegs gewesen. Und dann kamen vier Motorräder (3 GS, 1 Paneuropean), die mit lärmenden Klappenauspüffen auf ihre verzichtbare Existenz hinwiesen. Also habe ich beschleunigt und war bald wieder allein - bis ich auf den lokalen Postler traf, der mit seinem Dienstpanda am Weg war. Den zu schnupfen, das war auf dieser Straße schon eine Herausforderung!
Und als ich dann vorbei konnte, da war die Paneuropaen wieder hinter mir. Den bin ich auch bis zur Passhöhe nicht mehr losgeworden. Und in den unbeleuchteten Kehrtunnels war ich sogar froh, dass er mit seinen deutlich besseren Scheinwerfern zu meiner Erleuchtung beitrug.
Ich bin dann abgebogen Richtung Altipiano di Montasio. Das ist zwar mittlerweile geteert, aber der Anblick dieses gewaltigen Massivs braucht auch den Vergleich mit den Dolomiten überhaupt nicht zu scheuen. Ich glaube, ich muss da mal in die Klettersteige.

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Blick vom Altipiano di Montasio auf den in friulanisch Jof di Muntasch genannten Bergstock. Schon ein beeindruckendes Stück Felsen ...


Aber nun hieß es erstmal zurück zu Sella Nevea zu fahren und von dort Richtung Lagi di Predil abzuführen. Am See - fast schon unausweichlich - befindet sich eine italienische Straßensperre des 1. Weltkriegs. Warum man dann immer Haubitzen aus dem 2. WK dazu drapieren muss... Ich verstehe es nicht.

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Die Straßensperre aus dem 1. Weltkrieg. warum man dort ein 5,5 Zoll-Geschütz der Briten hingestellt hat? Ich weiß es nicht. Zu tun hatte es mit der Sperre gewiß genau gar nichts ...


Ich bin dann weiter über Cave di Predil mit seinen alten Bleibergwerken (die seit Anfang der 1990er Jahre zu sind) nach Tarvisio gefahren. Einkaufen und dann über Bad Bleiberg und die wunderschöne Straße im Bleiberger Hochtal nach Warmbad. Was mich aber erschüttert, das sind die total ruinierten Bergwälder oberhalb Bad Bleibergs. Das wieder in der Griff zu bekommen, das wird schwierig.
Aber, die Fahrt war schön und 239 km lang. Und bis auf ein paar Schauer bei Thörl-Maglern war es auch wettertechnisch " a Traum"

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Myke » Sa 20 Mai, 2023 05:58

fahr mal zum monte lusari. ein bemerkenswertes gipfelörtchen mit einem fast bedrückendem blick auf den mangart. in der zu sehenden wand spielten sich dramen ab. rauf muss man halt mit der gondel, da fahrverbot herrscht. ich bin da mit dem mtb rauf. :omg:
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Sa 20 Mai, 2023 17:16

Heute sollte es  nach Sirnitz gehen, zum einen, weil ich die Kirche St. Leonhard im Bade sehr charmant finde, zum anderen, weil das mit rd. 10 km Schotter verbunden ist und zum dritten war die Wetterprognose in dieser Richtung am besten .
Um Villach herum  Richtung Ossiacher See. Mir scheint, als ob der Tourismus dort noch nicht wieder so aggressiv läuft wie etwa in Tirol. Der See liegt sehr schön, hat aber keine erkennbaren, allgemein zugänglichen Uferstücke. Ich habe mal niXS gesehen ...
Aber ich wollte ja auch nicht schwimmen,  sondern auf die Gurktaler Bundesstraße. Heute war ich fast allein unterwegs und diese Straße zählt zu den schönsten. Anlage, Landschaft, Abwechslung - einfach nur a Traum! Bei Sirnitz dann runter, durch den Ort und in der Ortsmitte dann auf die St. Leonhard-Straße. Einspuriger Asphalt zu Beginn, aber schon bald guter Schotter und immer steiler werdend. Und immer wieder nimmt auch der Bach die Straße; hier muss das Hochwasser der letzten Tage ganz anders verlaufen sein als in Villach.
Bei der Kirchenanlage das mitgeführte und sicher nicht Kur-konforme Leberkäs-Semmerl verzehrt. Und natürlich die Kirche inspiziert.

