Hallo, freut mich dass es trotz fehlendem Motorradbezug so gut gefällt
Weiter geht es am Nordufer des Issyk Köl entlang:
Tong und Saska Samstag 5.8.2017
Wir schlafen so gut in der dunklen Jurte, dass wir fast das für 9 Uhr vereinbarte Frühstück verpassen. Es gibt Spiegeleier, einen Tomaten-Gurkensalat, Brot, Marillenmarmelade, Tee, Süßkram. Der Tee wird landesüblich mit heißem Wasser in einem kleinen Schälchen zubereitet, indem ein Teebeutel 5 Sekunden darin geschwenkt wird. Ein Beutel reicht so für mehrere Tassen.
Heute ist ein Ruhetag, wir waschen nochmal Wäsche, ich schreibe am Reisetagebuch. Lesen, fotografieren, Dachzelt lüften, komponieren (Paul und sein Macbook haben wieder Strom) etc.
Schwimmen im See, Mittagschlaf. Ich kann sogar meine Hängematte in der Außenjurte aufspannen, schön schattig und leicht windig, ideal auch zum Zeug trocknen und Essen kochen - gebratenes Gemüse gibt es:
Gegen 16 Uhr brechen wir zu einem Ausflug auf, schauen am Weg noch in Bokonbaevo in der "Supermarkthalle" vorbei, Tipp vom örtlichen Tourist Info. Hinter einem unscheinbaren Blechtor gibt es einen Kinderwarenladen, Kleidung und ein Haushaltswarenstandl. Dort können wir eine halbwegs dichte Plastikbox kaufen, um den leicht siffenden Benzinkocher einzupacken, der uns vermutlich das Auto einstinkt.
Dann fahren wir an Badestränden entlang weiter nach Osten, die Tong-Halbinsel ist DAS Badezentrum am Südufer des Issyk Köl. Man kann Getränke kaufen, Schwimmreifen, Luftmatratzen, alle sind fröhlich hier. Die gute Tat des Tages: Wir können dank Allrad einer Familie helfen, deren Wagen im Tiefsand festsitzt:
Wir fotografieren vor Tosor eine riesige sitzende Figur am Berghang und eine verlassene Anlage am Ufer, über die weder im Reiseführer noch im Internet etwas zu erfahren ist. Man erklärt uns später, das sei wohl eine Gedenkstätte für den berühmten kirgisischen Manastschi Sayakbay Karalaev, er war einer der letzten "Manastschi", die das komplette Manas-Epos vortragen konnten. Diese Epos behandelt in 500.000 Versen den Kampf des Volkshelden Manas gegen die Uiguren im 9. Jahrhundert und wurde immer nur mündlich überliefert, und erst 1885 schriftlich niedergelegt.
Der Herr Sayakbay Karalaev ziert übrigens auch den aktuellen 500-Som-Geldschein:
Scheints kam das Projekt nicht so richtig ins Laufen, heute ist es verlassen und das Tor zur prächtigen Anlage zugeschweißt:
Nach 30 km erreichen wir den Abzweiger zum "Fairy Tale Canyon" bei Saska. Nachdem an einer Schranke ein Obulus von 50 Som entrichtet wurde, führt eine schöne Sandstraße noch 2 km zu einem kleinen Parkplatz:
Eineinhalb Stunden durchwandern wir die bunten Sandsteinfelsen, bevor die Sonne sich hinter einer Wolkenbank versteckt.
Übrigens hat auch Paul fleißig fotografiert, so sind alle Sonnenbrillenbilder von ihm:
Auch bei den Profis ist die Gegend beliebt:
Am Heimweg kaufen wir noch Getränke, und eine schnelle Runde schwimmen im See geht sich vor dem Abendessen um 20 Uhr auch aus.
Es gibt erstmal Tee und den gleichen Salat wie zum Frühstück, dann Manti (манти, dampfgegarte Knödel mit Fleischfüllung) , danach Wassermelone (дарбыз, darbiz ). Dazu natürlich das schmackhafte lokale Brot (Lepjoschka -
VIDEO) und eine Art vergorenen Frischkäse. Bald danach gehen wir schlafen - ist ganz schön anstrengend, so ein "Ruhetag"...
Karakol und Altyn ArashanSonntag 6.8.2017
Marillengegend - winzig aber wohlschmeckend!
