Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Herbert H » Mi 30 Mär, 2022 11:37

Ich habe mit einer XR drei Bescheinigungs Duell gemacht. Die ist nicht nur ein bisschen langsamer. Der Fahrer hat gemeint, das meine Leistung gesteigert ist. Ich habe gerade die 68PS.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Herbert H » Mi 30 Mär, 2022 11:43

Aber für das bin ich schon zu alt. Zu Enduro wandern hätte eine CRF300 Rally gereicht. Die war nicht lieferbar. Dann hätte ich das Fahrwerk umbauen müssen.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Richy » Mi 30 Mär, 2022 17:55

Richy hat geschrieben:Mitfahrer ist in einer Bergaufschotterkehre bei langsamer Geschwindigkeit einfach umgefallen, zack, Hebel ab. Bilder liefere ich später nach.


So sah das aus (nach der Reparatur):
DSC00876s.jpg
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Stiffmasta » Mi 30 Mär, 2022 21:24

Ich bin ja eigentlich seeeehr stiller Mitleser.
Möcht hier aber kurz paar Tipps zum Thema absterben der 690er geben, hab meine zwar gerade verkauft, die Tipps bleiben ja aber bestehen :-)

Was dagegen helfen kann:

- Initialisierungslauf (Ini-lauf) wurde ja schon erwähnt, dafür die KTM (am Besten in der Früh) kalt starten, stehen lassen und absolut nicht Gas geben. Das ganze sollte genau 15 Minuten dauern und dann einfach abstellen. Paar Sekunden auf und ab sollte kein Problem sein, Minute(n) schon.

- wenn ein anderer Auspuff, Krümmer, Luftfilter, Luftfilterkasten oder Kat verbaut wurde, es reicht auch nur eines davon, reagiert die KTM da ganz bockig darauf, dann muss ein andres Mapping drauf, grob gesagt, dass dem Motor dann sagt wie er zu laufen hat, da sich der Rückstau, Luftmenge usw. ändern.

- Masse-bypass
Es hilft auch viel, einen Masse-Bypass zu legen, direkt vom Minuspol der Batterie, am Besten nochmal zur Masse am Rahmen. Dadurch läuft sie allgemein viel ruhiger und es kann (in manchen Fällen) auch das Absterb Dilemma beheben.

- Massepunkte kontrollieren
Das betrifft mehr die vor 2016er Baujahre, danach weiß ich nicht, es zu kontrollieren kostet aber nichts. KTM hat gerne die Massepunkte am Rahmen mitlackiert… dann gehört da der Lack entfernt und entsprechend konserviert, hilft auch viel.

Sind alles nur Tips, kann helfen, muss aber nicht. Hab aber selbst langjährige Erfahrung mit der 2012 690er gemacht und hatte diverse Endtöpfe usw. dran und die Sachen haben immer geholfen.
Weiters kenn ich viele 690er Fahrer, mit denen ich meine Erfahrungen teilen konnte.
Vielleicht hilfts dem ein oder andren, Ini-Lauf und der Bypass sind ja schnell gelegt.

Hab sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge verkauft. Für mich war sie die Eierlegendewollmilchsau, hab aber auch einiges dafür getan daran (Fahrwerk usw.). Bin aber aus Familiären Gründen zum Reisen auf einen Jeep Cherokee XJ umgestiegen und dafür musste sie weichen.
Hatte mit der KTM unterwegs aber absolut nie Probleme, hat mich nie im Stich gelassen und immer Top funktioniert, ob in Albanien, Bosnien, Serbien,… nie eas gehabt. Daheim immer brav serviciert, Kipphebel getauscht, Ventile eingestellt, dafür hat sie mir das unterwegs gedankt.

Schöne Grüße
Stefan
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Zimmi » Do 31 Mär, 2022 07:19

Krass, was man selbst mit den neuen "eigentlich-wollte-ich-ja-das-rundum-sorglos-Paket"-Böcken für einen Hokuspokus betreiben muss. :omg:
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Richy » Do 31 Mär, 2022 07:56

Zimmi hat geschrieben:Krass, was man selbst mit den neuen "eigentlich-wollte-ich-ja-das-rundum-sorglos-Paket"-Böcken für einen Hokuspokus betreiben muss. :omg:

Das erschreckt mich auch etwas.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Laternenschrauber » Do 31 Mär, 2022 07:59

Fahrende Computer halt :fiessgrinz: .