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Das heute noch bestehende Ensemble. Bis 2007 hat man auf den Grünflächen um die Kirchen weitere verfallende Gebäude abgetragen. Insgesamt diente St. Leonhard dem Gurker Domkapitel als Sommerresidenz und als Gesundbrunnen. Die Quelle, die bis heute um Fuße des Kirchturms entspringt, ist sehr Magnesium- und kalziumhaltig.


20230519_160747.jpg
Spätgotische Nebenkirche oberhalb der St. Leonhardskirche


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Ein machtvoll gesicherter Opferstock am Eingang der Nebenkirche.


Aus dem erkennbar erneuerten Badehaus (in dem früher die Gäste bewirtet wurden) kam ein Mensch meines Alters heraus und schnell stellte sich heraus, dass er Motorrad fährt und die Jagd hier ausübt. Und aus Graz daher kommt. Es entspann sich ein sehr netter Gespräch,  bevor  ich die Schotterstraße weiterfuhr.
Nach wenigen Kilometern auf der Teerstraße bin ich dann auf die Straße nach Arriach abgebogen. Sie verläuft nördlich des Gerlitzen-Kamms und ist mit als traumhaft in Erinnerung.  Das bewahrheitet sich auch, nur haben hier die Hochwasser im Vorjahr gewaltig gewütet.

20230519_170714.jpg
Kleine Pause an der Straße von Himmelberg nach Arriach.


20230519_172430.jpg
Das ist übrig geblieben von einem Liebherr 912 Raupenbagger, den das Hochwasser des Arriachbaches 2022 rund 600 m mitgerissen hatte - und der danach komplett verschüttet war!


20230519_172526.jpg
Hochwasserschäden aus dem vergangenen Jahr bei Arriach.


Und die grau-braunen Wassermassen wälzen sich auch dieses Jahr in erheblichem Umfang talwärts. Nun wars nicht mehr weit bis ins Warmbad, wo ich nach 99 km ankam. Noch schnell TD nach der Fahrt, damit ich morgen wieder los kann, um die ersten 1000 Kur-Kilometer voll zu machen.
Zuletzt geändert von Maybach am Fr 02 Jun, 2023 15:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » So 21 Mai, 2023 17:50

Um 1130 Uhr hatte ich meine Anwendungen absolviert und einen Blick in die Wetter-App getan. Damit war klar, dass es nicht nach Süden gehen würde, sondern in den wunderschönen Kärntner Norden.
Unspektakulär gings um Villach nordwärts herum und dann mal wieder den Ossiacher See entlang nach Feldkirchen. Dort dann auf die Gurktaler Bundesstraße, von der ich letztens schon so schwärmte. Nur bin ich diesmal weitergefahren nach Weitensfeld, wo ich an der kräftig wasserführenden Gurk eine kleine Pause machte.

20230520_122703.jpg
Kleine Pause an der ordentlich Wasser führenden Gurk.


Weitere 10 km später langte ich in Gurk ein, parkte die TTE vorschriftsmäßig - und ließ, wie ich später feststellte, den Zündschlüssel stecken. Ich aber genoss den Rundgang durch das Dommuseum, dem vor ca. acht Jahren das Museumsgütesiegel zuerkannt werden konnte. Ein paar AIAler waren damals beim Besuch ja auch dabei. Es lohnt sich auch ein erneuter Besuch ...

20230520_125834.jpg
Prachtvolle Altarflügel aus der Renaissance. Und sie stammen aus der Kirche Maria im Graben, wohin mich mein erster Ausflug geführt hatte. Und nun sind sie im Bestand des Diözesanmuseums Gurk.


