Ein Bekannter hat mich angesprochen, ob ich ihm helfen könne, eine Ural 650 über den TÜV zu bringen, die seit 8 Jahren steht. Ich hatte ihn so verstanden, dass eigentlich alles in Ordnung ist, er aber noch nie ein Alteisen hatte und auch noch nie Gespann gefahren ist. Der Mann ist Ingenieur im IT- und Elektronikbereich, besitzt mehrere BMWs eine Enfield und etliche ältere Mercedesse, daher wähnte ich ihn als technisch kompetent, was er auch ist, nur bar jeder praktischen Erfahrung ...
Ich hatte ihn so verstanden, dass er dem Drängen seiner Frau, die gerne ein Gespann fahren (also nicht beifahren!) möchte, das aber noch nie getan hat, nachgegeben hat, einen "sachkundigen" Bekannten darum gebeten hat, ihn zu einer Besichtigung zu begleiten um dann ein völlig überteuertes Ural Gespann mit Zweifarbenlackierung, schicken Zusatzscheinwerfern, Chrom-Duschschlauch über den Zündkabeln und einem wilden heuleder-Wolf-Airbrush auf dem Seitenwagen zu erstehen. Das Gespann dachte ich, seinen Erzählungen folgend, sei auf eigener Achse die 60 km zu ihm gefahren und jetzt ginge es um die TÜV-Vorbereitung zum Frühjahrsbeginn.
Er hatte alle Öle gewechselt, die er gefunden hat, unter alle Deckel mal druntergelunzt und den ganzen Bettel dann versucht zu starten. Dabei sei sie einmal zwei Minuten gelaufen, bis er wegen Erstickungsgefahr das Garagentor öffnen wollte und zu diesem Zweck das Gas losgelassen hat. Seither ging sie nie wieder an. Logischerweise hat er dann einen neuen Benzinhahn verbaut und die beiden verbauten Jikov-Vergaser runtergenommen. Als er feststellte, dass der eine Kaltstartkolben festgegammelt war, hat er zwei neue Jikov beschafft, die Düsen umgebaut, einen nicht passenden Satz Gaszüge ergänzt und dann bei mir angerufen, ob ich ihm helfen könne, das Ding über den TÜV zu bringen.
Wenn ich zu dem Zeitpunkt des Anrufs geahnt hätte, dass es einen begleitenden Experten gab, der ihm geraten hatte: "Das Ding sieht ordentlich aus und der Motor dreht, und hat grademal 4000 runter, was soll da schon sein?", dann hätte ich auf diesen verwiesen, statt selbst tätig zu werden. Wenn ich geahnt hätte, dass der Motor nicht läuft, hätte ich vermutlich ebenfalls darum gebeten: "Bring das Ding zum Laufen, dann mach ich Dir da TÜV drauf."
Nun ist es anders gekommen und ich fühle mich irgendwie verantwortlich.
Wegen der Vergaser habe ich mich mit dem Lederclaus schon kurzgeschlossen, der mir da ein paar sehr gute Tipps gegeben hat, wie man den Vogel auch mit Jikov Vergasern zum Laufen bringt. Ich kannte die bislang nur im Zusammenhang mit Jawa Perak, offensichtlich ist jedoch diese Ural damit serienausgestattet gewesen, statt mit dem K65, den ich eigentlich vermutet hatte.
Die Zündung ist eine russische Hallgeberzündung, siehe Foto.
Die Ventile habe ich eingestellt auf Einlass 0,10, Auslass 0,15.
Gibt es Tipps von Euch, auf was ich zum Motorstart achten soll und welche Prozedur bei diesem SetUp üblich ist?