von motorang » Sa 29 Jun, 2013 08:39
Freitag 28.6.
Morgens: Sonne! Nachdem die F26 und Teile der F910 noch gesperrt sind lautet das Ziel erstmal Dreki/Askja und dann über die F905 nach Norden zum Myvatn. Gleich nach Erreichen der Hauptstraße lässt uns ein Regenschauer in die entsprechende Kleidung schlüpfen. Wir folgen der Asphaltstraße bei teilweise Nebel und ständig 5-6 Grad zum Karahnukur Staudamm. Ein Riesending und für uns insofern bedeutsam als hier aus der Straße 910 die BERGstraße F910 wird (F steht für Fjellvegur), also Schotter. Es geht zunächst über einen kleinen Höhenrücken, das Visier beschlägt und ein kleiner Graupelschauer erfrischt uns. Nach zwei harmlosen Wasserdurchfahrten erreichen wir in der Lavawüste die Abzweigung nach Bru wo wir uns westwärts halten. Kurz darauf die erste seriösere Furt, durch die wir einfach durchfahren können. Das Wasser ist klar und langsam, unter 30 cm tief. Die Moppeds zischen und dampfen, auch bei der nächsten Furt geht alles gut. Nachdem die F905 abgezweigt ist kommt die erste Furt wo wir absteigen. Die Strömung ist flotter, es sind größere Steine drin, und unsere Wathose kommt zum Einsatz. Richard marschiert durch die gut knietiefe Furt, und ein Touristenauto (Dacia Duster) wurschtelt sich durch. Dann wir, ein bisserl mulmig ist mir, aber es geht gut. Ich muss fußeln weil sich der Tankrucksack aushakt und seitlich runterhängt. Das Wasser ist kalt, aber es wird nicht nass im Stiefel - die vorsorglich über die Stutzen gezogenen Goretexfüßlinge halten dicht und reichen bis in die Kniekehlen.
Einige km nach der zweiten, etwas harmloseren Furt passieren wir die Brücke über die Kreppa, und ich bin gottsfroh dass es die gibt. DER Fluß ist ein anderes Kaliber, mit schlammig-trübem Schmelzwasser und sehr starker Strömung. Auf dem nächsten Wegstück durch die Krepputunga schaut die Sonne raus. Wir legen eine Pause ein, ziehen die Regenklamotten aus, jausnen auf den großen Basaltblöcken die hier in der Sandwüste liegen. Fotozeit! Wir haben einen guten Blick auf den wohl schönsten Berg Islands, den 1682 m hohen Basaltdom Herdubreid mit seiner mächtigen wolkenverhüllten Schneekappe. Als wir sehen was sich östlich davon auf uns zubewegt ist die Jause schnell zu Ende: eine mächtige schwarze Wolkenwand mit grauen Regenbärten und gelblich-braunen Sandwirbeln ist vielleicht noch 20 km entfernt. Wir jagen über die Piste, immer dieses Monster im Rückspiegel auf das keiner Lust hat. In einer Gegend ohne Buswartehäuschen wo selbst die Felsen nur hüfthoch sind hieße das im Sturm weiterfahren oder neben dem Mopped kauernd abwettern. Noch gut 60 km zum Vulkangebiet um Askja mit der Schutzhütte in Drekagil ("Dreki"), was Drache bedeutet. Wir passieren die zweite Brücke über die Jökulsa a fjöllum, auch hier muss ein Weidegatter geöffnet und geschlossen werden, dann bald die Kreuzung mit der nordwärts führenden F88, wir biegen nach Süden ab.
Das Monster ist schwächer geworden und zieht an uns vorbei, wir kriegen einen Graupelschauer ab und ein paar Windböen mit reichlich orangem Sand. Die Piste ist kurvig und führt durch felsiges Gelände, mit reichlich Sand in der Fahrspur. Vorderrad leicht machen (hinten sitzen & auf Zug fahren) mit leichtem Lenkerpendeln bringt einen da ganz gut durch. Konnten wir vor zwei Stunden noch mit 60-70 über mildes Wellblech brettern so sind jetzt die Gänge 1-3 angesagt mit Vmax 40-50.
Wir erreichen Dreki sturzfrei und durchgefroren gegen 16 Uhr, es hat im Durchschnitt etwa 5 Grad und 20 km/h Wind - ständig!
Aber die Szenerie entschädigt, ich bin froh die Spiegelreflex mitgezerrt zu haben, auch wenn sie sich gerade durch rausrütteln aller 6 Halteschrauben des Frontringes vom SIGMA Superzoom zu entledigen versucht.
Die Hütte wird von den Rangern des Naturparks betrieben und ist ein wenig enttäuschend. Überall hängen zwar nette Zettel, aber der (eh ungeheizte) Gastraum ist den Zimmerschläfern vorbehalten. Den Müll sollen wir wieder mitnehmen, danke. Dusche warm kostet 3 Euro. Aber der Platz ist super gelegen und wir können uns neben einem der Gebäude mit Moppeds und Zelt einrichten. Es regnet alle 20 Minuten, also zerren wir erstmal eine Sitzgarnitur rüber und spannen mein kleines Tentwing drüber auf. Schauer abwarten, Zeltplatz von Steinen freiräumen, Schauer abwarten, Kochzeug holen und Grill anfeuern, Schauer abwarten, Zelte aufbauen, Schauer abwarten, Kartoffeln aufstellen etc etc
Nach uns kommen noch einige Leute mit Mietpickups und Wohnkabine, ein Allradbus mit Franzosen und einige Landrovertouristen füllen die Hütten, und eine Partie mit 3x BMW GS zeltet neben uns. Ein Zelt pro Mann aber keine Plane. Die stellen sich flach an die Hauswand wenn es regnet ...
Abends noch einige Male tolle Fotomomente, die Nikon ist repariert und wir haben die sagenhaftesten Regenbögen der Welt. Den letzen seh ich um 22 Uhr beim Zeltschlupf, irre.
Die knapp 150 km Piste haben müde gemacht.
Bilder warten auf Euch, aber erst wenn es WLAN gibt. Das Datenroaming ist zu langsam.
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Gerade als die Raupe dachte, die Welt würde untergehen, verwandelte sie sich in einen Schmetterling.