Island 2010

Für Termine, Routen, Reiseberichte, Urlaubspläne ...

Beitragvon zündfix » So 26 Sep, 2010 20:07

Hallo Wenigschreiber !

Mit dem Material wünschen wir uns Deine Wandlung zum Vielschreiber. :-D
Tolle Bilder, schöner Bericht, aber natürlich sind wir noch lange nicht zufrieden !!

Chapeau ! :smt023

Und m.f.G.,
Zündfix
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Island 2010 - Teil 1

Beitragvon zweiradantrieb » So 03 Okt, 2010 18:43

Moin @ll,

nun denn, es sei:

Vorgeplänkel
Seit Monaten wird schon am Dieselgespann für Island geschraubt, 10 Tage vor dem Fährtermin ist es endlich fertig und – startet nicht ! Nun ist es aber zu spät um Fehler zu suchen (später stellt sich heraus es war das hängende Stoppventil an der Einspritzpumpe), also flugs den Geländebeiwagen 'runter vom Diesel und auf die gute alte Ural 650 gedübelt. Dort ist auch noch einiges zu tun, so wird die Zeit bis zur Verladung nicht lang.
Wir sind insgesamt 3 männliche Trolle: mit Johannes und Frank bin ich schon im Winter in Norwegen gewesen [MG 109], dann die 3 weiblichen Feen: Frank's Frau Martina, meine Holde Christa und Tochter Charlotte (10) sowie nun die 3 Russen 'Nadeshda' und 'Chromglanz' (beide Ural 750) und meine 'Anastasia' (Ural 650), alle mit Seitenwagenantrieb – bei den 750ern zuschaltbar, bei mir permanent mit Differential.
Aus Zeitgründen und weil Autobahnfahren nun wirklich keinen Spaß macht bringen Johannes, Frank und Martina die 3 Gespanne per Hänger zur Fähre nach Hanstholm in Dänemark, meine beiden Frauen und ich fliegen ein paar Tage später nach. Das die 3 Gespanne mit je 1.70m Breite nur mit viel Rangiererei im strömenden Regen auf einen 5m langen Hänger passen, und wir den Abflug beinahe verpasst haben und uns nur durch Vorbeidrängeln an ~200 anderen wartenden Fluggästen ins Flugzeug drängeln konnten ist eine andere Geschichte.
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Nach ruhigem Flug haben wir in Reykjavik wegen mehrstündiger Wartezeit bis zum Anschlussflug ein kurzes Powershoppen eingelegt, dann geht es mit einem recht kleinen Propellerhopser über den Gletscher Vatnajökull weiter zum vereinbarten Treffpunkt mit dem Voraustrupp. Wir treffen uns in Egilstadir, Einkaufszentrum aller mobilen Islandreisenden eben über den Pass hinter dem Fährhafen Seydisfjördur. Der erste Aufbau des neuen Zeltes steht für uns an, dann wird erst mal gekocht und ein isländisches Bier aufgemacht, um danach bei hochsommerlichen 15°C in der Abendsonne die nächsten Tage und Routen zu besprechen.

