Ich "musste" ja familienbedingt an den Gardasee. Ich will das nun nicht auswalzen im Öffentlichen, nur soviel: Meinem 4jährigen Großneffen geht es gar nicht gut, was natürlich auch auf sein Umfeld Auswirkungen hat.
Und um das "System" ein wenig zu entlasten, hat meine Schwester die ganze Familie an den Gardasee (Torri del Benaco) eingeladen. Und weil ich weiß, dass der Bengel Motorräder liebt und gerne drauf sitzt, bin ich nach Abstimmung dorthin gefahren.
Ich bin also relativ früh in Innsbruck losgefahren, denn es war ja anzunehmen, dass doch recht viel los sein würde. Erste Pause in der Alten Post, einen guten Doppio eingeworfen.
Dann weiter nach Süden, zwischen Bozen Nord und Auer auf der Brennerautobahn, weil es einfach nicht schön zum Fahren ist dort. Dann weiter über Trient Richtung Rovereto. In Calliano habe ich einen kleinen Stopp eingelegt und sogar ein brauchbares Foto von der beeindruckenden Festung Castel Beseno machen können. Wer noch nicht da war: Anschauen, lohnt sich sehr! Und zwei Stunden einplanen.
Rovereto passiert und in Mori die Abzweigung nach Brentonico genommen. Von Süden braute sich dunkles Gewölk zusammen, aber wie so oft waren die kleinen Straßen leer und ich konnte die XS fröhlich laufen lassen. Der viele Regen der vergangenen Tage und Wochen hat auch dazu geführt, dass die Flanken des Monte Baldo sich wie eine Grüne Hölle präsentieren. Kommt man aber über die Baumgrenze, dass wird es nicht nur kühler, sondern der Wind wurde auch immer stärker.
An der Boca di Navene noch kurz einen Schnappschuss des kaum noch zu erahnenden Tiefblicks,
ein kleines Schwätzchen mit einem Bonner R100GS-Fahrer und dann machte ich mich auf den Weg, voller Hoffnung, dem Regen ausweichen zu können. Die Hoffnung trog.
Regenfälle stygischen Ausmaßes platschten schlagartig herab und durchweichten innert weniger Sekunden. Nun ja, war ja nicht so schlimm, denn erstens sind wir ja nicht aus Zucker und zweitens war das Ziel ja schon in Reichweite. Und in der Tat: Je weiter ich nach Süden und tiefer kam, desto sonniger und wärmer wurde es. In Caprino Veronese war ich schon wieder trocken und schwang Richtung Prada wieder nordwärts.
Und in Prada kam dann der nächste Guss. Die letzten Meter bis zur Scheitelhöhe fuhr ich in Wasser, das ungefähr 5 cm tief und die ganze Fahrbahn einnehmend herunterschoß. Die alte Kriegsstraße, die nach Westen in 22 Kehren steil abwärts geht, war nun auch nicht mehr so prickelnd zu befahren. Laub, ja ganze Äste schwemmte es da nach unten. Fotos verboten sich, wollte ich nicht mein Handy auch noch fluten ...
Aber wie es im sommerlichen Gebirge so gehen kann: Nach wenigen Minuten (die mich allerdings bis auf die Knochen eingeweicht haben!) war es wieder warm und sonnig!
Wenige Minuten nur später war ich faast wieder trocken angekommen. Es war ein schöner Familienabend und ich glaube es war gut, dort gewesen zu sein. Nur das Bett in der Pension war so schlecht, dass ich nur wenig Schlaf fand.
Am nächsten Morgen machte ich mich früh auf, um zum einen der angekündigten Hitze ein wenig zu entgehen, zum anderen weil für den Nachmittag nördlich des Alpenhauptkamms wieder Regen angesagt war.
Zur Abfahrt war mein Großneffe mit Schwester angetreten, weil er wenigstens nochmal auf dem Motorrad sitzen wollte. Da er mit 4 Jahren einfach noch zu klein ist, um mitgenommen zu werden, habe ich ihm versprechen müssen, dass wir das nachholen, wenn er auf die Fußrasten kommt. Prinzip Hoffnung ...
Ich fuhr dann auf direktem Wege nach Torbole und weiter durch das Sarca-Tal nach Trient. Erste Pause war in Salurn, unterhalb der immer wieder beeindruckenden Haderburg. Sie gehörte übrigens auch mal Philippine Welser ...
Zum Mittag war ich bequem in der Alten Post und dann war es ja fast nur noch ein Katzensprung nach Hause, wo ich mit den ersten Tropfen des angekündigten Regens vor der Garage ausrollte. Knapp 600 km schöne Fahrt, danach noch "TD nach der Fahrt" mit Kettenschmieren, Ölkontrolle und Kettenspannen.
Maybach