Ich gestehe es gleich vorweg: Ich hab's nicht mehr ausgehalten, auch weil eine liebe Freundin mich immer wieder mit einschlägigen Motorrad-Bildern aus Norddeutschland "gefüttert" hat! Dem musste was entgegengehalten werden ...
Wir hatten bis über 21° C hier, strahlende Sonne, Schnee eh viel zu wenig (dafür fahrlässig viel Salz auf der Straße) und so bin ich heute gleich um 0730 Uhr zum Versicherer meines geringsten Mißtrauens gefahren und habe mein Nummerntaferl geholt. Und montiert. Und mich warm angezogen, um gegen 1000 Uhr Richtung Brenner abzurücken.
Mei, was des schee! Mutterseelenallein die Brenner-Bundesstraße hochschwingen, ohne Radarfallen (das lohnt sich grad noch nicht) - a Traum! Nur im Schattenbereich wars noch feucht, aber der BT AX41 hält wirklich gut auf der Straße. Die Ausdauer wird er aber nicht haben ... Und ab Gries am Brenner fuhr ich dann nicht mehr nur auf weißen Salzschleiern auf trockener Straße, sondern in einer Salzlake aus Schmelzwasser und Streusalz. Egal - es war auf alle Fälle erstmal die Freude wert.
Hinterm Brenner habe ich mal eine kleine Pause gemacht, da wo die Brenner-Grenzkammstraße abbiegt, die man ja leider nicht mehr mit dem Moped fahren darf. Mit Stromradl komischerweise schon ...
Und was ich da an meiner TTE so sah, das machte zwar nachdenklich, aber jetzt wars eh zu spät. Ich habe mich entschieden, dem entgegen zu wirken mit einem neuen Namen für das Werk'l. Sie heißt jetzt "Opfer-Anode" ...
Beschwingt ging es durch sonnige und warme Gegenden weiter nach Sterzing. Dort habe ich noch einen Stopp in der Altstadt gemacht, die ich mag. Einer der Höhepunkte ist für mich immer die Spitalskirche mit ihren Fresken.
Dazu muss ich kurz ausholen. Spitäler waren eine der Schlüsselaufgaben für die Städte des Mittelalters. Sie lagen in der Regel außerhalb der Stadt, um die Krankheiten nicht in den engen Gemeinwesen weiterzuverbreiten. Allerdings haben sich die Städte dann gerne ausgebreitet und die ehemals außerhalb liegenden Spitäler gewissermaßen wieder "eingefangen". So auch in Sterzing.
DIe beklagenswerten Insassen hatten ein Recht auf Verpflegung und vor allem auf geistlichen Beistand, weshalb diese Einrichtungen immer eine Kirche oder zumindest eine Kapelle aufwiesen. Und weil das Spenden an derlei Einrichtungen das eigene Seelenheil förderte (und die Zeit im Fegefeuer reduzierte), waren viele dieser Spitäler wirtschaftlich erfolgreich. Und konnten sich so häufig aufwändig ausgeschmückte Kirchen leisten. Das ging soweit, dass die Spitäler auch baulich so große Einrichtungen wurden, dass sie namensgebend für spätere Stadtteile wurden. So etwa in Köln der Stadtteil "Melaten", was von "Maladen" (= Kranken) kommt.
Und - zack! - wieder aufs Motorrad und weiter in die Alte Post, man wird es geahnt haben. Nur hat die noch Winterschlaf bis 31. März. Hmpfff.
Dann halt ersatzweise nach Klausen und durch den Tinnebachtobel nach Latzfons. Für mich ist das eine DER Aussichtsstrecken in Südtirol.
Leider wars in Südtirol aufgrund des Nordföhns kühler als im Norden, so dass ich mich dann verstärkt nach Norden auf den Weg gemacht habe. Und soll mal keiner sagen, dass nicht aus das Bundesland Tirol schöne Aussichten zu bieten hat:
Nach 235 km bin ich mit der salzverkrusteten "Opfer-Anode" wieder heimgekommen. Läuft prächtig trotz ihrer jetzt 77 Tkm (ohne Motoröffnung), wurde aber nicht gereinigt, weil ich morgen wieder fahren will. Hehe ...
Maybach