Motorangs Islandhäppchen 2013

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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon motorang » Mo 01 Jul, 2013 08:41

Samstag 29.6.
Nach einer windigen Nacht ist es morgens sonnig, die Regnerei scheint vorbei zu sein. Es hat knapp über null Grad und windet. Rasch ist alles eingepackt und auf großes Frühstück hat auch keiner Lust bei dem Wind. Zwei Kaffee pro Mann, ein paar Müsliriegel und Schokolade, dann geht es zum Ranger. Wir bezahlen 1200 ISKR pro Nase (=7,50 €) und deponieren einen Teil des Gepäcks um die Zufahrt zum kleinen Krater zu befahren. Die Piste ist eigentlich leicht, durch die noch vorhandenen Schneereste besteht sie eigentlich aus zwei Schmelzbächlein und kleinen Tümpeln in den Spurrinnen. Einmal fußeln und der Stiefel ist nass ...
Wir fahren die F88 nach Norden nachdem wir uns der Machbarkeit der beiden Furten so gut wie möglich vergewissert haben. Durch weite Lavaebenen geht es dahin, die einzig grünen Stellen sind bei den Furten. Die südlichere über die Lindaa ist die tiefere, mit sandigem Boden und ein paar großen Steinen drin. Wir kommen gut durch, und auch die zweite Furt ist problemlos. Wir freuen uns über blauen Himmel, zumindest manchmal, und ärgern uns über lästige Fliegen. Es ist besser nach der Furt 100 m vom Wasser wegzufahren, da sind deutlich weniger Tierchen. Nach insgesamt 300 km erreichen wir über ein Stückchen Ringstraße die Tankstelle am Myvatn der seinem Namen alle Ehre macht - Mückensee. Lediglich im Supermarkt ist es auszuhalten, draußen nur mit Mundschutz und was über den Ohren. Am besten man behält den Helm auf :D. Die Sonne scheint dauerhaft und uns wird schnell warm. Benzin kriegen wir hier erst nach dem Erwerb einer Prepaid-Tankkarte, weder mit EC noch mit MASTER oder VISA. Die 10.000 Kronen entsprechen gut 40 Litern und sind zu dritt schnell getankt. Die KTM braucht etwa 4 Liter auf 100, die Yamaha 5 und die BMW 6. Das Mittagessen holen wir gegen 17 Uhr bei der Pizzeria 2 km südlich nach - sehr lecker und so reichlich dass für jeden noch ein Rest eingepackt wird. Heute noch über eine kleine Bergpiste nach Husavik. Gemeindecamping mit heißer Dusche um 1100 (=7€). Pizzarest und geschenktes Bier vom Stadtrat von Bad Aibling, weil 4 Leute davon unsere Zeltplatznachbarn sind. Die Wäsche trocknet im geheizten Waschmaschinenhäuschen während die Sonne in den Norden wandert. Es ist trocken, windig und kalt. Hier an der Küste hat es gerade mal 5 Grad.
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Kwak » Mo 01 Jul, 2013 20:23

Einfach schön da Grüß mir den Snefelsjokull
Super bericht
Björnarhofen nicht vergessen Haifisch probieren.
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon rasfaret » Mo 01 Jul, 2013 20:39

Klasse Häppchen!
Viel Spaß noch.

Grüße aus Posen / Polen
grysze,
ralf aus dem teufelsmoor :-)
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Blechroller » Mo 01 Jul, 2013 23:40

Feine Sache!

Die Temperatur läßt sich ja noch händeln, aber diese Mücken... :roll:

Island ist auch hier in den Isarauen. Beim Laufen mal kurz anhalten zum Pieseln ist definitiv nicht erlaubt :twisted:

Weiterhin Gute Fahrt!

OllY
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Lindi » Mo 01 Jul, 2013 23:50

ganz toll, das
Viele Grüße

Dirk
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon roger » Di 02 Jul, 2013 05:51

toller Bericht, grad auch weils so häppchenweise kommt...
Mücken? Da würd ich wahnsinnig werden...
Hurra!
Ach nee, doch nich...
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Boscho » Di 02 Jul, 2013 23:06

Man WIRD wahnsinnig. Egal wo in Skandinavien und den angrenzenden Sprengeln.

