Soderle, komme ich mal zum Ende und muss dabei feststellen, dass ich an den letzten 2 Tagen genau ein auch nur ansatzweise zeigenswertes Photon gemacht habe. Kopf voll Bilder...
Kilometerfressen ist angesagt. Übermorgen will ich zu Hause sein. Machen wir die Statistik zuerst; ein Tag mit genau 801 km und noch eine kurze Reise von 670km hinterher
Dank Oropax habe ich trotz der unsäglichen Musik und dem höllenvollen Campingplatz gut geschlafen. Als ich so um 9.00 Uhr aus dem Schlaftüte steige und die Oropax entferne, merke ich, dass andere wohl eine etwas kürzere Nacht hatten. Klein-Friedrich sorgt für Stimung. Klein-Friedrich ist so zwischen "erste Schritte" und "Kindergarten". Klein-Friedrich hat seine Eltern gut im Griff: "
Klein Friedrich (KF): "Ich will ein ...!"
Vater: "Nein, KL, nicht vor dem Frühstück!"
KF: "Buuuuääääääääähhhhhhhhhhhhhh!"
Vater: "Aber KL, du weißt doch, dass es vor dem Frühstück...."
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuääääääääääääääääääääääääääääääääääääähhhhhhhhhhhh!"
Vater: "Hier ist der Bonbon"
Zur Abkürzung des Folgenden:
KF: "Ich will....."
Vater: "Aber KL, nein.....!"
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhh!"
Vater:....
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhh!"
Vater:....
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhh!"
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhh!"
KF: "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhh!"
Ich öffne das Zelt und sehe in die Gesichter der umstehenden Camper und ich sehe in ihren Augen nur : "Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuäääääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhh!"
Es dauert nur ungefähr eine Minute, um raus zu finden, dass KF das Spielchen mit seinen Eltern sehr zur Erbauung aller im Umkreis von 300m seit 5.30 Uhr treibt.
Selten habe ich so viele Menschen mit Mordlust in den Augen gesehen und selten ist in so kurzer Zeit eine Masse von Menschen von den Nachteilen einer Antiautoritäten Erziehung überzeugt worden.
<Anmerkung des Autors: Wenn sich wegen der folgenden Zeilen jemand auf den Schlips getreten fühlt, ist das dann halt so. Aber es war so herrlich und (Vor-)Urteile machen halt auch Spaß>
Neben mit zeltet der absolute Normostgote (Bewohner der ehemals noch neuen Bundesländer). So geschätzte Mitte 60, Cordhose mit Hosenträger über 2/3 des Wanstes gezogen, leichte O-Beine, Karohemd, fetter Sachsendialekt. Frau und Hund dabei. Die Campingausrüstung befindet sich in einer Kunststoffbox, die es im Baumarkt für die Unterbringung von Gartenmöbeln gibt. Diese Box ist wiederum auf einem Heckträger, der ursprünglich für die Fahrradmitnahme gedacht war auf dem Heck des Kleinwagens montiert. Praktisch!
Herr Normostgote ist der einzige in der Runde, der trotz der stundenlangen Einlage von KF freundlich in die Gegend schaut, mich dann beim Rauskrabbeln aus der Zelthülle gleich begrüßt und mir ungefähr seine halbe Lebensgeschichte ans Ohr bindet. Normalerweise bin ich vor dem ersten Morgenkaffee der Kommunikation untauglich, aber der Mann ist so erfrischend anders und offen, dass ich sogar mehr als mein Morgengrummeln aus dem Mund entlasse.
Meister Ostgote geht erst mal Semmeln kaufen, während seine Frau so ziemlich alles, was sich nur halbwegs einkochen lässt, auf den Frühstücktisch stellt. Am wenigsten war da Marmelade bei, aber viele Proteine
Zurück mit den Semmeln bekommt der Hund dann ein eigenes Frühstücksbrot geschmiert... Herrlich!
KF nervt und ich reiß meine Zelthütte ab, bezahle und schwing mich weg von diesem absurden Ort.
Weiter an der Ostküste entlang nach Süden. Die tropische Hitze dieses Sommers geht bis nach Südskandinavien und so wie ich auf der Hinreise gebraten hatte, werde ich auch jetzte wieder gegrillt. Öland kommt, aber mir ist nicht nach Touristenmassen. Ein Blick auf die Brücke, die ich vor so 25 Jahren schon mal überfahren durfte und weiter.
