Spanien Portugal Rundfahrt

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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » So 11 Sep, 2022 07:52

Samstag, 10.9.
Heute kam ich früh los. Naja, früh ist relativ, gegen 10...
Regina empfahl mir, die Serra d'Arga zu befahren. Gemacht, getan, war nicht schwer zu finden, da es ausgeschildert ist.

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Und so schwing ich mich durch diese schöne Gegend, wirklich schnell kann man ja nicht fahren, aber Kurven satt!
Apropos schnell: der Fahrstil der Portugiesen: genau das Gegenteil, sie fahren gemütlich mit 20-30km/h durch die Landschaft. Das ist oft so dermaßen enervierend, dass man sich echt zurückhalten muss. Eine Übung in Geduld. Aber bei jedem Auto! Ich stelle die These auf, dass viele Autos hier noch nie über den dritten Gang hinausgekommen sind.
Also gut, muss man sie halt überholen, sobald es geht...
Auf der Karte sah ich ein Bergmassiv etwa nordöstlich von Montaria. Dort führte eine kleine Straße hoch und viele eingezeichnete Feldwege wieder runter. Probieren wir mal.
Hochgezuckelt, Asphalt wieder mal grauenhaft und oben findet sich eine Hochebene mit Windrädern und Wiesen und Pferden und Schotterwegen...
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Zurück nahm ich den am dicksten eingezeichneten Weg Richtung Norden. Der war dann schon eher sportlich, zumindest teilweise. Dicke Felsbrocken und regelrechte Stufen und so. Leider hab ich an den interessanten Stellen keine Fotos gemacht.
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Irgendwann erreiche ich wieder einen Asphaltweg und höre ein verdächtiges Klappern. Angehalten und genau hingeschaut, hat sich die Werkzeugtasche unter dem Sitz losgerappelt und schliff schon am Reifen. Hab sie rausgefischt und nachgeschaut, Hmm, die kleine Wasserpumpenzange fehlt! Zum Glück lag sie in der Nähe, ich hoffe, ich hab nicht noch mehr verloren, aufgefallen ist mir jedenfalls nichts.
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Über die Schnellstraße fuhr ich dann wieder Richtung Osten, ich wollte ja wieder zum TET zurück. Die Straße über Soajo nach Spanien kenn ich schon, aber es gibt noch eine andere, die auf der Karte sehr vielversprechend aussieht. Diese führt von Vila da Veiga nach Lobios in Spanien und immer schön bergauf.
Wer in der Gegend ist: Fahrt nicht diese Straße!
Was für ein Fehler : der größte Teil geht durch volle Ortschaften, dazu noch die Portugiesen, mit ihrem Zwang, nie schneller als 30 fahren zu dürfen. Und dann ist diese Straße noch brechend voll, weil oben eine Art Flussbad ist. Und, um das Ganze noch zu toppen, standen ganz oben noch zwei Bergtrolle und kassierten Wegegeld für das Durchfahren ab.

Im Spanien traf ich dann wieder auf den TET. Dieser verlor sich irgendwann in einem nicht vorhandenen Weg, ich fuhr den real vorhandenen Weg weiter, und landete regelrecht im Wald.

Soll heissen, der einzige Weg führt steil den Hang hinauf und man landete direkt im Anschluss auf einem Weg, der seit mindestens 10 Jahren nicht mehr benutzt wurde. Die Spuren waren noch grob erkennbar, das Gestrüpp aber so dicht, dass man weder den Boden sehen (wellig, tiefe Schlaglöcher und Steine) oder ans wenden denken konnte. Anhalten wollte ich auch nicht, nicht, dass ich mit den heißen Krümmern was anzünde. Also Augen zu und durch. Irgendwann dann auch wieder zivilisiertere Wege.

Schnell war ich wieder in Portugal, wo der Track besser wurde. Also, spannender. Grobes Gestein, viel Holz und schöne Ausblicke auf die Landschaft.

Irgendwann gegen Abend hab ich den Track notgedrungen verlassen, um einen Campingplatz zu finden. Und nun steht mein Zelt überdacht...

Ab morgen (Montag) soll es übrigens regnen, und zwar so richtig richtig. Und das quasi überall in Portugal und Spanien. Ich weiß noch nicht so recht, wie ich mit der Info umgehen soll, aber heute (Sonntag) fahr ich noch ein Stück TET.


