2007:MNN_alpine:6days Herbstausfahrt

Hier geht es um AiA-taugliche Motoren, Maschinen, Fahrzeuge. Wyrdiges Zeug kwasi :D

2007:MNN_alpine:6days Herbstausfahrt

Beitragvon Technischer Berater » Mi 19 Sep, 2007 11:21

2007:MNN_alpine:6days Herbstausfahrt

Ich habe nach dem Dieseltreffen noch ein paar Tage Resturlaub genutzt und bin ans Meer gefahren. Natürlich nicht ohne ein paar Sehenswürdigkeiten mitzunehmen.

Prolog:

6 Tage
2100 km
39500 Höhenmeter
13 Grenzübergänge
33 Pässe
max. Tagesetappe: 500km
min. Tagesetappe: 250km
höchster Punkt: 2802m ü.n.n.
Niedrigster Punkt: 1m u.n.n.
Gesamtkosten Urlaub: 130€
davon 40€ Diesel
davon 30€ Bier
davon 40€ Camping
Rest: Supermarktmampf
Schäden: Verlust Blinker vorne Rechts (Vibrationsbruch)

Hier geht’s zur Fotostory:

http://picasaweb.google.de/Mennetou/MNN ... S4eegp_SXs


Tag 1:

Abfahrt 0930 vom elterlichen Bauernhof. Autobahn A7 von „Illertissen“ bis „Betzigau“. Tanken in „Fischen“. Und ab über den Riedbergpass (1420m). Hier eine Steigung von 16%, was mich in den zweiten gezwungen hat... Grenzübergang nach Österreich. Dann kurz auf der B200 bis „Schrecken“ und rechts ab in Richtung „Rankweil“ über das Furkajoch (1761m).Durch das Fürstentum Liechtenstein das Rheintal hoch bis nach „Sargans“. Dort Abzweigung nach rechts, am Walensee vorbei, dann links über „Mollis“ und den Kerenzerberg (743m) durch „Glarus“ über den Klausenpass (1948m). In Altdorf rechts hoch zum Urner See, in „Flüelen“ Campen. Campingplatz ist super. Direkt am See, kuschelig klein und nette Mitcamper. Liegt etwas versteckt (O8°37'19“-N46°54'54“). Zwei Bier, etwas warmes von der Campingplatzfrau geholt, die Karte in den TomTom geklopft und ab in die Heia...

Tag 2:

Gotthard!!!
Für mich eine Legende. Ich kenne den Übergang über das Gotthard Massiv bisher nur aus Berichten und Bildern, und bin ebenso darauf gespannt... Es herrscht relativ viel Verkehr, dennoch bin ich begeistert und überwältigt, mit welchem Aufwand es gelungen ist, diesem schroffen Felsen eine Straße abzugewinnen! Ich bin tief beeindruckt! Nach der Passhöhe (2108m) die Abfahrt über die Tremola. Senkrecht hinab auf Kopfsteinpflaster. Ich bin begeistert. Nach der Abfahrt in „Airolo“ in Richtung Wallis über den Nufenenpass (2478m). Dort wurde ich zum ersten Mal darauf angesprochen, dass meine Maschine etwas fett liefe, weil es bergauf schwarz aus dem Auspuff raucht. Eine Aufklärung über das Verbrennungsprinzip tat not. Nach der Abfahrt düse ich das Rhônetal hinab, wo ein freundlicher Gegenwind meine Vmax an die Limitierung in der Schweiz anpasst. In „Martigny“ biege ich etwas früher nach Süden ab, um den Col des Planches (1411m) mitzunehmen. Ein sehr enger, aber wunderschöner Straßenzug. Dann wieder auf der B21 über den Colle d. Gran San Bernardo (2469m). Die Grenzbeamten auf dem Pass salutieren ehrfürchtig vor dem laut posaunenden Selbstzünderaggregat in altertümlicher Verkleidung. In „Sarre“, westlich von „Aosta“ mache ich Campinghalt (O7°15'43“-N45°43'00“) und treffe dort einen Holländer, der mir erklärt, dass der Diesel vielleicht „the future“ ist, wg. Verbrauch usw. Na, ja, ob ein 50 Jahre altes Motorrad die Zukunt ist...Holländer halt, da war bestimmt „Mary Jane“ auch dabei ;-)