Westward Ho !
Nach eiskalter Nacht, daran gewöhnt man sich, und anhaltendem Magengrimmen (wegen des heiklen Cheeseburgers in Reykjavik) geht es endlich los: Wir wollen nach Westen über den Myvatn (Mückensee) und dann 'runter auf die 'gefürchtete' Sprengisandur, ein Piste von Nord nach Süd durch das Hochland. Man hat uns schlechte Wegstrecken nur durch Markierungen erkennbar versprochen, endlose Lavawüsten und Flußdurchfahrten mit der Garantie zum absaufen – all das wollen wir haben und los geht es. Zuerst will getankt werden, und die erste einer Reihe von Reparaturen steht an: Meine Anastasia, auch die 'zickige Zarin' genannt, springt nicht mehr an. Wiewohl liebevoll vor der Reise aufgehübscht – nix geht. Aber wenn gar nix geht ist es immer der durch einen maroden Hauptschalter verhaltene Zündstrom – das ist schnell erledigt und nach 10 Minuten rollen wir endlich über die Ringstraße 1.
Keine halbe Stunde sind wir unterwegs das nächste Malheur: Die Zarin wirft massiv Öl aus dem Simmering von Kardan zum Endantrieb auf das Hinterrad, nicht wirklich gut für die Reibhaftung des Pneus.
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Da ist aber wenig ohne massiven Werkzeugeinsatz zu machen und so fahren wir weiter, ab und an den Ölstand nivellierend. Das Fumarolenfeld in Námaskarð am Abzweig zum Vulkankrater der Krafla nötigt uns zu einem touristischen Stopp,
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bei dem auch Frank's Nadeshda aus purer Sympathie genau die gleiche Inkontinenz zeigt – aus dem Abstecher zum 'Eingang zur Hölle' wird nun nix und wir satteln wieder auf zum Myvatn. Auf dem dortigen Campingplatz werden beide Endantriebe gewartet, zur Sicherheit per 'Poste Restante' Ersatzdichtungen vom zuverlässig reagierenden U-Team nach Akureyri geordert.
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Zum Einstieg Tourismus pur
Nachdem die Simmeringe provisorisch wieder gefixt wurden (das sollte bis nach Hause halten, die Ersatzringe fahren wir heute noch spazieren) geht es nach einem holprigen Abstecher zur Krafla wunderschön über beste Straßen rund um den Mückensee Richtung Akureyri, der Hauptstadt des Nordens mit 17.000 Einwohnern und einem Postamt, auf dem die Ersatzdichtungen auf uns warten.
Wir fahren durch eine unglaubliche Landschaft, Lavasche soweit das Auge reicht und noch weiter,
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und kurz vor dem Aufstieg über den Kinnarfjöll-Bergrücken harrt bei herrlichstem Sommerwetter noch der Goðafoss seiner touristischen Würdigung.
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Also abgesattelt und sich in die Touristenscharen eingereiht – schon beeindruckend so ein fetter Wasserfall ! Wir bekommen nach dem Fumarolenfeld wiederum einen kleinen Eindruck der isländischen Mentalität: Nichts ist gesichert oder abgesperrt, wer sich in Gefahr begibt ist selbst Schuld. Passt uns !
Die folgenden elend langen Steigungen über den Bergrücken bis zum Fjord, in dem malerisch Akureyri liegt, zeigen das überladene Gespanne auch schon mal 2 Gänge 'runterschalten müssen, die folgenden Abfahrten das überladene Gespanne schlecht bremsen. Nun, die Straßen sind gut, der Verkehr eher marginal und so suchen wir den versprochenen Campingplatz mit Hot Pot und Schwimmbad. Der ist gut gefüllt, aber direkt am Fjord hat es noch hinreichend Platz.
Am nächsten Tag ist Stadtbummel und Powershoppen angesagt, Lotti und ich kaufen uns im 66°N – Shop wärmendes, der Rest der Bande Nährendes. Der Abend endet wohltuend im örtlichen warmen Schwimmbad mit HotPots und gegrilltem Lamm hinter unserem Windschutz – so hoch im Norden ist es windig und schlicht kalt.
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Nach Erhalt der Simmerringe, die morgen kommen sollen, wollen wir über die F821 auf die Sprengisandur, und da hat es auf 240km weder Dorf noch Tankstelle bei schwerem Geläuf. Was es mit der Nomenklatur der isländischen Straßen auf sich hat werden wir noch Federbein-durchschlagend erfahren, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Grauen hat einen Namen: F821
Der nächste Morgen findet Frank, Johannes und mich auf Campingstühlen sitzend am Wasser auf den Fjord glotzend, 3 Kannen Kaffee braucht es damit wir auf Touren kommen.
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Tiefliegende Dunstwolken deuten an, dieser Tag wird interessant. Also aufgepackt und in Akureyri die Dichtungen abgeholt, noch voll getankt nebst allen verfügbaren Kanistern und los geht es.
Die ersten 10km sind kommod auf Asphalt, dann wird die Straße zur immer noch gut fahrbaren Piste, aber ab Saurbær (!) geht es schlagartig richtig zur Sache, an der Kreuzung nach Süden halten wir entsetzt an:
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Das ist doch keine Straße, noch nicht einmal ein Feldweg ? Nicht ahnend das sich der 'Weg' unfaßbar weiter verschlechternd bis zur Hochlandpiste F26 hinzieht beschließen wir nach kurzem Rauchopfer das wir genau deshalb in Island sind und rollen los.
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Die tolle Landschaft, bizarr aus dem 'Herr der Ringe' abgeschaut (oder war es vielleicht umgekehrt ?), entschädigt für nur vorsichtig im ersten Gang kriechendes Vorankommen.
