Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahren

Für alles was nicht alteisentreiberisch ist. Plastikroller, Autowagen, wassergekyhlte Mehrzylinder und ähnliche Gehhilfen.

Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahren

Beitragvon Philipp_FS » So 10 Nov, 2024 07:57

Guten Tag Alteisentreiber,

angeknüpft an folgendes Thema würde mich interessieren, was Euch so bewegt ein Zweirad zu bewegen, welches keinen großen Hubraum und nicht viel Leistung hat.
Ich selbst bin Zweirad-ADHSler, ich kann mich nicht auf ein Zweirad festlegen, Ich fahre vom Mofa mit 25 km/h alles bis zur 1500er. Aktuell hat meine stärkste 98 PS und stammt noch aus der Selbstdrosselung der Hersteller. Ich brauche immer den Ausgleich. Allerdings besitzen wir nichts zwischen 125ccm und 650ccm.

Hier geht’s zum Thema bis 125ccm, aus dem das aktuelle Thema entsteht.
https://forum.motorang.com/viewtopic.php?f=60&t=21214

Hier soll es um die kleinen Zweiräder gehen, 250, 300er, weiter bis sagen wir 500ccm.
Was seht Ihr als Vorteil? Warum fahrt Ihr kleine Hubräume? Zur Entspannung? Zum Entschleunigen? Sparsamkeit? Gut zu Reparieren?

Erzählt Eure Geschichten. Vielleicht seid Ihr auch große Touren gefahren? Berichtet bitte davon!

Ich bin sehr gespannt!
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Dreckbratze » So 10 Nov, 2024 09:05

Meine Zweiradkarriere (Mofa/Moped übergehe ich mal) begann mit dem vom Vater übernommenen Heinkelroller. Der war luxuriös, aber mit 9,5 PS aus 175cc eher eine Wanderdüne und schon 1983 geschwindigkeitsmäßig nicht mehr zeitgemäß. Für einen 18jährigen nicht gerade die Erfüllung, aber hatte mich halt nix gekostet.
Ich habe mich dann "hochgearbeitet" bis ich schließlich bei meiner Guzzi LM ankam, die ich viele Jahre mehrere Hunderttausend km fuhr und durch ganz Europa trieb.
Irgendwann fuhr ich fast nur noch Gespann, das Reisetempo sank erheblich auf 100 -120 km/h, Gewicht war beim 3Rad relativ wurscht.
Parallel waren aber immer noch Solos im Stall, anfangs noch meine alte Honda 500four. Als die 1974 gebaut wurde galt die noch (wie auch Thoenys SRs) als großes Motorrad.
Die Maßstäbe haben sich in den letzten Jahrzehnten kräftig verschoben. Die optimistischen knapp 50 PS der Four gelten heute ja als Einsteigerklasse und selbst die damaligen 76 Pferde meiner LM erzeugen bei vielen heute nur noch ein Lächeln. Damals war das eine Hausnummer und das Motorrad mit einer Spitze von über 200 gewiß nicht langsam.
Heutzutage fährt dir jeder Vertreter-Passat um die Ohren.
Durch die Winterfahrerei kam ich irgendwann wieder zu einem MZ Gespann und war aufs neue äußerst beeindruckt, was die kleinen Motoren leisten und wie zuverlässig sie sind, so lange sie nicht zerschraubt wurden. Ich war sogar mal aus der Not heraus mit ner Hufu auf dem Tauerntreffen, das ist allerdings mehr als anstrengend.
Auf kleinen kurvenreichen Straßen muß sich manch größeres Gespann anstrengen um dran zu bleiben, da die Emme leicht und wendig ist, nur 1m Spurweite hat und der 2takter sehr spritzig ist.
Man wird älter und so kam irgendwann der Punkt, an dem ich mich nicht mehr recht wohl fühlte wenn ich meine LM rangieren muß, sei es beim Schieben oder auch beim Wenden auf der Straße mit kaum vorhandenen Lenkeinschlag, Stummellenker und 240kg. Auch mein nicht gerade hünenhafter Wuchs macht die Sache nicht besser. Hinzu kommt, daß ich permanent zu schnell damit unterwegs bin. Bei 100 km/h fahre ich ja meist noch im 4ten Gang.
Ergo ist die LM das Motorrad, das ich am wenigsten fahre.
Für Schwarzwaldsträßchen ist hier meine Solo MZ TS/0 von '73 das Mittel der Wahl. 130 kg, bequemes Fahrwerk, gute Sitzposition. Mit Gespannübersetzung läuft sie noch knapp 110, in der Beschleunigung braucht man sich nicht vor einer SR zu verstecken und auch unbefestigte Wege sind stressfrei zu bewältigen, wie ich dieses Jahr in Irland ausgiebig im wahrsten Sinne des Wortes erfahren durfte.
Und dann gibt es ja noch die 55er Airone. Die 9,5 PS, bei denen mir beim Heinkel damals das Gesicht einschlief, zaubern mir heute ein entspanntes Lächeln ins selbige. Der nahezu ungedämpfte satte Einzylinderschlag massiert die Seele und 80 Dauertempo sind immerhin drin. Einem offensichtlichen Oldtimer werden auch viele Sympathien entgegen gebracht, ich erlebe es praktisch nie, daß mich einer ungeduldig "schiebt". OK, ich fahre auch nicht im Berufsverkehr damit.
Der Einsatzzweck spielt ja auch eine Rolle. Mofa und Moped bedeuteten mit 15/16 einfach Mobilität auf dem Lande, Unabhängigkeit, Freiheit. Und 80 war recht flott in einer Zeit wo Autos mit 50, 60 PS normal waren.
Also du siehst, Life is changing. Schwerpunkte und Vorlieben verlagern sich u. Umst.. Und wenn es irgendwann schwerfallen sollte ein normales Motorrad zu fahren und mir ein Roller die Verlängerung meiner Zweiradzeit ermöglichen kann, habe ich da sicher auch keine Hemmungen.
Zuletzt geändert von Dreckbratze am So 10 Nov, 2024 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon schnupfhuhn » So 10 Nov, 2024 09:41