Tag 3:

Erstmal tanken :-D
Weiter Richtung Westen. In „Villair“ biege ich nach Süden ab, um den Colle San Carlo (1971m) zu erfahren. Danach über den Kleinen Sankt Bernard Pass (2188m) und diese Wundervolle Abfahrt mit den langgezogenen Schleifen... In Frankreich biege ich nach Süden auf die „Route des Grandes Alpes“ ab und bezwinge den Col d'Iseran (2770m). BTW: Von einem Leistungsverlust in großer Höhe ist weder beim Diesel noch beim Russenkocher etwas zu spüren! In „Lanslebourg-Mont-Cenis“ biege ich nach Süden ab, über den Col Du Mont Cenis (2081m). Der Lac du Mont Cenis hat ein Blau zum Versinken. So etwas habe ich noch nie erlebt...Die französischen Hochalpen faszinieren mich durch Ihre Kargheit. Wenn man in einer Höhe ist, in der außer Steine scheinbar nichts mehr wächst, wird man klein und nachdenklich... Richtung „Briancon“ weiterfahrend überquere ich den Col de Montgenèvere (1854m). Jetzt noch schnell über den Col d'Izoard (2361m) nach „Guillestre“ wo ich ein Lager aufschlage. Ein wundervoller Campingplatz mit zwei älteren Gastwirtinnen, die freundlichst mit meinem Rest-Schulfranzösisch zurechtkamen (irgendwie) (O6°39'12“-N44°39'23“).

Tag 4:

Col de la Bonette!
Die höchste Straße der Alpen, da hat man Ehrfurcht. Aber erstmal zum Aufwachen den Col du Vars (2111m) geschnupft. Die Anfahrt zum Col de Restefond (2678m) im Sonnenschein und dann die Col de la Bonette-Schleife (2802m) wo mir ein Hochnebel mit Sichtweiten um die fünf Meter die angeblich sagenhafte Aussicht versauern. Ab jetzt geht es nur noch hinab bis ans Meer... Dabei jedoch über den Col S. Martin (1500m) und den Col du Turini (1607m) mitsamt „Camp d'Argent“ und dem authentic Cirquit. Hier muss ich kurz einhaken. Die legendäre Auffahrt zum Col du Turini ist das bisher atemberaubendste, was ich gefahren bin. Eine derart schöne und kurvenreiche, sich an den Berg anschmiegende Strecke habe ich noch nie erlebt. Dafür gibt es drei Sterne...Vom Turini die Abfahrt über „Sospel“ den Col Segra (840m) und den Castillionpass (707m), hinunter nach „Menton“ ans Meer und kurz vor dem Grenzübergang nach Italien den tiefsten Punkt meiner Reise erreicht (-1m). Am Meer halte ich kurz an, schwitze mir ein Tier (nicht vergessen, ich war gekleidet für den Col de la Bonette), mache ein paar Fotos und treibe den Diesel wieder in die Berge (Primärziel: Pässe). In „Ventimíglia“ verlasse ich nordwärts das Meer bis nach „Tende“, wo ich erstmal Geld holen musste, da die Barreserven zu Ende gingen. Zum Diesel zurückkehrend stehen zwei Gestalten beim Mopped, die mir auf mein perfektes „Bon Jour“ mit einem „Servus“ antworten. HOI, in der Pampa? Deutsche? Gar Bayern? Der Helle (Name) und die Sabine weisen mich auf einen Campingplatz im Orte hin. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde nutze ich die Chance auf den versteckten Campingplatz (O7°35'56“-N44°05'56“), den ich so nie gefunden hätte. Dort angekommen, habe ich den Eindruck im Fahrerlager der Paris-Dakar zu sein. Nur Enduro und Cross Maschinen... Beim Abendessen mit dem Helle, dem Bepp und der Sabine erfahre ich, dass dies ein Enduro-Dorado (hehe, Wortspiel) sei, da man in dem Grenzgebiet zwischen IT und FR wohl noch alles fahren darf. Nach einer Ausführlichen Technik-, Karten- und Lebensgefühlbesprechung (dazu einen Becher roten) freue ich mich auf meinen ersten Schotterpass und mache mich in die Heia.