Nach dem Frühstück um neun stelle ich das Auto vor die Jurte, checke Öl und Kühlwasser. Dann geht es langsam ans Einräumen, nebenbei verklebe ich das Reparaturteil im Zeltgestänge.
Wir bezahlen für zwei Nächte mit Halbpension 6700 Som und kommen gegen Mittag los, frisch geduscht und ohne Schmutzwäsche. Der Plan: 130 km nach Kochkor, einkaufen, und dann versuchen die Radonquellen von Altyn Arashan zu erreichen. Dauert halt alles etwas länger, die Straße lässt kaum mehr als 80 km/h zu und die nicht oft. Ein russisches Sprichwort sagt "Wer geradeaus fäht musd betrunken sein", und das gilt durchaus auch für die "Ring Road" um den See, die reichlich Bodenwellen und Schlaglöcher zu bieten hat. Fährt man die Kurven mit Normaltempo, dann kann es einen schon mal um einen Meter von der Ideallinie versetzen.
Wir speisen gegen 14 Uhr, keine Pizza diesmal, aber auch Paul schmeckt es. Wir haben ein sehr schönes Restaurant an der Straße gefunden, nebendran findet eine Wahlveranstaltung statt, deswegen hapert es ein wenig an der flotten Bedienung, aber das Essen ist gut:
Wir bekommen Beschbarmak, ein Nationalgericht aus Nudeln, Zwiebeln und Lammfleisch. Beschbarmak bedeutet "fünf Finger", angeblich weil es nach Nomadenart ohne Besteck gegessen wird. Dann ist es aber meistens in Nudelteig verpackt:
Und eine Suppe mit sehr (!) viel Butter drin und fleischgefüllten Nudeln.
Stilles kaltes Wasser ist aus, aber es gibt Sprudelwasser, Orangensaft und einen Fruchtsaft im Krug der wie Kompott schmeckt (Kirsch? Zwetschge?) und auch so heißt: Kompot.
So nobel der Speisesaal ist, so kirgisisch sind leider die Plumpsklos im Hof. Es gäbe zwar immerhin Einzelkabinen, aber der Gestank lässt mich Geschäftliches auf später verschieben.
Karakol ist dann wie jede Stadt anstrengend für uns. Viel Verkehr, Baustellen, Staub, fehlender Fahrtwind sind Teile des Puzzles. Immerhin finden wir in der Hauptstraße einen netten Andenkenladen, wo man auch gut englisch spricht - den
Issyk Kul Brand Shop in der
Toktogul Ecke Alybakov. Es gibt neben Wollsachen auch ein paar Delikatessen, sodass wir mit Kräutersalz, Berberitzenmarmelade und einem Halstuch den Laden verlassen.
Gleich links nebenan ist ein kleiner Supermarkt namens "Karavan" mit tollem Sortiment wo wir uns für drei Tage verpflegen, unter anderem mit einer Literpackung Kefir der hoffentlich nicht zu arg vergoren ist. Leider hat der Sportladen schon zu, wieder nichts mit Gaskartuschen. Wir fahren in Richtung Berge, und erreichen bald die Fahrstraße nach Altyn Arashan, einer Alm mit Badehütten, wo man im radonhaltigen Wasser baden kann.
15 km soll sie lang sein, wir geben nach schwach einem Drittel auf. In Wirklichkeit ist das ein Wanderweg. Das Gerumpel und Geschaukel macht keinen Spaß, wir sind mit Fußgängertempo unterwegs und noch zwei weitere Stunden Tageslicht haben wir nicht. Nach einem besonders argen Stück ist das Tal etwas weiter, hier können wir gut übernachten und morgen wenden.
Das Bier ist noch kühl vom Einkauf, immerhin. Es gibt noch etwas Brot mit Wurst und Käse, Eva holt die Fleecedecke raus, denn es taut und wird schnell ungemütlich feucht-kalt.
Wir werden unseren weiteren Plan überdenken müssen. Mehr Urlaub, weniger Expedition. Dieses Tempo halten wir nicht durch, sind eh schon etwas hinter dem Plan und könnten alle drei etwas mehr Ruhe vertragen.
Nachts fahren bis etwa 21:30 noch ein paar UAZ Hunter und UAZ Buhanka durch, dann ist Ruhe.
Hier die Route der letzten 3 Tage:
Gryße!
Andreas, der motorang