Schön is' trotzdem immer. :D
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon motorang » Mi 03 Jul, 2013 08:52

Sonntag, 30.6.
Es ist wieder bedeckt, wir verzichten auf die Attraktionen des Städtchens (Walbeobachtung per Boot und das berühmte Penismuseum) und machen uns auf den Weg nach Westen um von dort aus das Hochland zu durchqueren. Auf der F35 (Kjölur) soll das derzeit möglich sein, aber dafür müssen wir runter zur Ringstraße nach Akueyri und auf ihr etwa 100 km nach Westen.
Auf dem Weg bleiben wir gut zwei Stunden beim Automuseum in Ystafel hängen. Um es zu verstehen muss man ein paar Bilder ansehen ... Dann einkaufen in Akueyri (viele Geschäfte haben auch sonntags offen) und was essen. Die Fastfoodkette Subway hat warme Sandwiches für uns.
Nach vielen eisig kalten Kilometern kommen wir etwas steif in Varmahlid an, tanken und trinken etwas Warmes. Kaffee gibt es hier übrigens aus großen Pumpthermosflaschen, man bezahlt für den Becher und kann sich immer wieder nachnehmen - um umgerechnet 2€ eine feine Sache. Die Karte verzeichnet eine Viertelstunde südlich bei Reykir zwei Zeltplätze und ein Schwimmbad, und tatsächlich ist beides nur 100m voneinander entfernt und der Zeltplatz hat auch noch einen kleinen Aufenthaltsraum mit Küchenzeile. Das Schwimmbad ist inklusive und hat bis nach 22 Uhr offen, so dass sich die entspannende Sitzung im Hot Pot noch ausgeht. Wir braten Fleisch und kochen Kohlsprossen, die Verpflegung ist ausgezeichnet. Zum Schluss schläft der Wind ein und es wird fast noch warm. Morgen wird wieder ein Pistentag!

