mit der g/s in den sand

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Beitragvon Blechroller » Sa 23 Apr, 2011 01:35

Sehr fein!

Ich lekürierte gerade einen Artikel über 2 Jungs, die ihre Hardcore Enduro gegen 2 Vespen tauschten und durch die Wüste brummten. Mieser Artikel, aber gute Idee. Der Artikel hier schlägt das um Längen!

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Ksar Ghilane – Matmata

Beitragvon mex » Sa 23 Apr, 2011 06:02

Ksar Ghilane – Matmata

Am Morgen sind in der Oase jede Menge Vögel unterwegs die alle großes Mitteilungsbedürfnis haben. Um 4 Uhr ging es los und da war dann nix mehr mit Schlaf. Den Sonnenaufgang abgewartet und dann zur Kanistertankstelle 10lt holen und auf in Richtung Osten. Erst ist es steppenartig und sehr windig, mit einigen netten Verwehungen zum wachwerden. Weil es so wellblechig ist, gilt es eine Entscheidung zu treffen: 30 oder 80kmh. Entscheidung ist klar, und so geht es flott gegen den sandigen Wind dahin. Immer wieder tauchen Dromedarherden (weil ein Höcker) auf und irgendwo im Nirvana dann ein Café.
Ich trinke dort ein Schnapsglas des wohl stärksten Tees überhaupt und wundere mich warum alle Welt Ihre Visitenkarten, Abziehbilder und Passfotos an Orten wie diesem hinterlässt. Wie mir der Inhaber erzählt bin ich auch hier der einzige Gast seit langem. Schon seit 2 Monaten sind kaum mehr Touristen vorbeigekommen. Für ihn, wie für viele andere Einheimische ist es völlig unverständlich warum wir Europäer glauben, dass es zur Zeit gefährlich sei nach Tunesien zu reisen, wo doch der größte Gauner aller nun endlich weg ist. Und wirklich, außer den Wanderern am Café habe ich bisher keinen einzigen Touristen gesehen!

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Gegen Mittag, in der Gegend von Chenini, beginnen dann die Berge und der Asphalt. Sowohl auf der Piste als auch hier auf dem Asphalt ist mir noch kein einziges Auto begegnet und es ist fast schon unheimlich.Ich komme um eine Kurve und sehe einen durchlöcherten Berg vor mir aufragen. Auf den ersten Blick eine einsame Fluchtburg/Siedlung aus römischer Zeit. Beim Näherkommen sehe ich dann aber 10 Jeeps am Fuße des Berges geparkt und beim noch genaueren Hinsehen dann -zig Leute im Gänsemarsch auf Rundtour. Na ja, besichtigen werde ich das nicht, aber wo so viele Leute sind gibt’s sicher was zu Essen. Falsch: 'Reserve pour la groupe'.
So schlimm kann's dann mit dem Gästeschwund auch nicht sein.

Bild

Weiter geht’s durch die Berge in Richtung Matmata. Als Ersatz für das ausgefallene Essen hol ich mir bei Garmassa eine 'Cassecroute' und erkläre in top französisch (ha) dem lokalen 50cc Rocker warum die WP Gabeln gut, 2 Zylinder besser und 4 Takte am besten sind. Schließlich ist es dann wieder vorbei mit dem Asphalt und ich verfahr mich auf einem rauhen Eselweg. Mittlerweile bin ich schon relativ gutgläubig und nehme die Linien die mir die Militärkarte so anzeigt als fahrbar. Bisher hat das auch gut gepasst. Da ich mir gestern schon einen Track gebastelt habe, brauche ich eigentlich immer nur den Pfeilen nach zu fahren und dann stimmt die Richtung. Wo man dann wirklich war, muss man dann halt am Abend nachschauen, denn Navigation und Orientierung sind zwei unterschiedliche Dinge.