@Tom: das Navisetup hab ich im entsprechenden Thread schonmal vorgestellt, ich schreib da in den nächsten Tagen nochwas dazu.
Gepäck: Mosko Moto Reckless 80. Eigentlich gedacht für moderne Enduros, aber geht auch beim breiten Arsch der BMW noch ganz gut. Vorteil gegenüber "normalen" Taschen (Enduristan, Ortlieb etc.): alles hängt zusammen, nix schlackert rum und verloren hab ich bisher noch nix (im Gegensatz zu vorher). Taugt wohl was...
Zuletzt geändert von Richy am Mi 15 Feb, 2023 20:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » So 11 Sep, 2022 07:52

Hier noch die restlichen Bilder:
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Zuletzt geändert von Richy am Mi 15 Feb, 2023 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Maybach » So 11 Sep, 2022 18:50

Wunderschön, Ritchy!
Mein Neid sei mit Dir!

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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » So 11 Sep, 2022 21:57

Sonntag, 11.9.

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Heute ging es sehr früh los, schon gegen 9 war ich anfahrtbereit. Den heutigen, vermutlich erstmal letzten schönen Tag wollte ich nutzen. Also die 50km zurück zum TET gefahren, kurvige Strecke, keine Sau ausser mir auf der Straße. Perfekt!
Der TET ging dann erstmal sehr entspannt über die Hügel, bis der Weg auf einmal im Gestrüpp verschwand. Ich fahre, ohne exakt zu wissen, in welchem Zustand der weitere Weg sein wird, hinein. Der Weg geht steil bergab, mehr Singletrail als was anderes und zudem noch richtig schlecht. Und er wird noch schlimmer, je tiefer es geht. Irgendwann halte ich an und beschließe, mir den Rest erstmal zu Fuß anzuschauen.
Nach weiteren 100m ist mir klar, ich muss umkehren. Bergauf ist ja meist leichter als bergab, aber erstmal muss ich das Trumm umdrehen. Auf einem steilen Weg. Der schmaler ist als das Motorrad lang. Yau!

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Nach wenden in 35 Zügen (OK, das war gelogen, ich hab das Gepäck runtergemacht, das Motorrad hingelegt und über den rechten Zylinder gedreht, ein Vorteil des Boxers) konnte ich dann wieder mehr oder weniger elegant nach oben hoppeln. In der Nähe fand sich eine leichte Umfahrung, so konnte ich den TET weiter fortsetzen.
Der Track führte auch durch einige der Brandgebiete aus dem Sommer, auch fand ich eine Brücke ohne Straße mitten im nichts.
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Später hatte ich erstmal genug vom Track, er wurde langweilig, es gab weder schöne Aussichten mehr zu bestaunen, noch war er besonders anspruchsvoll.

Aber ein Stück wollte ich noch fahren, im Track gibt es dort eine Markierung: schwierige Flussdurchfahrt. Darin hab ich ja Erfahrung, 2013 in Island haben wir ja fast jede Furt gemeistert!
OK, ich wusste ja um die Trockenheit, aber das war dann doch enttäuschend. Der Fluss war mehr ein Rinnsal, die Durchfahrung entsprechend langweilig. Immerhin hatte es hin und zurück einige interessante Steigungen.

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Furt


Nach dem Einkaufen fand ich einen wirklich schönen Platz nordwestlich von Braganca, Cepo Verde, dort gab es zum Abschluss des Tages noch Wildschwein mit Kastanien, mal eine Abwechslung zu jeden Tag Baguette mit Chorizo und Emmentaler.

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Nun noch einige Bilder in loser Folge:
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Zuletzt geändert von Richy am Di 07 Mär, 2023 19:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » So 11 Sep, 2022 22:00

Und die restlichen Bilder...
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Zuletzt geändert von Richy am Di 07 Mär, 2023 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Uwe Steinbrecher » Mo 12 Sep, 2022 09:51

Richy hat geschrieben:Sonntag, 11.9.
OK, das war gelogen, ich hab das Gepäck runtergemacht, das Motorrad hingelegt und über den rechten Zylinder gedreht, ein Vorteil des Boxers

Es gibt ja auch Motorräder, bei denen ein auf der Stelle Wenden über den Hauptständer Seitenständer auch mit vollem Gepäck leicht von der Hand geht.
Deshalb sehe ich den Vorteil des Boxers, an dieser Stelle, nicht so recht....
:weg:
Zuletzt geändert von Uwe Steinbrecher am Di 13 Sep, 2022 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » Mo 12 Sep, 2022 11:46

