von Richy » Mi 24 Nov, 2021 13:58
Es tankt zwar nicht jeder, aber dennoch muss ich Justus zutimmen, wenn es darum geht, mal die emotionale Ebene ein wenig zu verlassen bei dieser Diskussion.
Peter, du hast natürlich Recht, die Einsparungen sind eher in der Industrie zu finden. Aber immerhin 13TWh gespart seit 2010.
Dennoch: Wir haben Schwankungen im gesamten Stromnetz von 50TWh innerhalb weniger Jahre.
Nicht alle werden ihre Autos zuhause laden (können), das gibt schon die Infrastruktur an sich nicht her.
Es wird also weiterhin Tankstellen in irgend einer Form geben müssen. Dort kann dann auch eine entsprechende Anbindung vorhanden sein.
Außerdem, wie Justus schon schrieb: Nicht jeder muss schnellladen und schon garnicht immer und sofort. HardCore-Gegner des E-Autos führen gerne folgendes Argument ins Feld: "Wenn es sein muss, setzt ich mich nachts um 1 in mein Auto und fahre damit mal eben 600km, notfalls tanke ich es in 5 Minuten voll." Mal ganz ehrlich: Wie oft kommt sowas in der Praxis vor? Und ginge es, wenn es denn ein Notfall ist, nicht auch mit dem Taxi oder einem CarSharing-Auto?
Die gefahrene Strecke: 13600km/Jahr macht bei rund 200 Fahrtagen rund 68km pro Tag. Bei 15kWh/100km kommt man da auf rund 10kWh, also für rund 10h Ladezeit 1kW. In unserem Mehrfamilienhaus wohnen 10 Parteien, nimmt man an, dass jede Partei ein Auto auf dieser langen Strecke fährt, kommt man also auf 10kW für 10h. Mein Wasserkocher hat 2kW, macht also 5 Wasserkocher. Hier gibts ja auch Elektriker: Mit was für einer Anschlußleistung ist so ein Mehrfamilienhaus denn normalerweise angeschlossen?
Und jetzt fallen von den Leuten noch einige weg, die entweder in der Firma laden können, oder an Ladesäulen extern laden oder gar mittels eigener PV-Anlage den Strom selber erzeugen. Und dann werden die wenigsten abends um 8 nach Hause kommen und um 6 bereits wieder fahren müssen. Gibt also normalerweise ein paar Stunden mehr Ladezeit und damit weniger Netzlast.
100TWh, aufgeteilt auf die 20 Jahre, also muss unser Netz 5TWh pro Jahr mehr liefern, bzw. aushalten.
Zwischen 2018 und 2019 ist der Verbrauch bereits um 1,1TWh gesunken, obwohl da schon ein paar E-Autos am Haushaltsnetz hingen.
Das sind alles natürlich nur ganz ganz grobe Rechnungen, aber ich sehe immernoch nicht, warum das nicht gehen sollte.
Wegen Wasserstoff: Da darf man nicht vergessen, dass der Wirkungsgrad von der ganzen Kette ziemlich mau ist, wir reden hier von rund 30%. Man muss also im Schnitt dreimal mehr Energie bereitstellen als benötigt wird. Wenn wir das aktuelle Geheule bzgl. Erneuerbare Energien betrachten, sollte man durchaus schauen, möglichst viel von der wertvollen Energie von der Quelle zur Senke zu bringen und nicht 2/3 davon als Wärme in die Luft zu blasen...
Das beste Werkzeug ist ein Tand in des tumben Toren Hand.
(eigene Erfahrung)