Gruß Stefan
Erfahrung verhält sich proportional zur Masse des zerstörten Materials. Bild
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Zimmi » Do 31 Mär, 2022 08:39

Laternenschrauber hat geschrieben:Fahrende Computer halt :fiessgrinz: .

Die Aussage erinnert mich an den Versuch einer Probefahrt mit einer BMW F 650 GS einer Bekannten damals. Wie ich's vom Automatik-Roller meines Vaters kannte, draufgehockt, Knöpfchen gedrückt und dabei ein bisschen das Gas aufgezogen. Die Kiste lief einfach nicht an. :shock: :gruebel:
Dann kam die Info: Auf keinen Fall am Gas drehen, sonst passiert da gar nix!
Also, nochmal ohne Gas Knopf gedrückt - nix. Nicht mal der Anlasser drehte. :smt102
Erneute Info: Erst nochmal Zündung aus und wieder an.
Mein Kommentar: "Ah, Reboot von Windows 95..." :weg:
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Do 31 Mär, 2022 18:09

Zimmi hat geschrieben:Krass, was man selbst mit den neuen "eigentlich-wollte-ich-ja-das-rundum-sorglos-Paket"-Böcken für einen Hokuspokus betreiben muss. :omg:

:shock: So schlimm ist es gar nicht!
Ich fang mal an die Eindrücke von meiner 690 aufzuschreiben, mit dem Versuch meine persönlichen Erfahrungen nachvollziehbar zu vermitteln.
Bin mal gespannt ob ich das hin bekomm....
bis später in diesem Theater.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon altf4 » Do 31 Mär, 2022 18:52

hi -

man muss ja froh sein, dass so ein bisschen hokuspokus noch da ist. frueher hiess das 'character'. oder man nannte die kiste 'diva'. heutzutage ist der 'charakter' halt ein bisschen digitaler als analog.
und eines tages heissts dann bei den alteisentreibern: every rider a hacker. :weg:

g max ~:)
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Herbert H » So 03 Apr, 2022 09:59

Ich bin am Freitag auf einer TT600 E-starter gesessen. Die hat schon etwas. Das ist noch so ein Allzweck Motorrad .
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Uwe Steinbrecher » So 03 Apr, 2022 11:15

