Auf eine mobile.de Verkaufsanzeige meldet sich ein Mensch aus Madrid. Er würde sich überlegen, mein Motorrad zu kaufen, brauche aber noch einige detaillierte Informationen. Der Erstkontakt geschieht über eine deutsche Mobilfunknummer per SMS. Danach geht es weiter über eine gmx.net eMail-Adresse. In einigen eMails hin und her versucht er Vertrauen aufzubauen und stellt ein paar belanglose Detailfragen zum Krad. Ich erkläre ihm von Anfang an, dass ich nur Cash direkt am Motorrad akzeptiere, oder Vorkasse blind und eine Organisation der abholenden Spedition durch den Käufer, wobei ich gerne den Abholprozess unterstützen werde.
Er schickt mir unaufgefordert eine Ablichtung eines deutschen Reisepasses, ausgestellt von der Botschaft in Madrid, ein Urlaubsphoto von sich und einem Kumpel auf zwei Motorrädern und so weiter.
Dann erklärt er mir, er werde das Motorrad kaufen, aber wegen seines hohen Alters die beschwerliche Reise nach Deutschland nicht selbst unternehmen, sondern eine Treuhandfirma beauftragen.
Die Regeln dieser "Treuhandfirma" wiederum besagen, dass es nur einen Weg für das Prozedere geben kann: Der Verkäufer bezahlt den Transport, der Käufer das Motorrad. Daher wollte mir der Käufer 600 Euro mehr Überweisen, als den geforderten Kaufpreis, und ich sollte die 550 Euro Transportkosten eben direkt an die Treuhandfirma bezahlen. Danach würde die Treuhandfirma den Kaufpreis bei Übernahme des Motorrades an mich entrichten.
Ich habe dem "Käufer" angeboten, ihm das Motorrad für 500 Euro persönlich nach Madrid zu transportieren. Er müsste dann die Katze nicht im Sack kaufen und würde zudem nochmal 100 Euro sparen. Seit er das abgelehnt hat, bin ich mir sicher, dass die oben verlinkte "Treuhandfirma" nicht existiert, zumal ich in keiner Suchmaschine Erfahrungen mit ihr ermitteln kann, und es auch über die Firma selbst keine Einträge gibt. Die angegebene Londoner Adresse ist die einer Markthalle. Eine Spedition mit der gleichen Buchstabenfolge gibt es zwar in New York, aber in Europa finde ich keine Referenzen. Die Identität des "Käufers" ist vermutlich sonstwie ergaunert, denn auch über den Herrn selbst finde ich nicht wirklich was im Netz ...
Ich vermute es soll so laufen:
Ich erhalte eine eMail von einem fingierten Treuhandunternehmen, dass eine Zahlung in Höhe von Kaufpreis plus Transportkosten eingegangen ist.
Dann überweise ich 550 echte Euro an dieses fiktive Unternehmen.
Und danach höre ich nie wieder was davon.
Der betriebene Aufwand um Geld zu ergaunern wird dabei immer raffinierter und ausgeklügelter.