immer noch Samstag, 24. Januar 2009, rund um Trieben
Nach ein paar Kilometern übernimmt Uwe wieder seine Knepta. Wir fahren bis zur Tankstelle in Trieben gemeinsam. Dort biegen wir ab, tanken voll und treffen auf Peter und Blechroller-Olly mit deren Ural Gespannen. Ein offenbar russischer Angestellter der Tankstelle zieht schnaubend an der Knepta vorbei und murmelt abfällig.
Peter wundert sich, dass die Exilrussen sowas offenbar nicht schätzen können. Dann interviewt Olly den Mann noch Mal.
"Das Mist, ganz grosse Scheixxe. Das nix gut. Vorher 6 Volt noch gut, aber das Mist (zeigt auf die Dnepr) und das grosse Mist (zeigt auf die Ural). Zuviel PS, Reifen gleich kaputt! Bis 1982 das gut aber danach nix gut. Gleich immer Reifen weg. Zu starke. Ich das genau kenn." Ich frage ihn aus gegebenem Anlass nach meiner ISH. "Ohjoj!"schreit er, "Ish, das grösste Scheisse. Immer reparieren, dann 2 km fahren dann schon kaputt! Ich kenn mich aus!" Wieder was gelernt.
Die Triebener Rampe hoch verfolgen wir den Blechrollernen. Die Knepta hat wieder Zündaussetzer. Am Parkplatz in Hohentauern wird erst mal der Vergaser ambulant zerlegt.
Im Dunkeln geht es dann der Berg hinauf. Die Knepta ist immer noch krank.
Oben angekommen starte ich erst mal den Bertel, fahre zur Hütte und ziehe mich um. Dann kommt grade der Uwe und der Albert, der Herr Ingenieur und der Bründel Sepp zur Hütte, wir trinken ein Glas zusammen und wollen runter zur Grilltrommel. Ich habe schon zwei oder drei Gläser Most, bekomme Respekt vor dem eigenen Mut und beschliesse, den Bertel stehen zu lassen. Auf den Transportkisten vom Sepp fahre ich mit nach unten. Der Mann kennt das Wort Angst nicht und lässt sicher nichts anbrennen. Der Sepp gibt Gas, dass sich die BMW wie ein Raubtier anhört und schiesst im Drift bergab um die Ecken, dass es eine Freude ist. Zum turnen komme ich garnicht, weil ich mit festhalten vollauf ausgelastet bin. Heidewitzka, welch Vergnügen! Am Feuer wird mir mit herausragenden Lense met Spätzle und Seidawürscht aufgewartet. Grosses Kompliment an den Roll für seine Küchenfertigkeit und den stilvollen Transport! Anschliessend gibt es Glühmost und ein Ingenieuses Blunzengeröstel, das ebenfalls seines Gleichen sucht. Das Tauerntreffen entwickelt sich zum Gourmetevent. Zeltplatzküche auf höchstem Niveau! Irgendwann des Nachts fährt der Uwe mich durch Schneewehen nach oben, wir trinken ein Abschlussbier und ich gehe zu Bett.
Sonntag, 25. Januar 2008, Österreich
Morgens um sieben werde ich von badensischen Diskussionen (grossvolumige Schwiegerfrauen mit Ehetanks oderso) geweckt. Die Jungs haben irgendwann aber auch den letzten Schlafsack verschnürt und ich geniesse bis neun die ungewohnte Ruhe. Dann frühstücke ich mit Matthias B. ausgiebig. Irgendwann gesellt sich Dirk dazu, dann Peter und der Barde....
Dann fahre ich an den Zeltplatz und helfe ein wenig dabei, die Spuren im Schnee wegzutarnen und zuzuschaufeln. Nach etwa zwei Stündchen sieht der Zeltplatz wieder aus wie ein Parkplatz. Peter ist so liebenswürdig, ein paar Bertelfotos zu machen, weshalb ich eigens noch ein paar Extrakreise fahre. Dann geht es hoch zum Herbert, auf eine letzte Mahlzeit und ein Adieu.
Als wir loswollen will der Bertel ums verrecken nicht anspringen. Ich bin völlig am Ende, als er schliesslich nach einer Viertel Stunde der Bemühungen läuft. Die anderen, sprich Herr Präsident auf Starrrahmen-MZ, Uwe auf überladener Knepta mit Albert am Schleppseil, dessen Bullet einen Pleuelschaden hat, Phil mit der Solo-XR sind schon mal los. Der Ingenieurs-Alex mit seiner Seilstart-Panuki kommt schauen, wo ich bleibe, da geht der Bertel endlich an und ich kann mit Alex den Berg runter. Ich wink ihn vorbei, weil der Herr Ingenieur sicher schneller den Berg hinabtobt als ich und nach zwei Kurven habe ich ihn aus den Augen verloren. Die Strecke ist vereister geworden bergab, und die zahlreichen Spurrillen der vorausgefahrenen Gespanne machen sie nicht einfacher. Kurz vor der Mautschranke komme ich auf einer Eisfläche ins rutschen und bin in dem Dilemma gefangen, die Füsse oben lassen zu müssen, um rechts das Hinterrad zu bremsen und links zu kuppeln, während ich sie zugleich unten brauche, um den schlitternden und rutschenden Bertel zu stabilisieren. Ich kupple schnell links aus, nehme das linke Bein runter und komme quer driftend knapp vor der geschlossenen Schranke zum stehen. Die Mautnerin hat recht grosse Augen, als sie mir die Schranke öffnet, sagt aber nichts. Kurz vor dem Parkplatz in Hohentauern überhole ich Phil. Ich dachte, der habe unterwegs gehalten, um auf mich zu warten. Hat er aber nicht. Da schleicht wieder so ein kleines selbstzufriedenes Lächeln auf meine Lippen
Am Parkplatz nehmen wir die Ketten ab und fahren in einem malerischen Konvoi Richtung Niklasdorf. Voraus die Knepta hochaufgetürmt mit zwei Drittel der TT Ausrüstung, am Seil eine Bullet mit Lastenkistenboot links. Dann der Bertel, cooler Herzensbrecher mit spärlichem Rücklicht, eine Seilzuggestartete Panuki mit wild schreiendem Herz, eine Starrrahmen-MZ mit aerodynamischem Rennlastenboot nebst Lärchenholzaufbau und Monoskisitzgleiter und irgendwo mittendrin der Phil auf seiner XR-Enduro, die aussieht, als fahre er grade eine Rallye-Dakar-Etappe. Unterwegs verlieren wir uns ein paar Mal aus den Augen, mal weil der Panuki der Sprit auszugehen droht, mal weil der Herr Präsident einen gewohnten Weg fährt und wir der Knepta zuliebe einen anderen, weniger steilen wählen. Es ist gerade dunkel geworden, als wir in Niklasdorf eintreffen. Ich lerne (leider viel zu kurz, wenn man die sympatische Ausstrahlung bedenkt) Uwes Frau und Töchter kennen, werde mit Kaffee bewirtet und beginne, den Utz zu beladen. Erst die Mitbringsel an den Herrn Präsident raus, dann den Bertel rein, dann mein Gepäck, dann das vom Robert, der mit Getriebeschaden an seinem tschecherl schon bei Uwe auf uns wartet, dann das Gepäck vom Albert, der seine Bullet beim Uwe lässt und mit Robert und mir nach Wien fährt.
Die fahrt bis Korneuburg zu Robert ist ereignislos. Wir verabschieden uns und sagen bei Christian (Forenname Hudriwudri) bescheid, dass wir im Anflug sind, und mit dem geht es morgen weiter.