Kleine Gruselgeschichte:
Mein altes liebes Fahrrad, 1987 neu gekauft, kommt in die Jahre. Stahlrahmen (zweimal am Ausfallende geschweißt wegen Anhängerbetrieb), ein frühes Mountainbike aus Fernost, ungefedert - Ein echtes Arbeitspferd.
Nach nichtmal 28 Jahren hatte ich neulich mal ein Tretlager gebraucht. Die Erstausrüsterkomponenten waren alle von Suntour und haben ein Vierteljahrhundert gehalten (die Schalterei tut heute noch), lediglich die Kurbelgarnitur war Shimano Biopace. Da hatte ich neulich ja mal nach Ersatzblättern gesucht (wäre der dritte Satz gewesen).
Weil ich keine gefunden hab und auch das Tretlager nicht mehr neu war, hab ich die komplette Kurbelei samt Tretlager von einem Fahrradsozialprojekt tauschen lassen, um kleines Geld, gegen Shimano Acera glaub ich. Ende 2015. Hatte keinen Tretlagerschlüssel und traute mir auch nicht zu, das 28-jährige Lager so einfach aufzukriegen.
Was am Suntour-Zeug nicht so gut war: die Hinterachse. Die Achsen waren anscheinend fehlerhaft gefertigt, so dass alle paar Jahre eine brach. Auch früher schon, mit Jugendgewicht meinerseits.
Letztjährig war es wieder soweit, und da sind mir dann die Suntour-Achsen ausgegangen (hatte Anfang der 2000er beim Importeur Thalinger noch die letzten 4 Achsen österreichweit kaufen können, hohle und volle, leider ganz anders als heutige Achsen, Industrielager), und ich hab ein shimanobestücktes Hinterrad aus einem Schrottrad eingebaut. Aus hauchdünnem Stahlblech, erkenntlich am reichlichen Felgenrost, aber mit noch brauchbarem Ritzelpaket (6-fach) und Achse.
Das war die Vorgeschichte.
Vor meinem Schiurlaub habe ich drei Sachen festgestellt:
1) Ich will endlich einen ordentlichen Kettenschutz, weil ich mit dem Radl täglich fahre und nicht immer Hosenbeine versorgen will. Aber die Dinger montieren sich ins Tretlager.
2) Das Hinterrad ist komplett fertig, die Felge verzogen und rostig, die Radlagerung am Ende.
3) Ich hab keine Lust, das selber zu machen (Restgrippe) und brauch das Radl aber täglich. Schließlich hat gerade eine kleine Fahrradbude auf meinem Arbeitsweg aufgesperrt, da frag ich mal.
Bei der Vorbesprechung hat Herr Hasan, Eigentümer und alleinig Anwesender im küchengroßen Geschäft "Rad-Ecke" am Floßlendplatz, großen Basteleifer an den Tag gelegt, mir einen Pauschalpreis von 80 Euro genannt, samt neuem Kettenschutz und gebrauchtem Kompletthinterrad mit Achse und Ritzelpaket von einem Spenderrad (konnte ich mir anschauen - gebraucht und verstaubt aber OK).
Ich habe mehrmals meinen Auftrag wiederholt:
Kein Gebastel, weil das könnt ich selber.
Der Kettenschutz soll NEU sein und HINTER der Tretlagerschale mit originaler Blechhalterung verschraubt werden.
Hinterrad tauschen.
Nach einer Woche holte ich das Rad ab. Ich war begeistert: alles war noch genau so wie vorher.
Herr Hasan hatte genau nichts zu Stande gebracht.
Wir waren zwar für das Hinbringen und Abholen des Radls aufgrund der unregelmäßigen Öffnungszeiten öfter per SMS in Kontakt, aber das kam doch überraschend, weil davon nie die Rede war.
Herr Hasan habe das Tretlager nicht aufbekommen. Er hätte kein Druckluftwerkzeug und wollte nichts beschädigen.
Herr Hasan habe dann angeblich 4 Stunden lang versucht, einen gebrauchten Kettenschutz trotzdem irgendwie zu befestigen, war aber (gottseidank) gescheitert, weil der anscheinend von einem Hollandrad war und nicht über die mächtige MTB-Kurbelei passte.
Herr Hasan hatte dann auch die Hinterradachse nicht aufbekommen, wollte aber nichts kaputtmachen. Obwohl das alte Hinterrad eh Schrott war (wir hatten und darauf geeinigt dass er es entsorgen würde) und am Ersatzrad eine Achse war.
Ich hab dann, bevor ich unfreundlich werden konnte, das Ersatzhinterrad um 25 Euro abgekauft und das Radl schnell mitgenommen.
Seine angeblichen 4 Arbeitsstunden hat er mir nicht verrechnet.
Und ich ihm meine zwei Stunden auch nicht, die ich zum Radl hin- und zurückbringen aufgewendet habe.
Bin direkt zum Händler, der mir damals das Tretlager eingebaut hatte, um einen passenden Tretlagerschlüssel zu erwerben.
Ab jetzt Freufred:
Tretlagerschlüssel war vorrätig und der Mechaniker sagt ich solle ruhig das günstigere Modell um nen 10er kaufen, weil er habe das auch in der Werkstatt und es sei unkaputtbar. Gebongt.
Daheim direkt die Hinterachse ganz normal geöffnet. Mit kurzen 15er Ringschlüsseln. Reifen und Schlauch gingen eh noch, auf die neuere Alufelge aufgezogen.
Ritzelpaket runtergebaut (hatte passenden Schlüssel), Achse raus, Lagerschalen gereinigt. Alles neu gefettet zusammengebaut, eingestellt, montiert, fertig. 45 Minuten waren vorbei.
Noch ein bisserl Bremsenwartung und Felgenreinigung.
Kurbeln runter (hatte passenden Kurbelabdrücker), Tretlager auf. Alles ohne Druckluftwerkzeug, aber halt in die richtige Richtung - rechts ist ein Linksgewinde. Alles zusammen 1,5 sehr gemütliche Stunden.
Gestern abend war dann der bestellte Kettenschutz da.
Und nach dem Frühstück bau ich ihn ein. SKS Made in Germany. Yeah!
Ich glaub, meine Grippe ist jetzt wirklich rum, auch mental. Mein Hirn muss voller Rotz gewesen sein
Gryße!
Andreas, der motorang