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Immer längs, querend furtend oder auch mittenmang des Flusses Eyjafjarðará geht die beschwerliche Fahrt, Johannes' GPS zeigt auf dem Track eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3.7km/h ! Gut, das sind auch einige Pausen dabei, aber selten geht es mal in den zweiten Gang, und oftmals müssen die Passagiere bei starken Steigungen aussteigen und schlicht laufen um das Gespann zu entlasten.
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Nachmittags überholt uns ein Geländewagen (SUVs gibt es auf Island auch, aber damit fährt keiner in das Hochland, hier sind ab Kaliber Landrover Defender aufwärts notwendig) mit zwei Parkwächtern, der vor dem folgenden Anstieg 'hinter der nächsten Talsenke' warnt: Loses Geröll auf starker kurvenreicher Steigung und das auch noch auf schräg zum Tal abfallender Strecke - eiwei – erhöhen die Spannung noch ein wenig. Kaum oben angekommen und die ängstlichen Isländer verlacht sehen wir im Tal die richtige, die böse Steigung – Gamstein-Fahrer kennen sowas als 'Kriteriums-Kehre', aber eben eine nach der anderen. Zudem muss am Fuß der Steigung die Eyjafjarðará gefurtet werden, also auch nix mit Anlauf nehmen. Die 'Passagiere' werden ausgeladen und müssen laufen, die Fahrer tuckern durch den Fluß und nehmen mit kreischenden Motoren im ersten Gang die Schotterstrecke in Angriff – das kostet Schweiß, Nerven und Material, denn Bremsen selbst bei dicken Steinen und/oder tiefen Querrillen kommt nicht in Frage.
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Oben angekommen erwartet uns mal wieder totale Mondlandschaft, hier in rund 800m Höhe wächst noch nicht einmal Gras, nur Staub, Sand und dicke Steine.
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Wir hoppeln weiter bis zur Hütte am Laugafell – die verspricht im Führer eine Zeltmöglichkeit und Hotpot ! Ob der Kälte und des eisigen Windes hier oben, zudem die Hütte nicht viel teurer ist als campen, nehmen wir eine Hütte mit Kochgelegenheit in Beschlag und werden mal wieder warm und trocken. Nach Auffüllen der Mägen geht es in den gut 40°C warmen Hotpot, natürlich draußen, und man darf auch eine Mütze aufziehen. So erholt schlafen alle trotz der vielen Schnarcher hervorragend !
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Eine Ural kann nicht schwimmen
Die erste Woche ist um, und früh sind wir wieder unterwegs, kein Zelt war abzubauen. Weiter geht es über schier endlose Schotterpisten garniert mit fetten Steinen, nach endlosen 20km treffen wir auf den Abzweig zur F26, der berüchtigten Sprengisandur.
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Die ist zumindest besser als die F821, so kommen wir besser voran – bis die ersten Furten kommen. Die werden tief und tiefer, und schwupps habe ich mitten im Fluss den Motor abgewürgt und versaufe jämmerlich.
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Die F26 ist jedoch häufig befahren und so ist, kaum stecke ich fest, schon ein netter Geländewagenfahrer da und zieht mich schmachvoll 'raus. Das Trockenlegen der Ural gestaltet sich unproblematischer als gedacht: Kerzen 'raus, Luftfilter entleeren, ein paar mal den Kicker getreten, Kerzen wieder 'rein und sie bläst den Rest Wasser aus den Auspüffen – wunderbar ! Irgendwie haben aber die Trolle ihre Hand im Spiel, die folgenden beiden Furten versaufe ich ebenso, fahre einmal gegen einen Stein und stehe im Bach, würge sie dann noch einmal ab – zu wenig Gas gegeben.
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Hinfort ziehe ich auch in der Furt mehr am Kabel, versaufe nicht mehr aber dafür werden die Beste Beifahrerin und ich gut naß.
Zu früh gefreut: Kaum wieder unterwegs stinkt alles nach Benzin, Johannes macht komische Signale und wir halten mal wieder zum Service an: Der linke Vergaser pinkelt wie ein Bulle kostbares Benzin, die Dichtung sitzt nicht richtig. Das wir dazu noch feststellen das es bei der letzten Furtaktion 3 Schweißpunkte am Beiwagenschild abgerissen hat macht den Tag nicht freundlicher – läßt sich aber mit Kabelbindern beheben.
Backbord der Vatnjökull, steuerbord der Hofsjökull (Jökull = Gletscher) geht es landschaftlich immer berauschender werdend an diversen Gletscherseen vorbei, das Fahren wird angenehmer, die Zivilisation hat uns mit dem Hrauneyjalon (Jalon=See) mit geteerter Straße und endlich einer Tankstelle wieder. Ich habe auf 230km 30 Liter gebraucht, mehr wäre auch nicht da gewesen, die Ural säuft im Gelände wie eine Ziege, höchste Zeit also.
An der Tankstelle gibt es neben vitaminhaltigen Pommes auch Kaffee und diverse Bänke, also erst mal eine Jause einlegen.
Hmm, die Frage nach dem 'Wohin ?' wird nach Gesprächen mit anderen Moppedfahrern entschieden: Landmannalaugar soll es sein, die Strecke nicht gar zu schwer, nur 34km und keine Furt mehr. Bei einsetzendem Regen und Nebel machen wir uns spät auf den Weg, der schlecht und immer schlechter wird, es ist kalt, wird tatsächlich dunkel und es ist schlicht ekelig. Pünktlich um Mitternacht kommen wir um die letzte Biegung vor der Hütte – und sehen zu unserem Entsetzen im Scheinwerferlicht etliche geparkte Wohnmobile und einen stark strömenden, eklig-gelblich gefärbten Fluss mit etlichen Seitenarmen ! Von wegen keine Furt mehr...
Die Ural's müssen nun doch noch einmal schwimmen, können Sie auch, denn ein scheints ortskundiger Jeep zeigt uns den bestmöglichen Weg durch die nicht zu tiefe Furt und so rollen wir auf die Steinwüste vor der Hütte mit gefühlt hunderten von Zelten, suchen uns ein halbwegs angenehmes Plätzchen ausserhalb des Trubels und fallen nach Zeltaufbau im nunmehr strömenden Regen ins Koma.