Danach bin ich noch in den Dom, der nicht nur eine der großen romanischen Kirchen darstellt, sondern der mir in seiner Pracht auch immer wieder die Frage stellt, wie in dieser bitterarmen, nur von Waldwirtschaft und ein wenig Bergbau soviel Geld erwirtschaftet werden konnte, um derlei zu bauen. Ich vermute, dass ich die Antwort weiß, die mir aber im Lichte der wirklich außerordentlichen Kunstwerke nicht wirklich gefallen will.

20230520_131834.jpg
Die weithin bekannte Eingangsfassade des Gurker Doms, eine der ältesten christlichen Einrichtungen am damaligen Ostrand des Reiches. Diese Architektur sagt schon was und hat deutlich was mit Macht zu tun...


Mit diesem ungelösten Konflikt im Kopf bin ich dann weiter nach Straßburg, um mich dort auf kleinsten und leider mittlerweile asphaltierten Straßen über die Berge ins Metnitztal zu bewegen. Kleine Weiler wie Winklern oder Prekowa begleiteten mich auf dem Weg nach Grades mit seinem gleichnamigen Schloss.

20230520_134141.jpg
Dichte Wälder, kein Verkehr und kleine, kurvige Straßen. A Traum zwischen Strassburg und Metnitztal.


Ich habe es im ersten Anlauf verfehlt, weil halt die Straße um den Felssporn herumführt - was aus Sicht der Erbauer der Burg (richtig, es waren die Gurker Bischöfe) genau so gedacht war. Also Abzweigung bei der nächsten Gelegenheit kurz vor Metnitz und auf dem anderen Ufer retour. Dabei komme ich bei Maria Höfl vorbei, einer schmucken Wallfahrtskirche, die da ein von der Wahrnehmung weitgehend verschontes Leben führt. Schön, dass es immer noch solch versteckte Zimelien gibt.

20230520_135943.jpg
Wallfahrtskirche Maria Höfl


Ich erreiche dann Grades, erkenne das Schloss und vermute zurecht, dass mich die Schloßstraße dorthin führen wird. Ist auch so. In den Vorhof komme ich sogar mit der TTE, aber weiter nicht. Neue Eigentümer scheinen Geld zu investieren, aber ob sie auch Zugang gewähren werden?

20230520_140652.jpg
Der Vorhof der Burg Grades.


Ich fahre weiter nach Metnitz, auch wenn ich den dortigen Totentanz gewiss schon fünf Mal angesehen habe. Es ist eine der spannenden Entwicklungen des 15. Jh., die sich da manifestiert. Zum ersten Mal gibt es Tendenzen zu sagen, dass alle Menschen gleich seien. Allerdings erst nach dem Tod. Auf Erden haben die Hierarchien noch Bestand. Spannend auch, wie unterschiedlich die nur wenige Jahrzehnte später auftretenden neuen Konfessionen damit umgehen ...
Und erinnern wir uns: Das ist die Zeit, in der neue Kontinente entdeckt werden, in der das heliozentrische Weltbild Raum greift, also die Zeit, in der Wissenschaft im heutigen Sinne wieder erfunden wird. Und zugleich ist es eine Zeit größter Verwirrung und Grausamkeiten, denke ich nur an Hexenverfolgungen und ähnliches.

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Der Karrner mit dem weltberühmten Totentanz von Metnitz. Prädikat sehenswert. Und wenn man dort schon mal war dann ab nach Pinzolo im Trentino: Da ist noch einer ...


Vor der Tür eines neben der Kirche befindlichen Gebäudes sitzt eine ältere Dame. Bisher war es mir nie vergönnt gewesen, auch die wenigen Originale anzusehen. Und es entspann sich ein tolles Gespräch mit der Dame in wirklich fortgeschrittenen Alter. Ich danke unbekannterweise herzlich dafür!
Ich fahre weiter das Metnitztal aufwärts. Eine traumhafte Straße zum Kurvenräubern, bis sie in die Flattnitz-Straße mündet. Dort biege ich talwärts ab und folge in Grödnitz einem sehr kleinen Wegweiser nach Deutsch-Griffen. Eine wundervolle Schotterpassage führt mich in diesen Wohnort des umstrittenen Nobelpreis-Gewinners Handtke.