Ich war irgendwann einfach zu faul die FZ750 zu satteln. Bei einem Freund blieb eine XS360 übrig die ich ihm mal zugeschachert hatte. Die stand dann so als Schlechtwettermoped in der Garage. Mal eben ein Eis oder eine Zeitung holen? XS. hat dann oft mit 250km Touren geendet, ich glaub ohne das Speiberl würde ich heut garnicht mehr Moped fahren. Irgendwann hab ich dann vor der Realität kapituliert und permanent einen Tankrucksack mit dem großen ADAC Atlas drin drauf gemacht. Alle Käffer, alle Wegerl drin.

Schöner Nebeneffekt: ich war wieder schneller als das Moped, nicht anders herum. :weg:
:-) Putzt die Rahmen und stellt sie bereit! :-)
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Zimmi » So 10 Nov, 2024 10:46

Ich habe seinerzeit bewusst als 1. Motorrad die SR 500 gewählt. Fast jeder andere in meinem Alter hatte eine FZRGSXZXR. Die Dinger waren alle viel schneller als ich, und der Motorsound war mir zu aggressiv. So was hätte mich vermutlich zeitnah in eine Holzkiste verlagert. :ugly:
Klar ist die SR auch nicht irre flott, deswegen hat sie auch ein Upgrade auf 700 Kubik bekommen, das sehr viel Freude macht, aber die motorseitig serienmäßige XT500 durfte unter mir deutlich mehr km sammeln als die 700er. Das Russengraffl ist seit Kauf fast das einzige bewegte Krad...
"Probier's mal mit Gemütlichkeit" oder so. :smt023
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon altf4 » So 10 Nov, 2024 11:36

... ich fahr maximal 110 auf der autobahn, und normalerweise 70-90 auf den landstrassen. da brauch ich nix schnelleres als das geraffel das ich hab.

die sr500 war vielen meiner bekannten zu langsam - ging mir nie so. ausserdem sprechen mich 250er zweitakter im sinne einer mz besonders an, mit viel drehmoment fuer jedentag und gtenuegend drehzahl-ps wenns mal gebraucht wird.
je aelter ich werde desto leichter will ich meine moppets, weswegen ich auch meine zwei mz projekte hier stehen hab: irgendwann wird mir die sr500 kickerey zu schaedlich - dann gibts vielleicht eine 500er enfield oder so.

ich fahr schon auch ganz gerne mal flott, eher aber in den kurven oder aus kurven heraus - endgeschwindigkeit hoeher als 110 braucht keines meiner fahrzeuge.

gruessle, max ~:)
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon T. » So 10 Nov, 2024 12:23

Da bin ich ganz bei dir.... :smt023
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Philipp_FS » So 10 Nov, 2024 12:41

@Dreckbratze

Du warst mit der MZ in Irland? Das wäre ja mal ziemlich interessant!