Einen Vorteil hat das GPS auch noch: Auf dem der grobsteinigen Piste vor Matmata bin ich in eine halbmetergrosses Loch geknallt. Mit der Vorderrad kam ich mit Gas gerade noch drüber, mit dem Hinterrad blieb ich dann stecken. Von 31 auf 0 km/h in 1,51 Sekunden. Standzeit bis zur Weiterfahrt: 16 Sekunden und alles hier, bei 33º22.336'N und 010º02.498'E und auf 425m Seehöhe.
Tolle Information.
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Beitragvon lallemang » Sa 23 Apr, 2011 09:44

:-D Fein. Der Schlaglochreport erinnert mich an die regionalen Wettermeldungen hier:
12Uhr: "...Temperatur heute morgen 8° Carcassonne, 10° Narbonne..., leichte Niederschläge, am Nachmittag 12°-14° Regen."

Hätt´ich glatt aus´m Fenster gucken müssen :-D
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Beitragvon mex » So 24 Apr, 2011 10:38

Matmata – Douz via Ksar Ghilane

Das mit den Autospuren im Sand hat mir keine Ruhe gelassen und so wollte ich noch mal die Strecke von Douz nach Ksar Ghilane in anderer Richtungund etwas weiter nördlich probieren. Aus Matmata raus geht’s durch eine fast biblische Gegend auf schöner Piste Richtung Bir Soltane. Überall sieht man die in den Sandstein gehauenen Wohnhölen. Außer in den für die Touristen gepflegten Höhlen, wohnen aber nur mehr wenige Menschen darin, die meisten werden als Viehpferche verwendet. Rückblickend hat sich Matmata schon sehr verändert. Als ich das letze mal vor 20 Jahren hier war, gab es nur eine Piste hierher, die steinig und sehr sandig war. In Matmata dann ein Hotel. Heute führt eine breite Straße von Douz herüber und an jeder Ortsausfahrt findet man einen Kreisverkehr. Ich will nicht den alten Zeiten nachhängen, aber es nimmt einem Ort halt irgendwie die Magie wenn man ihn anders gekannt hat und dann die moderne Variante sieht. Für jemanden der das erste mal hierherkommt, sind die Höhlenbauten aber sicherlich genauso faszinierend wie für mich vor 20 Jahren. Und die Menschen hier sollen ja nicht ewig im Mittelalter leben nur weil ich sentimental werde und lieber Piste als Asphalt fahre.

Langsam verschwinden dann die Berge im Osten und es geht auf einer weite Ebene auf Bir Soltane zu. Das 'ready to race' Café dort mit 100en KTM und Ralley Pickerln lass ich dann aus. Die Pipeline Piste ins Sperrgebiet ist ja mittlerweile auch asphaltiert und so geht’s recht flott wieder nach Ksar Ghilane wo ich von einer Berberfrau an der Kanistertankstelle noch ordentlich über den Tisch gezogen werde.

Bild

Nach einem Cola am Quellteich dann Los. Meine Überlegung ist, dass die Dünen von der flachen Seite eher leichter zu fahren sein müssten und ich auch ohne richtungsweisende Spuren durchkommen sollte. Also los. Bis der Dünengürtel beginnt sind es ca. 45 km die auch schon recht sandig sind und gut zum aufwärmen. Die Dünen packe ich dann wieder mit Schwung und alles geht super. Wie immer ist die Devise nur nicht stehenbleiben. Ganz bestätigt sich meine These natürlich nicht, denn bis 1-2 m kommt mein bei diesen Dünen auch auf der steilen Seite schön hoch. Runter muss man halt immer kurz vorm Dünenkamm abbremsen um nicht ins Dünental runterzuknallen. Und das geht die ganze Zeit so, denn auch bei flachen Dünen ist es echt nervig immer über die steile Kante runter zu platschen. Nach heftiger Kurverei werden die Abstände zwischen den Dünen dann wieder größer und ich bin durch. Alles gut, und ich schwitze nur mäßig obwohl es nun gegen Mittag sicherlich um die 30 Grad hat. Ein Monat später möchte ich echt schon nicht mehr hier sein. Wenn man alleine unterwegs ist macht man sich da sowieso immer viel zu viele Gedanken...