Der Verkehr wird immer dichter und an den wenigen Stellen, an denen die E22 noch nicht zur Autobahn ausgebaut wurde, staut sich ab und an der Verkehr an einer Ampel. Das ist selbst mit dem leistungsschwachen Dieseligen Diesel eine nervige Geschichte. Irgendwann verlasse ich die Ostküste und nähere mich Malmö. Eigentlich eine gute Idee, jetzt doch die neue Brücken-Tunnel-Kombination nach Dänemark zu nutzen. Also los.
Ist schon eine spektakuläre Sache. Es ist weniger die Brücke beeindruckend, also der Blick vom höchsten Punkt der Brücke nach Kopenhagen. Man sieht Kopenhagen, aber man sieht keine Brücke dahin, da die Straße die letzen Kilometer als Tunnel unter dem Meer von einer künstlichen Insel aus geführt wird. Ich fahre auf ein Loch zu und das soll mich unter dem Meer weiter führen. Und das mit meiner Tunnelphobie....
Der Tunnel ist hell und breit, also kein Thema und ich erreich Dänemark. Die Piste ist in den letzten Tagen auch nicht spannender geworden und so geht es einfach dahin, Schwups bin ich auf der Fähre nach Fehmarn.
Auf der Hinreise fand ich die Fähre spannend. Jetzt finde ich es schmuddelig, voll und lauter komische Leute auf der Urlaubsrückreise, die mir vorkommen, als hätten sich alle Genießer des sog. Unterschichtenfernsehens hier versammelt. Zwei Wochen in der Pampa scheinen entweder den Blick geschärft zu haben oder ich muss erst wieder sozialisiert werden.
Es wird Abend und es macht trotz der Hitze Spaß in der Abendstimmung über die Bahn zu rütteln. Ich erreiche Hamburg und da wenig Verkehr ist, habe ich auch keine Lust, die Stadt zu umfahren. Also durch. Das wird noch spannend, denn plötzlich bin ich von ziemlich heftigen Gewitterwolken umgeben, die jede Minute losdonnern können. Ab und an ist die Straße auch nass, aber ich komme trocken durch. Glück gehabt.
So langsam muss ich mir mal überlegen, wie weit ich noch fahren will. Müde bin ich nicht, der Hintern schmerzt auch nicht (wurde ja die letzten Tage gut trainiert). Ich überlege, einfach weiter zu fahren und entweder irgendwann nach durchfahrender Nacht zu Hause aufzuschlagen oder mir bei doch aufkommender Müdigkeit irgendwo eine Unterkunft zu suchen oder mich einen Feldweg rein zu schlagen. Die Idee der durchfahrenen, lauen Sommernacht gefällt mir, aber es wird nichts draus. Südlich Hamburg hänge ich im Stau fest. Der erste richtig fette Stau dieser Reise. Ich schlängele mich durch die stehenden Reihen. Die Sache scheint schon länger zu stehen, denn der ADAC teilt an die Staugeschädigten Getränke aus. Eine tolle Sache, denn auch mir hängt bei der Hitze die Zunge auf der Straße und meine Getränkevorräte sind auch schon länger aus. Ich erfahre, dass die Autobahn wegen eines Waldbrandes seit Stunden gesperrt ist, es aber bald weiter gehen soll. Ich erreiche auch bald die Spitze des Staus und kaum bin ich da, wird die Strecke wieder frei gegeben. Tatsächlich, auf so 10km ist das Buschwerk entlang der Autobahn verbrannt und es ist noch ziemlich "dicke Luft".
Leider führt das Losschüren der Massen auf den nächsten Kilometern immer wieder zu kurzen Stauungen. Auf der Höhe von Celle wird mir die Sache zu bunt. Weg von der Autobahn und ab auf die Landstraße. Langsam werde ich doch müde und der Idee von der durchfahrenen Nacht haben die zwei Stunden im Stau die Energie genommen.
Ich suche ein Hotel, finde auch bald eins. Es ist immer wieder interessant, wie unterschiedlich man in einem Hotel empfangen wird, wenn man einmal als Gast wie im Job mit Anzug und Krawatte und dann privat in durchgeschwitzten Motorradklamotten mit einem toten Iltis unter jeder Achsel an der Rezeption auftritt. Aber Geld stinkt nicht und die Leute können sich zusammenreißen. Ab unter die Dusche und mal wieder in einem richtigen Bett pennen.
Am nächsten Tag noch geschwind die was über 600km nach Hause rütteln und fertig!
Schön war es, anstrengend, erlebnisreich und jetzt nach einigen Wochen könnte ich mir schon wieder vorstellen, durch diese angeblich so öden Wälder im hohen Norden tagelang niht szu tun, als zu fahren, fahren, fahren...
So, das war es. Danke für die Aufmerksamkeit!
OllY