Bei losem Untergrund und 20-30 Grad Gefälle? Zeig mal! ;-)
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon heiligekuh79 » Mo 12 Sep, 2022 12:44

vermutlich hast du eher dem sturzbügel gedreht. das geht beim boxer, wie ich vor 30 jahren gelernt habe. :-D
auf dem hauptständer dreht es sich nur, wenn der untergrund eben ist. i h habe an der r45 einen gs hauptständer. der ist breit und hat eine grosse auflagefläche. da dreht sich auf unebenem untergrund gar nichtS. ich hoffe sehr, dass ich nie wieder eine sturzbügelwende machen muss. :ugly:
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon fleisspelz » Mo 12 Sep, 2022 14:29

Wenn das mitgeführte Frühstücksbrett stabil und groß genug ist, geht das über den Hauptständer auch auf losem Untergrund, wie ich neulich mal erproben durfte. :floet:

Danke für den schönen Reisebericht Richy!
..........................
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » Mo 12 Sep, 2022 18:41

Montag, 12.9.
Nachdem ich gestern abend von einem Holländer einen guten Tipp bzgl. eines guten (holländischen) Campingplatzes in der Nähe der Serra de Estrella bekommen habe, beschloß ich, angesichts der Wetteraussichten, dorthin zu fahren, anstatt dem TET weiter zu folgen.
Morgens ging es fix los, Portugal hat aufgrund der Trockenheit ein massives Fliegenproblem und mein Platz ist wohl der Hotspot. Nichtmal frühstücken konnte ich, nur alles gepackt und los. Es ging über viele, viele kurvige Strassen Richtung Südwesten, dem schlechten Wetter entgegen.
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Park mit Trimm-dich-Geräten und Schützenpanzer. Hat was!


So kam es recht fix, dass sich, ausgerecht auf einem Stück Schnellstrasse, die ersten Tropfen ergossen. Angehalten an einer Nothaltebucht und das Regenzeug übergezogen (kläglich langsam). Während ich dort wurstelte, kam einer vom Strassendienst vorbei, er wollte bei meiner vermeintlichen Panne helfen. Ich wiegelte ab und er zog von dannen. Als ich dann völlig verschwitzt wieder losfuhr, hatte der Regen bereits aufgehört und ich war von innen nass.
Später zog ich die Sachen wieder aus, und wieder an, wenn der Regen wieder einsetzte. So ging das Spiel ein paar Mal, bis ich die Lust verlor, die Regenhose an- und dafür die Jacke wegließ. Das hat das Wetter hinreichend verwirrt, dass es bis zum Ziel nicht mehr regnete.
Irgendwo schaute ich mir noch ein uraltes Steinzeithaus an, aber wirklich spannend war es nicht...
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Steinzeithaus

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Voller Inschriften und Jahreszahlen, die älteste, die ich entziffern konnte, war von 1688


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Als ich in der Nähe vom Campingplatz war, sah das Wetter garnicht so schlimm aus, also suchte ich Portugals höchsten Berg und wollte dahin fahren. Ca. 50km, das ist spielend zu schaffen.
15 Minuten später kurvte ich einen 1300er hoch aber kurz vor dem Gipfel wurde der Wind so heftig, dass ich umdrehte. Das war mir dann doch zu viel. Zum Vorstellen: ich schoss dort oben ein Foto, ich habe es kaum geschafft, das Motorrad aufrecht zu halten, während ich draufsaß.
Ausserdem sah ich die Wolken nun besser. Nene, ab zum Platz. Dort suchte ich mir ein windgeschütztes Eck und stellte das Zelt auf. Gerade rechtzeitig, bevor der nun stärker gewordene Regen endgültig loslegte.
Abends gönne ich mir im angeschlossenen Restaurant noch was leckeres, bei dem Wetter kam mir das gerade Recht. 2 Gänge, lecker wars!
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Trauben am Campingplatz

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Keine Angst, das war nur die Vorspeise...
Dateianhänge
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Windbild
Zuletzt geändert von Richy am Do 25 Mai, 2023 19:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Myke » Mo 12 Sep, 2022 20:56

dem satelliten nach dürften die störungsreste am donnerstag auf den velebit treffen. ich übe schon mal das, mit dem regenquandl. :-D
let there be rock !
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » Di 13 Sep, 2022 20:35

Dienstag 13.9.

In einem Wort : Nass!