Montag 1.7.
Wie auch schon gestern müffelt die Tenere nach Sprit - bei geschlossenen Benzinhähnen. Da schließt wohl das Schwimmerventil nicht ganz und einer der Hähne auch nicht. Nach Abziehen der Benzinschläuche scheint der rechte Hahn inkontinent zu sein. Leider ist das nicht reparierbar so dass durch einlegen von Plastikfolie und draufstecken des Benzinschlauches provisorisch diese Seite stillgelegt wird. Wir basteln und räumen noch länger herum, großes Frühstück im Gemeinschaftsraum, plaudern mit anderen Campinggästen (Kanada, Schweden, Deutschland) und kommen so erst gegen Mittag los. Keine drei km später rinnt es beim Vergaser, aber ordentlich. Technischer Halt am Pistenrand: der Benzinschlauch ist der Bösewicht! Auch eln Gewebegummischlauch hält nicht ewig. Das ist schnell provisorisch behoben, ich entferne das defekte Stück und verbinde pen linken Benzinhahn direkt mit dem Vergaser. Wir lassen noch den Reifendruck auf 1,5 bar ab und es geht über die kleine Piste F756 weiter, bei leichtem Nieseln und 5 Grad. Schön zu fahren, anscheinend frisch gegradert mit ein paar weichen Stellen. Weideland mit vielen Schafen, klelnen Bächen und Kurven. Etwa wie oben am Sölkpass vor 25 Jahren. Beim Stauseekomplex Blöndulon ist dann schon Vollwüste, hier treffen wir auf die 35, der wir nach Süden bis Hveravellir folgen. Halbwegs zwischen zwei großen Gletschern ist in einer dampfenden Senke die bewirtschaftete Hütte mit Zeltplatz. Die Piste verläuft meist schnurgerade mit 80er-Wellblech: wenn man mit 80 drüberbrettert sind die Vibrationen fast weg. Es regnet immer wieder, Temperaur 3-4 Grad, Wind trägt unsere Staubfahnen weit über die flache Landschaft, Gegenverkehr ist schon Kilometer vorher an einer Staubwolke zu erkennen.
Bei der Hütte erstmal drei Kaffee - für jeden. Dann nach dem Zelten fragen: Fahrzeuge müssen am Grobschotterparkplatz stehen, Zelte sollen in die Wiese. Wir finden hinter der Hütte bei den Reiseautos ein Platzerl wo beides so nah beisammenliegt dass das 5m-Stromkabel bis ins Zelt reicht. Für die nächtllche Ladung von Smartphones, Navigation und Martins GoPro Helmkamera. In der Hütte ginge das auch, zwei Stunden für 2 Euro pro Gerät ...
Der Camping kostet die üblichen 1200 Kronen (8 €) - so viel wie eine große Dose GULL Bier. Leider wird dann der Regen stärker und eine sehr gute Stunde lang schüttet es durchgehend. Wir hocken mit den Moppedklamotten auf unserer Holzgarnitur unter dem Tentwing, das den Großteil des Windes und Regens abhält. Keiner hat Lust zur vollen Hütte zu rennen oder auch nur den Kocher vom Mopped zu holen. Immerhin ist der Rucksack mit dem Essen am Tisch, und wir können jausnen. Es ist etwa 16 Uhr, heute passiert nicht mehr viel. Wir vertilgen Cheddar cheese, Baguette, Güleröder (Karotten), Smjör (Butter), Hartwurst, Schokoriegel. Endlich weniger Regen. Spaziergang zum nahegelegenen "Dampfgebiet". Hier kommt leicht schwefeliges Heißwasser und Dampf aus dem Boden, und mit dem Wasser wird ein Hotpot neben dem Bachbett gespeist. Zwei armdicke Kaltwasserschläuche und einer mit 80-100 Grad können je nach Bedarf in den Pool gehängt werden. Die Leute da drin sehen glücklich aus, die Mischung passt wohl. Etwas gestresst sind die Menschen die sich gerade bei Windstärke 5 im Freien umziehen, das Badehäuschen ist klein, wie alle Häuser ohne Dachvorsprung, und nur für Zimmergäste. Und es hat inzwischen nur noch 1 Grad. Die Kollegen gehen früh schlafen, aber ich muss ins warme Wasser, ziehe mich beim Zelt um: Badehose, Flipflops, Mütze, Windjacke, Hose. Ortliebtasche mit Handtuch untern Arm und los. Einen Viertelkilometer später raus aus dem Übergewand, dieses regendicht in die Ortliebtasche gepackt, und ab in den Hot Pot. Zwei Verbesserungen fürs nächste Mal: Getränk mitnehmen und Haube aufsetzen. Man wird ganz schön durstig wenn man da knapp zwei Stunden im heißen Wasser einweicht, und vom Regen wird der Kopf nass und kalt. Zwischendrin ein leichter Graupelschauer, aber gegen 21 Uhr kommt die Sonne raus und es hört auf zu schneeregnen. Zeit um sich schnell abzutrocknen und mit Windjacke und Haube zum Zelt zu gehen. Der Wind kühlt einen zwar aus, aber er trocknet auch. Beim Zelt in die lange Unterwäsche gewechselt, Socken an und ab in den Schlafsack - göttlich! Bis jetzt kommen wir mit dem Zelten gut klar, es gibt überall preiswerte Plätze, und fürs Trocknen von Handtuch und gewaschener Unterwäsche und Socken findet sich irgendwo ein Heizkörper, ein trockener Raum, oder halt der Zelthimmel. Die Motorräder laufen zuverlässig. Bis auf das derzeit nicht so tolle Wetter (auch für Island) alles paletti.