Tour – ismus
Obwohl wir in der Nacht nichts mehr gegessen hatten stehen wir am nächsten Tag erst gegen Mittag auf als die Sonne herauskommt.
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Teil 2 folgt später - wenn Ihr wollt ?
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Beitragvon kahlgryndiger » So 03 Okt, 2010 19:00

Wir wollen. Klasse Bericht!
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Beitragvon Dreckbratze » So 03 Okt, 2010 19:05

natürlich wollen wir :grin: ! :smt023
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Beitragvon Roll » So 03 Okt, 2010 19:05

Ist schon später?? :-D

Geil! Wunderschöner Bericht. Danke!

Übrigens: Wie fandens die Damen der Gesellschaft?
Ein Prophet schaut zurück. Das neue Programm. miro2

Matthäus 6,19-34

http://www.rollmannact.de/
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Beitragvon Nanno » So 03 Okt, 2010 20:20

UND WIE WIR WOLLEN! :-D

Grysze
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Beitragvon AIAndy » Mo 04 Okt, 2010 07:59

Immer her damit!!!! :smt023 :smt023
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Island 2010 - Fragen und Antworten

Beitragvon zweiradantrieb » Mo 04 Okt, 2010 18:24

Moin @ll,

da waren noch ein paar Fragen:

Kosten und Aufwände
Die Lebenshaltungskosten waren im Sommer 2010 durch die Bankenkrise und der abgestürzten islandischen Krone ähnlich wie bei uns Südländern (von Island aus gesehen). Aus Prinzip und weil es häufig gar nicht anders ging haben wir mit wenigen Ausnahmen immer gekocht, auch wenn es mittags vitaminreiche Pommes gab. Die Reisepreise sind erträglich, aber ein Moppedle kostet rund 300,00 EUR (Motorradpreis) plus 150,00 EUR Gespannaufschlag und damit genausoviel wie ein Auto - pro Strecke, versteht sich, mit einem Fahrer. Jeder weitere Passagier 107,00 EUR, Kinder 54,00 EUR, ebenfalls pro Strecke. Wir haben mit einem GS-Treiber gesprochen der per Flieger kam, das soll angeblich auch nicht teurer gewesen sein. (Der hat sein Mopped aber in einen Bach geworfen und der Bordcomputer hat daraufhin die Reise beendet...)
Ein Hinweis noch: Spätestens im Februar buchen - wir haben Anfang Februar gebucht und da hatte es schon keine PKW- oder Wohnmobilstellplätze mehr !
Oben genannte Preise beinhalten akzeptables ein Bett im 6er - Abteil mit offenen Türen, aber eine 4er - Kabine kostet mehr als der Aufenthalt in Island und sowohl auf Hin- als auch Rückreise ist man sowieso auf Deck und quatscht mit den anderen Moppedleuten...

Fähre
Es gibt nur eine (daher auch die Preise), die Reise beginnt in Hanstholm (Norddänemark), geht über die Faroer und endet in Seydisfjördur, dauert rund 2 1/2 Tage.

Frauen ?
Ja, geht (auaua - werde gerade geschlagen von Christa ...)
Also ernsthaft: Wir waren ja mit 3 Gespannen, je eine große oder kleine Frau im Beiwagen, die Männers am Rohr und Gaszug. Meine Holde macht gerade den Führerschein und wäre wohl auch gefahren, aber - mhm, wie sage ich das jetzt möglichst geschlechterneutral ? - so ein Russengsponn mit geschätzt 550kg beladen verlangt schon eine starke Hand im Gelände. Also eine zupackende Frau als Treiberin wäre kein Problem, es braucht eher Nerven als Kraft, aber zimperlich darf man nicht sein. Leidensfähig sind wir alle, sonst geht so eine Reise auch nicht. Stundenlang rücken- und materialmordendes Geholper im Regen bei 5°C muss man schon ohne Murren abkönnen, Duschen oder gar Toiletten gibt es auch eher selten oder entsprechen halt nicht dem Meister-Proper-Standard. Ich würde sagen das hat nichts mit Damen oder Herren zu tun, es muss halt die richtige Einstellung vorhanden sein, die Lust mal was aussergewöhnliches zu sehen, zu erleben und auch a weng zu leiden...und ährlicherweise mussich sagen ein Gespann ist schon so ziemlich das bekloppteste womit man durch Island gurken kann. Nächstes Mal (jawoll !) entweder eine leichte Enduro, und zwar für jeden eine, oder halt ein Defender *lechz* ...

Dies und das
Die Isländer sind supernett und hilfsbereit, erstaunlich viele sprechen oder verstehen Deutsch, alle Englisch. Werkzeug oder Standardteile wie Radlager gibt es nur in den 'größeren' Städten, Handyempfang ist im Hochland nicht immer vorhanden (eher selten), auf der Ringstraße aber nahezu 100%. Ausserhalb der größeren Orte fungiert häufig die Tankstelle als kleiner Supermarkt, Bargeld braucht es eigentlich nicht da jeder überall Kreditkarten nimmt. Vorsicht an Tankstellen: Häufig nur Automaten, die je nach Betreiber nur Prepaid-Tankkarten nehmen oder Kreditkarten mit PIN-Nummer (die wir alle nicht hatten). Also wenn eine Tankstelle auftaucht tanken, egal wie voll der Tank ist - die nächste könnte nicht funktionieren !

Wasser
Lustig: In Island hat es Probleme mit kaltem Wasser, warmes haben die so viel dass die Strassen in Reykjavik Bodenheizung haben, in Hütten die Toilettenspülung oftmals mit heißem (!) Wasser funktioniert, dafür die Duschen nur 1 Stunde am Tag laufen weil kaltes Wasser zum Abkühlen fehlt ! Das Wasser ist extrem hart, schäumt kaum und oft nicht trinkbar - also wenn es gutes Wasser gibt alle Kanister voll machen !

Dann mache ich mich mal wieder an den Bericht zum Teil Zwo...

Grysze bis in Aschaffenburg !
Zuletzt geändert von zweiradantrieb am Mo 04 Okt, 2010 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon kahlgryndiger » Mo 04 Okt, 2010 18:41

Sehr schön getextet Georg.
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Beitragvon zweiradantrieb » Mo 04 Okt, 2010 18:47

Sag' mal, sitzt Du eigentlich immer am Rechner ?

Wir sehen uns Freitag und diskutieren das mal aus,
Georg
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Beitragvon kahlgryndiger » Mo 04 Okt, 2010 18:54

Jo Freitag ist gut.
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Tach auch!

Beitragvon W-FL » Di 05 Okt, 2010 12:09

Ach hier steht ja alles wichtige! Danke, mein lieber Georg, das hast Du hybsch gedichtet.