Tag 5:

Auffahrt auf den Colle di Tenda. Mit super Tunnel, den ich nicht gefahren bin :-D
Die Schotterauffahrt steht im TomTom gar nicht drin, na Bravo... Dennoch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wohlwahr, diese Auffahrt über ca. 1Mrd. Kehren senkrecht nach oben auf Schotter war der Oberhammer!!! Oben angekommen steht die KTM Werksarmada mit ca 10 950ern und betrachtet etwas ungläubig den Selbstzünder und die dazu überhaupt nicht passenden Straßenverhältnisse...Abfahrt nach „Limone“ und dann „Gas rechts“ um die Überführungsetappe durch die Po-Ebene schnell hinter mich zu bringen. In „Chivasso“ überquere ich den Po, kämpfe mich weiter hoch bis „Biella“. Von hier schlängele ich mich am Südrand der Alpen bis zum Lago Maggiore vor, den ich ostseitig Uferfolgend abfahre, bis „Maccano“, hier rechts hoch über den Alpe di Neggia (1395m). Sehr eng, sehr serpentinös, genau richtig zum Tagesabschluss. Hier ist mir auch der vordere rechte Blinker verlustig gegangen (deutscher Diesel vs indischer Stahl 7:0). In „Vira“ gehe ich Campen (O8°50'17“-N46°08'34“), treffe dort den Herbert und die Beate aus meinem Heimatlandkreis (so klein ist die Welt), mit denen ich mich noch hervorragend bis in die Nacht unterhalte. In der Nacht gewittert und schüttet es mal richtig!!! Aber mein Zelt ist dicht...

Tag 6:

Am Morgen danach ist bei den Nachbarn aus Bern (Jürg und Fredi) die AfricaTwin umgefallen und seitwärts da gelegen. Der Superregen weichte den Boden derart auf, dass er die schwere Honda nicht mehr auf dem Seitenständer halten wollte. Dank Sturzbügel ist jedoch nichts weiter passiert. Ich unterhalte mich noch etwas mit den Jungs, und starte relativ spät gen Osten in Richtung San Bernardino (2065m). Das Wetter ist zu diesem Zeitpunkt schon verhangen und etwas frisch... In „Splügen“ noch einmal Südwärts über den gleichnamigen Splügenpass (2113m) nach Italien. In „Chiavenna“ in Richtung „St. Moritz“ Nach dem Malojapass (1815m) wird das Wetter richtig mies. Regen, Sturmböen, ab und an ein Blitz gaaanz weit oben, Gegenwind, nein GEGENWIND, der mich bergab (BERGAB!!!) in den dritten zurückschalten lässt. Egal, ich fahr' jetzt nach Hause!!! TomTom sagt 280km am Nachmittag um 1530. Grübel, Grübel und Studier, rechnerische Ankunftszeit zwischen 2030 und 2130. OK. „Gas rechts“ und ab durch die Suppe. Auf dem Heimweg noch den Finstermünz-Pass (1188m) überquert, die Piller Höhe (1588m) und den Fernpass (1209m) befahren. Hier die Erfahrung gemacht, was Schneefallgrenze bedeutet. Durch den Grenztunnel nach Füssen und die B16 nach Hause...
Ankunft 2000. Ich falle steif, aber glücklich vom Diesel.

Epilog:

Sensationelle Reise!
Werde ich in etwas optimierter Variante mit Sicherheit noch einmal fahren, vsl. Vice Versa.
Die Überzeugung gewonnen, dass der Diesel absolut hochgebirgstauglich ist. Es ist egal in welchem Gang man eine Kehre anfährt, der Diesel ist schon da! Es ist faszinierend, wie man mit einer 11ps Mühle klettern kann. Die meisten Pässe gingen im dritten, für die Kehren der zweite Gang.