Dienstag 2.7.
Regen am Zelt und Lärm von flatterndem Zeltstoff = umdrehen und weiterschlafen. Erst spät finden wir uns mit dem gleichbleibend grauslichen Wetter ab und trinken ein paar Kaffee und Kakao bei der Hütte. Zeltabbau bei Starkwind und Nieselregen, zuletzt die Plane unter der wir die Motorradklamotten angezogen haben. Ich hab heute alles an außer der Regenkombi, 4 Schichten. Jacke und Hose sind halbwegs dicht, der Wind trocknet den Regen gleich weg. Die Griffheizung ist auf Zündung geschalten und bleibt heute an. Wenn der Motor läuft werden die Pfoten warm, in Verbindung mit den Lenkerstulpen echt fein!
Es geht auf schnell zu fahrender Piste weiter, aber man muss aufmerksam bleiben weil manchmal doch eine Rinne oder ein Loch kommt. Ein etwa 8 km langer Nebenweg führt uns direkt zum Gletscher, er ist deutlich gröber zu fahren mit tiefen Löchern und Fahrspuren, was den meisten anderen Straßenbenutzern egal ist. Die Isländer karren hier mit ihren Superjeeps (ballonbereifte US-Kutschen zumeist) Touristen auf den Gletscher. Vor einem Loch verbremse ich mich und lege die Tenere hin. Wieder mal freu ich mich dass das Eisen voll beladen weniger wiegt als eine komplett leere und trockene Africa Twin. Die Alukoffer stecken so einen Ausrutscher auch auf Lavagestein weg, und auch am Lenker bleibt dank umlaufenber Griffbügel alles ganz. Aufstellen, ankicken und weiter.
Eine Stunde später sind wir beim Wasserfall Gullfoss angelangt, die Wüste hat sich zu saftig grünem Farmland gewandelt. Manchmal scheint die Sonne, die Temperatur wird langsam zweistellig. Nach Spaziergang, Suppe und Kaffee ist mir schon zu warm, und eine Schicht Unterkleidung muss weg. Im unweit gelegenen Geysir (das mit der gleichnamigen Springquelle und dem Dampfschlot Stokkur) ersetze ich die undichte Benzinleitung und stelle den Originalzustand wieder her, damit sind beide Tankhälften während der Fahrt verwendbar, wenn auch der Ersatzschlauch in der Kälte bockig ist und nur unwillig dichtet.
Nachdem die letzten beiden Tage kulinarisch eher trist waren, wollen wir heute etwas früher Schluss machen und grillen, auch die Zelte müssen noch trocknen. Nach Karte finden wir gegen 19 Uhr einen passenden kleinen Platz an der 32 nahe Storinpur, mit Rasen und Sonne und viel Wind. Grillen geht im Windschatten der kleinen Duschanlage, es gibt Lamm und Wokgemüse, Toast mit Butter und Knoblauch, Cheddar cheese. Dazu Bier, und ein Schluck Scotch rundet die Sache ab. Der Platz liegt an einem kleinen Fluss und ist (selten!) baumbestanden, so dass wir Brennholz für ein wärmendes Feuerchen klauben können. Abends geht das Thermometer auf 5 Grad, die Sonne geht zwar kaum unter, aber lange Schatten wärmen halt nicht. Zeltschlupf gegen 23 Uhr.
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon März » Mi 03 Jul, 2013 11:10

Hört sich fein!
Aber konntet ihr Richy auch zum trinken verleiten? Der wehrt sich doch immer so arg!? ;-)

gruß Flo
Gruß Flo
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Michiklatti » Mi 03 Jul, 2013 14:31

März hat geschrieben:Aber konntet ihr Richy auch zum trinken verleiten? Der wehrt sich doch immer so arg!? ;-)


Das dachte ich mir auch gerade :P

aber Null Grad ist ja schon etwas frisch ^^ vor allem wenn man hier bei 35°C losgefahren ist.

LG Michi
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon hiha » Do 04 Jul, 2013 05:24

Im letzten geposteten Häppchen ist am Ende des Textes beim abschließenden "[/b]" der Släsch falschrum, drum isser nicht fett.
Aber das hast Du ja bestimmt bereits gesehen.. :-D


Gruß
Hans
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon koarrl » Do 04 Jul, 2013 06:46

Ganz großes Frühstückskopfkino, vielen Dank dem Hern Präsi für diese Berychte.
Wish I were there!

k.
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon Lindi » Do 04 Jul, 2013 07:30

Jou!
Viele Grüße

Dirk
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon motorang » Sa 06 Jul, 2013 10:04

