motorang hat geschrieben: Stichwort "bikepacking" (als Abwandlung von "backpacking").
Zelt und Kocher läuft unter Normalmenschen dann eher als Notlösung. 15g Aludosen-Spiritusbrenner (das Treibstoffproblem am Balkan ...), nicht regelbar, muss ja auch nur Wasser kochen. Das Kochgeschirr ist das Trinkhäferl. Und das Zelt ist eine einwandige Haut.
Nun, gehen wir halt noch vorab etwas auf die Ausrüstung ein:
Zelt: Vaude Lizard Gul 1P (so 800gr mit Zeltnägeln (Ti) in doppelwandig) –von dem Mistding wird noch zu reden sein- ;
Ein Ti-Topf 500ml auch als Tasse; Minigaskocher mit 100gr.Kartusche; Ti-Folie als Windschutz; leichter Daunenschlafsack (600gr), weniger als „halbe“ Isomatte nur für den Oberkörper von Thermarest
Bekleidung: Radklamotten am Mann plus eine kleine Flasche Waschmittel, Armlinge, Knielinge, sehr dünne Regenjacke, kurze Regenhose, 1 sehr dünner Fleece, 1 U-Hose, 1 sehr dünne kurze Hose, 1 lange Plastikhose extra leicht, 1 T-shirt dünne Merinowolle, 1 Paar Ersatzsocken, 1 Handtuch der Größe 30x30cm. Die Radklamotten wurden jeden Abend gewaschen und morgens z. T. noch leicht feucht wieder angezogen. Das ist nur 2 Minuten ungut und nach 10 Minuten Fahrt waren die Sachen eh wieder nass
Ziemlicher Klotz war das Elektrogedöns mit einer großen Powerbank, einer kleine Powerbank, Ladestecker und Kabel, Akku-Front- und Rücklicht. Hier hätte ich auch auf einen Nabendynamo mit Ladeeinrichtung rüsten können, wäre damit aber 100gr. schwerer und mindestens 400€ ärmer geworden, was für eine so seltene Nutzung Unsinn wäre. Eine etwas kleinere Powerbank hätte es auch getan. Eine billige Powerbank kann man auch auf dem Camping mal zum Laden hinhängen, eine GPS oder Telefon eher nicht. Außerdem will das Radl-GPS so nach spätestens 8h wieder neuen Strom.
Dann war da noch der GPS-Fahrradcomputer (Garmin Edge 1000), MP3-Player mit Hörbüchern, Bildschirmtelefon, EBook, eine kleine Kamera, ein halbierter Reiseführer, eine Karte, ein Messer, eine Stirnlampe mit einem Ersatzakku und –sehr wichtig- ein Löffel mit Gabelzinken, klappbar aus Didan
Ein paar Fahrradersatzteile wie Züge, 2 Schläuche, 1 Satz Bremsbeläge und ein Fahrrad-Minitool, Klebeband, Draht, Kabelbinder, Kettenöl und –lässt sich bei einem Plastikradl leider nicht vermeiden- ein kleiner Drehmomentschlüssel für 5NM.
Zahnbürschtel, Duschmittel, Autan!!!(ohne wäre ich verreckt), Sonnencreme…
Wichtig ist, dass man unbedingt den Griff vom Zahnbürschtel absägt. Das bringt zwar nix und die Bürschterei wird nervig, aber so muss das nun mal!
Ach ja; noch ein klein zusammenfaltbarer Rucksack, um Einkäufe zum Camping zu transportieren. Das Ding war Gold wert und wiegt keine 100gr.
Das war es so ziemlich. Insgesamt inkl. 3 Wasserflaschen am Radl und den 5 Taschen inkl. Halter für das oben genannte Geraffel waren das recht genau 9kg.
Mit etwas Mühe geht das auch noch auf Richtung 8kg oder man lässt auch noch den Kocher und die Topf/Tasse weg. Das würde aber bedeuten, ohne (löslichen) Kaffee am Morgen losfahren zu müssen und irgendwo hört der Spaß dann mal auf
So habe ich fast das gewohnte Rennradfeeling hin bekommen. Lediglich an längeren Steigungen merkt man die 9kg zusätzlich dann doch recht deutlich.
Die Einschränkung, die man mit so wenig Gepäck akzeptieren muss, ist aber auch nicht ohne. Keine Sitzmöbel abends, kaum Möglichkeiten, richtig zu kochen, außer man kauft dauernd neue Minischraubkartuschen, was in Gallien, dem Land der blauen Stechkartuschen, nicht so einfach ist. In einem Ti-Topf der Größe geht aber auch kaum mehr, als Wasser zum Kochen zu bringen. Also entweder diese schreckliche Aufgießnahrung oder man sponsort die lokale Gastronomie. Letzteres habe ich dann getan bzw. 2 Tage auch mal nur kalt gefuttert mit Brot, Käse usw. Kann man gut überleben.
Mit dem Zeltchen ist auch nicht mehr möglich, als drin zu pennen. Einen Regentag auswettern ist nicht. Da bekommt man Platzangst. D. h. wenn es schifft, wird einfach weiter gefahren oder ein Kaffeehaus gesucht.
Die Nutzung des ganzen Potentials des Radl ist auch eingeschränkt. Mit dem von mir verwendeten -neudeutsch- Gravel-Radl kann man schon so einiges an Schotterpisten fahren. Nur bringt das die Gefahr, das man bei Verwendung von halbwegs leichten und im Rollwiderstand optimierten Reifen die Reifenflanke schlitzt. Das bedeutet entweder weitere 400gr für einen Ersatzmantel mitschleppen oder 1Kg zusätzlich für stabilere Reifen oder man verzichtet auf die eine oder andere Strecke. So habe ich z. B. auf die vom Motorang angeratene Piste zum Strand verzichtet, weil der nächste Radladen locker 200km weg wäre.
Unterm Strich bringt so ein Leichtkonzept nur dann Freude, wenn man den ganzen Tag auf dem Radl sitzt bzw. unterwegs ist (Kaffeehäuser sind auch wichtig!) und das auch so will.
Wer tiefer in das Thema einsteigen will und wo das eigentlich her kommt, möge mal Richtung Transcontinental-Race oder Tour-Divide die Suchmaschine bemühen. Wobei die Jungs und Mädels das mit dem Komfort teilweise noch weiter runter schrauben, wenn sie das mit dem "Race" ernst nehmen. Da wird einfach gefahren, bis man einschlafend in den Straßengraben donnert, dort bleibt man dann einfach schlafend liegen
OllY