Also sollte ich wirklich mal sowas "Kleines" haben, dann werde ich auch mal eine längere Tour damit fahren. Leider reicht mir das Leben nicht, alle Mopeds, Moppeds und sonstige Fahrzeuge auszuprobieren und zu besitzen.
Bei der letzten MZ hier war ich allerdings leider zu langsam. Erwische ich mal eine, sogar vielleicht mit Beiwagen, dann würde ich damit sogar im Winter fahren.
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Straßenschrauber » So 10 Nov, 2024 12:46

Da bin ich ganz bei Euch.
Aber auch bei denen, die heutzutage mindestens 40 bis 50 PS wollen :ugly:

Und wenn Ihr schon über das Älterwerden redet:
Mein Plan B heute für diese sehr weit entfernte Zukunft wäre eine elektrogestartete XT600, die optisch auf XT/SR500 gemacht ist.
Mit etwas mehr Hubraum, Verdichtung und anderer Nocke als Serie XT600 natürlich :weg:
~-o|-
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Dreckbratze » So 10 Nov, 2024 12:59

@Phillip: Ich bin zum ersten Mal seit 40 Jahren mit 4 Rädern in den Urlaub, wir hatten eine MZ und eine SR im Bus dabei. Der ursprüngliche Plan war es aber tatsächlich mit 2 MZten loszufahren. Technisch hätte ich nicht die geringsten Bedenken.
Näheres siehe "Ausfahrt u. Reise" --> Das Elchsloch reist nach Irland.
Was ich aber ganz sicher machen werde ist mit der Airone durch das Elsass und die Pfalz zu meinem Elternhaus im Rhein-Lahn-Kreis zu "wandern". Da brauchst du eh einen Tag, egal ob MZ, Guzzi solo oder Gespann.
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Uwe Steinbrecher » So 10 Nov, 2024 14:26

Ich komme sozusagen von oben.
Mit 21, endlich Selbstverdiener, nach jahrelangem starkem Widerstand der Eltern den Zweiradschein gemacht.
Es gab niemanden im Umfeld der Motorrad fuhr und ich hatte keine Ahnung.
So bin ich bei einer CX500C als Silverwing Umbau mit 27PS gelandet.
Ein sterbenslangweiliger Motor! Nur wusste ich das damals gar nicht :-D
Nach 2 Jahren und unzähligen spaßigen Kilometern endlich auf 50 PS aufgemacht und als genug Kohle da war hab ich mir meinen Jugendtraum erfüllt. Eine Guzzi California.
Es wurde eine 1100i mit 75PS und die hab ich heute noch.
In der Zeit begann das große ausprobieren. Ich bin alles gefahren, das mir in die Finger kam, wobei ich immer nur Mopeten probierte, die deutlich stärker waren als das was ich hatte.
Es gab nette Dinger dabei, die mich auch heute noch reizen würden, wie ne GSX100G oder eine Ur V-Max.
Aber am Ende kam immer raus: Die Cali ist für mich genau richtig
Als Student hatte ich dann auch noch eine MZ TS250 als Gespann, Aber wir wurden keine Freunde, weil ich mit dem spitzen 2 Takter mit dem Anfahrloch einfach nicht klar kam. Zudem ist mir dieser ekelhafte 2taktgestank auf den Klamotten tierisch auf den Geist gegangen.
Meine Schwester hatte mal ne ETZ301 und war mit der in Irland unterwegs. als Solo war die wirklich fluffig und im Nachklapp super zu fahren. Damals war ich aber noch zu sehr fixiert auf Leistung und hatte noch nicht realisiert, das Gewicht doch einen Unterschied macht.
Das kam erst nach 2015 Da war ich länger unterwegs und hätte mehrfach ein deutlich leichteres Motorrad brauchen können. So kam ich zur KTM 690. Das Gewicht (155Kg) war für mich eine Offenbarung und gleichzeitig hatte ich das erste mal, dass mich ein Motor mit einem Überschuss an "Charakter" und Leistung auch nerven kann.
Zur Bullet kam ich nur, weil ich ein Motorrad wollte, mit dem ich mit meiner Tochter als 125er Fahrerin gemeinsam Urlaub machen konnte ohne sie permanent zu überfordern.
Na ja, gemeinsame Fahrten gab es nie aber dafür entdeckte ich die Langsamkeit. Der Stampfende Bullet Motor in Kombination mit der für mich niedrigen Sitzposition macht die Lage einfach immer beherrschbar und lässt auch auf wirklich kniffligen Offroadpassagen (Abano Pass in Georgien oder TET Abschnitte) keinerlei Stress aufkommen. Auf der Straße dagegen sagt der Motor ständig: "so bin ich halt :smt102 " Jedes Mehr an Drehzahl erkaufst du mit Vibration und ich spüre wirklich wie die Kraft entfaltet wird. So ist es OK und mehr Kraft ist eben nicht da.
Bei einer Himalayan 400 ist das z.B. ganz anders. Der Motor dreht recht seidig und plötzlich kommt der Begrenzer. Da war ich schnell genervt.
Und wie geht es weiter? Derzeit denke ich über einen Ersatz für die KTM nach. Eher noch leichter und ein ruhigerer langhubigerer Motor soll es werden. Enduro mit langen Federwegen ist bei mir klar gesetzt.
Abseits davon hängt mir schon seit Jahren ein Guzzi Galletto im Hirn und so eine Bullet preUnit fände ich auch sehr fein. Die sind halt einfach nochmal deutlich hübscher. Aber das ist ein anderes Thema :omg:
Das mit dem Motorrad ADHS das kenn ich auch :ugly:
„Schlechte Vorbereitung ist eine solide Basis für Abenteuerreisen.“
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Philipp_FS » So 10 Nov, 2024 20:19