Mittwoch 3.7.
Auch der Morgen ist noch sonnig und windstill, und schnell wird auch die Temperatur deutlich zweistellig. Als es 18 Grad hat schieb ich die Tenere zum Aufpacken in den Schatten und beschließe heute in Unterwäsche zu fahren, genauer: lange U.
darüber Endurojacke mit Wärmefutter und Endurohose mit Windstopper-Innenhose. Bald geht es weiter nach Osten, das Zwischenziel lautet F225 nach Landmannalauga mit dem Plan nördlich des Gletschers Myrdalsjökull auf der F208 weiterzufahren. Also zuerst mal zur F26 die seit heute geöffnet ist. Die vermeintlich (laut Karte) nächste Brücke gehört zu einen Flusskraftwerk und ist "Staff only". Erst nach weiteren 14 km können wir über den Fluss. Da wir inzwischen schon 70 km gefahren sind fahren wir weiter nach Hraunejar um vollzutanken. Leider sind die Mücken schon da, echt eine Plage. Nach dem Benzinfüllen flüchten wir ins Resthouse wo wir (wie so oft - warum steht das eigentlich nicht im Reiseführer?) die Schuhe ausziehen müssen oder zumindest Plastiküberzieher verwenden. Ist auch bei einigen Hütten so. Bei Kaffee und Saft beschließen wir eine Abkürzung zur F26 zu fahren. Diese alte Piste ist in allen Karten, aber der Verlauf ist inzwischen anders und es dauert eine Weile bis wir den Einsteg gefunden haben. Am Anfang ist es ein wenig ruppig und Richard zweifelt an der Richtigkeit des Planes, aber die Piste wird eindeutiger als wir das Tal verlassen, und nach dem ersten Bergrücken sind wir sicher dass es passt - auf diesem Wegerl kommen keine Überlandbusse oder Mietcamper daher :D. Später passieren wir den Valagja und stoßen wieder auf die F26 die an ihren Staubwolken leicht auszumachen ist. Je weiter wir nach Osten und ins Hochland kommen, umso kühler wird es. 14, 12, 10, 8, 6 Grad. Und die Fotomomente werden weniger. Ist es um die Kringla noch sonnig, so regnet es bei Landmannalauga. Trotzdem ist dort mords viel los, wir sparen uns die beiden Furten in diese Sackgasse und fahren trotz Regen und Uhrzeit weiter, wollen noch den Zeltplatz bei der Hütte Holaskjol etwas südlich von Eldgja erreichen, 41 km auf der F206. Etwa zwei Stunden später kommen wir bei der Schutzhütte an. Etwa 20 Furten waren das, teilweise Nebel wie Watte, dann wieder durch Schneefelder dass dir das Visier komplett zugeht. Bei der ersten Furt merke ich dass ich die Hose nicht über die Stiefel gezogen und zugezippt habe - leider erst als das Wasser reinschwappt. Und die Regenkombi haben wir auch nicht angezogen. Ergo bin ich nass, kalt, müde und hungrig als wir bei der Hütte ankommen. Der "Wirt" (ich nenne ihn einfach mal Seppi) wohnt mit seiner Frau, Hund und Katze in einem Blockhäuserl nebendran. Eigentlich ist er mehr der Hausmeister, weil Bewirtung gibt es keine. Man kommt in einen großen Raum mit Stockbetten, nebendran Dusche und Klo, und fertig. Nix mit Kaffee oder so. Na ja, hilft ja nix. Wir fangen an unser Zelt in der Wiese aufzubauen, wohlgemerkt bei Dauerregen und Wind, als uns Seppi bedeutet weiter drüben wäre ein besseres Platzerl. Glücklicherweise folgen wir seinem Rat denn auf der Rückseite des Klohäusls ist eine halboffene Waschstelle mit trockenem Platz für drei stehende Gestalten die sich da ihr Süppchen kochen können. Als es mal weniger regnet stellen wir Zelte und Plane auf, und hängen unsere nassen Klamotten unter das kleine Dachl, ohne viel Hoffnung dass da was trocknet bei 5° und 100% Luftfeuchte, aber vielleicht tropft etwas ab. Eine warme Dusche hilft auch um aufgewärmt schlafen zu gehen, hier mangels Geothermie mit Gas betrieben.