Anmerkung: Schatzi meint, sie habe die Nase voll von Hochlandstrecken. Die zweite ( kommt sicher in des Südschweden 2.Teil vor ) sei wirklich nicht mehr nötig gewesen ... Ob sie das wirklich ernst meint? Immerhin hat sie schon wieder was von Nordostrumänien gemurmelt ...

Tschö woll! bis Freitag und viele Grüße aus dem heiter-bis-wolkig-tröpfelnden Wuppthale von
Frank
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Beitragvon russentreiber » Fr 15 Okt, 2010 19:26

Was isn nun mit Teil 2?


Mit öligen Grüssen, Markus Flegel www.russentreiber.de
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Island 2010 - Teil 2

Beitragvon zweiradantrieb » So 07 Nov, 2010 18:29

Es ist vollbracht, weiter geht es bis zum bitteren Ende :

Tour – ismus
Obwohl wir in der Nacht nichts mehr gegessen hatten stehen wir am nächsten Tag erst gegen Mittag auf als die Sonne das Zelt auf erträgliche Temperaturen erwärmt. Diesen schönen Sonnentag genießen wir mit Trockenlegen der Klamotten und einem ausgiebigen Spaziergang – manche würden Wanderung sagen, aber wir sind halt Moppedfahrer und keine Wandersleut' !
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Die Landschaft hier in Landmannalaugar ist unglaublich, jeder Berg hat vor allem im Sonnenlicht eine andere Farbe. An jeder Ecke stinkt, brodelt und blubbert es, ganze Berghänge sind gelb gepudert von Schwefeldünsten, Trolle an jeder Ecke und vor allem wohnen die in einem großen Lavafeld das vor Höhlen, Stiegen und Hohlgängen nur so strotzt. Abends schauen wir uns noch das Gewusel am Campingplatz an, hier werden busladungsweise 'Wanderer' abgesetzt und praktischerweise hat es auch einen Zeltverleih – die sind sogar schon aufgebaut ! Skuril der Minimarkt in einem alten Bus der Amerikaner aus Kalter-Kriegs-Zeiten.
Der nächste Morgen sieht uns spät aufpacken, meine Furtphobie äußert sich in Vollgas und die Rache ist ein nasser Treiber: Das Wasser spült über die Verkleidung genau in den offenen Helm und in die offene Jacke, und da die am Vortag sorgsam getrockneten Stiefel noch offen sind werden sie direkt auch bis zum Anschlag geflutet. KAZUNGA ! (Wer Vettermann gelesen hat weiß was das heißen soll...) Ein netter WoMo-Man steht mit heißem Kaffee und einem Handtuch bereit und ich lege mich notdürftig trocken, die Schuhe sollen noch lange nass bleiben. Diese vermaledeiten -texe halten das Wasser zwar nicht draussen, lassen es dafür von innen aber auch nicht mehr 'raus. Ohne Heizung ist da nix zu wollen, und das soll noch ein paar Tage dauern...
Wir wollen über den Haifoss zum Gullfoss, das sollen nur 3 kleine Fürtchen sein, also ötteln wir munter los. Die Tankstelle auf dem Weg lockt lockt neben Benzin mit Pommes und Cheeseburger, und nach getaner Rast geht es mal wieder über Schotter weiter. Der Abzweig zum Haifoss ist klein, erst fahren wir daran vorbei, finden den Einstieg und hoch geht es in steilen Kehren bis Kling-Klang meine Hardyscheibe spontanes Existenzversagen zeigt.
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Klar, im steilsten Stück darf ich auf der schmalen Grasnarbe zeigen wie schön doch das Beschrauben der besten aller Russinnen ist. Das die 'Zaungäste' entspannt liegend hämische Kommentare absondern – nichts anderes war zu erwarten.
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Nun ist es schon spät und wir haben unten in der Kehre ein einsames Zelt an einem Bauernhof gesehen, so beschließen wir den Tag zu beenden und rollen neben ein schwarzes GS-Gespann nebst 650er BMW als Anhängsel.
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Charlottes Freude ist groß als sich zu den Moppeds noch Ricarda gesellt, die mit Ihren Eltern auch a weng Islandurlaub macht. Der Abend ist gerettet, Charlotte hat eine Spielgefährtin, wir ein nettes Pärchen mit Selbstgebranntem im geräumigen Kofferraum des großen Gespannes. Der Abend wird noch lang und feucht...