Etwas länger: ich wollt unbedingt auf Portugals höchsten Berg in den Serra de Estralla.
In der Nacht hat es ein wenig geregnet und viel gewittert, ich dachte mir, das wird es dann wohl gewesen sein. Falsch gedacht.
Obwohl es morgens noch recht gut aussah. Gerade als ich los bin, kam aus den Bergen eine große Regenwolke, dahinter schönes Wetter.
Ich bin also in die Berge. Bis 1300m noch alles gut, dann erreichte ich eine Hochebene. Dort sah ich schon etwas Regen, ausserdem wurde es frisch. Also das Regenzeug an, wird sicher kein Fehler sein. Als ich mein zweites Bein in die Hose würgte, sah ich nach hinten, und von dort kam eine regelrechte Wand auf mich zu! Also fix und weiter. Höher und höher, regnete es mehr und mehr. Irgendwann setzt ab und zu der rechte Zylinder aus, mit laut klackerndem Geräusch. Das hatte ich die letzten zwei Kaltstarts schon, zu dem Zeitpunkt konnte ich mir keinen Reim drauf machen, aber es war nur ganz kurz und danach ging es wieder. So auch jetzt, mit ein wenig mehr Gas war der Motor wieder völlig normal.
Zwischendurch traf ich ein französisches Pärchen auf dem Motorrad, die im Regen noch Fotos machten und dann umkehrten.
Ich dagegen, weiter hoch, rein in die Wolke. Der Regen lässt etwas nach, dafür 5 Grad und quasi null Sicht. Und Wind. Viel Wind.
Nach endloser Zeit, Regenzeug und Handschuhe bereits durchgeweicht, kam ich oben an auf 1950m. Das Handy ist komplett nass, aber für ein Selfie hats noch gereicht...
Langsam geht es auf der anderen Seite vom Gebirge wieder runter, das Wetter bessert sich. Jetzt kanns nurnoch besser werden. Wieder falsch gedacht.

Ich fahr also weiter, später wieder in ein kleines Gebirge. Während eines Fotostopps überholt mich ein Auto, ich hab mich erst geärgert, aber die folgende halbe Stunde war das mein Anker im Gewässer. Anders kann man es nicht sagen, denn was dann als Regen kam, hab ich noch nicht erlebt. Von Minute zu Minute wurde es stärker, ich dachte jedesmal, nun muss es doch gut sein, aber nein, immer wieder hat der Regen noch eine Schippe draufgelegt. Und immer nur die zwei Rückleuchten vor mir.
Und immer wieder die Aussetzer.
Ich war bereits komplett durchweicht, in der linken Armbeuge ein See, ein Wasserfall vor dem Visier (und einer dahinter, denn es war nicht dicht), die Klöten wassergekühlt. Das einzige, was wirklich trocken war, waren meine Füße. Und mein unterer Rücken, wenn schon nicht trocken, wenigstens warm, dank Neopren-Nierengurt. Ich glaub, das hat mich ziemlich gerettet...
Nach dieser Aktion war es dann auf einmal schlagartig trocken. Zack, vorbei mit Regen.
Ich hab am Strassenrand das Ventilspiel am rechten Zylinder etwas größer eingestellt (soll man eigentlich bei kalten Motor machen, beide lagen warm bei 0,1 bzw. 0,2. Ich habe dann einfach nach Gefühl etwas vergrößert, schaumermal, ob es was bringt. Hier am Platz kann ich es nicht einstellen, die werden sicher meckern wegen dem Öl...
Eingekauft, Campingplatz gefunden, etwas südlich von Portalegre und gut ist für heute.
Nasser kanns eigentlich nicht mehr werden, aber der Wetterbericht für morgen sagt was anderes.

Achso, die Paraleverlager von der Hinterradschwinge sind wieder mal kaputt, kosten ja fast nix. Beim letzten Mal vor drei Jahren haben die 235€ gekostet.
Der Airman-Kompressor und mein Werkzeug sind auch nass, und der Ladeadapter fürs Handy hat die Nacht schon nicht überlebt, obwohl abgedeckt. Hab aber noch einen zweiten, den bau ich aber erst nach dem Regen ein.
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Gipfelbild
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Martin M » Mi 14 Sep, 2022 06:38

Danke für den lebendigen Reisebericht! Und ich wünsche eine gute Weiterfahrt.

Viele Grüße
Martin
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon tomcat » Mi 14 Sep, 2022 07:01

A wülde G'schicht! Super!
Freu mich auf die Fortsetzung :grin:
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Re: Spanien Portugal Rundfahrt

Beitragvon Richy » Mi 14 Sep, 2022 23:06

Mittwoch, 14.9.

Puh, seltsamer Tag, bei dem ich dreimal den Kontinent wechselte.

