Es reisst nicht ab.
Meine Mutter ist Anfang Dezember, kaum dass wir den Vater beerdigt hatten nach Mozambique geflogen. Durch meine Erzählungen angestachelt und von uns Kindern ermutigt, hat sie sich einen alten Traum verwirklicht. Sie wollte schon lange mal über den Sambezi schippern und hat es stets vorgezogen, bei meinem schwerkranken Vater zu bleiben. Am vergangenen Mittwoch ist sie morgens wieder in Frankfurt gelandet. Ein Freund hat sie abgeholt. Kurz vor dem Abflug aus Harare (Simbabwe) klagte sie über Übelkeit. Niemand hat die Symptome richtig gedeutet. Auch eine ausgebildete Krankenschwester glaubte an eine Magenverstimmung. In Deutschland angekommen hatte sie sich mehrfach übergeben. Infolge dessen hat sie ihre kreislaufstabilisierenden Medikamente nicht mehr eingenommen, aus Angst, sie ausspeien zu müssen. Sie ist am Mittwoch früh um sieben zu Hause gewesen. Der Hausarzt, den sie sofort aufgesucht hat, sagte ihr, er habe am Mittwoch Nachmittag keine Sprechzeiten, deshalb sei es Sinnvoll, wenn sie am Donnerstag früh zur Blutuntersuchung käme, so lange solle sie Elektrolyte in Wasser aufgelöst zu sich nehmen um nicht zu trocken zu werden. Am Donnerstag hat der Hausarzt eine Blutprobe für das Labor entnommen. Er sagte meiner Mutter, sie solle zu Hause das ergebnis abwarten und bis dahin viel trinken. Am Donnerstag mittag um eins bin ich zu meiner Mutter gefahren, um sie nach ihrer Reise zu begrüssen. Sie lag in ihrem Bett, war zu schwach, sich alleine aufzusetzen hatte eine merkwürdig gelbliche papierene Haut und klagte über Gliederschmerzen. Um Viertel vor Zwei war ich trotz ihres Protestes mit ihr in der Ambulanten Notaufnahme der Uniklinik Frankfurt. Die tropenmedizinisch erfahrenen Ärzte dort diagnostizierten eine Malaria Tropica Falciparum mit einem Parasitenbefall von 12% der roten Blutkörperchen. Ab 5% spricht man von einer schweren Form, ab 7% von einer lebensgefährlichen.
Bei der Malaria Tropica kann es zu folgenden Symptomen kommen :
* ausgeprägte Erschöpfung
* Atemnot
* häufige Krampfanfälle
* Kreislaufkollaps
* Lungenödem (Wasseransammlungen in der Lunge)
* Blutungsneigung (z.B. aus Schleimhäuten)
* Gelbsucht
* Blutausscheidung mit dem Urin
* schwere Blutarmut
* Nierenschwäche
* erniedrigter Blutzuckerspiegel
* Störungen des Säure-Basen-Haushalts
Eine besonders schwere Komplikation der Malaria tropica ist der Befall des Gehirns. Das ist mit einem Koma und eventuell auch mit Krampfanfällen verbunden. Diese Komplikation verläuft nicht selten tödlich, und bei mehr als 10 Prozent der Überlebenden eines Gehirnbefalls bleiben dauerhafte Schäden zurück. Charakteristisch für die Malaria tropica ist das unregelmäßige Auftreten der Fieberschübe.
Meine Mutter liegt jetzt intubiert im künstlichen Koma, da sie als Folge der Malaria eine Lungenentzündung hat. Das ist im Alter von 76 Jahren kein Spass. Bis zum Eintreffen in der Uniklinik Frankfurt am Donnerstag Nachmittag kam keiner auf die Idee einen Malariaschnelltest mit ihr zu machen, obwohl sie seit Sonntag die ersten Symptome hatte.
Bitte beachtet alle, dass ihr bis zu einem Jahr nach der Rückkehr aus Malariaverdächtigen Gebieten gefährdet seid und so schnell wie möglich einen Malariatest machen sollt! Bitte macht ihn einmal öfter als notwendig!