Was Zeitungen halt so schreiben. In der Studie steht als eine der (massiv von SARS COVID-19 abweichenden) Annahmen auf Seite 59:
Mit Auftreten der ersten Symptome sind die infizierten Personen ansteckend. Dies ist der einzige Unterschied in der Übertragbarkeit zwischen dem hypothetischen Modi-SARS und dem SARS-1 – der natürlich vorkommende Erreger kann erst von Mensch zu Mensch übertragen werden, wenn eine Person bereits deutliche Krankheitssymptome zeigt.
Unser aktueller Virus kann bereits Tage vor dem Auftreten von Symptomen verbreitet werden. Ergo weiß keiner ob er ansteckend ist (es sei denn er ist immunisiert) und ergo braucht jeder in der Öffentlichkeit eine Maske ... nicht nur das Betreuungspersonal. Jeder Pfleger, jeder Arzt, immer. Nicht nur wenn er Covid-19-Patienten betreut.
Andererseits ist der Virus deutlich weniger letal als der in der Studie.
Andererseits wurde er in Massenevents (Ischgl, Karneval ...) als Superspreading-Event fein verteilt, gleich am Anfang, während die Studie von zwei kleinen Einzelereignissen ausgeht und einer langsamen Ausbreitung.
Andererseits geht die Studie von einem gleichmäßig schweren Krankheitsverlauf über alle Altersgruppen aus.
Andererseits geht die Studie von drei Infektionswellen aus, weil die annehmen, dass das Virus 2x entsprechend (Übertragbarkeit) mutiert.
Andererseits, andererseits andererseits.
Oder hier:
Die Verbreitung erfolgt flächendeckend über Deutschland, analog zur Bevölkerungsdichte. Diese Annahme reflektiert ein theoretisches, vereinfachtes Modell, bei einem natürlichen „echten“ Ausbruchsgeschehen wäre mit geografischen Unterschieden zu rechnen, deren Komplexität hier nicht abgebildet werden kann
Es gibt also in der Studie keine Hot Spots mit lokalen Versorgungsengpässen.
Etc etc
Ein Planspiel halt. Das auch davon ausgeht das in D flächendeckend das Gesundheitssystem zusammenbricht, da scheinen wir ja drum rum zu kommen:
Exkurs: Verlauf ohne antiepidemische MaßnahmenDas hier vorgestellte Szenario geht davon aus, dass schon früh im Verlauf antiepidemische Maßnahmen eingeleitet werden, die dazu führen, dass jeder Infizierte im Durchschnitt nicht drei, sondern 1,6 Personen infiziert.
Die Gegenmaßnahmen werden nur für den Zeitraum von Tag 48 bis Tag 408 angenommen. Würde man davon ausgehen, dass keinerlei Gegenmaßnahmen eingesetzt werden und jeder Infizierte drei weitere Personen infiziert (bis der Impfstoff zur Verfügung steht), so hätte man mit einem noch drastischeren Verlauf zu rechnen.
Zum einen wären die absolute Anzahl der Betroffenen höher, zum anderen wäre der Verlauf auch wesentlich schneller.
Während im vorgestellten Modell der Scheitelpunkt der ersten Welle nach rund 300 Tagen erreicht ist, wäre dies ohne antiepidemische Maßnahmen schon nach rund 170 Tagen der Fall. Dieser Zeitgewinn durch antiepidemische Maßnahmen kann sehr effizient genutzt werden, um z. B. persönliche Schutzausrüstung herzustellen, zu verteilen und über ihre korrekte Anwendung zu informieren.
Die Anzahl Betroffener unterscheidet sich in beiden Szenarien gravierend. Wenn Schutzmaßnahmen eingeführt werden und greifen, sind auf den Höhepunkten der Wellen jeweils rund 6 Millionen (1. Welle), 3 Millionen (2. Welle) und 2,3 Millionen (3. Welle) erkrankt.
Ohne Gegenmaßnahmen sind es rund 19 Millionen (1. Welle), rund 6,5 Millionen (2. Welle) und rund 3,3 Millionen (3. Welle). Die Zahlen für Hospitalisierte bzw. Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, verhalten sich ähnlich.
und
Die enorme Anzahl Infizierter, deren Erkrankung so schwerwiegend ist, dass sie hospitalisiert sein sollten bzw. im Krankenhaus intensivmedizinische Betreuung benötigen würden, übersteigt die vorhandenen Kapazitäten um ein Vielfaches (siehe Abschnitt KRITIS, Sektor Gesundheit, medizinische Versorgung). Dies erfordert umfassende Sichtung (Triage) und Entscheidungen, wer noch in eine Klinik aufgenommen werden und dort behandelt werden kann und bei wem dies nicht mehr möglich ist. Als Konsequenz werden viele der Personen, die nicht behandelt werden können, versterben
Also: es ist anders als in der Risikoanalyse. Weil die Risikoanalyse halt EINEN angenommenen Verlauf durchspielt.
Vieles ist milder/weniger kritisch. Bzw die Maßnahmen greifen besser.
Und die Studie konzentriert sich auch ziemlich auf den Erhalt kritischer Infrastruktur (Strom, Gas, Wasser, Lebensmittelversorgung, etc etc)
Sehr interessante Lektüre, und ziemlich gruselig.
Gryße!
Andreas, der motorang
PS ein Gedanke noch: Menschen denken nicht gern langfristig.
"Wichtig" gegen "Dringend" ... meistens gewinnt "Dringend".
Pandemie versus Klimawandel beispielsweise.
Dazu noch das allzu menschliche St-Florian-Prinzip ...