Aber, fangen wir von vorne an.
Auf dem wunderschönen Campingplatz 'Camping Puro Alentejo' verbrachte ich eine ruhige und trockene Nacht. Als ich morgens aufstand , war das Zelt furztrocken, prima. Ich packte schnell zusammen, aber gerade, als das Zelt leer war, fing es an, zu regnen. Mist!
Das nasse Zelt also eingepackt und im Frühstücksraum gegessen, einen Kaffee getrunken und ein zweistündiges Gespräch mit den Betreibern über Gott und die Welt gehabt, ich hatte es ja nicht eilig.

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Stierkampf ist auch in Portugal beliebt:
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Gleich in Regenzeug ging es Richtung Süden, durch die afrikanische Savanne. Aus dem Augenwinkel hab ich, glaube ich, sogar eine Giraffe gesehen. Bin mir da aber nicht mehr ganz sicher.
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Der Regen, mal da, mal weg, hat mich heute garnicht gestört, die Klamotten sind trocken und es ist nicht zu warm.
Weil ich ohnehin Richtung Südwesten Richtung TET fahren möchte, beschließe ich, den Süden wegzulassen und doch noch den westlichsten Punkt vom europäischen Festland anzufahren. Der liegt nördlich von Lissabon, Luftlinie nur 130km entfernt. Na, das sollte doch zu schaffen sein!
Ich umrunde Lissabon großräumig und lande dann doch mitten in einer Stadt. Schnell raus und ins Bergland, von hier aus sollte es doch nicht mehr weit sein. Ins Navi geguckt: Mist, das ist ewig weit und quasi alles Stadt. Das Navi gefragt und es sagt : Fahr doch durch Lissabon, dann bist du in nur einer Stunde da. Es war 16 Uhr.
Also, dann schön im Berufsverkehr durch die zuvor mühsam umrundete Stadt. Zum Glück gibt es Stadtautobahnen, sogar mir nur wenig Stau.
Als ich von der Autobahn runter bin, kann ich einen Blick auf den Atlantik erhaschen, meine Laune hebt sich.

Der erste Blick aufs Meer:
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Nun geht es noch durch einen wunderbaren Gruselwald auf einer kurvigen Straße und schon bin ich angekommen.

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Zusammen mit hunderten anderen Touris. Mist! Aber was hab ich erwartet?
Aber schön ist es hier.
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Blick nach Westen. Man mag sich mal in die Lage der Portugiesen versetzen, weit vor der Entdeckung Amerikas. Eine schier endlose Fläche, was mag da wohl dahinter sein? Das Meer zu bereisen war nur mit einem sehr großen Aufwand möglich, und der Atlantik gnadenlos. Ich finde es immernoch beeindruckend, dass damals Leute tatsächlich in diese völlige Ungewissheit losgesegelt sind, wohl wissend um die Stürme und den möglichen Tod.
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Weiter nach Westen komme ich auf dem europäischen Festland nicht mehr, ich setze mich auf die Mauer und lasse die Füße und die Seele baumeln:
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Nach den obligatorischen Fotos suchte ich einen Campingplatz. Ich wollte Lissabon gleich hinter mir lassen, also suchte ich im Süden. Da solls einen geben. Also los.
Während ich über die Golden Gate Brücke fahre wie schon 2015 (nur die Autos sehen seltsamerweise ein klein wenig weniger amerikanisch aus) kann ich die Bucht bestaunen, und gleich darauf fällt mein Blick auf die Jesusstatue von Rio de Janero. OK, der Hügel ist einem Sockel gewichen, aber Details, Details!
Aber auch sonst wirkt die Gegend recht brasilianisch, der Eindruck verstärkt sich noch, als ich von der Autobahn runter und wieder in einer riesigen Stadt gelandet bin. Alles wirkt heruntergekommener, die Leute dunkelhäutiger, die Mädels haben alle einen fetten Hintern (Ups, sorry, aber...), selbst der Baustil wirkt wie auf Bildern aus Brasilien.
Leider ist der Zeltplatz mitten im Ghetto, mit Blechwänden 3m hoch eingezäunt. Nein, danke, ich fahr weiter.
Das Navi schlägt einen Platz nochmal 50km weiter vor, also schnell, bevor es dunkel ist.
Wieder gehts durch die Stadt, aber irgendwann ist die plötzlich zuende und weicht einem Wald. Nach einer weiteren Weile erreiche ich dann einen etwas besser aussehenden Platz. Naja geht so, was bleibt mir anderes übrig.
Ich liege im Zelt, höre das Meer rauschen, irgendwo bellt ein Hund (erst einer, dann mehrere) und im Baum nebenan liefern sich zwei Uhus ein verbales Duell.
Zuletzt geändert von Richy am Mi 15 Mär, 2023 21:03, insgesamt 1-mal geändert.
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