Abweichlerische Gedanken
Am nächsten Morgen wollen wir zum Gram der Kinder schon weiter, aber davor hat der Haifoss-Troll noch die Versuchung gelegt: Neben dem Bauernhaus, den Unnar, der König der Pragmatiker ganzjährig mit Freundin und Hunden bewohnt, stehen so 10-15 Quad's, die aus der 'Männerklasse' mit 60PS-Rotax Motor, kein Spielzeug mit Untersetzung, Allradantrieb und Sperren. Der Preis für die Dinger ist schnell ausgehandelt, und da wir ohne Begleitung nicht los dürfen steigt auch unser Ur-Isländer auf so ein Gerät und mit ungewohntem Daumengas stochen wir los.
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Zunächst zaghaft, da aber Fahrgeometrie und Driftverhalten auf losem Grund dem unserer Gespanne gleichen immer mutiger und schneller geht die wilde Hatz querfeldein. Unnar schaut sich immer mal wieder um und befindet wir machen das ganz gut, und so fragt er ob wir 'richtig' ins Gelände wollen und uns was trauen. Klar, welche Antwort hat der wohl erwartet ? Und so zeigt er uns erst einmal was so ein richtiges Quad kann, ermahnt uns immer hinter ihm zu bleiben und wir beginnen mit Steigungen weit über 100% (>45°) und bösen Lavafeldern, da würden wir mit dem Gespann nicht dran denken, noch nicht einmal laufen !
Wir entscheiden uns für einen kleinen Rundkurs über die Staumauer eines Wasserkraftwerks (das dieser Weg gesperrt ist wäre nur für Touristen) zum Haifoss und weiter über die erste Furt zum Haifoss. Die Furt sieht böse aus, jede Menge dicker Steine (gut das wir gestern nicht weiter kamen) und wir nehmen diese mit den Quads, die auf ihren dicken Gummiwalzen diese meistern.
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Weiter geht es durchs Gelände, zurück wieder zum hier steilen Flußufer runter zu einer gesperrten ehemaligen Furt. Unnar erzählt hier wären zu viele Touristen mit ihren Autos 'abgesoffen' – ob wir Spaß an etwas Abenteuer hätten ? Und so geht es 'runter zum Fluß, dessen Querung für uns schon grenzwertig ist . Mitten in der Querung hält Unnar an und macht Fotos – unglaublich, wir sitzen umspült auf den in der Strömung ruckelnden Quads und der Kerl fotografiert ! Noch besser wird die Erklimmung des gegenüber liegenden Ufers, hier müsste man eigentlich klettern – aber nun müssen wir da hoch und es geht tatsächlich im ersten Gang mit Untersetzung und Allradantrieb. Es folgt noch eine brutale Senke und wir reiten wild durch Gelände wieder zum Bauernhof und unseren bereits aufgepackten Stahlrössern.

Quietschend zum Geysir
Unnar rät uns noch nachdrücklich zu einem 'Very special Place' – also folgen wir ihm – fast alle, Johannes und Christa verpassen im aufgewirbelten Staub den Abzweig und so sind Martin mit Frank und Charlotte und ich plötzlich um ein Gespann ärmer. Das versteckt liegende, im Sonnenschein wunderschöne Tal mit mehreren Wasserfällen und herrlich grüner Vegetation wäre einen ganzen Tag wert, aber dem Mobiltelefon sei Dank erreichenuns Christa und Johannes und so müssen wir bald weiter zum verabredeten Treffpunkt an einer Tankstelle, die wie meist im Hochland gleichzeitige Imbiß, Minimarket und Kommunikationszentrum ist.
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Dort stärken wir uns erst mal, kaufen für die nächsten Tage ein und sind mal wieder spät unterwegs. Wir haben uns entschieden den von den 3 Sehenswürdigkeiten des 'Golden Circle' die Geysire und den Gullfoss anzusteuern, von dort über die zweite Hochlandpiste, die Kjölur, wieder nach Norden und abschließend längs der Nordküste zurück zum Fährhafen.
Nach ausnahmweise entspannender Fahrt auf geteerten Straßen lachen die Trolle, den an meinem Beiwagenrad quietscht und knackt es vernehmlich – klarer Fall von Lagerschaden, leider im äußeren Lager des Antriebs wie eine schnelle Untersuchung am Straßenrand zeigt. Da ist im Feld nicht viel zu machen, also langsam und zunehmend in den Obertönen kreischend weiter, der nächste Campingplatz soll unser sein. Zunächst fahren wir am Geysir-Campground vorbei, es ist uns eigentlich zu voll, der folgende ruhige Platz jedoch ist so ruhig das gar die Toilettenhäuschen ohne Wasser sind – zu viel Hardcore für viel zuviele Kronen und so quieken wir wieder zurück zum Geysir. Die Zerlegeaktion wird für den nächsten Tag geplant, erst mal Zelte aufbauen, essen und ein Abendspaziergang um die blubbernden und stinkenden Pforten zur Unterwelt.
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Der nächste Tag ist sonnig und warm, das Schrauberteam Frank und ich zerlegen Anastasias weidwunde Beiwagenschwinge und Johannes und unsere Weibsleut genießen einen sonnigen Tag mit Faulenzen, Shoppen im angrenzenden Mega-Giftshop und stellen fest, das 2 Toiletten für einen großen und vollen Campingplatz nicht wirklich viel ist. Die Ölfingerfraktion stellt fest das ein passendes Lager im Ersatzteilbestand, ab dieses sich nicht ohne große und böse Werkzeuge aus der Schwinge lösen läßt. So gehen wir zur benachbarten Baustelle der Hotelerweiterung und fragen die netten Bauarbeiter nach einem Schraubstock, der sich aber als ungeeignet erweist. Dem Frank sind indes Mottek und Meißel nicht fremd, nach mühseliger Plackerei ist das Lagergehäuse endlich draußen, aber das neue Lager muss mit Macht eingepreßt werden.
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Nun ist guter Rat schwer, der sich in Form eines hydraulischen Wagenhebers und eines tonnenschweren Steins letztlich jedoch findet. Mit der Kraft des Wagenhebers und dem Widerstand des Felsblocks gibt das Lager knackend auf, das neue ist endlich drin und so können wir nach der Widerherstellung von Konstruktion und Vortrieb abends noch die hoteleigenen HotPots genießen.
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Charlottes Freude ist groß als Ricarda nebst Eltern auch noch aufkreuzen, der Abend wird wieder lang und feucht.

