Mit einer Pizza frisch gestärkt und nach einer innerörtlichen Showeinlage vom Klaus, dem dreirädrigen Zweiradfahrer kehren wir zum Zeltplatz zurück. Der Herr Präsident sitzt vor der Ducati von Elisabeth und bittet Alex um Rat. Die Diagnose lautet "Zündspule des vorderen Zylinders tot". Der Versuch, eine SR500 Spule zu implantieren ist am Ohmschen Gesetz gescheitert.
Wir schieben die Duc erstmal unter das Tarp, das Andreas als Wetterschutz zwischen einem Blockhaus und seinem Bus gespannt hat. Dann werden alle verfügbaren Lichtquellen installiert. AiAler reparieren schliesslich am liebsten in der Finsternis
Alex bestätigt zunächst die Diagnose "Zündspulendefekt".
Schnell sind wir uns einig, dass die BMW auch eine Zündspule haben muss. Das hat der Herr auf dem Foto dann schnell geändert
Die BMW Spule ist eine Doppelspule mit ungewöhnlichem Steckeranschluss. Zunächst wird eine Glühbirne als Vorwiderstand zurechtgelötet, die das Vorschaltgerät simulieren soll. Dahinter wird in Reihe der Niedervoltbereich der BMW Spule angeschlossen. Da wir weder die Ducati noch die BMW ireversibel umbauen wollen müssen wir Steckkontakte mit Gummiband und Knetmetall improvisieren. Am Kabelbaum schnitzen wollen wir nirgends. Nach knapp zwei Stunden gelöte und gebastel der erste Test:
Vorderer Zylinder hat Funken, läuft aber nicht mit. Der Krümmer bleibt kalt.
Die Anspannung steigt. Andreas tischt Hühnchen und Roastbeef vom Grill auf, dazu Rotwein und Bier.
Kein Sprit am vorderen Zylinder. Okay, man kann ja auch Pest haben
und Cholera. Am Lagerfeuer werden erste Stimmen laut:
"Das wird doch eh nix. Was wollen die machen? Eine neue Zündspule wickeln?" Na Gott sei dank sind nicht so viele andere Campinggäste vor Ort. Unsere Probeläufe um die Zeit sind wahrscheinlich nur für uns selbstverständlich.
Erneut wird der hervorragend durchdachte Klapptank der Duc bewundert und seine Servicefreundlichkeit gepriesen. Beim Ausbau des Luftfilters, um an die Vergaserschwimmerkammer zu gelangen wird schon nicht mehr so laut gelobt. Am Tank sitzt ein Benzinfilter, dahinter ein Sprithahn, dann eine Benzinpumpe, dann gabelt sich der Schlauch zu den beiden Vergasern. Ergo können wir, da nur ein Zylinder rumzickt, davon ausgehen, dass der Mangel an Sprit nur am Vergaser selbst liegen kann. Nach einer weiteren guten halben Stunde ist Uwe soweit, dass er die Schwimmerkammer des fraglichen Vergasers gelöst hat. Sie ist trocken.
Ich frage beiläufig, ob der Benzinhahn offen ist. Die Stimmung sackt kurz in den Keller, als klar wird, dass irgendein Dösel den Hahn zugedreht hat.
Erneut wird alles zusammengebaut. Nach kurzem Startversuch läuft die Monster sofort auf zwei Zylindern, während die Vorwiderstandsglühbirne beim Gasgeben ordentlich hell wird. Wir trauen der Glühbirne die Drehzahllast nicht zu. Dann kommt Alex die Idee, die tote Duc Zündspule zu einem genau passenden Vorwiderstand umzubauen. Währenddessen befestigt Uwe die ihrer Elektroden beraubte BMW Zündkerze an der Masse des Ducatirahmens, um die zweite Hälfte der BMW Spule nicht zu überlasten.
Jetzt wird noch mit Knetmetall ein Zündspulenstecker gebaut, ein Einbauplatz für BMW Zündspule und Ducati Vorwiderstand gesucht und alles ordentlich mit Heftpflaster aus dem Verbandspäckchen verklebt
Wir bauen alles Zusammen und testen. Ich lasse mir eine Probefahrt durchs Dorf nicht nehmen
...geiles Mopped...
Vor unserem geistigen Auge erscheint die Vision von Elisabeth, die in der Boutique eines bedeutenden Ducatihändlers erscheint und diesem sagt:
"Meine Ducati lief plötzlich nur mehr auf einem Zylinder. Da kamen so ein paar ungewaschene Gesellen mit lumperten klamotten und haben irgendwas gemacht. Das Motorrad läuft jetzt wieder sehr schön, aber können sie dennoch mal sehen, ob das alles so richtig ist?" Mit diesem Gedanken leeren wir noch die eine oder ander Flasche und kommen lang nach vier in die Betten.