Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

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Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Mo 30 Dez, 2024 19:20

Für meine XT600 hab ich einige eigentlich gute Zylinderköpfe.
Aber bei allen sind die Lagerungen der Nockenwelle - die läuft direkt im Aluminium des Zylinderkopfs - mehr oder weniger riefig.
Ursache wahrscheinlich Mangelschmierung, z.B. nicht richtig beölt nach Zerlegung.

Ich würde diese Köpfe ohne große Bedenken wieder verbauen.
Das wird schon gutgehen, es ist ja noch viel tragende Fläche da, und in den Riefen ist im Betrieb Motoröl.

Optimal ist das aber nicht. Daher denk ich darüber nach, diese Lagerflächen aufzuzinnen.
Hat wer damit Erfahrungen?
Oder kann eine andere Methode empfehlen?
Vielleicht kann das Lager ja auch tatsächlich bedenkenlos weiter gefahren werden?
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Di 31 Dez, 2024 20:29

Erster Versuch:
Unbekanntes Material, Zinnanteil ?
Jedenfalls härter als Elektroniklot. Es hält nicht sehr gut auf dem Alu.

Das geht besser.
Beim nächsten Versuch entfette ich sorgfältiger und nehme Flußmittel.

Lötpaste wäre an der Stelle bestimmt gut, aber ich hab nur Silberlotpaste, da ist der Schmelzpunkt viel zu hoch.
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Nockenwellenlager.jpg
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Jonas » Mi 01 Jan, 2025 18:24

Vorab: Ich hab keine Ahnung von diesem modernen Geraffel, aber trotzdem...

Ich hätte Sorge, dass das Lot nie richtig halten wird. Entfetten schön und gut, aber wer weiß, ob nicht Öl in irgendwelche Poren vom Alu gezogen ist. Krieg das mal wieder da raus. Im schlimmsten Fall schmierst Du das Lot halt irgendwie da drüber und glaubst aber, dass es auf ganzer Fläche hält.
Meiner Erfahrung nach (uralte Tanks löten, Nummernschildhalter etc.) muss penibelst gereinigt werden (chemisch und mechanisch), sonst blubbert da Dreck, Öl, was auch immer rum und dann, siehe oben.

Und weiches Lot an dieser Stelle? Wenn sich das löst, oder zerrieben wird, wo landet das dann? Denke mal, im Ölkreislauf.

Wenn noch genügend Fläche vorhanden ist und der Spaß maßhaltig, tät ich es einfach so lassen.
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon lut63 » Mi 01 Jan, 2025 18:48

Stimme dem Jonas zu. Lot auf Alu bei
dieser Beanspruchung ist mir nicht geheuer.
Wie soll die Masshaltigkeit der Lagerbohrung
sichergestellt werden, ist ein Nacharbeiten
vorgesehen?
Würde die Köpfe solange wie geht ohne Zinnen
weiter nutzen. Um Schäden beim Kaltstart vorzubeugen,
habe ich beim 2KF Kopf (für die TT) die Öltaschen
in der Längsachse verbreitert. Hast dadurch mehr
Ölvolumen im Lagerbereich vorrätig. Ist sogar irgendwo
beschrieben. Vermutlich im 4V-Forum.
Über Reparatur durch Ausspindeln habe ich leider
keine Informationen oder seriöse Adressen.


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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Jonas » Mi 01 Jan, 2025 19:02

...und kriegst Du überhaupt genug Wärme in den Kopf, um da zu löten? Wie machst Du das? Propanflamme? Dicker Lötkolben? Das gibt dann nix Haltbares, würde ich meinen, sondern nur ein Drüberschmieren. Zusätzlich zum Problem mit dem Öl/Dreck, dem weichen Lötzinn und dem vom Lutz angesprochenen Thema der Bearbeitung danach.
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Mi 01 Jan, 2025 20:39

Hmm, jaa, diese Bedenken hab ich auch.
Neuer Versuch: Ich hab den Kopf einige Zeit zum Entfetten in Spülmaschinenreiniger ausgekocht und danach im Backofen auf 200 Grad erwärmt.
Dann ein kleines Stück Elektroniklot auf eine der riefigen Lagerstellen gelegt und die Haube mit den Gegenlagern über den Kopf mit Nockenwelle geschraubt.

Die Nockenwelle konnte ich drehen, nach 2 Umdrehungen ging es ganz leicht.
Das kleine Stückchen Zinn hat einige Riefen schön abgedeckt.
Das Zinn hält recht gut, ich konnte es nur mit scharfem Werkzeug und Kraft wieder lösen.
Es hatte also keine besonders gute Verbindung mit dem Aluminium.

Es gibt Lot mit Schmelzpunkt knapp über 200 Grad. Ich versuche mal, sowas zu bekommen.
Eine Nockenwelle, die es hinter sich hat, wäre auch hier.
Die Idee wäre, solches Lot einzulegen und Kopf, Nockenwelle und Haube zusammengeschraubt etwas über den Schmelzpunkt des Lots zu bringen.

