von Therion » Mi 22 Jun, 2011 18:51
Tag 3
Sarajevo – Pale – Visegrad – Priboj – Plevlja – Tara – Djurmidor – Niksic – Centinje
Nach einem guten bosnischen kaffee fuhr ich los Richtung Visegrad.
Kurz nach Pale war der Straßentunnel gesperrt und der Verkehr wurde durch einen notdürftig asphaltierten Tunnel eine Schmalspurbahn geführt.
Etliche Wegelagerer (Polizisten) konnte ich abwehren, aber in einem kleinen Ort erwischte mich ein Polizist mit 63 km/h . Ich sah den Wegelagerer zwar, war aber der Meinung es wären 60 Km/h erlaubt und bremste nicht. Als ich die geforderten 50 KM rausrückte sah ich am schmierigen Lächeln ,das es ein Fehler war nicht zu handeln. Naja, hoffentlich kauf er seinen Kindern was und versauft es nicht.
Gratis gab es noch die Warnung mit auf den Weg das Richtung Visegrad 20km Schotterstraße wäre.Irgendwie konnte ich es nicht gleauben da ich auf eine gut ausgebauten Straße unterwegs war. Plötzlich stand nach einer Kreuzung eine Riesentafel mit allerlei Beschränkungen wie: 30Km/h, keine LKW mit Anhänger, lokale Straße etc..
Rechts zweigte eine schlechte Straße Richtung Gorazde ab und gerade aus führten meine breite Straße nach Visegrad. Ca. zwei Kilometer gings zwischen Kühen, Kindern und Schafen weiter, dann war die Straße aus.
Die grob geschotterte Fahrbahn führte nach ein paar hundert Metern auf der Trasse eine aufgelassenen Schmalspurbahn in den Canyon des Praca Flußes. Über holzbeplankte Brücken und unbeleuchtete nasse Tunnels gings die nächsten 20 Km entlang. Den ganzen Weg über begegneten mir keine Fahrzeuge oder Menschen, zum Glück denn in den schmalen Tunnels wärs mir keine Freuden gewesen.. Es war so traumhaft still das ich einige male stehen blieb und die Seele baumeln lies.
An der Einmündung des Weges auf die Hauptstraße standen zwei verdutzte Polizisten, die nicht gleuben konnten das ich aus dem Tal rausfuhr.
Bis Visegrad verlief die Straße sanft geschwungen entlang der Praca und später des Drina Stausees.
Endlich sah ich sie, die alte Brücke über die Drina. Beeindruckend überspannte sie die Drina, leicht zu gleauben das sie als hier nur Holz und Lehmhäuser standen die Fantasie der Menschen beflügelte.
In Visegrad haben leider zu viele Kriege ihre Spur hinterlassen und es war nichts was zum verbleiben einlud. Nach einem Fotostop fuhr ich weiter nach Priboj in Serbien.
Das Tal war wunderschön, jeder Flecken Erde war mit Obst und Gemüse bebaut, überall standen kleine topgepflegte Holzhäuser. Gut das ich diesen weg gewählt hab und nicht über Uzice gefahren bin, denn dort soll man kilometerweit nur durch ausgebrannte Moslemdörfer fahren.
In Serbien führte die Straße entlang eines Stausees und später durch ein weites Tal.
Über den Jabuka (Apfelpass) gings nach Montenegro durch eine schöne Hochgebirgslandschaft.
Die erste Stadt, Plevlja ist eine grausliche Industriestadt. Ich floh weiter Richtung Djurmitor Gebirge. Auf dem Weg lag Djurcevica Tara wo eine filigrane Brücke die Tara Schlucht überspannt.
Seit kurz nach Plevlja verfolgte mich eine Regenwolke, die mich immer dann wieder einholte wenn ich das Regengewand wieder in der Tasche verstaut hatte.
In Jabljack zu Fußen des Djurmidor hatte ich vor zu schlafen, doch die Ortschaft machte keinen schönen Eindruck. Alte baufällige Hotels aus dem Sozialismus und dazwischen überall Sobe/Apartmani Schilder aber die meisten Häuser waren unbewohnt. Der Regen und der graue Himmel verstärkten noch die depressive Stimmung.
So floh ich weiter auf der neu gebauten Straße durch wunderschöne Landschaft ins Tal. Dort hatte das einzige Hotel anscheinend schon vor Jahren geschlossen und auch sonst erweckte nichts den Wunsch hier nächtigen zu wollen.
Also weiter nach Niksic. Auf der traumhaft trassierten Straße hätten sicher pausenlos die Fußrasten der XJ geschliffen, hätte es nicht wieder zu regnen begonnen.
Niksic, die nächste Enttäuschung ! Nur Plattenbauten, rauchende Stahlfabrik, kein brauchbares Hotel, Kühe die neben brennenden Müllcontainern grasen. Kaum zu glauben das aus diesen Stadt das köstliche Niksicko Pivo kommt.
Weiter Richtung Podgorica. Auf halben Weg ein Hotel mit geöffnetem Restaurant, leider hatte sich eine Bande italienischer BMW Fahrer einquartiert und es war ausgebucht.
Ich fuhr immer weiter ohne ein Hotel zu sehen, Podgorica umfuhr ich und nahm Kurs auf Cetinje, die alte Königsstadt. Die Straße schraubte sich rauf in die Berge, in Cetinje angekommen begutachtete ich das Hotel aus Titos Zeiten. Nichts für mich.
Nun tat ich, was ich in solchen Fällen immer mache, ich stelle mich an eine viel befahrene Straße und warte. Fünf Minuten später hatte ich ein Privatapartment im Zentrum.
In Cetinje pulste das Leben, die Straßen waren um 22h noch mit Menschen gefüllt, jedes Lokal war voll. Ich aß etwas und lies die Stimmung auf mich wirken, als gegen 23h sich die Straßen leerten, ging ich durch die Stadt und bewunderte das geschlossene Ensemble aus den kleinen Bürger und
Handwerkshäusern nur unterbrochen von den prachtvollen Botschaften der Großmächte des 19 Jahrhunderts.
ⵜⵉⵏⵉⵔⵉ