Hallo in die Runde,
wie weiter oben angekündigt hier der dritte und letzte Teil meiner Gamsstein – Trilogie. Dem Vorsitzenden Dank für die Eröffnung eines eigenständigen threads für meine Geschichte. Sie endete im zweiten Teil an der Stelle, wo ich mich mit meinem Hinterteil den Rücklicht der Panuki unfreiwillig näherte.
Irgendwann habe ich dann damit angefangen, die Bodenwellen zu nutzen, um bei jedem Hüpfer wieder etwas auf der knappen Sitzbank nach vorn zu rutschen. Muss wie Rodeo ausgesehen haben. Gott sei Dank war`s dunkel, und der Alex zu sehr mit der Schaffung von Vortrieb beschäftigt, so daß die unfreiwillige Showeinlage unbemerkt blieb
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. Irgendwann hörte ich Gejohle, sah Licht und die Hoppelei endete. 23:00 Uhr. Motor aus, wir waren angekommen
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Bei einem der Zwischenhalte hatte ich ein Beinblech eines Russengespanns im Straßengraben entdeckt, welches aufgelesen und in der Panuki mitgenommen wurde. Mit diesem Teil, in die Höhe gehoben und ganz im Tran noch mit eingeschalteter Kopflampe betrat ich die Wirtsstube und wurde sofort mit lautem Hallo begrüßt. Dabei kannte ich fast niemanden aus der Runde.
Man vergegenwärtige sich das einmal: Wenn man in Deutschland als Neuling oder Unbekannter zu einem Biker - Treffen kommt (der Begriff „Biker“ wird nur in diesem Zusammenhang und nur einmal benutzt), wird man selbst oftmals ignoriert; wenn überhaupt, dann wird lediglich das Mopped verstohlen taxiert. Offensichtlich gilt es als cool, keine Reaktion auf dessen Treiber zu zeigen.
Ganz anders auf dem Gamsstein. Zunächst wurde die Bergung des Beinblechs honoriert, wenngleich sich kein Eigner finden wollte. Sodann folgte die Einladung, sich in die Runde zu setzen und der Wirt eilte herbei, um die Besorgung meines leiblichen Wohls durch lecker Bierchen, Knödel, Sauerkraut und Schweinebraten sicherzustellen. Selten hab ich mit so viel Appetit gegessen
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Andreas aus den kahlen Grund
Ein intensiv geführtes Benzingespräch mit einem Diesel-Gespann-Fahrer (vermutlich grinst er deshalb so).
Die tapfere Sozia des doch nicht so einsamen Guzzi-Gespann-Fahrers
Behirnung des kahlgryndigen Malheur`s.
Ragman zu später Stunde
Als wäre ich schon oft in dieser Runde gesessen, ging ein Gemisch an Flaxerei und Benzingesprächen los. Mein missratener Versuch, mit einem japanesischen Solo – Plastikbomber bei einem Wintertreffen von überwiegend russischen Gespannen mitspielen zu wollen, wurde mit keinem Wort der Häme bedacht.
Allgemein wurde mein Unterfangen eher als eine respektable Form der Unangepasstheit angesehen und das Experiment als solches mit Anerkennung gewürdigt. Hat mir gut getan, nachdem ich mir dort unten im Wald am liebsten in den Ar… gebissen hätte.
Langsam aber sicher lichteten sich die Reihen. Bergluft, Bier und die Plackerei bei der Auffahrt trieben die Recken in die Quartiere. Gespannbauer Schmid und meine Wenigkeit trollten uns als letzte.
Der Wirt hatte mir – ganz unkompliziert – einen Raum mit einem Massenlager hergerichtet, obwohl ich erst für den folgenden Tag angekündigt war. Das hatten der Uwe und der Alex recht schnell spitz und lagen in dem doppelstöckigen 18 – Mann Lager bereits im Tiefschlaf, als auch ich mich in meinen Schlafsack einrollte.
Bemerkung am Rande: Üblicherweise schlafe ich in fremden Betten ohne Rückenschmerzen ein, um morgens mit Kreuzweh aufzuwachen, hier war`s genau umgekehrt. Im Sommer fahr ich nochmal hin, um den Matratzenlieferanten ausfindig zu machen.
Am Morgen dann ein üppiges Frühstück in Gesellschaft des Kahlgryndigen, der aufgrund eines Knie – Problems eine alternative Strategie für die Heimreise ausbaldowerte. Er hatte sich beim Versuch, sein steckengebliebenes Gespann anzuschieben, das Knie verdreht und musste so in der zweitletzten Kehre vor dem Ziel aufgeben. Während ich mir dieses Geschehen durch den Kopf gehen ließ, wurde mir klar, daß mir ja der – wenn auch nur halbe – Abstieg noch bevorstand.
Was, wenn auch ich mir was verbiegen würde? Montag musste ich unter allen Umständen wieder einsatzbereit sein. Da ich ohnehin an Ausfahrten nicht teilnehmen konnte, entschied ich mich zum vorzeitigen Rückzug, packte meine Sachen und trat vor die Hütte, um nach einem Talfahrer Ausschau zu halten.