@lut63: Das hier ist keine dringende Aktion. Ich mach das an einem Kopf aus dem Lager :ugly:
Auf die 43f bau ich jetzt den Kopf mit den besten Ventilführungen, neuen Ventilen (fast kein fühlbares Spiel!) und nicht so vielen Riefen. Ist gerade fertig geworden. Einige M6, auch direkt an den Lagerungen, mußte ich helicoilen.
Das mit dem Verbreitern der Öltaschen könnt ich noch machen, gute Idee! Öl an der Stelle schadet nicht :smt023
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Puki » Mi 01 Jan, 2025 22:15

Servus,

ich hab einen Kopf mit Fressspuren in den NW Lagerungen bei einem Motorenbauer richten lassen,
Deckel und Kopf wurden geplant, dann die Lagergasse neu gebohrt. Die Öltaschen wurden nicht tiefer gefräßt, NW neu.
Leider keine Langzeiterfahrung mit diesem Kopf, weil der Motor dann wegen anderer Probleme ausgebaut wurde.... :gruebel:

Gruß, Simon
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Mi 01 Jan, 2025 22:17

Also Material an den Dichtflächen weggenommen, etwas mehr als die tiefsten Riefen tief sind, und die deswegen nicht mehr runde Lagergasse ausgespindelt. So einfach kann's sein :smt023
Das wird halten, solange es keine Probleme mit der Ölversorgung gibt.
Nicht weniger schlecht als original :ugly:
Wie teuer war das?
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon hiha » Do 02 Jan, 2025 07:18

Zum Aufzinnen: Um eine Verbindung mit dem Alu her zu kriegen, muss die Oxidschicht durchbrochen werden, die sich aber sofort wieder bildet, wenn Du es nicht verhinderst. Beispiel Reibelot: https://www.tav3.de/
Es gibt aber auch Alulot wo ein passendes, ziemlich aggressives Flussmittel gleich mit drin ist, das gabs vor Ewigkeiten mal beim Bürklin.
Ob das auf Zinnbasis ist, weiß ich nicht.
Zum Herrichten von Lagerstellen gibts auch 2K-Werkstoffe mit gleitgeeigneten Füllmitteln. Eins davon ist Moglice.
Ich hab grad ein ähnliches Problem mit einem befreundeten DR600-Kopf, da sind die Riefen aber zu tief um mit Abplanen und neu Ausspindeln zurecht zu kommen.
Gruß
Hans
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Nanno » Do 02 Jan, 2025 09:02

Berichte er, bitte!

Moglice kenn' ich nur vom herrichten von Maschinenführungen. (Und da nur vom Hörensagen, soll aber gut gehen.)
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Do 02 Jan, 2025 09:43

Danke Hans! Weitere Versuchen mit Zinn laß ich dann lieber.
Von Moglice hab ich irgendwo schonmal gehört. Hier?
EDIT: im Zerspanerforum gab's da öfter was dazu.
Beim Hersteller steht, daß es nur bis ca 60 Grad kann.
Aber vielleicht gibt's inzwischen weitere Varianten.

Bitte berichte!
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Dreckbratze » Do 02 Jan, 2025 09:49

Mal ganz dumm gefragt: Was schaden die Riefen, so lange die Bohrung ausreichend Lagerfläche bietet? Bleibt da nicht eher noch geringfügig Öl drin und sorgt für etwas zusätzliche Schmierung?
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Do 02 Jan, 2025 09:56

Das denke ich mir auch und hab so einen Kopf wegen der neuwertigen Ventilführungen wieder verbaut.
Aber bei den älteren XT600 gibt's an der Stelle halt schonmal Probleme mit der Ölversorgung, und offensichtlich geht da auch irgendwelches Zeugs durch, was da nicht hingehört.
Da wäre es gut, ausreichend Material zu haben.

Irgendeine Honda aus der Zeit hat auswechselbare Nockenwellen-Lagerschalen.
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Straßenschrauber » Do 02 Jan, 2025 10:11

Straßenschrauber hat geschrieben:offensichtlich geht da auch irgendwelches Zeugs durch, was da nicht hingehört.
An der Stelle sollte eigentlich nur gefiltertes Öl aus dem Niederdruckkreislauf (Trockensumpfschmierung) ankommen.
Aber der Überlauf vom Öltank geht zum Zylinderkopf, da könnte Abrieb drin sein:
Das Rücklauföl wird nur grob gesiebt, Abrieb und feine Späne von den schwachen Getriebezahnrädern zerreiben die Rücklaufpumpe. Im Öltank bleiben sie hoffentlich am vorsorglich angebrachten Magneten an der Ablaßschraube (nicht serienmäßig) hängen. Sonst geht es wieder zurück durch die Förderpumpe (die bekommt auch Spuren von Abrieb und feinen Spänen), den Papierfilter und dann in den Motor. Das sollte dann sauberes Öl sein.
Aber die Rücklaufpumpe fördert viel mehr als die Förderpumpe, da kann es immer mal wieder sein, daß der Öltank überläuft und ungefiltertes Öl zum Zylinderkopf kommt.

Ich überlege jetzt, bei meiner 43f den Überlauf zum Getriebe zu leiten. Das geht, weil die den Motorrumpf einer 2KF hat.
Wenn der Block nochmal geöffnet werden muß, kommt ein starker Magnet vor das Ölsieb. Der kleine Magnet an der Ölablaßschraube im Block fängt bei Weitem nicht alles.
Gehen Aluspäne und-abrieb hilft das Alles nix ...
Bei den alten XT600-Motoren haben die Ölpumpen deswegen nicht das ewige Leben. Da reicht es irgendwann vielleicht nicht mehr für die Nockenwellenlagerung.
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Re: Lagerung Nockenwelle riefig - Anratung

Beitragvon Zimmi » Do 02 Jan, 2025 10:35

Ist in den Yamaha-Köpfen nicht genug Platz, um...
Straßenschrauber hat geschrieben:auswechselbare Nockenwellen-Lagerschalen

...nachzurysten? Oder wäre da mit der Nockenwelle keine vernynftige Reibpaarung möglich? Oder liegt's an dem Dreck vom Öltanküberlauf, und alles ist irgenwie eh vergebene Liebesmüh? :gruebel:
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