Marterstrecke – mal wieder
Der nächste Tag beginnt mit Zeltabbau im Regen, das hält Charlotte und Ricarda aber nicht davon ab während wir abrüsten im Pool des Hotels noch mal schwimmen zu gehen. Wir wollen zum Gullfoss, dann hoch ins Hochland Richtung Kjölur und so starten wir im Nieselregen und düsterem Himmel.
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Immer mal wieder nieselt es, und so macht auch der imposante Gullfoss nicht wirklich Spaß. Dennoch wandern wir eifrig herum, watt mutt datt mutt. Kaum den touristischen Highlights entronnen haben uns mit Felsen übersäte Holperstrecken wieder fest im Griff – ätzend, so richtig Spaß macht das nicht mehr, wir haben unseren Teil an Buckelpisten eigentlich schon erhalten.
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Es wird kalt, nieselig und windig, wir frieren und mit hängender Zunge erreichen wir den angepeilten Campground nebst Hütte. Diese ist leider voll, so bauen wir also unsere Zelte an einer halbwegs ebenen Ecke auf und wollen eigentlich nur noch in den warmen Schlafsack.
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Es fieselt die ganze Nacht und auch der nächste Morgen lockt mit Zeltabbau im Nieselregen. Der sicher im Sonnenschein farbenprächtige Ort mit heißen Quellen, Fumarolen und Schwefel-Schlamm-Blubbern reizt so nicht, also weiter.
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Die Strecke soll ab der nächsten Kreuzung besser werden, und nicht nur das bestätigt sich, auch der Himmel klart auf und Christa findet mit der Sicherheit einer Frau sogar ein Bauern-Café ! Auf der Terasse des Hofes gibt es von einer ausgewanderten Deutschen serviert leckere Toast und Waffeln mit diversen Sorten selbstgemachter Marmelade und kannenweise heißen Kaffee – lecker ! So kehren unsere Lebensgeister wieder zurück, Charlotte freut sich über eine ankommende Reitergruppe die eine mehrtägige Tour durch das Hochland gemacht hat. Interessant die Ersatzteilversorgung: Jeder Reiter hat 2 Pferde !
Weiter geht es nach Norden, die Kjölur endet und wir haben wieder gut spurende Asphaltstraßen unter den Pneus. Im nächsten größeren Ort wollen wir einkaufen, leider schließt vor unserer Nase der Supermarkt und so kaufen wir notwendiges an der Tankstelle, wo sonst, und beschließen ob der vorgerückten Stunde vor Ort zu zelten.
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Zuverlässig setzt beim Aufbau wieder Regen ein, was sonst …

Schrauben – mal wieder
Die Fahrt längs der knapp unter dem Polarkreis liegenden Nordküste könnte umposant sein – so es denn mal keinen Nieselregen und Nebel geben täte. Wenn es einmal aufreißt ist das Panaorama schlicht atemberaubend – steile Küsten, Unmengen Baumstämme am Ufer bis weit ins Land hinein. Hier müssen bei Schietwetter Gewalten arbeiten – Schüttel ! Die Straße ist aber gut und so sind wir flott unterwegs.
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Dachte ich jetzt reicht es aber mit den Pannen so werden wir schnell eines böseren belehrt. Wir müssen postulieren das immer wenn die Straßen gut sind und wir flott vorankommen, gepaart mit der Planung mal einen Tag Tourismus einzulegen es immer eine Panne gibt – so auch heute. Auf dem Weg nach Husavik, wo wir einen Tag ruhen und uns trocknen wollen, erbostes Kreischen unter dem Fahrersattel: Ausser dem ersten und vierten Gang geht nix mehr, Gemahle und Gekreische aus dem Getriebekasten. Bis Husavik schaffen wir es aber und wir suchen den örtlichen Campground auf. Eine Wonne ist der beheizte Trockenraum mit Waschmaschine – auch Duschen hat es und so ist das usselige Wetter nicht gar so schlimm.
Am nächsten Tag zerlegen Johannes und ich das Getriebe, malerisch auf einer Campingbank im Regen unter dem Anglerschirm sitzend. Kazunga. Den ganzen Tag laboriere ich da rum, finde aber keinen Fehler, alle Lager sind in Ordnung.
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Also abends wieder alles zusammengefrickelt, die anderen besuchen das Wal(fang)museum und gehen schwimmen, Lotti genießt einen Ausritt ins Gelände und findet auf dem Campingplatz eine Freundin – auch Lotti gerufen ! Die in einsetzender Dämmerung vorgenommene Probefahrt offenbart scheints russische Selbstheilung – das Getriebe läßt sich wieder schalten, oh Wunder.

