Am Freitag packen wir unsere nassen Siebensachen zusammen. Ich steige gleich in mein Ganzkörperkostüm, was sich auf den ersten Kilometern als sinnvoll erweist. Zuerst rätseln wir über die Campinggebühren und wollen grade zum nahen Gasthaus Prodinger, um diese zu entrichten, da taucht der Hannes mit seiner vorbildlich gepflegten XT 500 auf und schliesst sich an.
Jetzt sind wir 10 Personen auf neun Motorrädern und fahren los Richtung Slovenien. Unser Guide ist ab heute der beste aller Wegelesfinder, der Ikstee-Andreas. Immer wieder ein Hauptvergnügen, was der sich an Routen einfallen lässt. Auf den ersten Kilometern halte ich die Partie erheblich auf. Ich schlingere und glitsche über Schlamm, Matsch und Gestein. Teilweise rolle ich mit abgestelltem Motor über Grünschlammige Abhänge.
Die Kombination aus ungeeigneten Reifen, Bremsen die zunächst keine Wirkung zeigen, um dann unvermittelt zu blockieren und einem Fahrwerk, das schon 1942 anachronistisch war zeigt mir klar meine Grenzen. Pauli amüsiert sich dann, als ich wieder zu der wartenden Partie stosse, ob mich jemand vor der Ausfahrt bei der Fahrzeugwahl beraten habe.
In St. Veith machen wir Tankstopp und Kaffeepause beim Nudel-Peter.
Ab jetzt werden die Strassen Berteltauglicher. Sehr beeindruckt hat mich der Paulitschsattel. Dort hat mich auch weder bergauf, noch bergab jemand überholt, obschon ich als Vierter losgedonnert bin. Mag daran gelegen haben, dass der Rest der Partie einmal falsch abgebogen ist
Hinter dem Paulitschsattel sind wir dann unebene Landstrassen in schneller Gangart gefahren. Irgendwann bin ich über einen Huckel gesprungen und war plötzlich stromlos. Als ich das Licht abgeschaltet habe lief der Bertel wieder. Also erstmal weiter ohne Licht und am Abend am Campingplatz schauen, was da am Zündschloss nicht mehr mag....
Irgendwann, schon längst in Slovenien und nach einem Kaffeestopp fehlt die restliche Bande. Jan, Vero, Gebhart und Hannes warten während Ikstee zurückfährt.
Ich bekomme eine SMS
"BMW springt nicht an" Also fahren wir zurück und sehen, ob wir helfen können.
Das Modernste unserer Eisen ist schnell zerlegt und wir finden einige korrodierte Steckverbindungen. Währenddessen iteressiern sich die Männer des Dorfes für unsere Eisensammlung, die Klaus gerne erklärt.
Die Kinder drücken sich am Fenster des Hallenbades die Nasen platt und die Legende des deutschen Ural-Nachbaus wird gebildet. Wir haben gerade alles zusammengebaut, nachdem wir den Fehler vermeintlich behoben haben, da will die BMW wieder nicht anspringen. Also anschieben versuchen und nochmal alles zerlegen. Eine neue Kabelverbindung mit Oxidationsschicht wird ausfindig gemacht, mit WD 40 eingedieselt, und siehe da, die BMW läuft.
Wir teilen uns jetzt in eine Strassengruppe (Jan, Vero, Klaus, Elisabeth, Pauli und ich) die noch bei Tageslicht den Campingplatz erreichen möchte, und eine Schotterpartie (Ikstee, Uwe, Hannes, Gernot), die lieber noch ein wenig spielen gehen will und eine Schotterpiste ausprobiert.
Regen setzt ein. Plötzlich fährt der Pauli rechts ran. Klaus und Elisabeth, die vorausgefahren sind bekommen das erst einige Kilometer weiter mit. Jan und Vero bleiben bei Pauli, um erstmal die Lage zu sichern. Ich fahre zu klaus weiter, der sicher irgendwo anhalten wird, weil der das dringend benötigte WD 40 an Bord hat. Klaus fährt zu Pauli zurück, während ich bei Elisabeth bleibe, die nicht mehr im Regen zurück mag. Ich versuche unterdessen mein Licht in gang zu bekommen. Zuerst schicke ich aber eine SMS an Uwe:
"BMW zickt wieder rum, Panne in Kneca". Uwe antwortet 20 Minuten später:
"Sind da"
Leider fehlt mir das nötige WD 40, um meinen Lichtschalter in Gang zu bringen. Ein 66 Jahre alter etwas korrodierter Schalter im Dauerregen ist die schnell ausgemachte Ursache für meinen Lichtmangel. Als Ikstee Andreas zu uns stösst, weil er bei der BMW mit sieben Personen drumrum eh nix helfen kann versuche ich es mit seinem kleinen rest an Sprühöl, aber der Schalter verlangt nach mehr. Wir beschliessen zu dritt (Ikstee vorne, ich in der Mitte, Elisabeth hinten die letzten vierzig oder fünfzig Kilometer zum Zeltplatz zu fahren. Unterwegs stattet der Ikstee den Bertel mit seiner Stirnlampe aus, um mich wieder in den Rückspiegel zu bekommen. Um viertel vor zehn sind wir am Campingplatz. Völlig durchnässt, mit nassen Zelten aber ein wärmendes Feuer lodert schon.
Der Herr Ingenieur wartet schon seit sieben auf uns und hat für Feuer gesorgt und eine Getränkebar improvisiert.
Ich beschliesse dekadent wie ich bin ein Bungalow mit richtigen Betten zu mieten am Zeltplatz. Elisabeth nimmt das andere für Pauli und sich. Keiner hat rechte Lust auf nasse Schlafsäcke und ich nehme mir noch Jan und Vero ins Asyl.
Um viertel Elf kommen die anderen. Der gelbe Scheinwerfer zuletzt, aber die BMW fehlt. Sie ist über Nacht zu Gast bei einer Slovenischen familie, weil sie nicht mehr loslaufen wollte. Uwe hat an der Rezeption ein Problem, seine Rennfield will nicht starten und wir Trottel bemerken das nicht, weil wir mit Zeltbau und Abendessenbereitung beschäftigt sind. Frustrierend. Jetzt hat er den ganzen Tag allen anderen ihre Eisen beschraubt, und als er eine Panne hat kümmert sich kein Schwein um ihn.
Entschuldigung
Später fallen wir irgendwie allesamt erschöpft in die Betten und beginnen zu trocknen für einen neuen Tag....