Zeit meines Lebens war ich mit unpassenden Motorrädern unterwegs.
2015 beschloss ich, dass sich das ändern müsse.
Ich suchte:
-ein weltreisetaugliches Motorrad
-möglichst leicht
-Langstreckentauglich
-spurtstark
-Bequem
-Geländetauglich
-robust
-Platz für mich + Gepäck
Was ich nicht brauche:
-Soziustauglichkeit
-Geschwindigkeiten über 200Km/h
Mit diesem Katalog machte ich mich auf die Suche.
GS/AfrikaTwin/SuperTenere und wie sie alle heißen waren sofort aus dem Rennen.
Eine Quota, auf Mongolischen Sandpisten, hat mich nachhaltig die Nachteile von hohem Gewicht und Schwerpunkt gelehrt.
Transalp war mir zu Lahm. XT und Konsorten ebenso. Die neue T7 war noch nicht mal ein Gerücht
Blieb am Ende nur noch die 690 als Möglichkeit 155 Kg vollgetankt und knappe 70 PS Leistung klingt schon auf dem Papier sensationell und Spoiler-Alarm, es ist sogar noch deutlich spektakulärer.
Nach langem Suchen konnte ich dann eine 690 Bj.2014 mit gerade mal 2000 Km, von einem Wohnmobilfahrer, der die Kati als Bordmoped nutzen wollte (sie war ihm dann doch zu arg…) für einen guten Kurs abkaufen
Das Motorrad war absolut serienmäßig und hatte als Zubehör die Touratech Komfortsitzbank dabei, welche ihren Namen übrigens absolut nicht verdient.
Beim Kauf bin ich zum ersten mal 690 gefahren.
Der erste Eindruck:
Alles geht so leicht und fluffig!.. Wie Einzylinder? Wo sind denn die Vibrationen?... Recht rappelig aber….heilige Scheiße geht die ab!
Die nächsten 1000Km brachten dann doch noch verwertbarere Ergebnisse.
Die 690 Enduro R ist unglaublich hoch und gleichzeitig winzig klein. (kurz und schmal) „nur“ 155 Kg lassen sich spielerisch durch die Gegend schieben, Das Motorrad einfach mal kurz zur Seite lupfen ist kein Ding und (bei meiner Größe von etwas um die 1,9 Metern) sind auch große Schräglagen des Mopeds, locker mit dem Oberschenkel zu Halten/fangen.
Die Sitzpossition ist extrem weit vorne. Der Lenker liegt sehr tief, dafür die Fußrasten sehr hoch. Die Lenkerkröpfung ist so, dass mir nach 20 min. Fahren die Handgelenke wehtun oder ich stelle permanent die Ellenbogen aus. Dann geht es mit den Handgelenken, dafür tut alles andere Weh.
Sitzen auf der Originalen oder der Touratech Sitzbank ist möglich, wird aber nach ca. 200 Km zu einer echten Herausforderung.
Wenn ich im Stehen fahre, liegt der Lenker irgendwo am Oberschenkel. Ich komme gar nicht weit genug nach vorne um mich gegen den Vortrieb zu legen.
Der Gasgriff ist ultra-leichtgängig. Also so leichtgängig, dass jede kleine Bewegung des Motorrades eine Veränderung der Griffstellung bewirkt. Anfangs glaubte ich der Bock ruckelt wie blöde, bis ich merkte, dass ich das selber verursachte. Die Gas-Hand ruhig zu bekommen war gar nicht so einfach!
Es gibt 4 oder 5 verschiedene Fahrmodi (Steckermodul unter der Sitzbank) die ich versucht habe, aber am Ende bin ich doch beim Vollgasmodus geblieben.
Die Kupplung ist dank Hydraulik super leicht zu bedienen (kleiner Finger!) und sehr gut zu dosieren. Das Getriebe schaltet butterweich mit extrem kurzen Schaltwegen und nicht vorhandenem Kraftaufwand. So leicht, dass es beim stehend-fahren schon mal zu Schaltmanövern gekommen ist, auf die ich nicht gefasst war, welche ich nicht wollte und die ich noch nicht mal im Fuß spürte. Es gibt 690 Fahrer die Probleme mit herausspringenden Gängen haben. Ich nicht.
Im innerstädtischen Betrieb ist der Motor sehr nervig. Er klingt wie ein Sack Schrauben. Das Fahrzeug fährt entweder ruhig und der Motor dreht vollkommen unnötig im Bereich von ca. 4000 U/min und macht dabei Krawall wie blöde. Oder der Motor dreht sozial-Kompatible 2500-3000 U/min bockt dabei aber wie ein lustloses Kind beim Zimmeraufräumen. Ein ruhiges dahin Fahren im langsamen Ortsbetrieb geht eigentlich nur mit leicht schleifender Kupplung und leicht angelegter Bremse. Unschön, aber auch länger problemlos machbar, wenn man sich denn daran gewöhnt hat.