"Motorrad-Wandern" finde ich übrigens auch ganz klasse. Das erste Mal im Sommer 2023 gemacht und gemütlich über Landwirtschaftswege in der Hallertau "gewandert". Das war für mich etwas ganz Neues. Als Motorrad wählte ich zu dem Zeitpunkt meine R80. Eigentlich zu groß. Es hat eigentlich nur noch die Bialetti und der Gaskocher im Koffer gefehlt.
Werde ich auch wieder machen.

Und das könnte ich mir auch mit so einer Bullet oder Classic 350 (o.Ä.) vorstellen. Die Frage ist nur, reicht mir das?

Also wenn als Hauptmopete, wird da nicht das Bedürfnis zwischendurch mal was Kräftiges zu fahren, nicht zu groß?
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Dreckbratze » So 10 Nov, 2024 20:32

Als einziges Motorrad?

OK, ich bin in der luxuriösen Lage anlaßbedingt wählen zu können. Nach Lübeck zum Treffen würde ich auch eher mit was flotterem fahren.
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Philipp_FS » So 10 Nov, 2024 20:41

:ugly:

Ja, ich auch. Ich hab leicht und sauschwer, klein und groß, schwach und stark. Trotzdem und vielleicht deswegen? (Achtung, es wird philosophisch)

Die Frage erreicht vielleicht auch die, die EIN Motorrad unter 500ccm fahren. Vielleicht auch die Frage, wie ist es, Minimalismus beim Motorrad zu leben und zu fahren? Geht das überhaupt? Das Motorrad ist ja höchst emotional und es gibt ja auch da verschiedene Ansichten, wer wie wann warum welches Motorrad fährt.
Ein langsames, zuverlässiges, genügsames Motorrad zu fahren geht sicher irgendwie, aber ich bin da Minimalismus-Legastheniker, ich habe es nie gelernt, mich auf eine Sache festzulegen und diese dann auch mein ganzes Leben lang durch zu ziehen. Jedoch interessiert mich diese Seite und ich möchte da womöglich auch meine Denk- und Sichtweise erweitern. Mich auf eine Classic 350 oder SR500 oder CB400 zu beschränken würde (heute) nicht mehr funktionieren. Dazu, oder ein anderes ersetzen ja, aber nur noch eins in der Klasse? Fraglich!

Ist das bei jemandem so? Ich bin sicher, dass es hier einige gibt.