Am Polarkreis
Der letzte Montag, Donnerstag geht die Fähre, findet uns mal wieder beim Zeltabbau im Regen. Das gibt sich im Laufe des Tages, die Straße ist zunächst sehr gut und so reiten wir die Küste längs.
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Bis zum Leuchtturm und nördlichsten Punkt Islands Hraunhafnartangi wollen wir, nur 3km vom Polarkreis entfernt. Die in der Karte verzeichnete neue Straße quer durch die Melrakasletta ist noch gar nicht fertig und noch gesperrt, so machen wir halt den langen Weg über Schotterstraßen um die Halbinsel herum. Auf dem Weg längs der Küste unglaubliche Mengen Schwemmholz, große Brocken liegen da bleich am steinigen Ufer, eine skurile Kulisse.
Den Leuchtturm erreichen wir leider nicht, der Weg eine schmale Landzunge hin ist selbst für Ziegen nicht gangbar und nach wenigen hundert Metern geben wir auf. In Raufarhöfn finden wir neben einer Tankstelle eine lustigen Campingplatz: Umsonst, sauber, klein und von einem hohen Damm umschlossen ! Was müssen hier für Stürme wüten wenn der Campingplatz derart geschützt werden muss...
Der Abend ist recht mild und so wandern Lotti und ich noch am steinigen Ufer entlang, bis der Schlafsack ruft.
Morgens machen wir erst einmal am örtlichen Leuchtfeuer das obligatorische Gruppenbild:
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Die Fahrt die Küste längs und dann wieder nach Süden durch die Berge könnte wunderschön sein – aber natürlich regnet es mal wieder und tiefziehende Wolken (oder ist es Nebel ?) lassen kaum den Vordermann erkennen. Wir fahren im Blindflug stundenlang durch immer stärker werdenden Regen, in Vopnafjördur reicht es und nach einer Stärkung mit Pommes und Kaffee bauen wir über dem Ort recht einsam unsere Zelte auf. Es regnet derart das Charlotte im Klohäuschen geparkt wird. Nun reicht es, für den morgigen Mittwoch abend suche ich in den Reiseführern nach einer Unterkunft und buche die einzige freie telefonisch trotz des heftigen Preises. Wir essen im Schlafsack liegend noch was warmes und schlafen begleitet vom Lärm der benachbarten Fischfarbrik schnell ein.

Heimfahrt
Nach obligatorischem Zeltabbau im Regen, heute mal früh unterwegs, rollen wir in Nebelschwaden und Regenschauern Richtung Egilstadir, dem Zentrum des Ostens und nicht weit vom Fährhafen Seydisfjördur. Die Fahrt nach Süden auf der 85 hat noch ein paar nette Schottereinlagen und geht bald in die geteerte Ringstraße 1 über – kein Problem, und auch das Wetter wird besser. So finden wir Egilstadir mit ein paar Sonnentupfern und radeln erst einmal zu der gebuchten Unterkunft ein Dorf weiter. Die entpuppt sich als das große Haus eines Fischers mit ein paar Hütten davor, da die aber alle belegt sind kommen wir in den Wohn- und Schlafräumen der Familie unter, die in ein Nebenhaus gezogen ist. In der Saison ist dies durchaus üblich, das Familien ihre Häuser für zahlungswillige Touris räumen, und so sind wir komfortabel untergebracht mit Frühstückservice am nächsten Morgen !
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Spätnachmittags rollen wir dann noch mal in die Stadt zum Shoppen und bummeln, der Abend klingt im Haus mit Internetanschluß geruhsam aus.

Fähr-nisse
Frühstück um 08:00 mit Kaffee, warmer Milch für Charlotte, Eiern, Brot, Wurst, Käse – und keiner muss spülen, welch Luxus ! Kurz darauf packen wir zum letzten Mal auf und fahren die paar Kilometer über den Berg zum Fährhafen und reihen uns ein in die Schlange der Motorradfahrer.
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So viele Moppeds, im Hochland haben wir kaum welche gesehen, wo waren die wohl alle ? Mit unseren Russen donnern wir unüberhörbar die Rampe hoch in den ersten Stock und vertäuen die Gespanne für die bevorstehende Überfahrt und suchen unsere Winzkabine auf. 6 Personen auf der Fläche einer Gästetoilette, erstaunlich was so möglich ist, aber zum Schlafen reicht es.
Im geschützten Fjord stehen wir an Deck und nehmen ein Ablegebier, sanftes Rollen des Schiffes weist bereits auf kommendes Unheil hin – ab Erreichen des Nordatlantiks wird daraus ein handfester Starkwind mit entsprechenden Wellen und man sieht in Restaurant und Räumen immer weniger Reisende, immer mehr wankende, hastende Gestalten mit Kotztütchen. Tja, eine Seefahrt die ist lustig ! Der harte Kern der Moppedfahrer trifft sich während der 2 ½ – tägigen Überfahrt auf dem Oberdeck hinter einem verglasten Windschutz, vertilgt Reste mitgebrachter Verpflegung, Bier und Wein und wir tauschen unsere Erfahrungen und Abenteuer aus. Kinder gibt es nun auch hinreichend und so sehen wir Charlotte nur zum Geld-Tanken.
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Eine besondere Freude erwartet uns beim Erreichen des Zielhafens in Hansthol / Dänemark: Mit dem ersten Signal strömen alle zu Ihren Fahrzeugen, eine große Gruppe Italiener mit dicken GS'en neueren Baujahres treibt dies so weit das sie versuchen die dicht gepackten Maschinen zu wenden damit sie möglichst schnell das Schiff verlassen können.
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Völlig unverständlich das, und es geht nicht ohne Rempeleien und harte Worte ab. Uns läßt das Gezerre kalt, wir warten einfach ab bis sich die PKW hinter uns auflösen und legen schlicht den Rückwärtsgang ein – Ätsch !

Mit diesem Bild vom Aufpacken an der Fähre für die nächsten 900km Richtung Heimat - Danken wir Euch für mitlesen bis hier und können verraten, das wir nicht zum letzten Mal in Island waren !
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Beitragvon Färt » So 07 Nov, 2010 19:39

sehr schön... :smt023 :-)

Gerhard
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