Dieses negative Bild ändert sich auf der Landstraße schlagartig. Bei höherem Tempo und Beschleunigungen wird der Motor wie von Zauberhand ganz geschmeidig. Alles von, butterweich bis brachial, ist absolut punktgenau über den Gasgriff abrufbar. Die extrem geringe Schwungmasse, die ich für die schlechte Orts-Performance verantwortlich mache (neben der Sprung-Lambdasonde) wird auf einen Schlag zum Spaß-Garanten. Beschleunigung findet nahezu digital statt. Die Kati vibriert kaum, sondern pulsiert durch ihre Kraft. Fühlt sich gut und nicht störend an.
Auf meinen Zweizylindern bedeutet beschleunigen immer:
Gas anlegen, Der Sound ändert sich, Vibrationen ändern sich, es baut sich das Gefühl von Druck auf und dann fängt die Karre an, sanft aber mit Nachdruck immer schneller zu werden.
Bei der KTM bedeutet Beschleunigen:
Gas und Bum! Keine Verzögerung sondern die Kraft geht 1 zu 1 vom Gaßgriff in den Reifen.
Dabei gibt es zwei verschiedene nutzbare Bereiche Es gibt den Drehzahlbereich von 2500..na gut eher 3000-5000 U/min in diesem Bereich fährt die 690 sehr Sanft. Es gibt keinen Punch von unten aber die verfügbare Kraft ist auch hier schon deutlich höher als ich es von jeder XT oder DR die ich je gefahren bin kenne. Dieser Fahrbereich ist schön zu fahren, frei von Tücke und wirklich für jeden geeignet.
Dann gibt es den Bereich von 5000-7000 U/min und da sieht es ganz anders aus. Das Moped drückt wie blöde Je nach Lage des Gepäcks, geht sie auch im dritten Gang nur mit dem Gasgriff aufs Hinterrad. Mit „über 100PS Mopeds“ mit zuhalten ist, auch wenn diese herzhaft bewegt werden, kein Problem! Der Unterschied zwischen dem unteren und oberen Bereich ist recht ausgeprägt und erinnert ein wenig an 80er Jahre Turbomotoren. Nach einiger Gewöhnung an die Kraft obenrum, kommt einem der untere Bereich dann schon wieder lahm vor und ich hab angefangen mit offenen Luftfilterdeckeln zu experimentieren. Dadurch wird die Motorcharakteristik deutlich ausgewogener, weil das Drehmoment im unteren Bereich stark zunimmt und die Spitze praktisch unverändert bleibt.
Allerdings wird die Kiste durch den „PowerParts“ Luftfilter Deckel unverschämt Laut. Mein derzeitiger Kompromiss ist ein Original Deckel mit 3 zusätzlichen Löchern im vorderen Bereich. Lauter als das Original (noch erträglich) aber schon spürbar mehr Drehmoment.
Ich lärme nicht gerne unnötig durch die Gegend. Deshalb gibt es keine Experimente mit dem Auspuff. Ich fahre das schwere aber legale Originalrohr
Autobahn Fahren ist motorisch überhaupt kein Problem. Auch Geschwindigkeiten von 150 oder 160 sind kein Problem. Der Motor vibriert praktisch nicht. Bei diesen Geschwindigkeiten dreht die Kiste aber schon recht hoch. Deshalb hat sich für mich Dauertempo 130 als ideale Reisegeschwindigkeit herausgestellt.
Ab ca. 160 setzt auf der Autobahn ein leichtes Rühren ein. Die Karre wird merklich "leicht" zum ausprobieren hab ich mich mal an die 200 herangetastet. Angenehm ist anders!!!
Der 12 Liter Tank der 690 Euro 3 reicht immer für 250 Km. Egal wie ich fahre. Ich hatte noch nie einen Verbrauch über 5 Liter und schon einige Male eine 3 vor dem Komma!
Das Gegenteil der Autobahn sind Trail-ähnliche Sektionen und da hat die KTM ihren absoluten Schwachpunkt beim Fahren im Bereich vom Stillstand besteht immer die Gefahr dass der Motor ausploppt (fehlende Schwungmasse! Ich glaube nicht an ein Softwareproblem). Das geschieht ohne Vorwarnung und schlagartig. Die Kiste Steht still und Sekundenbruchteile später findest du dich ratlos am Boden wieder.
Das führt direkt zum Bereich Fahrwerk:
Ich fang mit dem schlechten an. Der Lenkeinschlag! Die 690 Euro 3 hat einen Lenkradius wie ein Land-Rover Defender. Trotzdem ist Wenden am Lenkanschlag eine nicht triviale Übung. Siehe „ausploppender Motor“. Die nachfolgenden Modelle heben jeweils mehr Lenkeinschlag bekommen. Die vom Wauschi gilt schon als richtig wendig!!