Sorry, sehr philosophisch, bitte aber gerne weitere Gedanken dazu beitragen, oder eben ignorieren.
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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon Gustav » So 10 Nov, 2024 21:54

Ich habe als Junge schon auf dem Randstein vor einer BMW R50 gesessen. Es war meinTraunmmotorrad. Daheim hatten wir eine NSU Lux, Horex Regina, Victoria, ... und zum Schluss vom Stiefpapa eine DKW 250 H1. Es wurde bei mir die DKW 250 Hi. Dann kam der Klacks mit der Guzzi 750ccm - Autobahnfahrt Hamburg - Wien und zurück.. Es kamen noch einige Motorräder hinzu. Puch175 SGS, DKW 200, Honda CB 750 Yamahas und die geliebte R50. Ich fuhr also Gebrauchsmotorrad, Rennbolzen und dann die starke R50, die in den Jahren schon nicht mehr mit der Literleistung mithalten konnte. . Also mein erstes schweres Motorrad , das der aktuellen Literleistung gemütlich hinterher fuhr. MIt einer R75/5 war man schon König. Zwischendurch dazu noch Rennsemmel RD350 LC350 mit gefummelten Motoren. Aber es waren schon leichte Motorräder. Es wurde wieder eine R60/7. Es war ein Motorrad mit wenig Leistung und viel Fahrspass. Die Leistungen und Gewichte der Motorräder steigt ständig. So gesehen bin damals schon erleichtert stehengeblieben. So 200Kg und 40PS. dazu kommen eine R100-60PS. Konnte ein Yamaha 1100 vom Kumpel kaufen .Eine Probefahrt , eine stramme Bremsung und ich spürte die zusätzlichen 80Kg Metall - nein danke. Leider bekam ich noch ein Honda Deauville dazu. 230KG - schon viel zu schwer. Wir sind bis heute nicht warm geworden. Obwohl das Motorrad Vieles besser kann. Meine neueste BMW R80 von 1993 mit schlappen 50PS und nackend unter 200kg gibt mir schon wie in der Vergagenheit diese Entspannung und Gelassenheit. Wenn heute ein Golffahrer auf den Pinsel tritt schaue ich schon hinterher. Es kommt gerade in mir wieder der Wunsch nach Vergangenheit auf. Mein R60/5 hatte eine Labitzke -Höckersitzbank. Aufsteigen in Hagen, absteigen in Berlin und ab in die Disco. Mir fehlt diese tiefere Sitzposition schon sehr - nach über 40 Jahren. Aber ich wäre ja nicht der Gustav vom Museum, wenn ich nicht noch eine Höckersitzbank vom Sportfahrer Knickenberg aus Wuppertal hätte. Diese Sitzbank sollte schon um 1990 auf mein R60/7. Wenn ich das schaffe, habe ih doch gefühlt die Zeit um 40 Jahren positiv verstellt und kann die Entschleunigung in einer tieferen Sitzposition noch einmal durchfahren. Oder?
Die Kuh fährt sich einfach leicht und locker. Ich hatte mal eine Enduro-KTM, die mit dem eckigen Motor, 39PS, 250ccm. Die Kiste konnte man nur mit der Brechstange fahren. Yamhas fuhren da wie Sänften durchs Gelände. Natürlich ist deshalb auch meine DT 175 von 1978 bei mir geblieben.

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Re: Entschleunigung - Oder die Kunst wenig Leistung zu fahre

Beitragvon sejerlänner jong » Mo 11 Nov, 2024 06:46

Mitte der 90iger Jahre habe ich ab und zu die NSU Max vom Vater gefahren und das war dann wohl der Auslöser mir selbst auch eins zu kaufen. Welches es sein musste stand fest: SR500. Obwohl ich nie eine gefahren hatte oder sonst wie Bezug dazu hatte. Die gefiel mir und musste es sein. 1998 habe ich die Anzeigenblättchen "Such und find" und "Reviermarkt" durchgeblättert und die genommen die in der Nähe angeboten wurde. Die kam und blieb. Etwas größeres oder anderes kam nicht in Frage. Ok, eine 750iger Suzuki habe ich mal gehabt, aber nie gefahren. Die war halt da weil jemand Schulden gemacht hatte und die Kohle nicht kam. Sie habe ich verkauft. Irgendwann kam noch eine XT hinzu. 2014 wurde noch ein SR500 Gespann angeschafft. Das reicht auch völlig um schöne Touren zu machen.

So blieb das bis etwa 2015, da bin ich eine Guzzi 850 Gespann gefahren. Hui, die macht auch Spaß. Kaufen. Die Eintöpfe bleiben.
Angefixt von der schnelleren Fortbewegung wurde noch eine XS850 Gespann angeschafft. Die Eintöpfe bleiben.
Guzzi und XS sind mittlerweile durch ein BMW K1100 Gespann ersetzt.
Ohne Eintopf hätte ich nie die Gitti kennengelernt denn die fährt auch SR. Sie hat sich die erste mit 18 Jahren gekauft, irgendwann verkauft aber wurde wieder rückfällig.

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