Im Schein der Morgensonne und vor einer herrlichen alpinen Kulisse konnte man nun die typischen Bilder eines Wintertreffens sehen. Moppetten, die sich, nach frostiger Nacht, nur mit sehr viel List zum Leben erwecken ließen. Russisches High – Tech von den 60er Jahre bis heute. Interessante technische Details, neueste Winterfahrer – Mode und Eigenbauten, bei denen einem die Kinnlade auf die Kniescheiben fällt.
Und natürlich der Kochbetrieb unter freiem Himmel, mit unverkennbar männlichen Akzenten.
Kollektives Anlasser - Jodeln nach frostiger Nacht
Der Kahlgryndige beim Versuch, Solar - Energie zu tanken.
Zwei Russen, der Linke noch ganz neu, der Rechte noch ganz ....gut
Perfekte Motorradschneekette
Sinnvolles aus der Kleiderkammer der Straßenmeisterei statt Überteuertes von Langnese und Co.
Eigenbaugespann mit Golf Diesel Motor
Man beachte die ellenlange Antriebskette am linken Beiwagenrand und die Antriebswelle fürs Hinterrad am rechten Bildrand
Spikes am Mopped. Tu, felix Austria......
Zwei unverzichtbare Kraftspender
Benzinkocher am Start. Sollte er nicht so wollen wie sein Heizer, wird mit dem Bremsenreiniger rechts im Bild nachgeholfen
Nach (leider viel zu) kurzer Zeit hatte ich ein Rudel von Gespanntreibern ausfindig gemacht, welches sich anschickte, hinunter zu fahren. Ich musste die Gelegenheit nutzen, um in Begleitung talwärts zu gelangen, allein wollte ich es nicht mehr wagen.
Also schnelle Verabschiedung, dem Kahlgryndigen noch ein paar Pillen da gelassen für sein Knie, dem Uwe und dem Alex nochmal gedankt für die Mitfahrgelegenheit am Vorabend und schon sitze ich im Dnepr-Gespann eines freundlichen Südsteyrers, der mich samt Gepäck zu meinem havarierten Monster bringt.
Eigentlich viel besser als selber zu fahren. Ich sitze im Beiboot, schaue entspannt ins Inntal unter mir und lasse die wunderschöne Gegend an mir vorbeigleiten. Die Dnepr tuckert friedlich vor sich hin und rollt brav talwärts, als würde sie nie was anderes machen. Müsste ich jetzt selber fahren, wäre ich um dieses Vergnügen ärmer.
Und ich erwische mich bei dem Gedanken, ein Russengespann haben zu wollen.
Auf der Hälfte der Strecke talwärts steht so ein Blechelefant in blau-weis. Noch dazu falsch herum, mit dem Vorderrad nach oben und am talseitigen Rand der Straße.
Hysterisches ignorieren nutzt nix. Meine Häärchen stellen sich und durchbohren die Maschen der Funktionsunterwäsche, während ich mir eine Strategie zurechtlege, um mit möglichst wenig Blamage wieder aus der Nummer rauszukommen.
Idyllisches Bild
auf dem das Fracksausen des Fotografen nicht zu sehen ist
Also raus aus dem gemütlichen Russen – Boot, Packtasche und Tankruksack auf dem Elefanten vertäut und selbigen noch ohne eingeschalteten Motor und unaufgesessen erst mal per Wende rückwärts in Position gebracht.
Als wolle er sich nicht noch unbeliebter machen, kommt der Bursche auf den zweiten Druck auf den Anlasserknopf. Nicht schlecht.
Alsdann, packen wir es an. Die rechte Hand bleibt eisern geschlossen, gebremst wird bei eingelegtem ersten Gang und im Standgas durch Schließen der Kupplung.
So schleiche ich mit erhöhter Schrittgeschwindigkeit zu Tal, im Rücken ein Rudel geduldiger Gespannfahrer, deren Anwesenheit mir wenigstens die Sicherheit gibt, daß mich jemand rechtzeitig wieder ausgräbt, wenn ich mich mit dem Monster in einen Schneehaufen bohre.
Taxi - Driver, südsteyrische Edition
Innere Sammlung vor dem Wagnis
Weiter nach einer kleinen Verschnaufpause
Beruhigender Rückhalt. Nochmal
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Jungs!
Während ich so vor mich hin schlingere, wird mir das ganze Ausmaß meines Handelns am Vortag bewusst. Ich bin mir sicher, wäre es beim Aufstieg noch hell gewesen, dann hätte ich – sozusagen bei Licht besehen – die Nummer schon viel früher beendet.
Geschafft. Sturzfrei. Hinter mir eine Gefährt aus Zschoppau, oft unterschätzt. Damit wärs jedenfalls leichter gegangen.
-to be continued-
(die besten Trilogien haben vier Teile)
M.f.G.,
Zündfix