Ansonsten hat die 690 Enduro R das beste Fahrwerk dass ich je besessen habe. Alle Komponenten sind voll einstellbar und, wie das gesamte restliche Fahrzeug, auf höchstem Niveau verarbeitet. Jeder Klick an den Federelementen ist direkt zu spüren und das Motorrad lässt sich von bretthart bis sänftengleich einstellen. Bei meinen Anforderungen verändert sich das Setting auch bei starken Temperaturschwankungen überhaupt nicht und der Kati scheint es total egal zu sein ob sie auf einer Kart-Bahn rennen fahren soll oder voll bepackt über Georgische Bergstraßen hoppelt. Bei früheren 690 Modellen, hatten die Gabeln noch Probleme mit Druckaufbau im inneren und mussten regelmäßig entlüftet werden. Das ist bei meinem Modell Geschichte.
Die ABS Bremse ist über jeden Zweifel erhaben. Die Einzelscheibe an der Front verzögert Fading frei, berechenbar, bei Bedarf Brachial aber nie giftig. Ergänzt wird sie durch eine Scheibe am Heck, auf die alles genau, wie für vorne beschrieben, zutrifft. Das ABS lässt sich bei Bedarf mit einem Knopfdruck abstellen.
Die 690 wackelt nicht, schlingert nicht und bleibt in jeder Geschwindigkeit, in jeder Lage absolut berechenbar und Bock-stabil. Vorausgesetzt, sie wird richtig gefahren. Richtig bedeutet in ihrem Fall mit ganz sanfter Hand. Die KTM wird praktisch mit Gedanken gesteuert. Hände sanft am Lenker, mit den Augen die Richtung bestimmen, keine Kraft und alles ist super. Da ist sie auch extrem wendig und selbst bei hoher Geschwindigkeit mit kurzen Impulsen schnell umzulegen. Wenn ich aber anfange das Motorrad „aktiv fahren zu wollen“ am Lenker Zerre, oder sonst irgendwie grob werde, versaue ich ihr die Line und dann kann es auch mal schlingern. Zum Glück aber nie stark.
Verarbeitung hab ich schon angesprochen. Alles ist super konstruiert, absolut passgenau gut zugänglich und sehr einfach zu beschrauben. Sämtliche Schrauben sind von erlesener Qualität und alle Schläuche/die Elektrik ist toll und scheuerfrei verlegt.
Das Euro 3 Modell hat noch ein vollwertiges Cockpit mit Drehzahlmesser, Tacho, Ganganzeige, zwei Tripanzeigen und Restreichweitenanzeige, wenn die Reserveleuchte angeht.
Soweit zur 690 Enduro R ABS Baujahr 2014 Euro 3 im Serienzustand
Bleibt die Frage, was hat das mit meinem Anforderungskatalog zu tun? Ich wollte doch eine bequeme Reisemaschine und jetzt habe ich eine unbequeme halb-Geländefeile auf der ich weder bequem Sitzen (Fußrasten, Lenker, Sitzbank) noch stehen(Lenker/Fußrasten) kann. Dazu bekomme ich nur 12 Liter Sprit rein, für Ortsdurchfahrten taugt sie nicht, Windschutz gibt es nicht und Gepäck bekomme ich auch nicht unter und dafür hab ich so viel Geld bezahlt, dafür hätte ich locker 2 XT`s kaufen können, in super Zustand!
Wie aus der 690 ein Reisemotorrad wurde und was ich alles verändert habe. Kommt dann in Teil 2
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Herbert H » So 03 Apr, 2022 12:05

Deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Ist halt etwas spezielles, aber keine Allzweck Enduro.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Herbert H » So 03 Apr, 2022 12:47

Bei mir war das geringe Gewicht ausschlaggebend. BJ 2012 ohne ABS mit leichtem Auspuff und LIPO Batterie . Die hat 147 kg. Aber, wie du schreibst, für 120km/h und im Gelände brauche ich keine 68 PS. Die Service intervalle von 10000km sprechen für die KTM. Bin schon zur Überbrückung 1000km Autobahn gefahren. Bei 180km ist die Tankanzeige an. 1000km durch 200-220km sind fünf Tankstopp. In Wirklichkeit sind es an die zehn. Das nervt, da in Italien auch Mal die Abstände zur nächsten Tankstelle 50km betragen.
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Re: Probefahrt: 2022 KTM 690 Enduro R

Beitragvon Aynchel » So 03 Apr, 2022 13:01

dem Uwe seine 690er war zu klein für den langen Kerl

Bild
https://i.postimg.cc/kMHq66mM/2017-06-10-Uwe-KTM-2.jpg
Aynchel aus Meddersheim


ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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