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Schotterverbindungsstraße zwischen Glödnitz und Deutsch-Griffen. Ein Traum durch Feld, Wald und Flur ...


Und mich führt ein weiterer Wegweiser auf den Hochrindl. A Traum! Und von dort wieder nach Sirnitz, wo ich verzugslos ein weiteres Mal den steilen Schotterweg nach St. Leonhard im Bade unter die Reifen nehme.
Und auch weiter folge ich früheren Pfaden und entdecke auf dem Weg nach Arriach erstmalig irgendwas, was aussieht wie ein Kloster. Abbiegen und hinfahren ist eins. Ein paar Herren stehen dort und begrüßen mich und heben bereitwillig Auskunft zu dem Komplex. Es ist das von Maria Theresia 1756 als Hort der Bekehrung gegründete Klösterle in Innerteuchen.

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Klösterle Innerteuchen, von Maria Theresia zur Bekehrung von Protestanten im 18. Jh. geschaffen. Schon rund 30 Jahre später hob Kaiser Joseph II. (der Sohn Maria Theresias) das Kloster wieder auf.


Einer der Anwesenden ist ein Immobilienmensch, ein weiterer ist der Pfarrer. Das Kloster abzüglich der Kirche hat Nummer 1 kürzlich an einen Manager verkauft und große Teile der Sanierung habe die Denkmalpflege berappt. (Glaube ich nach meinen diesbezüglichen Erfahrungen eher nicht). Und Nummer 2 lädt mich zum Gottesdienst ein. Ich schaue mir das auch an, gewinne aber nicht den Eindruck, dass der Gottesdienst dort noch in einer wie auch immer gearteten Schar von Gläubigen fundamentiert ist und ziehe meiner Wege.
Um 1730 Uhr bin ich nach 204 km wieder in der Anstalt. Knapp 1200 km habe ich nun kurbedingt schon zurückgelegt. Der Kur-Erfolg ist ja kaum noch abzuwenden...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Mo 22 Mai, 2023 04:57

@Myke
Danke für den Monte Lussari-Tipp. Wollte ich gestern direkt umsetzen.
Das ist aber daran gescheitert, dass der Giro kommendes Wochenende in Tarvis gastiert. Und dorthin sollen sie wohl auch fahren, ergo alles Baustelle.
Ziemlich wahnsinnig, was die anstellen für ein paar Minuten schwitzende Radler. Wohl bei der Tour de France ähnlich ...
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Myke » Mo 22 Mai, 2023 08:23

ja, so sinds, die italiener. anders als in österreich, bin ich in italien beim biken nie angepflaumt worden. meistens begleiteten mich "forza,forza !" rufe. :grin:
let there be rock !
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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Mo 22 Mai, 2023 18:14

Abfahrt 0910 Uhr am 21.5.23. Von Warmbad ging es unspektakulär über Tarvis ins Canaltal, wo ich beim Denkmal für den "k.k. Ingenieur Hauptmann Friedrich Hensel" eine kleine Pause machte. Sein Verdienst war, dass er mit seiner kleinen Besatzung von rd. 350 Mann das französische Heer Beauharnais' so verzögerte, dass es nicht rechtzeitig zur Schlacht von Aspern da war. Hensel, alle seine Offiziere und mindesten 70 seiner Männer haben das mit ihrem Leben bezahlt. Heute würde er wahrscheinlich einen Facebook-Eintrag bekommen ...

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Denkmal für Hptm Friedrich Hensel und seine Männer


Weiter gings über Venzone nach Gemona del Friuli. Ich wollte mir die Altstadt ( die ja nach dem 1976er Erdbeben, das dort sein Epizentrum hatte, wieder aufgebaut wurde) ansehen. Bei der Bergung haben notabene geholfen das GebPiBtl 8 aus Brannenburg, das lPiBtl 240 aus Passau und das sPiBtl 210 aus München. Die bestanden damals noch hauptsächlich aus gut ausgebildeten Wehrpflichtigen ... tempi passati.