Hier noch einmal die Passliste:
Riedbergpass, 1420m, 16%
Furkajoch, 1761m, 14%
Kerenzerberg, 743m, 9%
Klausenpass, 1948m, 9%
St. Gotthardpass, 2108m, 10%
Nufenenpass, 2478m, 13%
Col des Planches, (1411m)
Gr. St. Bernardpass, 2469m, 11%
Colle San Carlo, 1971m, 12%
Kl. St. Bernard Pass, 2188m, 9%
Col de Ia Iseran, 2764m, 12%
Col du Mont Cenis, 2081m, 11%
Col de Montegenevre, 1854m, 12%
Col d Izoard, 2361m, 12%
Col de Valbelle, 2372m, 9%
Col de Vars, 2111m, 10%
Col de Raspaillon
Col de la Bonette, 2712m, 14%
Bonette Schleife, 2811m
Col St. Martin, 1500m, 10%
Col de Turini, 1607m, 10%
Col Segra, 840m
Castillionpass, 707m, 10%
Col de Tende, 1279m, 10%
Alpe di Neggia, 1395m, 14%
Passo del San Bernardino, 2065m, 10%
San Bernardinopass, 2065m, 10%
Splügenpass, 2113m, 10%
Malojapass, 1815m, 9%
Finstermünz - Pass, 1188m
Piller Höhe, 1558m, 18%
Fernpass, 1209m, 8%


Wer noch Infos haben will, melde sich bei mir!!!

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Beitragvon lallemang » Mi 19 Sep, 2007 15:47

Nicht schlecht! :-D

Neidvolle :wink: Gry§e Peter
Wherever You Go There You Are :gruebel:
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Beitragvon Blechroller » Mi 19 Sep, 2007 16:06

Eine wirklich gelungene Runde!

Was mich erstaunt:

Kein Leistungsverlust in der Höhe. Mein DD schnauft ab 2.000m gewaltig, auf 2.800m am Söldner Geltscher hab ich an Mitlaufen gedacht:D

Es saut ja richtig wenig aus dem Motor raus. Meiner schaute nach Norwegistan so aus:
Bild

Seit wann kann der T.B. ohne dreirädriges Gepäck- und Servicegefährt kradieren :D

Tende-Pass ist genial, auch wenn ich mit unbändiger Kraft da emporgestoben bin:

Bild

Weiterheizen!

OllY
Oxymoronscher Kradist
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Lederfransen kann man sogar verchromen

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Beitragvon Der Motorisierte » Mi 19 Sep, 2007 21:19

Hier spricht: Technischer Berater!!!

Thema Leistungsverlust:
Vielleicht ist das eine subjektive Einschätzung, da ich ja der Drehmomentfan bin und nicht der Drehzahlfan.
Als ich damals mit der CB400N über das Stilfser Joch bin, musste ich ganz oben mit max. Drehzahl im ersten den Hang bezwingen.
Beim Diesel musste ich im schlimmsten Fall in den zweiten. Aber wie gesagt, der Drehmomentberg ab Leerlauf vermittelt einem das Gefühl...
BTW: Ohne Russendreirad kommt man richtig voran. Reifenwechseln hält auf :-D
Jeder Tag ist gleich lang
nur verschieden breit.
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Beitragvon Oelbrenner » Do 20 Sep, 2007 07:14

:grin: Schöne Tour, beneidenswert!
Hast ja nach Hamm doch noch ein paar Kilometerchen geschafft :wink: wärend die anderen Ritter der Dieselrunde sich im Pulk gen heimatliche Gefilde aufmachen mussten um sich kurz darauf wieder der Tages Frohn hingeben zu müssen :evil:

So wie dem Olli seine hat die Meine in letzter Zeit nach knapp 50km ausgesehen :shock: :-D , gottseidank vorbei, Oelquell versiegt!

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