Auch wenn dir mal jemand sagt, du bist wertlos, stimmt das nicht ganz. Du bist lediglich weniger als $2,44 USD wert! Schauen wir uns das mal genauer an.
Connie und Robert McGee waren 1991 zum Urlaub mit den beiden Kindern Kelly und Shane in Florida unterwegs. Als sie mit ihrem Oldsmobile an einer Mautstation hielten, bemerkte die elfjährige Kelly einen leichten Ruck. Ihr Vater Robert meine, jemand hat wohl nicht richtig angehalten und deren Auto etwas angestupst. Der Anhänger eines nachkommenden LKWs hatte sich gelöst, selbständig gemacht und mit der Anhängekupplung den Tank des Oldsmobile touchiert.
Augenblicklich verwandelte sich das Auto in einen gewaltigen Feuerball, in dem die Familie gefangen war. Der Familie gelang es, sich mit schweren Verbrennungen aus dem brennenden Auto zu retten, nur der dreizehnjährige Shane fehlte. Shane war angegurtet und konnte sich nicht selbst befreien. Trotz ihrer eigenen Verbrennungen befreite die Familie schließlich auch Shane aus dem Inferno. Die Rettung dauerte leider sehr lange. Die Haare, Kleider und sogar die Gesichtszüge von Shane waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Shane war nur noch an seiner Zahnspange zu erkennen. Als der Hubschrauber Shane im Krankenhaus einlieferte, fehlten dem Notarzt die Worte. Noch nie hatte er einen derart verbrannten Körper lebendig gesehen. Der Arzt war ehrlich zu Shane. Er beugte sich über den Jungen und erklärte ihm, dass er sterben würde. Shanes Augen und Stimmbänder waren verbrannt, er konnte nicht direkt antworten doch verstand seine Situation und nickte zustimmend. Zwei Stunden später war Shane tot.
Unerwarteterweise verklagte die Familie nicht den LKW Fahrer, sie verklagten General Motors. Nach deren Ansicht würde GM potentiell gefährliche Fahrzeug in den Umlauf bringen. Ein früherer GM Ingenieur, John Marcosky, wurde beauftragt, den Fall zu bewerten. Sein Ergebnis, der Tank war aus besonders dünnem Blech gebaut und seine Position zwischen Stoßstange und Achse war eine klare Fehlkonstruktion. Die Kosten, das Problem zu beheben, würden durchschnittlich $8,59 pro Fahrzeug kosten. Im Verfahren wurde der ebenfalls frühere GM-Mitarbeiter und Sachverständige Ronald Elwell hinzugezogen. Elwell hatte schon in den 1970er Jahren begonnen, Fahrzeugbrände zu untersuchen. Obwohl er nach hunderten Untersuchungen alle Schwachstellen von Tanks belegen konnte, gelang es ihm im Unternehmen nicht, höhere Entwicklungsstandards durchzusetzen, ganz im Gegenteil. Das GM Management wies die Konstrukteure explizit an, keinen Cent mehr als notwendig für sichere Tanks auszugeben.
Eines Tages lag ein unscheinbarer, brauner Umschlag, ein Memo, von einem anderen GM Ingenieur, dem jungen Edward Ivey, auf Elwells Tisch: "Value Analysis of Auto Fuel Fed Fire Related Fatalities.", frei übersetzt “Wertanalyse für verbrannte Autounfallopfer.”. Elwell war schockiert. Erfolglos hatte er versucht, sichere Tanks im Unternehmen durchzusetzen, stattdessen hatte das Management eine Studie in Auftrag gegeben. Ivey hatte untersucht, wie viel ein verbrannter und vermutlich unzufriedener Kunde dem Unternehmen kosten würde.
In dem Memo verknüpfte Ivey nüchtern und sachlich folgende Fakten:
Durchschnittlich fangen pro Jahr 500 Fahrzeuge Feuer. 500 bis 1000 brennende Fahrzeuge pro Jahr waren keine Schätzung, sondern über Jahre gesammelte Erfahrung.
Der durchschnittlich ausbezahlte Schadenersatz pro verbrannter Person war 200.000.- USD.
Anzahl der GM Fahrzeuge 41.000.000 Stück
Nimmt man den Schadenersatz von 100.000.000 USD und teilt diesen auf die Fahrzeuge auf, kommt man auf 2,44 USD Schadenersatz pro Fahrzeug (41.000.000/500 x $200.000 = 2,44USD). Die Verbesserung des Designs würden 41.000.000 x $8.59.- = 352.190.000.- kosten. Das Unternehmen spart also 252.190.000.- USD, wenn sie 500 Personen pro Jahr verbrennen lassen. Eine ganz einfache Rechnung.
Nach dem verlorenen Prozess bemühte sich GM natürlich, ähnliche Vorfälle zu verhindern - aber nicht durch verbessertes Design. GM beauftragte sechs Anwaltskanzleien, deren Akten nach verfänglichen Dokumenten wie dem Ivey-Memo zu durchforsten. Ein Stab von Anwälten war billiger als eine verbesserte Konstruktion.
Wer denkt, bei dem Vorfall würde es sich um einen Einzelfall handeln, täuscht sich. Der 1971 Ford Pinto war noch schlimmer. Bei einem Heckschaden spritzte das Benzin aus dem Tank auf die Insassen und entzündete sich. GM sparte in den 2010er Jahren einige Cent beim Zündschloss ein, was zum Ausfall der Zündung führte. Ohne Motor und somit ohne Bremsunterstützung und Servolenkung fuhren viele direkt in den Himmel.
Mit diesem Hintergrundwissen siehst du die bekannte Szene in der 1984 Komödie “Top Secret!” in der ein LKW langsam rollend ein Auto berührt und dieses wie eine Bombe detoniert, vermutlich in einem anderen Licht.
Die Automobil-Lobby wollte auch den Airbags verhindern:
General Motors, Ford und Chrysler kritisierten eine Bundesvorschrift, die Airbags oder automatische Sicherheitsgurte 1987 in ihren Autos vorschrieb - aus Kostengründen.
https://www.nytimes.com/1984/07/12/us/a ... %20dropped.