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Straßenszene mit Dom. Hier sieht man auch die Schilder für den Lauf. Nur die Autos hatte man nicht ausgesperrt.


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Die (wiederaufgebaute) Fassade des Doms von Gemona del Friuli


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Ein bewegender Corpus einer Christusfigur (14. Jh.), der aus dem Bauschutt gerettet werden konnte.


Ich bin nach einem wundervollen Caffè wieder weiter und über Bordano zur Abzweigung der Straße auf den Monte San Simeone. Total-Sperrung. Also richtig, mit Q-Gitter, Warntafeln, Verbotsschildern und umfänglichem Gesetzestext.

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"Grüne Hölle" am Weg von Bordano nach Venzone


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Die Fella westlich des Monte San Simeone, kurz vor der Einmündung in den Tagliamento.


Dann halt nicht. Leider. Dann halt noch mal die Val Aupa, von Süden aus. A Traum, der in Pontebba in einen Schinkentoast und einen Doppio mündete, damit ich mich gestärkt dem Passo Pramollo widmen konnte. Leider hätte ich das fast nicht überlebt, weil schon nach wenigen Kurven drei Hoarlisten mir auf meiner Straßenseite entgegen kamen. Das war echt arschknapp! Mögen meine Verwünschungen noch lange in deren Ohren klingeln. Tun sie aber wahrscheinlich nicht, weil das hierfür erforderliche Tool von HD nicht angeboten wird.
Ich bin dann dennoch frohgemut wieder im Gailtal gelandet und nach Reisach gefahren. Eine der wenigen Almen, die ich dort noch nicht angefahren habe, ist die Jochalm. Sie liegt unterhalb des Reisskogels auf der Sonnenseite des Tals und sowohl Lage wie Strecke sind wunderschön. Und legal. Oben noch ein Schwätzchen mit einem Kärntner Jäger-Paar, die ihren neuen Hund ausbildeten und dann gings wieder ins Tal.

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Kleine Pause bei der Auffahrt zur Jochalm.


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Blick auf Höhe der Jochalm nach Südwesten auf die Karnischen Alpen. Direkt hinter der Lärche ist die Straniger Alm und der Passo Polentin.


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Blick vom Almweg unterhalb der Jochalm auf den Reisskogel


Und in diesem wieder ostwärts, denn wenn man schon mal da ist, dann kann man gleich noch zur Egger Alm und zur Poludnigalm fahren. Also in Möderndorf nach Süden gefahren - und am Beginn der Straße zur Eggeralm war alles gesperrt. Ich vermute, dort werden die Reparaturen der Winterschäden gemacht, denn das muss vor der Ferienzeit abgeschlossen sein, weil das Almdorf heute hauptsächlich touristisch genutzt wird. Nun ja, dann halt später mal wieder.
Weiter also im Tal nach Hermagor und einmal mehr durch das Bad Bleiberger Hochtal nach Warmbad Villach. Mit den ersten Regentropfen ... 8)
Bei Kilometerstand 75692 dachte ich, dass man auch mal den Ölstand kontrollieren könnte. Immerhin ist die TTE dieses Jahr schon 3100 km gelaufen. Ich habe nur 0,25 l Öl nachgefüllt! Und das bei einem ehrlichen Tachostand von 82.000 km und bisher ungeöffnetem Motor! Die Tagesfahrtleistung lag bei 277 km.
Aber dreckig ist der Kübel ...

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Re: Maybachs Ausfahrten 2023

Beitragvon Maybach » Di 23 Mai, 2023 15:37

Abfahrt 22.5.23  1500 Uhr
Ziel war das Befahren des Dreiländerecks/Pec/Monte Forno 1508 m. Ein wundervoller Aussichtspunkt, auf dem ich 2019 bei meiner letzten Kur schon war, der aber heute auch im Zentrum beeindruckender Cumulus-Entwicklung stand. Die Zufahrt aus AUT ist legal derzeit nicht möglich und für die aus ITA erreichten mich unklare Meldungen.  Also blieb diejenige aus SLO, die von der Wurzenpaßstraße ziemlich genau 1 km nach der Grenze scharf nach rechts abbiegt. Von Beginn an Schotter zieht der Weg an der Südflanke des Dreiländerecks  durch den lichten Bergwald, nur unterbrochen durch kleine Weideflächen.

