Dienstkrad:Mit Urbans BMW K1100LT bin ich, natürlich, dienstlich unterwegs:
Hänsi ist abends mit gerissenem Gaszug auf dem Weg zur Haube liegen geblieben, und ich wurde als Fahrer ausgewählt, ihm ein Reparaturset zu liefern. Warum ich fahren "muss"? Muss wohl daran liegen, dass ich den geringsten Blutalkoholgehalt am Platz aufweise (nämlich 0,0 Promille), denn ich kann auch ohne Alkohol lustig sein, aber ich schweife ab.
Urban bietet mir also sein Dienstkrad an, denn es war im früheren Leben wohl für den ADAC unterwegs und das ist ja irgendwie passend.
Das Navi wird mittels moderner Magie mit Hänsis Position gefüttert und es kann losgehen.
Ich setze mich also auf den Sattel und vor mir baut sich das wahre Gebirge des LT-Vorbaus auf. Aber ein Gebirge, welches nicht weit weg ist, meine Knie stoßen links und rechts an der Verkleidung an. Den Seitenständer einklappen ist im dunkeln nicht so einfach. Warum hat das Ding keinen elektrisch einklappbaren Ständer? Oder wenigstens eine Seitenständerbeleuchtung...
Mit den Lego-Armaturen bin ich ja lange vertraut, also starte ich den Elektromotor und es kann endlich losgehen.
Das Gebirge vor mir ist leichter als es aussieht, immerhin. Einmal in Bewegung, merkt man davon nicht mehr viel.
Wie es sich für ein Elektromotorrad gehört, ist es schön leise, nur ein Lüftermotor macht ein wenig Geräusch, vermutlich der für die Leistungsendstufe.
Wovon man auch nicht viel merkt, ist der Fahrtwind. Was bei Regen und kalten Temperaturen super ist, ist an einem heißen Sommerabend alles andere als angenehm. Vom unten liegenden Antrieb steigt heiße Luft auf, diese staut sich an den Beinen, da diese (siehe oben) die Verkleidung fast komplett abdichten. Von vorne kommt garnichts. Immerhin kommt, wenn man den Luxus der elektrisch verstellbaren Windschutzscheibe nutzt und diese komplett nach oben fährt, ab ca. 60km/h eine Wirbelschleppe, die einem den Rücken ein wenig lüftet. Sicher besonders praktisch bei Regen, auf jeden Fall jetzt hilfreich ...
Im Stadtverkehr fahre ich die Scheibe nach unten, um wenigstens über den Helm ein wenig Luft abzubekommen.
Das Fahrwerk ist, wie der Rest vom Motorrad, sehr modern. Die völlig unterdämpfte Gabel hält einen vom Rasen ab, und eine taktile und akustische Rückmeldung vom Lenkkopflager teilt dem Fahrer mittels eines "KLOCK" mit, wenn kräftig gebremst wird. Das merkt man ja sonst unter Umständen nicht, so fluffig, wie die Bremsen diesen Supertanker verzögern.
Vom Motor merkt man in den unteren Geschwindigkeiten nichts, man schaltet direkt nach dem Losfahren in den 5. Gang (dank Anzeige im riesigen Intrumentenpanel leicht zu erkennen) und verbleibt dann dort. Leider fehlen sowohl ein 6. als auch ein 7. Gang, wie ich schnell (bei knapp 60km/h) bemerke. Bei 100km/h vibriert der Elektromotor schon deutlich, hier muss wohl der Hersteller nochmal nachlegen.
Warum der Drehzahlmesser bis "100" geht, weiß ich nicht, anfangs hab ich den für den Tacho gehalten. Den Motor habe ich meistens im Bereich zwischen 1000 und 2000 bewegt, nur, als mir nach oben raus die Gänge ausgehen, hab ich die Drehzahl zwangsläufig erhöhen müssen. Vermutlich würde ein 3-Gang-Getriebe reichen, das mit der Übersetzung vom 5. Gang anfängt.
Die glimmende Ladekontrollleuchte hatte sicher einen tieferen Sinn, vielleicht hätte ich das Trumm mal an einen Supercharger anschließen sollen? Anyway, der Einsatz war fast erfolgreich, nur die sehr sepzielle Gaszugkonstruktion von Hänsis Gespann hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Gespann wurde in einem nahegelegenen Hinterhof geparkt und Hänsi konnte auf Andys Gespann weiterreisen.
Zurück am Platz angekommen, fuddelte ich wieder ewig mit dem Seitenständer, er sollte sich auch in der Länge automatisch einstellen, das wäre für ein solch modernes Motorrad durchaus angemessen.
Insgesamt ein entspanntes Dienstkrad für kühlere Jahreszeiten, wenn BMW das mit dem Seitenständer noch ändert und dem Motor einen 6. und 7. Gang spendiert, wird das Krad sicher ein Erfolgsmodell.
Punktzahl: 7 von 10 surrenden Elektromotoren.