Do 4.7.
Nach durchschlafener Nacht in die feuchten Klamotten gestiegen. Das Packen zieht sich bis Mittag weil man ja möglichst wenig Wasser einpacken will, speziell bei Tarp und Zelten schwierig. Ich habe folgende bewährte Packordnung:
Eine große Ortliebtasche mit unbedingt trockenen Sachen (EVA-Matte 8mm und dünne TAR-Matte, Kunstfaserschlafsack, Kleidung), eine kleinere mit möglicherweise feuchtem Zeug (Zelt, Tarp), rechte Alubox mit Werkzeug etc (incl 5 lt. Reservesprit, Benzinkocher, Ersatzteile), linke Alubox mit Diversem (Wasserflasche, Futter, Kulturbeutel, Mütze und Windjacke ...). Tanktaschen vorne mit Regenkombi, Turnschuhen, Flipflops. Tankrucksack für 2x Foto, Geld, Landkarten, Leatherman ...
Am Nachmittag kommen wir nach Kirkjubaejarklaustur und verlieben uns in den Campingplatz mit Trockner, Waschmaschine, Aufenthaltsraum mit Küche. Wir machen einen Supermarkteinkauf und stellen die Zelte auf, brechen trotz regnerischem Wetter zum Laki-Vulkan auf, mit nur dem nötigen Gepäck. Recht flott und mit nur kleinen ohne Check durchfahrbaren Furten geht es etwa 40 km zum Laki-Krater. Schön zu fahren, schwarze Aschenpiste zuerst in saftigem Grasland mit Kühen und Pferden, dann die genügsameren Schafe, schließlich nur noch Moose und Flechten. Leider regnet es oft, so dass Fotomomente rar sind. Wir fahren die "Laki-Runde" gegen den Uhrzeigersinn, und bald kommt eine Furt die definitiv nicht einfach ist. Die Wathose liegt gut im Zelt und wir stehen etwas ratlos am Ufer als uns ein Geländewagen entgegenkommt. Es ist ein Ranger, und an seiner Spur können wir uns orientieren.
Der kleine Fluss ist etwas tiefer und recht schnell, aber alles geht gut. Die Tenere ist etwa bis zur Hälfte der Koffer im Wasser, das Motorgehäuse komplett. Für Richards Zündkerzen ist das schon knapp, aber der alte Boxer läuft brav durch. Der weitere Rückweg geht über eine alte wenig befahrene Piste vorbei am Leidolfsfell mit seinen Almhütten, durch meist moosige Landschaft auf etwas anspruchsvollerer Piste. Wir müssen den breiten Fluss Hellisa furten, etwa 50 m breit, und erwischen eine gute Linie auch ohne Ranger (uff), dann fällt noch Nebel ein, aber irgendwann gegen zehn kommen wir nach gut 100 km "Nachmittagsausflug" glücklich am Zeltplatz an.
Wegen Regen kochen wir im Aufenthaltsraum. Das isländische Leichtbier das man noch im Supermarkt oder an der Tankstelle bekommt (Lettöl, 2,25 Umdrehungen) schmeckt recht gut zu Steak und Bratkartoffeln. Währenddessen rumpelt die Schmutzwäsche in der Waschmaschine nebenan. Ich tu sie gegen Mitternacht noch in den Trockner und lass die Kollegen schlafen gehen, hole meine heiße Dusche nach, und gegen zwei ist auch für mich der Tag gut zu Ende.

Fr. 5.7.
Es geht regnerisch weiter, aber wir kriegen unser Zeug halbwegs trocken auf die Moppeds. Eier mit Speck zum Frühstück - diese Energie trägt uns durch einige Kilometer Dauerpiss nach Vik wo wir in einem Hotelrestaurant Zuflucht finden. Bei Kaffee, Kuchen und Suppe sondieren wir die Lage, die Wetterprognose ist nicht toll aber inzwischen ist die Sprengisandur offen und die ist das Ziel, jawoll! Heute sicher nicht mehr, dazu ist das Wetter zu beschissen. Telefonisch suchen wir nach einer Hütte auf den nächsten 50 km Strecke bevor es ins Hochland gehen soll, aber es ist alles voll. Also Regenkombi an und Zeltplätze abklappern. Der in Seljavellir existiert ebenso wie das zugehörige Schwimmbad nicht mehr, aber bei Seljaland werden wir fündig. Ein Zeltplatz mit Cafe und einem kompetenten Betreiber mit Superjeep vor der Hütte - und Illykaffee! Wir sitzen lange in der Gemeinschaftsküche während es draußen schüttet. Futter von den Moppeds holen, kochen, abends eine Regenpause mit kurz sogar Sonne. Zelte im Windschatten vom Haus aufbauen. Mit Ortliebtasche ins Zelt. Matte und Schlafsack ausbreiten, der Sturm rüttelt wieder am Zelt. Unter Nachbar ist ein Däne der hier campiert weil es ihn in seinem kleinen Mietwagen bald von der Straße geweht hätte. Hoffentlich wird es morgen besser, der Chef meinte es sei hier nie drei Tage am Stück Schlechtwetter - Schönwetter allerdings auch nicht.
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Re: Motorangs Islandhäppchen 2013

Beitragvon motorang » Sa 06 Jul, 2013 11:54

Im hohen Norden, tanken vor der Straße 35 (Kjölur):
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Bei Hveravellir:
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Hochlandpiste zur Skalpaneshütte:
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Unsere "Schutzhütte" bei der Holaskjol-Hütte an der F206:
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Gestern im Süden, westlich von Vik: der Campingchef füllt die Reifen am Patrol
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