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Der Schotterweg entlang der Südflanke des hier Pec genannten Berges.


Und man fährt doch so etwa 7 km, bis die Abzweigung zum Gipfel kommt (Ausschilderung  "Tomeja"). Kurz vorher bin ich an einem Trupp Waldarbeiter, die Holz geseilt haben, vorbei. Ich halte da immer an und rede mit den Leuten - die mir auch gleich sagten, dass man wegen Holzschlägerung nicht mehr auf den Gipfel käme. Das fand ich nun nicht so gut, denn das hieß nach meiner 2019er Erfahrung,  umzukehren. Denn damals war ab dort alles verboten. Hmpf!
Aber, so wurde mir von den wackeren Burschen versichert, das sei nicht mehr so. Der Forstweg nach Ratece sei nun offen.

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Abfahrt nach Ratece.


Nix wie los, Neues fährt der Maybach doch gerne und es war wunderschön! Frühlingsgrüner Buchenwald, dann wieder dramatische Ausblicke auf die Julischen Alpen und überdies eine schöne Piste. Das einzige, was ich mir nicht erklären kann, ist, warum ich da ganz allein war...
Wahrscheinlich gibt es noch keinen Wunderlich-Rüstsatz "Dreiländereck" ...
In Ratece angekommen gings gleich weiter zur Grenze, nachdem ich noch in SLO getankt hatte. Wie machen die das, dass der Sprit dort unter 1,40 € kostet? Egal, eigentlich ...
Weiter ging es über die Grenze nach ITA, um den Versuch zu wagen, gewissermaßen von Westen auf den hier Monte Forno genannten Gipfel zu gelangen. Auch da war ich schon 2019, habe aber in Erinnerung,  dass Teile der gefahrenen Schotterstrecke nicht so ganz legal befahren wurden. In Villabassa dann das große Erstaunen: man hat diese militärische Anlage, die zum Vallo Alpino des Herrn Mussolini zählte, gross beschildert, von Einschränkung keine Spur. Die kurze Asphaltstrecke hinaufgeschwungen und dann die 1a-Schotterstrecke genossen, bis ich an die Kasernenbauten kam, mitten im Wald.

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Kasernements aus der Mitte der 1930er Jahre. Solide an den Hinterhang gebaut und mit perfekter Straßeninfrastruktur. Ich nehme mal an, dass dort ein Bataillon Alpini mit Artillerie-Unterstützung waren.


Wenn man der Beschilderung  "Giro di Monte Castello" folgt, so führt einem das einmal um den Berg (nicht auf die Spitze!), aber alles in einem wirklich guten Zustand. Meine Befürchtung,  dass sich hier nun Horden von Stromradlern tummeln würde, war zumindest heute unbegründet...

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Perfect instandgehaltene Schotterwege!


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Auf dem Giro di Monte Castello: Wir befinden uns bereits wieder auf der Nordseite des Monte Forno. Der große lange Rücken am Horizont ist der Dobratsch jenseits des Gailtals.


Bisher waren die schwärzer werdenden Wolken umfahrbar, aber bei meiner nun folgenden Fahrt zu den Weinregalen in Tarvis wurde das schwieriger.  Ich erreichte das Geschäft mit den ersten Tropfen, parkte die TTE unter einem Vordach und ging einkaufen. Bis alles verstaut war, hatte der Schauer aufgehört  und fuhr die wenigen Kilometer nach Warmbad. Insgesamt waren es nur 87 km,  davon aber gut ein Drittel Schotter. Und die ersten 1500 Kur-Kilometer sind auch voll...
Endstand 75779km (87km). Wetter: Bis auf wenige Tropfen einfach traumhaft und schön warm.
Zuletzt geändert von Maybach am Fr 02 Jun, 2023 17:37, insgesamt 2-mal geändert.
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