Nach weiteren 40 km taucht dann ein Bohrturm auf und ab da geht es dann auf Autobahnpiste, stehend und ziemlich flott nach Douz. Dort gehe ich wieder in das gleiche billig Hotel wie beim letzten mal, das 'Mars 20', und hol mir zur Belohnung ein Eis.

Zig-Zag nach Norden

Letzter Tag auf Piste, daher will ich das noch ausnützen. Aber schon Morgens komm ich nicht recht in Schwung, als ich nordöstlich von Douz durch eine Müllhalde kurve um den Einstieg zur Piste zu finden. Schließlich finde ich sie, aber es ist so sandig und auch noch so weich, dass ich keine Lust habe mich am Morgen da durchzuplagen.
Also erst auf Asphalt gegen ziemlich starken Sandwind anfahrend in Richtung Osten und erst 45km später auf die Piste. Die ist dan steinig und die ersten Kilometer eigentlich nur fad. Erst als sie dann Richtung Nordost schwenkt wird es etwas grüner und steppenartig. Es weht immer noch ein heftiger Wind und der Sand knirscht zwischen den Zähnen. Je weiter ich in die Gegend von El Hamma komme desto mehr Schafe und Ziegen sind unterwegs. EL Hamma hat dann aber so gar nichts was mich zu einer Pause animieren könnte und so geht es durch diesen staubigen Ort in Richtung Kebili und weiter im Norden dann wieder auf Piste.

Bild

Anfangs geht es durch blühende Wiesen und niedrige Getreide Felder im am Jebel Tebaga entlang nach Westen. Wieder mal 'Jesus Landschaft', friedlich, lieblich, ruhig. Die Piste ist fast wie ein Feldweg und auch die Orientierung ist einfach da es immer am Jebel entlang nach Westen geht. Im Süden der Chott el Jerid der einen immer wieder über seltsame Spiegelungen und Fata Morganas rätseln lässt. Seltsamerweise gibt es hier fast gar keinen Sand und auch die Oueds von den Bergen her sind alle hart und sehr gut fahrbar. Es geht wieder richtig flott dahin und die Stimmung ist ausgezeichnet. Vielleicht auch weil wieder Berge in der Nähe sind. Und einsam ist es auch. Auf über hundert Kilometern Piste kein einziger Mensch, kein einziges Auto und auch kein einziges Schaf oder anderes Tier gesehen.
Am Ende der Piste bei Touzeur reicht es mir aber dann aber doch und ich fahre auf der Straße nach Gafsa um mir dort ein Hotel zu suchen. In meinem schlauen Buch steht was vom Hotel Jugurtha mit 2 Sternen, da will ich hin. Als ich es nach längerer Kurverei durch die lebendige Stadt etwas außerhalb finde, wurde es aber zum 'Jugurtha Palace' mit 5 Sternen. Egal, ich lass mich bedienen und das Gepäck aufs Zimmer bringen. Bei 40,- Euro incl abendessen und Frühstück kann man sich auch ein paar Sterne mehr leisten. Und W-Lan gibts auch.

Gafsa – Nabeul

Am Morgen noch ca. 50km einsame Piste durch die Berge gefunden und dann mit Gegenwind bis Nabeul bei Tunis. 550km.
Morgen nach Tunis auf die Fähre und ab Heim.
Schöne verlängerte Woche, hat sich ausgezahlt.
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Beitragvon lallemang » So 24 Apr, 2011 11:12

:-D Oberfein, das macht Lust! :smt023

Dankegry§e Peter-Alexander
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Beitragvon T. » So 24 Apr, 2011 12:33

Toller Trip..mein Neid sei mit dir... 8)
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